Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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Montreux-Bericht 1987 - Technische Ausstellung, Teil 2
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4. Film im Fernsehen
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4.1. Filmmaterial
Zwar waren alle bekannten Rohfilmhersteller auf der Ausstellung vertreten, jedoch wurden keine neuen Produkte angeboten. Man verwies lediglich darauf, daß ständig an Verbesserungen gearbeitet wird.
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4.2. Film- und Dia-Abtastung
Was die Geräte für den existierenden 625-Zeilen-Standard betrifft, so war man, wie schon auf der letzten Ausstellung, wiederum bestrebt, an vorhandenen Produkten nützliche Verbesserungen anzubringen.
Neu auf dem HDTV-Sektor war die HD-Telecine-Kamera TKC-1125 von Ikegami (Bild 10). Dieser Kameraabtaster wurde vorgeführt in Verbindung mit dem 35mm-Filmprojektor FPS-35. Als Aufnahmeröhren werden drei neue hochauflösende 1" MS-Saticons verwendet. Auch das optische System wurde speziell auf hohe Auflösung getrimmt. Als Auflösungsgrenze werden 30 MHz/ 0,5 dB genannt.
Viele mikroprozessorgesteuerte automatische Funktionen erleichtern das Einstellen und den Betrieb der Kamera. Erstaunlich ist, daß die Abtastung nach dem System 1125/59,94/2:1 und nur optional mit einer Bildwechselfrequenz von 60 Hz arbeitet.
Der Filmtransport des Projektors erfolgt intermittierend, wobei spezielle Justierungsbolzen den Bildstand verbessern sollen. Die Geschwindigkeit ist kontinuierlich veränderbar von 0 bis 40 Bilder/s.
Die Normalgeschwindigkeit beträgt 24 Bilder/s oder 30 Bilder/s. Über einen optischen Multiplexer MPK-3V lassen sich ein weiterer 35mm-Filmprojektor sowie noch ein Diaprojektor aufschalten, so daß man mit diesem Insel-Layout eine Low-Cost-Anlage aufbauen kann.
Rank Cintel HDTV
Ein weiterer HDTV-Filmabtaster, der allerdings schon vor zwei Jahren zum ersten Mal als Prototyp vorgestellt worden war, war der Flying-Spot-Abtaster MKIII HD von Rank Cintel. Zur Verbesserung der Auflösung und Verringerung des Streulichts arbeitet dieser Abtaster mit einer Spezialröhre (7") mit hochauflösender Elektronenoptik und einer neutralgrauen Schirmfläche.
Im Gegensatz zu dem oben erwähnten Kameraabtaster gibt es mit diesem Abtastertyp keine Deckungsprobleme; es lassen sich sowohl 35mm-Positiv- und -Negativfilme als auch Kleinbilddias auswerten. Die Verarbeitung und Aufbereitung der Farbwertsignale erfolgt in zwei digitalen Bildspeichern.
Die einzige Wiedergabegeschwindigkeit liegt bei 24 Bildern/s. Es scheint allerdings mehr als fraglich - und dies natürlich auch für den Kameraabtaster - ob der für die Bildfrequenzwandlung verwendete einfache 2-3-Algorithmus für HDTV tragbar ist.
Nochmal Rank
Neu bei der Firma Rank und erstmals für den europäischen Markt vorgestellt wurde die Weiterentwicklung des Flying-Spot-Abtasters zu dem Enhanced MK IIIc Digiscan 4:2:2.
Die Digitaltechnik in der Ebene der Signaiverarbeitung entspricht der CCIR-Rec. 601, und am Ausgang werden außer den analogen Komponentensignalen auch bit-parallele digitale Signale bereitgestellt in Übereinstimmung mit EBU Tech. 3246.
Zusätzlich steht ein digitaler Referenzsignalspeicher zur Verfügung, der in Verbindung mit einer Split-Screen-Einrichtung die optimale Anpassung der FAT-Signale an irgendwelche anderen Referenzsignale erlaubt.
Das neue Gerät enthält ferner eine Vielfalt digital erzeugter Testsignale sowie einen verbesserten zweidimensionalen Aperturkorrektor (Digivac 4) mit diagonaler Filterung.
Rank ADS-Amigo
Ebenfalls neu für Montreux war der ADS-Amigo, eine speziell für den CCD-Abtaster ADS 1 entwickelte Programmiereinheit. Dieses Gerät basiert auf dem schon bekannten Amigo für den MKIII-Flying-Spot-Abtaster. Wichtige Parameter wie z.B. Farbbalance, Verstärkung, Gamma, Schwarzwert, PanPosition lassen sich Szene für Szene vorprogrammieren. Im Zusammenspiel mit der Speicherkapazität einer Floppy-Disk lassen sich 2934 Events abspeichern.
BTS (Broadcast Television Systems)
BTS Broadcast Television Systems zeigte wieder seinen CCD-Abtaster FDL 60, diesmal mit den verbesserten Sensoren CCD 104 mit höherer Blauempfindlichkeit und integriertem Begrenzungseffekt. Damit wird die Abtastung dichterer Filme möglich.
In Verbindung mit diesem Abtaster wurde eine X-Y-Zoomeinheit Ampex ATX 100 vorgeführt, die mit den Farbwertsignalen arbeitet und - manuell oder programmiert - eine kontinuierliche Veränderung von Expansion, Kompression, Bildseitenverhältnis und Bildlage erlaubt.
