Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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Das 16. Fernsehsymposium Montreux 17. bis 22. Juni 1989
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Symposium Montreux 1989 - Teil 1
Wie alle zwei Jahre trafen sich im Juni 1989 wieder Fachleute aus aller Welt in Montreux am Genfer See, um am 16. Internationalen Fernsehsymposium teilzunehmen und um die Technische Ausstellung zu besuchen.
Während die Berichterstattung über die Ausstellung bereits im Heft 7 dieser Zeitschrift begann, soll nachfolgend auf das Symposium näher eingegangen werden. Die einzelnen Abschnitte dieses Berichtes wurden von Mitarbeitern des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) und der Zeitschrift Fernseh- und Kino-Technik (FKT) verfaßt. Sie sind jeweils am Ende der entsprechenden Abschnitte genannt. Die Koordination lag in den Händen von Rolf Hengstler, IRT.
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1. Eröffnung
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Zur Eröffnung sprachen der Vorsitzende des Symposium-Komitees (E. Schwarz), der Bürgermeister von Montreux (F. Alt) und der Schirmherr des Symposiums (R. Trachsel, Generaldirektor der Schweizer Postverwaltung).
E. Schwarz erläuterte in seiner Rede das diesjährige Symposiums-Programm, dessen Umfang eine Abwicklung in fast durchweg drei Parallelsitzungen erforderlich machte. (Dies erschwert natürlich eine "flächendeckende" Berichterstattung. Wir haben daher in diesem Jahr unseren Bericht auf die Broadcast Sessions und die CATV Sessions beschränkt.)
F. Alt wies in seiner Begrüßungsansprache vor allem auf die verbesserten Bedingungen für die Aussteller und das berühmte "Ambiente" der Stadt Montreux hin. Das war aber sehr weit hergeholt. Für die Besucher stellte sich jedoch in den darauffolgenden Tagen heraus, daß dieses Ambiente viel ausgleichen mußte, was die Bedingungen der Ausstellung betrifft.
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In 1989 für die Aussteller und Besucher eine Zumutung
Während das Symposiums-Programm durchaus in angemessenem Rahmen (Montreux Palace und Hyatt) präsentiert wurde, ist das, das man den Ausstellern in Montreux (und damit auch den Besuchern) anbietet, teilweise eine Zumutung: eine provisorische zusätzliche Holzhalle, die kaum feuerpolizeilichen oder sicherheitstechnischen Prüfungen standhalten würde; verschlossene Notausgänge und unbegehbare Fluchtwege; völlig unzureichende Klimatisierung.
In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, daß die Betreuung der Journalisten zu wünschen übrig ließ. Der deutliche Rückgang der Zahl der akkreditierten Berichterstatter sollte zu denken geben !
Überreichung der Medaillen
Die Überreichung der "Montreux Achievement Gold Medal 1989" erfolgte durch P. Hansen, den stellvertretenden Vorsitzenden des Preiskomitees. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Dr. M. D Windram von der britischen IBA. Er erhielt die Medaille für seine Verdienste bei der Entwicklung der MAC-Verfahren.
Weitere Ehrungen wurden von E. Schwarz vorgenommen: Zur Feier des 60. Geburtstages des CCIR wurde R. Kirby, der Direktor des CCIR, mit einer Medaille geehrt, die stellvertretend von Dr. C Terzani entgegengenommen wurde. Anläßlich des 40jährigen Bestehens der CCIR-Studienkommission 11 (Fernsehrundfunk) wurde M. Krivosheev, dem langjährigen Vorsitzenden dieser Kommission, eine Medaille überreicht. Die Wiedergabe einer in HDTV aufgenommenen Grußadresse von E. Fritts, dem Präsidenten der amerikanischen National Association of Broadcasters (NAB) beendete diesen Teil der Eröffnungszeremonie.
Der Festvortrag
Den anschließenden Festvortrag mit dem Titel "Die Bedürfnisse des Verbrauchers im Gegensatz zum Technologiefortschritt" hielt M. Gelijns von Philips International RV. Er führte aus, daß es an der Zeit sei, in die Diskussion zum Thema HDTV die Perspektive des Verbrauchers mit einzubeziehen. Es könnte sonst passieren, daß HDTV vom Zuschauer gar nicht akzeptiert wird.
