Vorwort zu Dr. Fritz Schröter (von Telefunken)
Dr. Schröter war einer der Visionäre für die Bild-Fernübertragung, später Faksimile bzw. Telefax und dann ganz viel später "Fernsehen" genannt. Dr. Schröter war das Gehirn der 1936er Olympia-Kamera von Telefunken zusammen mit Walter Heimann (Aufnahmeröhre) und Emil Mechau (Objektive).
Wie alle Spezialisten und die begeisterten Techniker wurde auch er in die spätere Göbbelsche Propaganda und die Hitlersche Kriegsmaschinerie "eingebaut" (zwangsverpflichtet) und konnte sich nicht so recht befreien. Das wurde ihm nach 1945 als sogenannter "Mittäter" ausgelegt. Er mußte daher bis 1951 in Paris "überleben", bevor er hier in Deutschland West wieder einigermaßen Fuß fassen konnte, und das, obwohl er einer der ganz wenigen wirklich erfahrenen und befähigten Fernseh-Fachmänner war.
Herausragend und bewundernswert ist seine visionäre Vorstellungskraft und seine Teamführung und die Fähigkeit, Menschen und Mitarbeiter in seinen Abteilungen wertneutral und vorurteilsfrei zu beurteilen.
Aufgefallen war uns nämlich bereits in 2010 , daß der Name Walter Bruch in seinen Beurteilungen nie vorkam, obwohl der ja diese Olympiakamera konstruiert und gebaut haben sollte - jedenfalls laut Telefunken Marketiing.
Hier also ein Vortrag vom April 1926
Die Radio-Zeitschrift "AMPLION Magazin" aus Frankfurt wurde 1926 nach vermutlich nur 5 Ausgaben wieder eingestellt und es sind so gut wie keine Exemplare mehr auffindbar.
Wer dort nähere Informationen "ausgräbt" ist herzlich willkommen.
Im Archiv in Hainichen ist nur eine einzige Ausgabe aus 1926 vorhanden und die Archivare wären für weitere Informationen ebenso dankbar.
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April 1926 - Moderne Bildtelegraphie unter besonderer Berücksichtigung des Systems von Telefunken-Karolus
Rundfunk-Vortrag von DR. FRITZ SCHRÖTER im April 1926.
Über Bildübertragung ist in letzter Zeit so viel geschrieben und geredet worden, dass ich es hier nur als meine Aufgabe betrachten kann, die Lücken der Berichterstattung zu ergänzen und ein wenig den Nebel zu zerstreuen, den Polemiken und Diskussionen - Streitereien um die Frage der Möglichkeit des elektrischen Fernsehens verbreitet haben.
Ein besonders erfreulicher Anlass zu meinen heutigen Ausführungen aber ist das rasche Fortschreiten des Vortragsgegenstandes sowohl in seiner technischen Entwicklung, als auch im Erkennbarwerden seiner hohen praktischen Bedeutung.
Die Tatsache, dass das Ringen des Menschen um die Überwindung von Raum und Zeit in Form der Telegraphie des Sichtbaren neue Erfolge und Aussichten zu verzeichnen hat, gilt es immer weiteren Kreisen der Kultur und Wirtschaft zum Bewusstsein zu bringen.
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Die Telephonie
Denken Sie einen Augenblick daran, wie tief die Telephonie, die Fernübermittlung des Hörbaren, allmählich in unser Leben eingegriffen hat! Aber erst in den letzten Jahren wurde uns die Umwälzung „statistisch" bewusst durch die Ziffern, welche den Rückgang des Telegrammverkehrs (auf den innereuropäischen Linien) und damit indirekt die Bereicherung veranschaulichen, die der Mensch in seinen Fernbeziehungen durch die Telephonie erfahren hat.