I.C. Equipment
Ein in einigen Punkten verbesserter Filmabtaster nach dem Flying-Spot-Prinzip wurde von I.C. Equipment vorgestellt. Der gesamte Filmlauf und das Abtastfenster wurden neu ausgelegt. Außer 16mm-, S16- und S8- kann nun auch das 35mm-Format verarbeitet werden, Positivfilm und Negativfilm.
Wie beim Vorgängertyp erfolgt der Ausgleich der Filmbewegung über ein Doppelraster. Ein Suchlauf ist mit dem vierfachen der Normalgeschwindigkeit möglich. Sowohl für das 625/50-System als auch für das 525/60-System soll die Wtedergabegeschwindigkeit variabel sein von 1 Bild/s bis 30 Bilder/s.
Weitere Features im Videobereich sind ein X-Y-Zoom und eine zweidimensionale Aperturkorrektur. Kratzer im Film lassen sich durch ein Wet-Gate beseitigen. Der Preis für die Basiseinheit soll bei etwa 270.000 DM liegen.
Thomson
Der vor zwei Jahren von Thomson erstmals vorgestellte und damals vielbeachtete CCD-Diaabtaster TTV2710 wurde auch diesmal wieder ausgestellt mit verbessertem, bedienerfreundlicherem Panel (Bild 11).
Da die Signalaufbereitung voll digital erfolgt, ist es naheliegend, die Signale optional 8bit-parallel und auch seriell mit 243 Mbit/s zur Verfügung zu stellen.
Dies wiederum erlaubt die Einbindung dieses Gerätes in ein umfassendes Bildspeicher- und Bildbearbeitungssystem (Slide File, optische und magnetische Disks, lokale Standbildspeicher, Generierung von graphischen Bildern, Zusammenstellung bestimmter Sequenzen).
Ein solches Anwendungsbeispiel wurde in Montreux in Form des Library Systems Andi (archival and networking of digital images} demonstriert.
Der CCD-Diaabtaster wird übrigens auch von Rank unter der Bezeichnung ADS 80 als Bildgeber für das Slide File angeboten.
4.3. Farbkorrektur
Schließlich wurde auf dieser Ausstellung auch wieder eine Reihe von kleineren peripheren Geräten vorgestellt. So gab es im Angebot eine Vielfalt von Farbkorrektoren. Abekas Cox (früher Michael Cox Electronics) zeigte wieder verschiedene Versionen aus der 600er-Serie für unterschiedliche Formate und manuelle oder programmierbare Korrektur.
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P. Albrecht Elektronik
Die Firma P. Albrecht Elektronik zeigte das Farbkorrektur-Steuersystem CCOR, das speziell für den FBAS-Korrektor HC CC 408 (BTS) konzipiert wurde.
Dieses System ist primär gedacht für die Korrektur bereits bespielter und mit Zeitcode versehener MAZ-Bänder. Die Speicherkapazität reicht aus für 999 Korrekturblöcke.
Nach Festlegung aller Korrekturdaten erfolgt in einem zeitcodegesteuerten Überspiel-Vorgang die eigentliche Korrektur.
Matra Communication
Von der Firma Matra Communication wurde der manuelle Farbkorrektor T37A vorgestellt, der als Ein- und Ausgangssignale sowohl Farbwertsignale als auch Komponentensignate annimmt bzw. zur Verfügung stellt.
g.t.c. (erster Hinweis auf IBM PC/AT)
Die Firma g.t.c. zeigte wieder, wie schon bei der letzten Ausstellung, die programmierbare FBAS-Farbkorrekturanlage Coco. Auch die von AEG neu überarbeitete Farbkorrekturanlage EFA-P (Bild 12) arbeitet mit einem FBAS-Korrektor und ist deshalb nicht an Filmabtaster gebunden.
Verwaltungsaufgaben und Steueraufgaben werden von zwei getrennten Rechnern übernommen. Ein bildgenaues Positionieren der Anlagen, eine Halb-Vollbilderkennung, ein Zehn-Szenen-Speicher sowie On-line-Betrieb erleichtern die Arbeit und verkürzen die Arbeitszeit.
Wiederzusehen war auch der automatische Farbkorrektor XCC 6016 (Bild 13) für Komponentensignale, mit dem aktuelle Filmbeiträge (oder auch EB-Produktionen) im Online-Betrieb farbkorrigiert werden können. Auch die abtasterspezifische, programmierbare Farbkorrektur FRP 60 fand wieder reges Interesse. Dieser Korrektor, der ein automatisches, bildgenaues Schnittsystem für Filmüberspielung auf Magnetband enthält und mit dem bis zu 800 Korrekturdatensätze abgespeichert werden können, arbeitet jetzt nicht mehr in Verbindung mit einer Floppy-Disk, sondern mit einem IBM-PC/AT.
For-A
Abschließend sei noch auf ein neues Produkt der Firma For-A aufmerksam gemacht, auf den Farbkorrektor CCS-4400, der ebenfalls Komponentensignale verarbeitet. Die Korrektur von Weißwert, Schwarzwert, Gamma für die drei Grundfarben getrennt sowie die gemeinsame Korrektur dieser drei Funktionen und der Farbsättigung wird manuell durchgeführt.
G. Holoch
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5. Fernsehbild Wiedergabe
Im Vergleich mit den anderen spektakulären fernsehtechnischen Novitäten stand die Fernsehbildwiedergabe diesmal recht bescheiden im Hintergrund.