Dazu könnten folgende Punkte beitragen;
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- 1. Untersuchungen haben ergeben, daß der ideale HDTV-Heimempfänger eine Bildschirm diagonale von 1,0 bis 1,1m haben sollte. Eine solche Bildschirmgröße erfordert eine Auflösung von rund 800.000 Bildpunkten. Ausgehend von der Hypothese, daß das Produkt aus Leuchtdichte und Auflösung konstant ist, kam der Autor zu dem Schluß, daß man bei der Verwendung von Schattenmaskenröhren und TV-Projektoren den erforderlichen Kontrastumfang nur in schwach beleuchteten Räumen erreicht. Nur der TV-Rückprojektor bietet zur Zeit eine für Tageslichtbetrachtung ausreichende Leuchtdichte. Ein solches Gerät hat aber eine Gehäusetiefe von mindestens 85cm und ein Gewicht von über 100 kg.
- 2. Für eine große Nachfrage nach HDTV-Empfängern muß der Kaufpreis unter 3.000,- DM liegen. Dies kann auch in einigen Jahren noch nicht realisiert werden.
- 3. Obwohl der hochauflösende Bildschirm auch über den PC Einzug in unser Heim halten wird, sieht M. Gelijns keine Verquickung von HDTV-Heimempfänger und HD-PC-Monitor in der Zukunft. Für ihn sind dies zwei verschiedene Welten, die der Verbraucher nicht miteinander vereinen wird.
- 4. Eines der unerledigten Probleme in der HDTV-Welt ist die Bildfrequenz. Hollywood, der Hauptlieferant für Unterhaltungsprogramme, wird noch lange mit 24 Bildern/Sekunde auf 35mm-Film produzieren und vermarkten. Live-Sendungen und Videoproduktionen erfordern einen Produktions-Standard, der in Einklang steht mit dem Ausstrahlungs-Standard oder jedenfalls die Konversion in verschiedene Ausstrahlungs-Standards mit minimaler Qualitätsverschlechterung erlaubt. Erst dann wird der Verbraucher in den Genuß der Qualitätsverbesserungen von HDTV kommen.
- 5. Ein neues HDTV-System wird nur Erfolg haben, wenn entsprechende Programme verfügbar sind. Im Interesse des Verbrauchers sollten sich also frühzeitig die Gerätehersteller mit den Programm Produzenten an einen Tisch setzen. Nach Meinung des Referenten ist dies bislang nicht geschehen.
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Rolf Hengstler Institut für Rundfunktechnik, München
2. Broadcast Sessions
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2.1. HDTV-Produktion in Italien : heute und morgen
Die erste Vortragsveranstaltung des Fernsehsymposiums Montreux 1989 war weniger der reinen Technik als vielmehr deren praktischer Anwendung im Umfeld eines hochauflösenden Fernsehens gewidmet. Drei Vorträge sollten zunächst aus verschiedener Perspektive das Leitthema beleuchten:
Die italienische Rundfunkorganisation RAI hat in Europa bisher die meisten Erfahrungen im Umgang mit dem neuen Medium HDTV gesammelt. "Oniricon", "Julia und Julia" und "Un Bel Di Vedremo" sind bemerkenswerte Beispiele nicht nur für das Produktionsmittel HDTV im allgemeinen, sondern auch im besonderen für dessen Einsatz zur elektronischen Produktion von (Kino-)Filmen.
E. Lionetti (Italien), von den ersten Anfängen mit diesen Aktivitäten der RAI befaßt, erläuterte in seinem Vortrag "Produetion experience with 1250/50 and 1125/60 HDTV-Systems" die Gründe, die ein Rundfunkunternehmen wie die RAI dazu bringen, der Produktionstechnik in HDTV einen so großen Vorrang zu geben.
Es ist vor allem der in Italien besonders drückende Wettbewerb mit der privaten Konkurrenz, der die Ausschau nach neuen Märkten, nach attraktiverem Programmangebot, nach schnelleren Produktionsmethoden nahelegt.
HDTV wird als die Chance gesehen, diesem Vorhaben zu entsprechen. Es erlaubt außerdem, die Kosten zu reduzieren und neue Effekte zu generieren.
HDTV sollte deshalb für eine globale Verwertung konzipiert werden: Anwendungen zeichnen sich, außer im Rundfunkbereich und neben der Filmproduktion für das Filmtheater, zum Beispiel in der Werbung, im Unterricht, in der Medizin und in der Industrie ab.
Die erzielbare Bildqualität wird für diese Anwendungsbereiche als voll ausreichend gesehen. Vor allem der Transfer vom Signal in das Filmbild - eine temporale Abwärtskonvertierung von 50/60 auf 24 Bildern/s - ist, wie bereits bewiesen, mit sehr gutem Ergebnis möglich.