Das telegraphierte Bild
Nun stehen wir vor der Epoche des telegraphierten Bildes, der Fernphotographie oder Kopiertelegraphie, die alles Geschriebene oder Gedruckte mit wirtschaftlich befriedigendem Zeit- und Kostenaufwand durch elektrische Fernwirkungen zu reproduzieren gestattet und der binnen weniger
Jahre das kommerziell ausgestaltete, in seinen Grundzügen heute schon gelöste Fernsehen folgen soll.
Wer kann da zweifeln, dass die Menschheit auch diese neuen technischen Mittel in der ausgiebigsten Weise gebrauchen lernen wird, zur Steigerung ihres Ausdrucksvermögens im Weitverkehr hinsichtlich Geschwindigkeit und Mannigfaltigkeit, zur Belebung von Handel und Wandel und zum Schlagen neuer geistiger Brücken von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk!
Wir kommen auf die Anwendungsmöglichkeiten nachher zurück und wollen zuvor die technischen Grundlagen ein wenig studieren. Ein Gedanken-Experiment, das dem Rundfunkteilnehmer nahe liegt, soll uns dabei helfen.
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Ein Gedanken-Experiment
Wir denken uns ein Grammophon, wie das oft wirklich geschieht, spielfertig beschickt, vor dem Mikrophon eines Rundfunksenders aufgestellt, und einen gleichen Apparat mit aufnahmebereiter Wachsplatte mit dem Trichter nahe an den Lautsprecher eines Radio-Empfängers gesetzt. Lassen wir dann gleichzeitig die Platten sich drehen, so überträgt der Rundfunk die Tonschrift - Gravierung figürlich getreu von der sendenden auf die empfangende Platte. Wir erhalten so eine Fernkopie des Originals.
Aus Platten werden Walzen
Nun ändern wir in Gedanken unsere Grammophone etwas um. Die Platten werden durch Walzen ersetzt, wie sie das alte Edison-Grammophon noch besaß. Wir schreiben oder wir zeichnen etwas mit schwarzer Tinte auf einen Streifen weisses Papier; dieses „Sendebild" wickeln wir eng anliegend um die Sendewalze; der Streifen möge gerade etwa herumreichen. Unser Gegenpart am
Empfangsapparat folgt dem Beispiele - notabene in einer Dunkelkammer - und bekleidet die Walze seines Apparates mit einem photographischen Film, auf den wir das Bild übertragen wollen.
Die Grammophonnadeln ersetzen wir beiderseits durch die masselose Spitze eines Lichtstrahlen-Kegels, den wir mit Hilfe einer elektrischen Lampe und passender Brenngläser erzeugen. Dabei ist Vorsorge getroffen, dass die Einfallstelle des Lichtpunktes sich längs der Walzen während deren Rotation langsam verschiebt, wodurch die gesamte Bildfläche in einer Schraubenlinie mit Windungen von nur 1/5mm Abstand vom Lichtfleck bestrichen wird.
Huschen dann abwechselnd die hellen und dunklen Stellen des Sendebildes unter dem Lichtpunkt hindurch, so schwankt entsprechend die Stärke des von der Oberfläche zurückgeworfenen Lichtes, da schwarz fast alles verschluckt, während weiss den grössten Teil reflektiert.
Dieser in wechselnder Intensität zurückgestrahlte Lichtschein fällt nun auf das optische Mikrophon, das wir an die Stelle des akustischen gesetzt denken.
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Das optische Mikrophon
Wir benötigen dazu eine Zelle, die ihren elektrischen Widerstand mit dem Grade der Beleuchtung ändert und somit deren Schwankungen als Stromschwankungen wiedergibt, welche genau wie diejenigen des gewöhnlichen Mikrophons die Ausstrahlung unseres Rundfunksenders steuern.
Für solche „lichtelektrischen" Zellen eignet sich z. B. das seit über 100 Jahren bekannte chemische Element Selen, dessen Leitvermögen in besonderer Präparation sehr stark von der Belichtung abhängt und darum schon 1904 von Prof. Korn für die Fernphotographie herangezogen wurde, nachdem man noch viel früher an seine Bedeutung für das Fernsehen gedacht hatte.