Vermutlich sind die Etats am Ende der Fernsehkette weitgehend erschöpft: Die Hersteller beklagten, daß vorwiegend billigere, einfachere Monitorausführungen gefragt sind. So kommt es häufig zu einer deutlichen Diskrepanz zwischen den High-Tech-Bildquellen und den dafür verwendeten Kontroll- und Wiedergabegeräten. Auch in der Ausstellung sah man zum Beispiel aufwendige Graphik-Systeme mit Monitoren des unteren Klasse-II-Bereichs.
Barco hat die Ausstellung wieder mit Barco- Monitoren überschwemmt
Auch in diesem Jahr liefen die meisten Fernsehbilder wieder über Barco-Monitore. Zum einen werden diese Monitore heute von sehr vielen Studiogeräteherstellern eingesetzt, zum anderen hatte Barco Industries - alter Tradition entsprechend - den Ausstellern mehr als 360 Monitore zu günstigen Konditonen zur Verfügung gestellt.
Im Mittelpunkt stand diesmal der 1985 in Montreux noch ziemlich geheim vorgeführte, inzwischen von der Praxis sehr gut aufgenommene Monitortyp CVS.
Dieser Kontrollempfänger zeichnet sich unter anderem durch eine Mikroprozessorsteuerung aus, die mit Hilfe von zwei Bus-Systemen (analog und digital) die Fernbedienung praktisch aller Betriebsarten und -einstellungen gestattet.
Unter der Bezeichnung "Multi-Monitor-Controller" zeigte Barco ein Tastenfeld, mit dem bis zu 48 Monitore (z.B. in einer Monitorwand) gemeinsam, in Gruppen oder einzeln angewählt und eingestellt werden können.
An Feinarbeit wurde die Mikroprozessorsteuerung des Monitors weiter verbessert. So benötigt der automatische Unbuntabgleich mit dem Thoma-Farbme8gerät jetzt noch weniger Zeit und die früher vom Hersteller vorgegebenen Paßworte, mit denen die unbefugte Veränderung der Empfängereinstellungen verhindert wird, sind nun vom Anwender selbst programmierbar. Das Konzept der Monitorserie war von Anfang an auf Erweiterungen ausgelegt.
Barco Einschubmodule
In Montreux stellte Barco drei weitere Einschubmodule vor (Bild 14). Mit dem Anspruch der ersten Entwicklung dieser Art zeigte Barco ein "Digital Component Interface" mit zwei seriellen und zwei parallelen Eingängen (CCIR 601, 4:2:2, 243 Mbit/s). Diese Monitorausführung wurde bereits auf den Ständen von Quantel und Thomson eingesetzt.
Ein weiteres Einschubmodul gestattet als Besonderheit auch die Einstellung der Farbsättigung bei Komponentenbetrieb. Das dritte Einschubmodul bietet fünf weitere FBAS-Durchschleif-Eingänge. Von den Verbesserungen am Monitor selbst sei die "Scan Rotation" erwähnt, eine Einrichtung bei den 51cm-Monitoren, mit der durch einen Gleichstrom das Erdmagnetfeld kompensiert und eine bessere Farbreinheit erreicht werden kann.
Barco-Industries hatte sich schon 1983 als erste nicht-japanische Firma auch auf das Gebiet der HDTV-Wiedergabe gewagt. Mit einem neuen 20"-Monitor (Bild 15) gibt es inzwischen bei Barco vier HDTV-Monitortypen mit Bilddiagonalen von 20, 26, 30 und 40".
Als Auflösung werden "1000 Zeilen und höher" angegeben {Ausnahme 26-inch-Geräte: 900 Zeilen).
- Anmerkung : Auch hier wieder : gemeint sind Linien, nicht Zeilen.
Um für alle Standard-Entwicklungen gerüstet zu sein, hat Barco die Monitore für Horizontal-Ablenkfrequenzen von 28 kHz bis 33,75 kHz ausgelegt.
BTS und der 25.000 DM Farb-Suchermonitor "KC 17 BBA"
BTS bietet durch den Zusammenschluß des Bosch-Programms mit dem Philips-Programm ebenfalls eine umfangreiche Monitorpalette, die die meisten Anwenderwünsche abdeckt. Als Neuentwicklung wurde mit besonderem Stolz der Farbsucher-Monitor "KC 17 BBA" vorgestellt.
In dieses kleine, mit einer sehr hochauflösenden Trinitron-Black-Matrix-Röhre von 17cm-Diagonale, Tripelabstand 0,21mm, arbeitende Gerät hat man so viel Spitzentechnik (Multistandardwiedergabe, linear einstellbare Aperturkorrektur, Grauwert-Stabilisierung, aufschaltbare Referenzlinien) eingebaut, daß diese Monitorentwicklung außer als Kamerasucher auch viele andere Anwendungsbereiche finden könnte - wenn der Preis nicht über 25.000 DM liegen würde.
Besonders bemerkenswert ist außerdem die praktisch perfekte Lageunabhängigkeit mit sehr guter Bildschirmgleichmäßigkeit bei Leuchtdichten bis zu 500 cd/m2.