Der Autor faßte seine Bewertung in der Bemerkung zusammen, daß die Filmproduktion mittels HDTV heute bereits möglich, morgen vorteilhaft, übermorgen unumgänglich ist. Die RAI wird ihrer protagonistischen Rolle weiterhin treu bleiben und u.a. die Fußballweltmeisterschaft 1990 auch in HDTV abdecken.
Die Kernfrage : und welches HDTV wird es werden ?
Der provokativ aus der Zuhörerschaft gestellten Diskussionsfrage, welchem der im Vortragstitel genannten Standards man bei der RAI den Vorzug gebe, begegnete der Autor mit der sibyllinischen Antwort: "Wir sind nach allen Seiten offen! Ist dies genügend politisch ausgedrückt?"
Der zweite Vortrag aus USA
Genau diese Frage nach dem "optimalen" HDTV-Produktionsstandard beschäftigte auch die Autorin des zweiten Vortrags, F. Field (USA), die ihm das Thema "HDTV - the television tool of tomorrow - will Hollywood embrace or resist it?" gegeben hatte.
Sie kann die Geplänkel um Zahlen, derzeit eine internationale Lieblingsbeschäftigung, nicht verstehen. 1125/60 ist Realität und wird verwendet. Für die Anwender, hier die Produzenten Hollywoods, ist der Ännäherungsprozeß an eine neue Technik bereits genügend schwierig; er sollte nicht durch aus kommerziellem Interesse vom Zaun gebrochene Streitigkeiten noch weiter erschwert werden, ganz abgesehen davon, daß eigentlich die Erfahrung jedem Produzenten oder im Rundfunk Tätigen lehrt, daß eine Vielzahl von Standards im Produktionsbereich nur Nachteile bringt.
Die Autorin hatte mit HDTV im Rahmen der Produktion "The Littlest Victims" erste große erfolgreiche Erfahrungen gemacht, führte aber auch aus, daß die Begeisterung erst ihre Anlaufzeit brauchte und daß sie keineswegs, nach Abschluß der Produktion, von allen geteilt wird oder von Außenstehenden vorurteilslos übernommen wird.
Verantwortliche in Hollywood stehen dem Medium HDTV abwartend gegenüber: "verfrüht", "mühsamer als Filmproduktion", "mehr für Nachbearbeitung und Verteilung" sind als Beurteilung zu hören.
Hollywood springt nicht auf jeden vorbeifahrenden Zug. Es will bedächtig überzeugt werden; ein "Klima für einen Wechsel" muß geschaffen werden. Es ist unklug, zu behaupten, HDTV würde den Film ersetzen, was nur Ablehnung provoziert.
Weit besser ist es, HDTV als ein neues Produktionsmittel darzustellen, das neue Wege erlaubt, dem künstlerischen Empfinden Ausdruck zu geben. Dazu kommt der Zeitgewinn; schon jetzt machen die stark verkürzten Nachbearbeitungszeiten den Einsatz elektronischer Verfahren notwendig.
Das Resultat, heute ein 525zeiliges (NTSC) Produkt, ist für eine Verwendung außerhalb der USA kaum zu rechtfertigen. Hier könnte das hochzeilige Fernsehen eine Änderung bewirken. Erschwert wird die Akzeptanz auch durch den gegenwärtigen Engpaß im Geräteangebot, der eine überzeugende Darstellung der ursprünglichen Qualität einer Produktion unmöglich macht: Es mangelt vor allem an elektronischen Projektionseinrichtungen in ausreichend großen Vorführräumen.
Was heute als Demonstrationsmaterial verfügbar ist, zumeist konvertierte Versionen im konventionellen Fernsehstandard, wirke eher abschreckend.
Der dritte Vortrag
Der dritte Vortrag wurde von H. Yushkiavitshus (UdSSR) gehalten; sein Thema lautete: "Aspects and introduction strategies of high definition electronic production in the USSR".
Er ging kurz auf den seitens der UdSSR angeregten HDTV-Vergleichstest ein, dem aber bisher nur Geräte aus dem 1125/60-Angebot unterzogen werden konnten. Der zweite Teil und damit der eigentliche Vergleich stehen noch aus.
Die UdSSR will aus diesem Test ihre Entscheidung ableiten; insofern beruhen offensichtlich Aussagen, daß die UdSSR sich am Eureka 95-Projekt beteiligen würde und die bei seinem jüngst stattgefundenen Besuch von Parteisekretär Gorbatschov gemacht worden sein sollen, auf Mißverständnissen.