Die Elster und Geitel'sche Kaliumzelle
Das Selen hat aber den Nachteil der Trägheit gegenüber sehr raschen Lichtänderungen und wird daher für schnelle Übertragungen besser durch die Elster und Geitel'sche Kaliumzelle ersetzt. Diese 1894 entstandene Zelle ist ein luftleeres bezw. unter ganz geringem Gasdruck gefülltes Entladungsgefäss mit zwei an eine Spannungsquelle angeschlossenen Elektroden, deren eine, die lichtempfindliche, aus metallischem, mit Wasserstoffgas beladenem Kalium besteht. Die Kaliumfläche sendet unter dem Einfluss veränderlicher Beleuchtung schwankende Mengen von Elektronen durch das Vakuum zur Gegenelektrode und schliesst so den Stromkreis mehr oder weniger.
Wir haben damit ein Organ zur Verfügung, welches die mit Licht „abgetastete" Folge heller und dunkler Punkte des Sendebildes in entsprechende Schwankungen der Ausstrahlung unserer Sendeantenne umzuformen vermag. Im gleichen Grade und Rhythmus steigt und fällt aber auch der Strom im fernen Empfänger, und dort setzt man nun lediglich an die Stelle des üblichen Lautsprechers eine Vorrichtung, welche, in den Strahlengang des beschriebenen Lichtkegels als Blende eingeschaltet, entsprechend der momentanen Stärke des Empfangsstromes ihre Durchlässigkeit veränderlich einzustellen vermag.
Das Lichtrelais
Eine solche Blende nennt man ein Lichtrelais. Die Technik hat deren viele Arten geschaffen. Die einfachste Vorstellung davon wäre etwa die, dass die Betriebsströme des Lautsprechers, statt durch eine Membran Luft zum Schwingen anzustossen, ein leichtes Verschluss-Scheibchen vor einem feinen Spalt verschieben, der sich zwischen Lampe und Film befindet. Dessen Beleuchtung wird alsdann durch die Empfangsströme „dosiert".
So vorbereitet, versetzen wir nunmehr Sende- und Empfangswalze gleichzeitig mittels motorischer Triebwerke in Umdrehung. Beide Lichtspitzen gleiten konform über die Zylinderflächen. Tritt senderseitig eine dunkle Stelle unter den Abtastlichtfleck, so fällt der Senderstrom, und das Empfangslichtrelais blendet infolgedessen den Strahl seinerseits ab. Das photographische Filmnegativ bleibt an dieser Stelle ungeschwärzt; umgekehrt erscheint dort die danach gewonnene Kopie gedunkelt. Trifft der Senderstrahl wieder auf Hell, so gibt auch das Empfangs-Lichtrelais folgsam den Durchlass von neuem frei; das Negativ erscheint dann an dem entsprechenden Punkte schwarz, die Kopie weiss. Wir haben eine bildgetreue fernphotographische Übertragung erhalten.
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Der Gleichlauf oder „Synchronismus"
Aber auf eines müssen wir noch achten: Die beiden Walzen müssen sich bei Geber und Empfängergenau gleich schnell drehen. Geschieht dies nicht, so kann die Kopie bis zur völligen Unkenntlichkeit entstellt sein. Denn bei Fehlen besonderer Regelungseinrichtungen addiert sich die kleinste Gangdifferenz von Umdrehung zu Umdrehung, und schliesslich stimmen die Zeilenanfänge am Rande des Bildes, das wir, nach Abwickeln von der Walze, Entwickeln und Ausbreiten, vor uns sehen, nicht mehr mit dem Original überein; die übertragenen Punktmarkierungen geraten in die falsche Höhe bzw. falsche Zeile.
Daher die Notwendigkeit eines vollendeten Gleichlaufes oder „Synchronismus" beider Walzen. Glücklicherweise macht das heute auch bei sehr schnellem Senden keine Schwierigkeiten mehr.