Sony
Als weiterer bedeutender Monitoranbieter zeigte Sony eine neue Ausführung des bekannten Klasse-1-Monitors BVP 2000 (Bild 16) mit hochauflösender 20"-Trinitron-Bildröhre, jetzt unter der Bezeichnung BVM 2010 P/PD. Der Monitor ist mit EBU-Phosphoren lieferbar. Zu der schon früher sehr umfangreichen Ausstattung sind noch weitere Optionsmöglichkeiten hinzugekommen.
So ist dieses Gerät als erster Monitor mit einem eigenen, eingebauten Pluge-Generator mit vierstufiger Grautreppe erhältlich. Die 1985 vorgestellte Unbunt-Abgleichautomatik mit einem einzigen für RGB sequentiell arbeitenden Bildschirmsensor wurde nun durch einen Meßkopf mit drei Sensoren ersetzt.
Im Gegensatz zur Abgleich-Automatik bei Barco-Monitoren mit dem Thoma-Farbmeßgerät wird jedoch immer noch keine echte Farbmessung vorgenommen, sondern wird lediglich die RGB-Strahlungsenergie, wie bei den bekannten Colour-Analysern, ermittelt.
Das bedeutet, daß der Abgleich vom Phosphortyp abhängig ist und entsprechend programmiert werden muß. Unter der Bezeichnung "PD" ist der Monitor nun auch für digitale 4:2:2-Komponentensignale erhältlich.
Eine absolute Spitzenleistung bot Sony im Rahmen der speziellen HDTV-Schau im Hyatt-Hotel mit einem 37"/5:3-Monitor, bei Sony natürlich ebenfalls mit einer Trinitron-Bildröhre. Es ist erstaunlich, welche Bildqualität mit diesem Röhrentyp, der als eine typische, einfache Heimempfängerröhre galt, inzwischen in dem extrem weiten Bereich von 7- bis 37"-Bilddiagonale erreicht wird.
Warten auf die bezahlbaren Beamer
Für viele Anwendungen im Broadcast-Bereich wartet man schon seit langem auf Fernsehprojektionseinrichtungen hoher Bildqualität in mittlerer Preisklasse.
Leider gab es in Montreux auch diesmal auf diesem Gebiet nichts wesentlich Neues. Zu bekannt stolzem Preis zeigte General Electric in der HDTV-Sonderschau eine HDTV-Ausführung des "Talaria MLV"-Projektors mit zwei Lichtventilröhren und zwei Projektionslampen für Grün bzw. Blau/Rot.
Dieses System soll 80% mehr Leuchtdichte und 50% höheren Kontrast als der normale General-Electric-Projektor bringen. Bei den Vorführungen in den ersten Tagen war die Biidqualität leider durch eine tieffrequente Helligkeitsmodulation, die durch Mikrophonie von dem mit 50Hz laufenden Lüfter auf die mit 60Hz arbeitende Lichtventilröhren erklärt wurde, kaum zu beurteilen.
Kodak
Eine interessante Möglichkeit der Fernsehbildprojektion, der man allgemein in Zukunft auch für die bildmäßige Halbton- und Farbwiedergabe gute Chancen gibt, zeigte mit seinem Data-show-System (Bild 17). Hier wirkt eine Flüssigkristall-Displayeinheit als Lichtventil in Verbindung mit einem Dia- oder Overhead-Projektor.
Die in Matrixform aufgebauten Displayeinheiten lassen sich an jeden IBM- oder IBM-kompatiblen Personal-Computer mit Farbgraphik-Karte anschließen und ergeben flimmerfreie monochrome Bilder hoher Kantenschärfe. Bei den Vorführungen ließ der Kontrast jedoch noch ziemlich zu wünschen übrig.
Der Riemer / IRT Projektor
Recht gute und helle Rückprojektions-Bilder zeigte Riemer auf einer etwa 1,5m * 1m großen Black-Matrix-Wand mit dem TV-Großbild-Hochleistungsprojektor 5006 HP. Bei dem Gerät handelt es sich um einen aus zwei konventionellen 3-Röhren-Projektoren (Sony) bestehenden Doppelprojektor (Bild 18). Diese Anordnung und auch die Einsatzmöglichkeit zur Erzielung des doppelten Lichtstroms ist von den im Institut für Rundfunktechnik entwickelten 3D-TV-Projektoren bekannt.
Riemer hat die beiden Projektionseinheiten recht kompakt in ein gemeinsames Gehäuse gebaut und dabei auch, wie das IRT, die Farbröhren beider Einheiten gegenläufig angeordnet, um die typischen Farbshadings bei seitlicher Betrachtung zu kompensieren.
Da aus Platz- und Preisgründen für beide Projektionseinheiten z.T. gleiche Schaltungsteile verwendet werden, entfällt beim Riemer-Projektor der zusätzliche Vorteil höherer Betriebssicherheit zweier unabhängiger Einheiten und auch die Möglichkeit der 3D-Projektion. Es wurde jedoch erklärt, daß bei genügendem Interesse entsprechende Versionen denkbar sind.
Hitachi
Einen bemerkenswert guten einteiligen Rückprojektor in bekannter Bauweise stellte Hitachi im Rahmen der HDTV-Sonderschau im Hyatt-Hotel vor.
Das mit neuen 9"-Projektionsröhren und einem neuartigen Projektionsschirm in Black-Matrix-Technik arbeitende Gerät ist für HDTV-Wiedergabe sowie für Datendisplay und Spezialanwendungen (Telekonferenzen u.a.) gedacht.