Man sieht in HDTV eine Möglichkeit, die nationale Kommunikation im weiträumigen Rußland zu verbessern. Besonderes Gewicht wird dabei auf Glasfaser Verbindungen gelegt. In die internationale Diskussion hat die UdSSR einen eigenen Standardvorschlag eingebracht, der eine Zeilenzahl von 1375 verwendet.
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Der Vorsitzende Professor Dr. Hausdörfer auch dabei
An der darauffolgenden "Panel discussion" nahmen außer den Vortragenden, dem Vorsitzenden M. Hausdörfer (Bundesrepublik Deutschland), dem Moderator C. W. Dennay (Großbritannien) noch sechs weitere Vertreter des Produktionsbereiches aus fünf Ländern teil.
In persönlichen Statements beleuchteten sie ihre Ansicht und Einschätzung der HDTV-Produktion oder berichteten von eigenen Aktivitäten in dieser Hinsicht, wobei allerdings nichts Grundsätzliches neu ausgesagt wurde. Unter Teilnahme des Auditoriums wurde hauptsächlich die Frage nach den Kosten einer Einführung von HDTV laut, die allerdings sehr von Vorbedingungen, lokalen Voraussetzungen und Absichten abhängig sind.
Fast unumgänglich war die Frage nach dem produktionsbezogenen Unterschied zwischen 50 Hz und 60 Hz Bildwechselfrequenz. Ein solcher Unterschied wurde verneint, soweit bereits praktische HDTV-Erfahrungen vorlagen, die sich allerdings auf den Standardvorschlag 1125/60 beschränkten und aus denen man extrapolierte.
Das Problem liegt aller Wahrscheinlichkeit nicht in produktionstechnischen Unterschieden; seine negativen Auswirkungen würden sich einzig durch die Koexistenz mehrerer zueinander inkompatibler Standards ergeben.
Werner Habermann - Institut für Rundfunktechnik, München
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2.2. Verbesserte Fernsehsysteme - Ausstrahlung
Bedingt durch den Zeitbedarf der Hardware-Entwicklung, die bisherige Unfähigkeit, einen weltweiten Produktionsstandard zu finden und die Einsicht, daß beträchtliche Investitionskosten anfallen werden, scheint das hochauflösende Fernsehen immer mehr zum Thema einer ferneren Zukunft zu werden, während allenthalben der Gedanke Platz greift, zuerst die im konventionellen Fernsehen und in der konventionellen Fernsehversorgung vermuteten Reserven zu aktivieren, sei es, den bestehenden Systemen selbst einen Qualitätszuwachs zu vermitteln, sei es, sie als Träger für Signale höherer Auflösung zu nutzen.
Inwieweit dabei der Gedanke einer wirklichen HDTV-Versorgung auf der Strecke bleibt und nur marginale Ergebnisse produziert werden, bleibe dahingestellt.
Die Vorträge dazu :
Die Vortrags Veranstaltung war diesem Erscheinungsbild gewidmet. Sie stand unter dem Vorsitz von J. Sabatier (Frankreich); M. Krivosheev (UdSSR, Vorsitzender der Studiengruppe 11 des CCIR) wirkte als Moderator. Drei Vortragende waren gebeten worden, die Entwicklung verbesserter Fernsehübertragungs- Systeme in den Regionen Europa, USA und Japan zu beleuchten.
HD-MAC als Erweiterung der MAC-Familie
In Europa laufen die Anstrengungen in Richtung eines qualitativ verbesserten Fernsehens bislang weniger unter den Akronymen PAL und SECAM; hier soll HD-MAC als Erweiterung der MAC-Familie eine HDTV-Übertragung bewerkstelligen. R. Storey (Großbritannien) gab in seinem Vortrag "Motion compensation and DATV in European HD-MAC deve-lopments" einen guten Überblick über das technische Konzept der Übertragungsform HD-MAC, wie sie im Rahmen der Eureka-95-Bestrebungen z.Z. entwickelt wird.
Ziel ist eine mit dem Standard-MAC-Signal kompatible Übertragung eines 1250/50-HDTV-Signals, womit eine Bandbreitenreduktion um den Faktor 4:1 zwangsläufig verbunden ist. "Bandbreite" ist hier spektral dreidimensional zu verstehen: Horizontale und vertikale Auflösung sind mit der Bewegung im Bild verkoppelt.