Nach dem Verfahren, welches die Telefunken- Gesellschaft zusammen mit Prof. Dr. Karolus entwickelt hat, kann der Synchronismus auf beliebige Entfernung und Dauer gesichert werden, ohne dass die motorischen Antriebe während der Üebertragung irgendwie elektrisch miteinander korrespondieren. Das ist die fundamentale Lösung, besonders aber für die drahtlose Fernphotographie, wo bisher die atmosphärischen Empfangsstörungen den Synchronlauf verhindern konnten und dies auch meist taten.
Ein Lichtfleck von 7x5 mm²
Wenn wir nun mittels solcher phototelegraphischer Walzen alle Feinheiten des Originals wiedergeben wollen, so müssen wir den Lichtfleck beiderseits sehr klein, etwa 7x5 mm² gross, wählen, damit alle scharfen Übergänge und Grenzen klar reproduziert werden. In 10 x 10cm Fläche geht solch ein Lichtfleck 250.000 mal auf. Da erhebt sich die Frage: Wie schnell kann man diese 250.000 Flächenstückchen, Bildelemente genannt, übertragen ?
Das ist in erster Linie entscheidend für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Nun ist in die Kette von Übertragungsmitteln eine Reihe von
Verzögerungsmöglichkeiten eingeschaltet, und zwar hauptsächlich beim Umsatz von Licht- in Strom-Schwankungen am Sender und bei dem gegensinnigen Vorgang am Empfänger.
Stellen wir uns z. B. vor, dass der Lichtfleck auf dem Sendebild von einem schwarzen Bildelement auf ein weisses übergeht oder umgekehrt, so soll empfängerseitig die entsprechende Blendenverstellung des Lichtrelais ohne merkliche Nacheilung erfolgen; denn sonst würde das Empfangsbild ja verzeichnet werden. Man braucht also beiderseits schnell reagierende, möglichst trägheitslose Organe.
Der Vorteil des masselosen Empfängerlichtrelais
Damit kommen wir zu den Fortschritten die Telefunken und Dr. Karolus mit der konsequenten Durchführung der in allen Gliedern weitgehend trägheitsfreien Energieumwandlung erzielt haben. Der Grund, weshalb sich ältere Bildtelegraphieverfahren nicht durchsetzen konnten, liegt hauptsächlich darin, dass die bisherigen elektromechanischen Relais, bei denen also elektrische Kräfte auf bewegliche Massen wirken, den sehr raschen, einer genügend schnellen Übermittlung entsprechenden Stromwechseln nicht folgen.
Wie nun an unserem Geber die mit den immateriellen Elektronen arbeitende photoelektrische Vakuumzelle, besonders vorteilhaft in der Form, die von Telefunken eigens für direkte Schnellabtastung des Originals mit reflektiertem anstelle von durchfallendem Licht zwecks Ersparung des transparenten Zwischenbildes geschaffen wurde, eine völlig trägheitslose Sendersteuerung gewährleistet, so wird gleicherweise das masselose Empfängerlichtrelais von Karolus allen Forderungen hinsichtlich Ein- und Ausschaltung intensiver Lichtkegel ohne merkliche Nacheilung hinter den Empfangsströmen in bewunderungswürdigem Masse gerecht.
Die Physik dieses Relais wollen wir hier nur kurz streifen. Ein polarisierter, also nur in einer bestimmten Ebene schwingender Lichtstrahl passiert vor dem Auftreffen auf den Film zunächst den Spalt zwischen zwei parallelen, in Nitrobenzol tauchenden Metallplättchen und danach ein zweites, gegen die Durchlassebene des ersten rechtwinklig verdrehtes Polarisations-Prisma.
Somit gelangt im elektrisch spannungslosen Zustand der Plättchen kein Licht auf den Film. Laden aber die verstärkten Empfangs-Ströme unseren Miniaturkondensator mehr oder weniger auf, so resultiert eine von seiner momentanen Spannung abhängige Aufhellung des Strahls.