Die Bildschirmdiagonale beträgt bei einem Bildseitenverhältnis von 4:3 58" und bei 5:3-Bildern 54". Als maximale Leuchtdichte werden 100 fL (343 cd/m2) mit einem Kontrast von mehr als 100:1 (!) angegeben.
R. Sand
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6. Fernsehaufzeichnung auf Magnetband
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Ampex Digital
Dieser Bereich war auch 1987 von einer zunehmenden Formatvielfalt gekennzeichnet, deren Spannweite sich von modifizierten 1"-MAZ-Anlagen für die Aufzeichnung analoger PAL-Signale über digitale PAL-Aufzeichnung, analoge Komponentenaufzeichnung in zwei miteinander konkurrierenden Systemen bis hin zur digitalten Komponentenaufzeichnung erstreckte.
Bemerkenswerte Eckpunkte dieser Entwicklung - wenn auch noch im experimenteilen Stadium : die Vorstellung des S-VHS-Formats im Konsumerbereich sowie die vielbestaunte digitale HDTV-AufZeichnung auf Magnetband und Optical Disc.
Mit der 625/50-Version eines digitalen PAL-Studiorecorders stellt Ampex zum ersten Mal ein digitales Aufzeichungsformat vor, das die direkte Einbindung in bestehende PAL-Studios unter Nutzung der durch ein digitales Aufzeichnungsformat gegebenen Vorteile einer fast beliebigen Kopienzahl ermöglicht.
Die D2 Formatbeschreibung im Vergleich zu D1
Eine detaillierte Formatbeschreibung (D2) dieser, gemeinsam von Ampex und Sony getragenen Entwicklung liegt bereits vor und weist im Vergleich zum digitalen Komponentenformat (D1) einige bemerkenswerte Einzelheiten auf:
Der Recorder verfügt über analoge Bild- und Toneingänge, die interne Signalverarbeitung und -aufzeichnung erfolgt jedoch ausschließlich digital. Für die direkte Überspielung des aufgezeichneten Programms auf einen Recorder gleichen Formats stehen speziell hierfür definierte digitale Interface-Schnittstellen für Video und Audio zur Verfügung.
Das verwendete Bandlaufwerk entspricht weitgehend dem des digitalen Komponentenrecorders, aufgezeichnet wird jedoch auf hochkoerzitivem 19mm breiten, 13um dicken Metallpartikelband.
Die Signalverabeitung erfolgt im Raster der 4fachen Farbträgerfrequenz (17,7 MHz) mit einer Datentiefe von 8bit. Zusammen mit den ebenfalls digital aufgezeichneten vier Tonkanälen mit je 48kHz Abtastfrequenz und 20bit ergibt sich ein aufgezeichneter Datenstrom von 154 Mbit/s.
Diese Daten werden in Azimut-Aufzeichnung auf 35um breiten Spuren mit einer Wellenlänge von 0,79um zweikanalig in acht Segmenten pro Halbbild aufgezeichnet. Im Gegensatz zum D1-Format werden die Audiodaten in jeweils zwei Datenbursts am Spuranfang und -ende aufgezeichnet.
Die dadurch erhöhte Störanfälligkeit der digitalen Tonkanäle glaubt man durch einen aufwendigen Fehlerschutz kompensieren zu können. Durch die Verlegung der Tonkanäle an die Spurenden ist nunmehr verbesserte Standbild- und Zeitlupenwiedergabe mittels dynamischer Kopfnachführung möglich.
Aus den oben angeführten Werten für Spurbreite und Wellenlänge errechnet sich eine Aufzeichnungsdichte von 7,2 Mbit/cm2 (D1 = 4,9 Mbit/cm2), was mit den vom D1-Format übernommenen drei verschiedenen Kassetten großen S, M, L Spieldauern von 32 Minuten, 94 Minuten bis zu 208 Minuten ergibt.
In der Ausstellung selbst suchte man jedoch vergeblich nach diesem Recorder. Am Ampex-Stand wurde nur ein Labormodell der NTSC-Ausführung auf einem modifizierten C-Format-Laufwerk demonstriert.
BTS und der digitale Studiorecorder DCR 100
Nach jahrelanger aktiver Mitgestaltung des digitalen Aufzeichnungsformats in Arbeitsgruppen der EBU und SMPTE stellt BTS einen Prototyp seines digitalen Studiorecorders vor (DCR 100) (Bild 19).
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- Anmerkung : Bei unseren Zeitzeugen-Gesprächen erwähnte Profesor Hausdörfer mehrmals, daß er besonders stolz darauf ist und war, maßgeblich diese 4:2:2 Digital Norm definiert, vertreten und durchgesetzt zu haben.
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Bis zur Serienreife soll jedoch nach Aussagen der Konstrukteure noch eine Fülle von Detailverbesserungen vorgenommen werden. Der Recorder ist in Laufwerk- und Prozessormodul unterteilt und ermöglicht im Gegensatz zum Sony-Recorder die Verwendung aller drei im Format festgelegten Kassettengrößen.
Der (Hichtech-) Scanner, auf dem 16 Köpfe mit zugehöriger Elektronik montiert sind (Bild 20), kann im Haveriefall als komplette Einheit getauscht werden. Interessenten wurde auf der Ausstellung der erfolgreiche Bandaustausch zwischen digitalen Studiorecordem von Sony und BTS demonstriert. Damit ist ein weiterer Prüfstein zur internationalen Akzeptanz dieses Formats überwunden.