Bei vorgegebener "Bandbreite" lassen sich stationäre oder langsam bewegte Objekte mit höherer Auflösung übertragen, während mit wachsender Bewegungsgeschwindigkeit die Detailwiedergabe eingeschränkt werden muß. Der an sich kontinuierliche Prozeß kann nur in Stufen nachvollzogen werden.
Drei Geschwindigkeitsbereiche bei HD-MAC
HD-MAC unterscheidet drei Geschwindigkeitsbereiche - stationär oder langsam, mittel und schnell -, dem drei unterschiedliche Verarbeitungsprozesse entsprechen. Der mittlere Bereich - er ist besonders kritisch bezüglich der subjektiven Störwirkung bei unzweckmäßiger Filterung - berücksichtigt zudem Größe und Richtung der Bewegung (Vektoren) und läßt bewegungskompensiert auch bewegte Objekte mit voller Auflösung übertragen.
Informationen über die Geschwindigkeitsvektoren werden senderseitig gewonnen und dem Empfänger für die Rekonstruktion durch "Digitally Assisted TV (DATV)" digital mitgeteilt.
Die Komplexität des Empfängers wird dadurch wesentlich verringert; er wird außerdem unabhängig von der Art der Bestimmung der Vektoren, die dem Fortschritt der Technik entsprechend angepaßt werden kann.
Das jetzt verwendete "Block Matching" - eigentlich nur Signalunterschiede in aufeinanderfolgenden Bildern erfassend - ist nicht optimal. Besseren Erfolg verspricht die Methode der Phasenkorrelation, eine spektrale Bestimmung der Vektoren.
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Ein "zu gutes" Bild mit neuen CCD Kameras
Mit dieser Art der Bandbreitenreduktion hofft man auskommen zu können, solange das Eingangsbild eine Art "natürliche" Unschärfe zeigt, wie dies, vor allem bei Bewegung, heute verwendete Kameraröhren aufweisen. Mit "optischen Verschlüssen (Shutter)" arbeitende CCD-Kameras könnten allerdings ein für HD-MAC "zu gutes" Bild liefern.
Die Situation in den USA
Ganz anders als in Europa stellt sich die Situation in den USA dar, wie G. L. Depriest (USA) in seinem Vortrag "Terrestrial TV: a US reality" erkennen ließ.
Der Satellit ist als Vermittler eines neuen Fernseherlebnisses in den Hintergrund getreten, und man hat sich der - im Gegensatz zu Europa - noch keineswegs erschlossenen oder gar ausgebeuteten Ressourcen terrestrischer Übertragungskanäle erinnert.
Man versuche eine Annäherung an neue Dienste in zwei Schritten: Ausschöpfen der Reserven des heutigen VHF- oder UHF-Kanals, dann im zweiten Schritt Übertragung von zusätzlicher bildverbessernder Information in einem in genügender Anzahl verfügbaren zweiten Kanal, das Ganze in mit NTSC kompatibler Form. Es wurden eigene Testinstitute eingerichtet, die die für dieses Procedere vorgeschlagenen Verfahren prüfen und eine Entscheidung vorbereiten sollen.
Ein solcher Dienst, der weniger den Anspruch einer "echten" HDTV-Versorgung erhebt, könnte Anfang der 1990er Jahre Realität werden.
"Echtes" HDTV ist auf die lange Bank geschoben; es sollte erst dann Berücksichtigung finden, wenn ein breitbandiges digitales Übertragungsverfahren zur Verfügung steht. Es wird angenommen, daß diese Strategie der nationalen Produktivität, den wirtschaftlichen Interessen der einheimischen Industrie und den Erwartungen des Publikums besser dient als der direkte Sprung ins "kalte Wasser HDTV".
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Selbst in Japan - Befürworter der kleinen Schritte
Selbst in Japan, dem Mutterland des hochauflösenden Fernsehens, scheinen kleine Schritte Befürworter zu finden. Der Vortrag von H. Tanimura: "An enhanced cruality television System: EDTV (CLEAR-VISION)" beschrieb ein von der japanischen Broadcasting Technology Association (BTA) seit 1986 entwickeltes, NTSC-kompatibles Übertragungsverfahren mit erhöhter Bildqualität.
Seine wesentlichen Merkmale sind:
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- - Signale, die von progressiv abgetasteten 525zeiligen oder von 1125/60-HDTV-Bildquellen geliefert werden.
- - Bei der Codierung wird das Prinzip der konstanten Luminanz angenähert verwirklicht.
- - Eine adaptive Anhebung hochfrequenter Helligkeitsanteile wirkt dem in hellen Betrachtungsräumen entstehenden Detailverlust in dunklen Bildpartien entgegen.