Der Kerr-Effekt oder die Kerr-Zelle
Dieser Effekt der sogenannten „elektrischen Doppelbrechung" wurde von Kerr im Jahre 1875 entdeckt. Trotz einer alten Anregung, ihn für das Fernsehen auszunutzen, gelang es erst vor wenigen Jahren Karolus, den Kerr-Effekt so wirksam zu erhalten, dass die minimalen Empfangsenergien ohne Aufwand unbequemer Verstärkung gerade äusserst starke Lichtbündel trägheitslos in ihrer Helligkeit zu steuern vermögen.
Bild-Übertragungen von Berlin-Leipzig und Berlin-Wien
Mit der Telefunkenphotozelle senderseits, der Karolus-Lichtsteuerzelle empfängerseits sind nun seit einigen Monaten praktische Bild-Übertragungen zwischen Berlin-Leipzig und Berlin-Wien gemacht worden.
Der "Ausfall" (??) hat unsere Hoffnung auf wirtschaftlich befriedigende Übermittlungsdauern bei ausgezeichnet feinem Detail der Kopien voll gerechtfertigt. Auf Kabel oder Freileitung erhielten wir für 10cm mal 10cm Fläche die sehr günstige Zeit von 1 1/2 Minuten. Das ist angesichts der Grenzen, die dem Draht für den Durchlass hoher Stromfrequenzen gezogen sind, ein recht schönes Ergebnis.
Zu wahren Rekordleistungen kommt man aber bei der drahtlosen Übertragung. Hier wurden für Bilder gleicher Grösse und Feinheit Werte bis herunter zu 20 Sekunden erreicht. Und das ist noch lange nicht das mit der Karoluszelle maximal mögliche Tempo, wie wir bald sehen werden!
Telegraphieren ist schneller als Telephonieren
Überlegen wir zunächst einmal die Bedeutung der genannten Zeiten: Wir können danach, wie der Vergleich ergibt, einen Text in beliebiger Originalschrift schneller telegraphieren als telephonieren. Die Empfangskopie hat zudem den Wert einer Urkunde, da Fälschung sich ausschliessen lässt.
Im Schriftverkehr, besonders für die Presse und viele andere Betriebe, wird daher diese Methode grosse Wichtigkeit erlangen, zumal wir in der Form der graphischen Darstellung unbeschränkt sind, also jede Art von Handschrift oder Druck übertragen können - gleichviel ob gotische, romanische, chinesische oder irgendwelche anderen Lettern, ob Stenographie oder sonstige Zeichen.
Wesentlich ist dabei aber noch, dass die minütliche Wortleistung des heutigen Schnelltelegraphen durch die bei der Bildübermittlung drahtlos erzielten Geschwindigkeitsrekorde 3-4 mal übertroffen werden. Der Schnelltelegraph übermittelt etwa 150 bis 180 Worte in der Minute. Auf einem Quadratdezimeter Bildfläche können wir nun etwa 220 Worte in normalem Zeitungsdruck unterbringen und gut lesbar fernkopieren. Mit den erwähnten 20 Sekunden Übertragungsdauer erreicht man demnach die drei bis vierfache Geschwindigkeit.
Wir glauben daher, dass die Übermittlung von Hand-oder Druckschrift als drahtloses Bildtelegramm sich in den nächsten Jahren im praktischen Gebrauch weitgehend durchsetzen wird. Dies um so mehr, als damit noch andere Vorteile, insbesondere ein sehr geringer Einfluss der atmosphärischen Empfangsstörungen auf die Leserlichkeit der Buchstaben, verbunden sind. Wir können aus Zeitmangel nicht näher darauf eingehen.
Der Name ist gefunden : Schneller Faksimile-Telegrammdienst
Ausser dieser Anwendung für schnellen Faksimile-Telegrammdienst ist natürlich die Übertragung eigentlicher Bilder, Zeichnungen oder Photos von unbeschränkter Mannigfaltigkeit über Draht oder drahtlos nach der Methode Telefunken-Karolus wirtschaftlich durchführbar geworden. Sie leistet die Wiedergabe von Unterschriften, Schecks, Plänen, Wetterkarten, Steckbriefen, Daumenabdrücken, Illustrationen, Rasterbildern oder getönten Lichtbildern aller Art mit vorzüglicher Treue.