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Die BTS 52 zeigt alle Qualititäts-Reserven
Zum Beweis der Leistungsfähigkeit des mittlerweiie in die Jahre kommenden B-Formats war ebenfalls bei BTS eine 20. Generation auf BCN-52 zu sehen, ein Indiz dafür, daß bei sorgfältiger Recorder-Einmessung und unter optimalen Kopf-Band-Bedingungen auch bei herkömmlichen 1"-Analog-Recordern noch erstaunliche Qualitätsreserven mobilisiert werden können.
Entwicklungen auf dem Sony-Stand
Wie allgemein erwartet, war am Sony-Stand eine Reihe interessanter Entwicklungen ausgestellt. Bemerkenswert ein neuer 1"-C-Format-Recorder (BVH-3000 PS) (Bild 21) mit einer Fülle von "top-end"-Eigenschaften wie automatische Bandfädeleinrichtung, Hinterbandkontrolle für Video und Audio, TBC mit 30-Zeilen-Fenster sowie Messung und Anzeige der S/H-Phase am Eingang.
Der erstaunlich niedrige Preis dieser "top-end"-Maschine läßt vermuten, daß nunmehr die im Format steckenden Möglichkeiten weitgehend ausgeschöpft sind und Abgrenzungen zu Konkurrenzfabrikaten über den Preis stattfinden werden.
Die Möglichkeit, unter weitgehender Wahrung der Kompatibilität mit herkömmlichen C-Format-Maschinen zwei-kanaligen PCM-Ton aufzuzeichnen, wurde mit der BVH-2800 PS demonstriert. Mit Hilfe zusätzlicher Köpfe wird in dem ursprünglich für Audio 4 vorgesehenen Bandbereich PCM-Ton mit wählbaren Abtastfrequenzen (48 kHz, 44,1 kHz, 44,056 kHz) und 16bit-Auflösung aufgezeichnet.
Hierfür wird das Tonsignal in einem externen Prozessor digitalisiert (und auch wieder decodiert), mit Fehlerschutz und geeignetem Kanalcode versehen zeitkomprimiert aufgesprochen.
Die sich dabei ergebende Datenrate von 66,7 Mbit/s wird auf drei Kanäle mit Spurbreiten von 71um (Wellenlänge 1,92um) verteilt. Die beiden PCM-Kanäle sind auf dem Band editierbar und während der Aufnahme über Hinterbandkontrolle überprüfbar.
Die SONY Betacam-Typenreihe
Ebenfalls große Beachtung fand die Produktpalette der "Superior-Performance" - Betacam-Typenreihe BVW-35P, BVW-75P (Bild 22), BVW-530API und BVW503AP/505P. Sony versucht mit dieser Typenreihe, der Herausforderung von Matsushita zu begegnen. Die von Sony propagierten Kenndaten dieser Entwicklung, wie Wahrung der Kompatibilität mit bereits ausgelieferten Betacam-Geräten (30.000 weltweit), exzellente Tondaten mittels FM-Aufzeichnung sowie erweiterte Luminanzbandbreite (5,5 MHz), werden gegenwärtig bei einigen europäischen Rundfunkanstalten überprüft.
Die verbesserten Signaldaten beruhen zum größten Teil auf der Verwendung von Metallpartikelband. Eine neue, größere Kassette ermöglicht eine Spielzeit von mehr als 100 Minuten. Es herrscht jedoch der Eindruck vor, daß noch nicht alle Signalparameter konsolidiert sind, eine weitere Erhöhung der Luminanz- und Chrominanzbandbreite bis zur endgültigen Festlegung des Formats erscheint nicht ausgeschlossen.
Der bisher auf allen Ausstellungen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen gezeigte digitale Studiorecorder ist nunmehr produktionsreif und kann als DVR-1000/DVPC-1000 geordert werden.
Matsushita (JVC)
Matsushita (JVC) stellte die 625/50-Version ihrer MII-Typenreihe vor (AU-400E, AU-650E). Die Leistungsdaten dieser Typenreihe, mit dem AU-650 (Bild 23) als potentiellen 1"-Ersatz, lassen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Betacam-SP und MII erwarten. Die oft bemängelte geringe Luminanzspurbreite (bei NTSC 38um) wurde auf 56um erweitert. Für die Chrominanzbandbreite werden 2 MHz spezifiziert.
Als maximale Spieldauer wird 90 Minuten (MPL 90) angegeben. Ein für Dezember 1987 angesetzter EBU-Vergleichstest zwischen Betacam-SP und MII im Institut für Rundfunktechnik soll Klarheit über Systemunterschiede und den Bezug zu den Leistungsdaten der 1"-Technik schaffen.
Der im MII-Format festgelegte - und im Normalbetrieb nicht ausgenutzte - Umschlingungswinkel läßt die Aufzeichnung von zwei PCM-Tonsignalen zu. Dies wurde am Matsushita-Stand an einem AU-650E-Recorder demonstriert. Auch hier wird ein externer PCM-Prozessor benötigt, in dem die beiden Tonkanäle mit je 48kHz abgetastet und mit 16bit codiert werden. Der PCM-Ton ist separat editierbar mit einer Genauigkeit von < 16ms.
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Zukunftsentwicklungen im S-VHS Bereich
Ein Einblick in außerordentlich interessante Zukunftsentwicklungen wurde am Rande der Ausstellung geboten. Es handelte sich hierbei jedoch nicht um bereits käufliche Produkte, sondern um Labormuster, an denen Stand und Möglichkeit gegenwärtiger Technologie ablesbar waren.