- - Eine Kompensation von Reflexionen (Geisterbilder) vermindert die Wirkung einer im terrestrischen Fernsehen häufigen Störquelle. Ein sen-derseitig generiertes (VITS) dient als Bezug für die empfängerseitige Kompensationsschaltung.
- - Der verbesserte Empfänger enthält eine spatial/temporale Kammfilterung für die Trennung von Farbe und Helligkeit.
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Immer noch NTSC kompatibel
Das System hat unverändert ein 4:3-Seitenverhältnis, eine dem NTSC-Standard gleiche spektrale Verteilung und Bandbreite des Videosignals sowie eine Standardaufbereitung und Modulation des Tonsignals.
Tests haben den Qualitätszuwachs bewiesen; die verbesserte Signalaufbereitung kann problemlos eingeführt werden. Verbesserte Empfänger sind bereits erhältlich.
7 Teilnehmer bei der Round-table-discussion
Zur Round-table-discussion hatte man weitere sieben Teilnehmer gebeten, die in ihren Statements aus ihrer persönlichen oder nationalen Sicht Stellung nahmen.
In Großbritannien wird ab Anfang 1990 ein permanenter D-MAC-Dienst in Breitbild auf fünf Kanälen über DBS angeboten werden. Ein Engpaß besteht bei Empfangsgeräten; Programmaterial werden zunächst hauptsächlich Filme sein.
Australien sieht keinen Zwang, das bestehende System zu verbessern; durch den an sich späten Beginn des Fernsehens in diesem Land ist der Gerätepark relativ jungen Datums und die Bildqualität hoch.
Über Satelliten, die aber im Normalfall nicht direkt empfangen werden, wird B-MAC gesendet. In der Diskussion um den HDTV-Produktionsstandard unterstützt Australien eine weltweit einheitliche Lösung, gibt aber auch im Sinne einer globalen Übereinkunft dem "Common Image Format" volle Unterstützung.
Japan wird für die HDTV-Übertragung weiterhin am MUSE-System
festhalten. Für die Bundesrepublik steht eine relativ breitbandige digitale HDTV-Übertragung etwa im 20GHz-Band auf der Wunschliste. Verbesserungen des konventionellen PAL-Systems sind in der Entwicklung.
Bliebe noch die Feststellung, daß man sich um die Qualitätserhöhung des "ganz normalen" Fernsehtons im internationalen Bereich unverhältnismäßig wenig sorgt.
Werner Habennann Institut für Rundfunktechnik, München
2.3. Neuere Entwicklungen im Bereich der Elektronischen Berichterstattung
Kanada als das zweitgrößte Land der Erde mit einer Ost-West-Ausdehnung von über 5.000 km, mit zwei Landessprachen und einer Erstreckung über sechs Zeitzonen, hat für die Nachrichtenübermittlung schon stets eine besondere Herausforderung dargestellt.
Wie Telecom Canada, ein Zusammenschluß zahlreicher jeweils für eine Region zuständiger Telefongeseilschaften, dieser Herausforderung gerade für die Wünsche der Rundfunkgesellschaften in bezug auf verbesserte Übertragungsmöglichkeiten für die "Elektronische Berichterstattung" gerecht zu werden hofft, versuchte M. S. Corlett (Kanada) im ersten Vortrag dieser "Session" darzulegen.
1. Vortrag von M. S. Corlett (Kanada)
So hatte Telecom Canada schon 1980 beschlossen, den bestehenden Kupferkabel- und Richtfunkverbindungen bis 1992 ein auf Glasfaserstrecken basierendes Breitbandnetz mit einer im Endausbau vorgesehenen Gesamtlänge von 7.000 km zur Seite zu stellen, von denen heute (1989) bereits etwa 5.000 km einsatzbereit sind.
Mit Kostenvorteilen, Qualitätsverbesserungen und Erleichterungen in der Handhabung soll gerade den Fernsehgesellschaften der Übergang von den bestehenden Analogstrecken auf dieses neue Digitalnetz schmackhaft gemacht werden: So läßt sich das Netz vom Benutzer selbst nach den jeweils vorliegenden Übertragungsnotwendigkeiten konfigurieren, an zahlreichen Stellen innerhalb des Netzes werden geeignete Einspeisepunkte vorgesehen, und bei Ausfall von Teilstrecken stehen entsprechende Ersatzwege über die bestehenden Netze zur Verfügung.