Die drahtlose Rapid-Bildtelegraphie (aus 1926 !!!)
Der Wellenbereich der drahtlosen Rapid-Bildtelegraphie erstreckt sich von etwa 3km abwärts. Die Versuche Berlin-Leipzig wurden auf 850m ausgeführt. Das dabei erzielte Tempo könnte, obwohl es für alle praktischen Bedürfnisse ausreichend scheint, durch kürzere Sendewellen noch bedeutend gesteigert werden.
Weitgehend würde dies bei den ganz kurzen elektrischen Wellen möglich sein, die man jetzt bei Nacht für den transozeanischen Dienst verwendet, um mit geringen Senderleistungen Strecken, wie z. B. Nauen - Buenos Aires, rund 12.000 Kilometer, zu überbrücken.
Sobald es gelungen sein wird, die Kurzwellen-Verbindungen mit ähnlicher Betriebssicherheit wie heute den Grosstationsverkehr auf langen Wellen durchzuführen, wird die Technik von den neuen Möglichkeiten, die ihr die Bildübertragung mit der Karolus-Zelle dann bietet, unverzüglich Gebrauch machen.
Ich ziele damit auf die Verwirklichung des handschriftlichen Ozean-Telegrammes ab, des per Funk kopierten „Ozeanbriefes". Die Übertragungsdauer könnte dabei für einen Quadratdezimeter Fläche, der in normaler Schrift etwa 150 Wörter, in Stenographie über 1000 Wörter fasst, auf 5 Sekunden und weniger herabgesetzt werden.
In photographischer Hinsicht ist damit noch ebensowenig die Grenze erreicht, wie für die Telefunken- Photozelle und die Karoluszelle. Das sind phantastisch anmutende, aber technisch auf durchaus realer Grundlage beruhende Hoffnungen.
Schon jetzt ist hier in Europa ja die nächtliche Empfangslautstärke der amerikanischen Kurzwellen-Telephonie oft ganz vorzüglich, und es wäre durchaus möglich, dabei die Karoluszelle photographisch mitschreiben zu lassen. Damit sind wir bei Betrachtungen angelangt, deren Verfolgung zum Fernsehen leitet.
Eine Frage aus 1926 : Was ist Fernsehen ?
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Professor Korn, der deutsche Pionier der Bildtelegraphie, hat kürzlich auf diese Frage geantwortet: „Das Fernsehen ist eigentlich eine Krankheit".
Er hat damit im Grunde etwas gemeint, worin man ihm durchaus beipflichten sollte, nämlich, dass ernste Techniker die näherliegenden Möglichkeiten der bisher betrachteten Fernphotographie nicht zugunsten eines in seiner wirtschaftlichen Bedeutung noch unübersehbaren Gebietes vernachlässigen sollten.
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Fernsehen - eine technische Spielerei ?
Zahlreiche nüchterne Fachleute nehmen dem Fernsehen gegenüber einen vielleicht noch skeptischeren Standpunkt ein. Sie sehen darin nichts als eine technische Spielerei.
Andererseits war in den Zeitungen zu lesen, dass Herr Jenkins in Amerika schon vor Monaten die drahtlose Fern-Sichtbarmachung einer tanzenden Puppe vorführte, dass ferner Herr Baird in Glasgow die Television-Company begründet und beim britischen Postminister eine Verständigung über die Wahl einer Welle für den Fernseh-Rundfunk erreicht habe.
So divergieren also die Meldungen und die Meinungen. Nun, der Mittelweg dürfte auch hier das Beste sein. Die Karoluszelle hat uns die bis zu vielen Millionen Wechseln in der Sekunde trägheitslose Steuerung ausserordentlich grosser Lichtmengen gebracht und damit, im Gegensatz zu den primitiven Vorrichtungen von Jenkins, Baird u. a., die Möglichkeit kontrastreicher, fein detaillierter, kurzum : richtiger Fernsehbilder.