JVC demonstrierte für geladene Gäste die NTSC-Version seines S-VHS-Recorders (eine PAL-Version wurde in Aussicht gestellt). Dieser für den Konsumerbereich konzipierte Recorder arbeitet nach wie vor nach dem "Colour-Under"-Prinzip, ist aufwärtskompatibel mit konventionell aufgezeichnetem VHS, verfügt jedoch mittels höherer Trägerlage und höherkoerzitivem (850 Oe) Oxidband über eine Luminanzauflösung von mehr als 400 Zeilen (es muß auchhier Linien heißen). (Im Vergleich dazu VHS mit etwa 240 Linien Auflösung.)
Zusammen mit einigen schaltungstechnischen Feinheiten wie CCD-Kammfilter zur Y/C-Trennung und flankenversteilerter Chrominanz übersteigt die damit zu erzielende Bildqualität subjektiv die NTSC-Sendequalität.
Wichtige Voraussetzung hierfür ist der separate Ausgang für Luminanz und quadraturmodulierter Chrominanz, der eine erneute Decodierung im Fernsehempfänger überflüssig macht.
Zur vollen Ausnutzung dieses Qualitätspotentials ist somit ein Fernsehgerät mit neuer Schnittstelle nötig, eine Entwicklung, die in Erwartung der zukünftigen Aufzeichnung von MAC-Signalen auch in Europa bereits angelaufen ist.
Die mit diesem System erzielbare Qualität wurde eindrucksvoll auf einem höherauflösenden großen Fernsehschirm im Vergleich zur normalen VHS-Aufzeichnung demonstriert. Erstaunlich auch die mit einem S-VHS-Camcorder erzielbare Bildqualität mittels einer - noch in Entwicklung befindlichen - CCD-Kamera mit einer Auflösung von 400 000 Bildelementen.
Highlights bei der HDTV-Aufzeichnung
Weitere Highlights waren im Bereich der HDTV-Aufzeichnung zu vermerken: Toshiba stellt nun ebenfalls einen analogen HDTV-Recorder vor (TVR-1000/ TTB-1000), der mit dem von Sony geliefertem HDV-1000/HDT-1000 voll kompatibel ist, zusätzlich jedoch noch über eine Reihe interessanter Features wie Hinterbandkontrolle, mikroprozessorgesteuertes Laufwerk, Vakuum-Bandsteuerung und bildgenaue Schnittmöglichkeit verfügt.
Damit scheint ein weiterer Schritt hin zu einem De-Fakto-Standard auf der Basis 1125/60 vollzogen zu sein.
Höchste Anerkennung fand auch der Sony-"Gigabit-Recorder", der nach neuestem Stand 1,188 Gigabit/s aufzeichnet und somit die bei CCIR vorgeschlagenen HDTV-Aufzeichnungsformate verarbeiten kann.
Dieser Recorder basiert nach wie vor auf einem modifizierten C-Format-Laufwerk mit doppelter Scannergeschwindigkeit (7200 U/min).
Aufgezeichnet wird in acht Kanälen mit je 148,5 Mbit/s auf 1"-Metallband. Die aufgezeichnete Wellenlänge von 0,69um und Spurbreite von 27um lassen erkennen, daß man sich mit diesem Recorder bereits im Grenzbereich des heute physikalisch Machbaren befindet.
Die benötigte Prozessorelektronik ist von der des 4:2:2-Recorders abgeleitet, ein Bandvorschub von 80,5 cm/s - das ist mehr als das dreifache des normalen C-Formats - ermöglicht mit einer 14"-Spule eine Spielzeit von 90 Minuten. Wegen des hohen Bandvorschubs ließ sich bei dieser Maschine die Aufzeichnung von acht PCM-Tonkanälen (48 kHz, 16 bit} mittels eines stationären Kopfpakets bewerkstelligen.
Die Forderung nach Bandaustauschbarkeit und der Unterbringung einer möglichst langen Programmsegments in einer Kassette machen die Realisierbarkeit eines Recorders als Serienprodukt mit oben angedeuteten Qualitätsmerkmalen in der nahen Zukunft jedoch unwahrscheinlich.
H. Schachlbauer
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7. Elektronische Einzelbildspeichersysteme
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Zählten elektronische Einzelbildspeicher-Systeme noch vor wenigen Jahren in Montreux zu den herausragenden, viel umlagerten Novitäten, so gehören sie heute bereits zur Standardausrüstung in etlichen Fernsehbetrieben, wo sie sowohl als bequem anzapfbare High-Quality-Bildsignalqueilen für die häufig benötigten sogenannten Standbilder als auch als integrierter Bestandteil der "Elektronischen Graphik" eingesetzt werden.
Das ihnen zugrundeliegende Konzept, nämlich die Speicherung digital-codierter Bildsignale (gemäß der 4:2:2-CCIR-Digital-Studionorm) auf handelsüblichen, in der EDV-Technik seit geraumer Zeit eingesetzten Magnetplatten und die Zwischenschaltung von Halbleiter-Pufferspeichern zur Anpassung der unterschiedlichen Datenraten bei EDV und Fernsehen, hat sich in der Praxis gut bewährt.
Daher ist es nicht verwunderlich, daß sich das gegenwärtige Markangebot an EES-Systemen nicht gravierend, sondern lediglich durch Verbesserungen und Ergänzungen, von dem vor zwei Jahren unterscheidet.