Auch ist bereits an eine Umrüstung dieser gegenwärtig noch mit 565 Mbit/s betriebenen Glasfaserstrecken auf 1,2 oder gar 2,4 Gbit/s gedacht, um dieses Breitbandnetz auch für künftige HDTV-Übertragungen einsatzfähig zu machen.
Als wesentlicher Problempunkt besteht auch hier die Standardisierungsfrage. Obwohl Kanada mit großem Engagement in zahlreichen internationalen Normungsgremien mitarbeitet und bereits 1973 ein von "Bell Northern Research" entwickeltes 45Mbit/s-Codec für eine digitale Versuchsstrecke zwischen Toronto und Montreal in Betrieb nahm, sind endgültige Festlegungen für Übertragungscodierung und Vermittlungstechnik noch nicht erfolgt. Doch hier wird Kanada weiterhin versuchen, durch eine Art Vorreiterrolle die Standardisierung maßgeblich mitzubeeinflussen.
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Bewegliche Satelliten-Bodenstationen in Kanada
War 1981 für eine von der kanadischen Rundfunkgesellschaft CBC und der kanadischen Fernmeldebehörde DOC gemeinsam durchgeführte Demonstration einer neuen, mittels beweglicher Satelliten-Bodenstationen gegebenen Möglichkeit der aktuellen Fernsehberichterstattung die Abkürzung SNG (= Satellite News Gathering) erstmals verwendet worden, so zeigen die im August 1988 in den USA im Einsatz befindlichen 122 mobilen SNG-Stationen den steilen Aufschwung, den diese neue Form der Fernsehberichterstattung in wenigen Jahren genommen hat.
A. G. Uyttendaele (USA) führt dazu aus :
Daß die aus dieser Vielzahl von SNG-Stationen resultierenden Satellitenverbindungen auch zahlreiche technische und betriebliche Probleme aufgeworfen haben, versuchte A. G. Uyttendaele (USA) in seinem Referat darzulegen.
Für ihren "ABSAT" genannten SNG-Dienst benutzt die amerikanische Fernsehgesellschaft ABC drei 54 MHz breite Transponderkanäle des im Ku-Band arbeitenden Fernmeldesatelliten GSTAR 2.
Für die Auslegung der Aufwärtsstrecke sind die im Sättigungsbetrieb benötigt Energieflußdichte und der Gütefaktor des Transponders maßgebend. Unter Zugrundelegung eines Antennendurchmessers von 1,8 m (Gewinn 46,5 dB) muß die durch Bodensignale veränderbare Transponderverstärkung nahe an ihren maximalen Wert gelegt werden, um bei den in mobilen Bodenstationen eingesetzten Leistungsverstärkern mit Ausgangsleistungen von etwa 300 W auszukommen.
Die Größe der Empfangsantenne wird zunächst durch den vom Satelliten am Empfangsort gegebenen Leistungswert in dBW bestimmt: Je größer dieser Wert, desto kleiner kann die Empfangsantenne ausfallen.
Jetzt wwird es ganz technisch
Andererseits ist für die wichtigsten Übertragungszustände - insbesondere auch für die meist praktizierte Belegung eines Transponders mit zwei Fernsehsignalen - die Aufwärtsstrecke das C/N-begrenzende Übertragungsglied, so daß eine Vergrößerung der Empfangsantenne von beispielsweise 5,6m auf 8,1m nur noch Störabstands Verbesserungen von unter 1dB ergibt.
Gerade mit Zunahme der SNG-Aktivitäten ist die Nutzung eines Transponders für zwei TV-Signale fast unerläßlich geworden. Allerdings kann durch die Nichtlinearitäten des Transponders bei diesem 2-Kanal-Betrieb Chrominanzübersprechen zwischen den beiden Signalen auftreten, das sich vor allem bei Standbildern in einem störenden "Atmen" der Bilder bemerkbar macht.
Unterschiedliche Dämpfungen der Aufwärtsstrecken für beide Signale können darüber hinaus auch zu Ungleichheiten der beiden Träger führen, die durch die Nichtlinearitäten des Transponders noch verstärkt werden und dann eine überproportionale Störabstand sverschiechterung des den kleineren Träger aufweisenden TV-Signals bewirken.
Nur durch sorgfältige Wahl der Ansteuerungsgegebenheiten und der Trägerabstandes können diese Störeffekte ausreichend gering gehalten werden. Im übrigen kommt einer problemfreien Sprechverbindung zwischen den SNG-Reportageeinheiten, dem die Signale übernehmenden Sendestudio und dem Satellitenbetriebszentrum eine besondere Bedeutung zu, um die zahlreichen über den Satelliten vorzunehmenden Zuspielerfordernisse möglichst effizient koordinieren zu können.