Es scheint hier etwas "Neues" berufen ........
Sachverständige der elektrotechnischen Industrie, der Behörden und der Wissenschaft haben in den Karolus'schen Fernseher hineingeschaut. Niemand hat sich dem Eindruck entziehen können, dass hier etwas Neues berufen scheint, die schwierige Aufgabe schnell ihrer wirklichen Lösung entgegenzuführen, dass aber noch apparative Vervollkommnungen nötig sind.
Die Technik des Fernsehens muss man sich ganz wie die Fernphotographie- Übertragung, nur ausserordentlich beschleunigt, vorstellen. Wir müssen das ganze Bild innerhalb 1/10 Sekunde, und zwar auch Punkt für Punkt nacheinander, aussenden und empfangen.
10 bis 16 Bilder pro Sekunde ?
Man weiss vom Kino her, dass die aufeinander folgenden Bilder im Auge verschmelzen, wenn ihre Zahl mindestens 16 in der Sekunde beträgt. Beim Fernsehen kann man aus Gründen, deren Erörterung hier zu weit führen würde, sich mit 10 Bildern begnügen. Die synchronen Vorgänge der punktweisen Auflösung bezw. Reproduktion des Bildmosaiks besorgen an Stelle der rotierenden Walzen rapider wirkende Zerlegungs-und Zusammensetzungs-Optiken.
Das bereitet keine Schwierigkeiten. Ebensowenig die Lichtauswertung mittels Photozelle am Sender und die reziproke Steuerung der Helligkeit des bilderzeugenden Lichtfleckes mittels Karolus-Zelle am Empfänger.
Zerlegen wir z. B. eine Fläche von 10cm mal 10cm Grösse in 10.000 Elemente zu je 1 Quadratmillimeter, was erfahrungsgemäss schon gut detaillierte Darstellungen ergibt, so haben wir diese 10.000 Bildelemente innerhalb 1/10 Sekunde, d. h. in einer Sekunde 100.000 Bildelemente, zu übertragen.
Dabei muss, wie die Berechnung zeigt, die Lichtdurchlässigkeit der Hell-Dunkel-Steuerung ausserordentlich gross sein, wenn im Empfangsbild der nötige Kontrast zwischen schwarz und weiss erscheinen soll. Nur die Karolus-Zelle gewährleistet bisher unter allen verwendbaren Lichtrelais neben der völligen Trägheitslosigkeit die Bewältigung derartiger, zwischen Null und Maximum zu variierenden Lichtmengen mit ganz geringem Aufwande an elektrischer Leistung.
Fernseh-Übertragung nur mit kurzen drahtlosen Wellen
Für die Fernseh-Übertragung kommen lediglich die kurzen drahtlosen Wellen in Betracht, da man die äusserst raschen Stromänderungen bei der Bildabtastung als Modulationen nur auf solche Frequenzen aufprägen kann, die relativ zu jenen Aenderungs-Frequenzen gross sind. Mit kurzen Wellen wird auch einmal das Fernsehen über den Ozean ermöglicht werden, aber technisch näherliegend ist zunächt die Fernsichtbarmachung von transparenten Bildern, besonders Kinofilmen, mit massigem Radius im Wege eines optischen Kurzwellen-Rundfunks.
Hierfür wird man sich in den Grosstädten zentraler Sender bedienen, deren Wellen von etwa 50 bis 100m Länge in geringer Entfernung, sagen wir bis zu 50km, dauernd betriebssicher empfangen werden können. Auf der Geberstation wird der Film durch ein starkes Lichtstrahlenbündel geführt und durch eine optische Einrichtung abgetastet, die Bildelement für Bildelement blitzartig-sukzessiv zur Einwirkung auf die Photozelle und damit auf den Sender bringt.