Quantel
Der bisherige Favorit auf dem europäischen Markt - die englische Firma Quantel - bietet weiterhin ihr schon viel verkauftes modular auf- und ausbaufähiges System DLS (Digital Library System) sowie das VAX-Rechner-gesteuerte Verbundsysstem CCL (Central Lending System) für das Zusammenspiel von DLS-Einzelstationen, Paint-boxes und Optical-Disk-Archive-Stores an.
Im Angebot neu dabei ist die Technik der Verbindungen zwischen den einzelnen Stationen auf der Basis von Lichtwellenleitern (Fibre Optic Link), die Entfernungen bis zu 500m zuläßt.
Rank Cintel
Auch Rank Cintel baut weiterhin das einer gemeinsamen Entwicklung mit der BBC entstammende Slide File. Erweitert wurde die Speicherkapazität, das heißt die Geräte sind jetzt mit Winchesterplatten zu 80 MByte, 160 MByte und auch 330 MByte (entsprechend etwa 330 Bildern) lieferbar.
Vor Bestellung eines solchen Gerätes muß der Kunde allerdings festlegen, welche Winchesterplatte er haben möchte. Zum Slide File wird jetzt auch ein Programm für gern verwendete Produktionseffekte, die vom normalen Bedienfeld aus abrufbar sind, angeboten.
Käuflich ist inzwischen das schon 1985 in Montreux demonstrierte "graphic tablet", das ein Slide File sehr kostengünstig zu einem "Art File", einem interessanten Gerät für die Graphikwerkstatt, erweitert (Bild 24).
Und der Ausstellungsbesucher wurde erneut darauf hingewiesen, daß die Integration von Slide Files zu einem sehr effektiven, kundenspezifisch ausbaufähigen Bibliothekssystem mit dem Namen Gallery 2000 (ein Software-System von Logica) möglich ist.
Ampex
Das von Ampex ebenfalls schon 1985 in Montreux vorgestellte Einzelbildspeichersystem ESS-3 hat neuerdings einen "kleinen Bruder" bekommen: das "low-cost"-Speicher- und Graphikgestaltungssystem ESS-5 (Bild 25). Dieses insbesondere für die Produktion von Nachrichtensendungen, die Nachbearbeitung und zum Einsatz im Ü-Wagen konzipierte, nur für eine Bedienstelle ausgelegte Gerät wird in Kürze lieferbar sein.
In der Grundausstattung enthält das Gerät eine 160-MByte-Winchesterplatte, die 160 CCIR-digital-codierte 625-Zeilen-Bilder (oder 200 Bilder der 525-Zeilen-Norm) faßt, und eine Diskette für die Verwaltung der Bilder.
Auf Wunsch läßt sich - ähnlich wie beim Slide File von Rank - ein Datenkassetten-Recorder als "Hintergrund"-Speicher im Gerät integrieren. Ein höherer Bedarf an On-Iine-Speicherkapazität kann durch bis zu vier zusätzlich anschließbare externe Festplatten- oder Wechselplatten-Laufwerke befriedigt werden. Durch Ergänzung mit der Graphik-Option ist die ESS-5-Grundversion leicht in ein leistungstarkes, vielseitig verwendbares Werkzeug moderner Videographik erweiterbar.
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Thomson Video Equipment
Thomson Video Equipment demonstrierte unter der Bezeichnung "Andi
TTV 3100" ein modular bis zum Großsystem mit maximal 56 Speicherplatten- Laufwerken ausbaufähiges Bildarchiv mit Zentralspeicher und autonomen lokalen Stationen (Bild 26).
Neben Magnetplatten werden auch als Massenspeicher kostengünstigere optische (Laser-) Datenplatten der Fabrikate Optimem 1000/S (12", 1 GByte) und The Maxtor RXT-800 (5 1/4", 2*400 MByte), die allerdings nur einmal beschreibbar sind, verwendet. Die rechnergestützte Verwaltung der gespeicherten Bilder bietet verschiedene Suchkriterien,
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VTE, Braunschweig
Die deutsche Firma VTE, Braunschweig/Herrsching, nahm die Gelegenheit der Ausstellung, um die Besucher mit einem technischen Informationsblatt auf ihre neueste Entwicklung, den Digital Video Disc Recorder DVDR 200, aufmerksam zu machen.
Das Besondere an diesem Einzelbildspeichersystem ist, daß es - laut Prospekt - etwa 6.000 Einzelbilder (das entspricht etwa vier Minuten Fernsehprogramm) digital-codiert (gemäß CCIR 601) in Realzeit (Datenrate > 216 Mbit/s) aufnehmen und wiedergeben kann, also auch rasch ablaufende, animierte Einzelbild-Sequenzen zu liefern vermag, was bekanntlich die heute handelsüblichen, eingangs geschilderten Einzelbildspeichersysteme nicht können.
Erinnert sei, daß auf diesem Gebiet bereits in den 1970er Jahren Ampex gemeinsam mit CBS Pionierarbeit geleistet hat - das technisch nicht leicht realisierbare Konzept der Aufzeichnung digital-codierter Einzelbilder auf Magnetplatte in Realzeit aber schließlich zurückstellte. Um so mehr verdient das neue VTE-Angebot Beachtung.
F. Pilz
Das war jetzt Teil 2 des 1987er Berichts
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