Natürtlich sind weitere Nutzer-/Zielgruppen angedacht
Bei zahlreichen Personengruppen (wie Nachrichtenteams, Katastropheneinsatzkommandos, Diplomaten, Expeditionsteilnehmern oder international tätigen Projektingenieuren) scheint sich ein zunehmender Bedarf an Kommunikationsmöglichkeiten für Sprache und Daten über Ländergrenzen oder gar über Kontinente hinweg auszubilden, der mit herkömmlichen Techniken nur sehr unvollkommen zufriedenzustellen ist.
Für solche Anwendungen besteht die Forderung, ein leichtes, transportables, netzunabhängiges, als Kabinengepäck bei Flugreisen zugelassenes und an allen Orten schnell in Betrieb zu nehmendes Terminal für die Sprach- und Datenübermittlung verfügbar zu haben.
In dem von P. Rossiter (Kanada) als "Supporting Paper" im Tagungsband enthaltenen Manuskript wird ein solches Gerät der Firma Sky Wave (Kanada) vorgestellt, das als tragbares Sprach/Daten-Terminal in Verbindung mit dem für den Satellitenmobil-Link eingesetzten IMMERSAT-Satelliten MARECS B2 ausgelegt ist.
Das im L-Band (1,5/1,6 GHz) betriebene Terminal verwendet für die Sprachübertragung den Halbduplexbetrieb mit ACSS- (= Amplitude Companded Single Sideband) Modulation, mit der noch eine gute Sprachqualität bis zu C/No-Werten von 45 ... 48dB/Hz erreicht werden kann.
Die ebenfalls im Halbduplexbetrieb vorgenommene Datenübertragung mit DMSK-(= Differential Minimum Shift Keying) Modulation und 50%igem Vorwärtsfehler-schutz erlaubt einen Datendurchsatz von knapp 1200 bit/s, wobei mit Bitfehlerquoten der Strecke von 103 entsprechend einem C/No-Wert von 42dB/Hz durch den Vorwärtsfehlerschutz empfangsseitige Bitfehlerquoten von 109 oder besser erreicht werden; hierbei sind Gütefaktoren von -8 dB/K für das Terminal und von +30 dB/K für die Bodenstation zugrundegelegt.
An weiteren Besonderheiten des Terminals sind noch der Einsatz digitaler Signalprozessoren für die Realisierung der Modems und des FEC-Coders/Decoders sowie die in Form von zwei Flachpanels in den Abmessungen 17,5 x 14 x 1 inch ausgebildete Antenne zu erwähnen. Die Inbetriebnahme erfolgt durch Empfang der vom Satelliten abgegebenen AFC-Pilotfrequenz und durch Ausrichten über ein mittels Ohrhörer hörbar gemachten Tonsignals; diese Einstellung läßt sich in etwa 30 Sekunden vornehmen. Für Anfang 1990 ist im übrigen ein weiterentwickeltes Gerät mit zusätzlichen Betriebsarten (insbesondere Vollduplexbetrieb) angekündigt.
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Podiumsdiskussion anstelle Vortrag 3
Nachdem der in der Programmvorschau vorgesehene dritte Vortrag von D. Drake über SNG/ENG-Entwicklungen in Australien entfallen war, hatten in der anschließenden von T. O'vensen (Norwegen) geleiteten Podiumsdiskussion Vertreter aus der Bundesrepublik, aus Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada und den USA Gelegenheit, Situationsberichte über den Stand der SNG-Entwicklung m ihren Ländern abzugeben.
So sind; in diesen Ländern erste satellitengestützte Nachrichtenverbindungen für die Elektronische Berichterstattung meist geschaffen oder zumindest in Vorbereitung. Allerdings ist die Entwicklung der beweglichen Bodenstationen gegenwärtig noch nicht abgeschlossen.
Mit den Worten des "Topic Chairman" dieser Vormittags Veranstaltung, J. Colson (Kanada), läßt sich abschließend festhalten, daß die Technologie für die Einrichtung der Elektronischen Berichterstattung über Satelliten heute praktisch verfügbar ist, daß aber gegenwärtig die Harmonisierung der wesentlichen Parameter für Geräte und Übertragung noch aussteht, um einen möglichst gleichartigen SNG-Dienst weltweit zu etablieren.
Gerhard Moll - Institut für Rundfunktechnik, München
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Es geht weiter mit Symposium Teil II
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