Am Empfänger folgt auf den üblichen radiotechnischen Teil die Apparatur zur Bildzusammensetzung mit Hilfe des bewegten Lichtflecks. Bevor diesen aber die Optik erfasst und im Räume wie rasend hin und her tanzen lässt, ist der Lichtstrahl durch die Karolus-Zelle hindurchgegangen und darin von den Empfangsströmen so beeinflusst worden, dass dunklen Stellen des Sendebildes seine Auslöschung, hellen Stellen sein ungehindertes Hindurchtreten entspricht.
Ob der Leser sich das wirklich vorstellen kann ?
Nach dem, was wir weiter vorn über das Entstehen der Fern-Photographie erfahren haben, wird es dem Leser nicht sehwer fallen, sich vorzustellen, wie das sichtbare Filmbild dergestalt auf der Empfangsseite zustande kommt.
Die lediglich verstärkertechnischen Schwierigkeiten, die sich der Durchführung der Kinofilm-Übertragung anfänglich entgegenstellten, sind brreits überwunden und die Verwirklichung des Planes in greifbare Nähe gerückt.
Solcher Erweiterung des Rundfunks durch Darbietungen für das Auge darf man eine Zukunft prophezeien, obschon die Einordnung des dafür zu benutzenden Kurzwellenbandes in den übrigen Sendeverkehr nicht einfach sein wird.
Noch besser, der Kino-Bildfunk
Die weitere Ausgestaltung des Fernsehens dürfte, sobald einmal der Kino-Bildfunk arbeitet, nicht lange auf sich warten lassen. Die Leistungsfähigkeit der Telefunken-Photozelle wie selbstredend auch der Karoluszelle ist gross genug, um hell beleuchtete räumliche Objekte fernsichtbar zu machen.
Die Sende-Anordnung dazu muss man sich etwa vorstellen wie eine photographische Kamera, die man auf die betreffende Szene richtet. Das auf der Mattscheibe entstehende Bild wird durch optische Zerlegung und Photozelle genau so abgetastet, wie der Kinofilm. Die Verstärkertechnik steht aber hier noch vor schwierigen Problemen.
Ein Fernsehen in dem Sinne etwa, dass wir die Leistungen eines Teleskops ins Riesenhafte steigern und damit jedes gewünschte Objekt auf Sehweite heranholen könnten, wird natürlich niemals kommen.
Immer wird es eine regelrechte Sendestation sein, in deren Bereich sich erst einmal hineinzubegeben hat, wer „ferngesehen" werden soll. Und hierin liegt wohl für viele eine grosse Beruhigung.
Noch eine Vision von Dr. Schröter - Fernsehsprechzellen
Auch der oft geäusserte Wunsch, seinen telephonischen Gegenpart figürlich zu schauen, muss in das Reich der Utopie verwiesen werden. Ein solches Fernsehen ist über längere Drahtleitungen unmöglich; es würde aber einen Wirrwarr mit gegenseitigen Störungen ohnegleichen geben, wenn man etwa dafür eine genügende Zahl von Kurzwellensendern aufstellen wollte.
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- Anmerkung : Hier irrt Dr. Schröter. - Bereits 1937 gab es diese Fernsehsprechzellen zwischen Berlin und München. Hier noch ein zweiter Link auf die Fernsehsprechzellen und hier es gibt noch mehr darüber.
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Die Laune eines Einzelnen könnte sich natürlich die gedachte Sensation am Telephon wohl finanziell leisten und nicht einmal mit zu hohen Kosten, denn der Fernseher wird - das ist gewiss und verdient noch hervorgehoben zu werden -, kein so kompliziertes Ding, dass ihn nur Millionäre kaufen könnten.
Wir werden es vielleicht sogar noch erleben, dass Gruppen sparsamer und geschickter Bastler sich zusammentun und recht ordentliche Apparate dieser Art herstellen.
Denn „Wo ein Wille, da ist ein Weg" gilt auch für das Fernsehen.
Dr. Fritz Schröter in 1926 !!
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