Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".
Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.
Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"
Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.
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Das 16. Fernsehsymposium Montreux 17. bis 22. Juni 1989
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Leitartikel von Chefredakteur Norbert Bolewski
"Gedanken-Nachlese zu Montreux"
Montreux 1989: Rien ne va plus! Nein, ich rufe mir nicht die sonore Stimme des Croupiers vom Casino ins Gedächtnis - bei den horrenden Preisen während des Symposiums blieb dafür kein Centime.
Einzig und allein mein Jacket hätte ich verspielen können, das war eher hinderlich in Anbetracht der Temperaturen. "Nichts geht mehr" schien mir aber mehr als je zuvor das Motto der Organisation dieser Veranstaltung, wenngleich sicherlich nicht so geplant.
Die Kapriolen des Wetters = diesmal zuviel Sonne
Daß Sonnenschein nicht immer fröhlich stimmt, merkten zuerst diejenigen der Messestand- Besatzungen, die ihre Tage auf dem Firmenstand in einer provisorischen Holzhalle vor und auf dem Dach des Messezentrums verbringen mußten.
Kräftige Kunststoffmaterialien über den Planken verhinderten jegliche Luftzirkulation. Ob eine Klimaanlage vorhanden war, weiß ich nicht, doch wenn, so muß sich der dafür zuständige Ingenieur einen Rechenfehler erlaubt haben.
Meine Hochachtung an all diejenigen Damen und Herren, die ihre Messetage überwiegend dort verbringen mußten. Das war Schwerstarbeit. Eine Zumutung war auch die Hallenbelegung, die eher einen Abenteuerspielplatz vermuten ließ. Eine logische Aufteilung der Hallen wäre günstiger gewesen, trotz der hübschen, bunten Schildchen, die mit ihren Pfeilen darauf aufmerksam machten, daß unter einem die Ebene 2200 und genau über einem die Ebene 4400 ist.
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Ungeahnte Kuriositäten bei der Navigation
Standnummern gab es nur selten, man mußte schon selber suchen. In die Ebene 3700 (Eureka) kam man am besten durch die Standküche von BTS. Und das nicht symbolisch gemeint.
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Die Vorträge auf dem Symposium - nahezu belanglos
Natürlich gab es auf dem Symposium Vorträge, sogar gute und interessante. Zwar kann man unmöglich alle Vorträge hören, schon allein wegen der Parallel-Sitzungen, aber wenn ich die, die ich gehört habe, als repräsentativen Durchschnitt ansehe, so hat jede FKTG-Jahrestagung Weltniveau.
Nicht selten waren zwei, drei Vorträge hintereinander oberflächliche Darstellungen länger bekannter Eigenschaften oder sogar reinste Werbung. Wer dabei wach bleiben wollte, konnte sein abstraktes Denken beim Verstehen der Simultan-Übersetzung trainieren.
Journalisten "dürfen" auch noch kommen
Daß Journalisten keine Tagungsgebühren bringen, ist bekannt aber üblich. Noch vor vielen Jahren wurde man geradezu hofiert, doch in Montreux dabei zu sein und zu berichten. Das Konzept ging auf, nicht zuletzt durch die Medien-Berichterstattung ist die Montreux-Veranstaltung zu dem geworden, was sie heute ist.
Nun aber hat der Mohr seine Schuldigkeit getan: Es gibt es keine Fächer mehr, keine Schränke, in denen man seine Unterlagen aufbewahren kann und noch eine Reihe anderer Kritikpunkte. Pressekonferenzen, die der sachlichen Information dienen sollen, gerieten in einigen Fällen zur reinsten Waschmittelpropaganda, in einem Fall gar lag der Verdacht nahe, der Presse Sprecher wollte sich für kommende Unterhaltungs-Sendungen profilieren.
Das Jahr 1989 darf auf keinen Fall Schule machen
Doch genug der Kritik, sie soll nicht Selbstzweck sein, sondern dazu dienen, daß sich die Verantwortlichen überlegen, ob hier nicht ein Rückfall in alte Tage Fortschritt bedeutet. In keinem Fall sollten sich aber diese Trends, die sich schon vor zwei Jahren, wenn auch nicht in so gravierender Weise abzeichneten, verstärkt werden.
Genügend Fachleute, Wissenschaftler, Ingenieure, Entwickler waren da. Und wer wollte, konnte schon interessante und ernsthafte Gespräche führen. Insofern ist Montreux immer noch die wichtigste europäische Veranstaltung für die fernsehtechnische Branche.
Was das Drumherum anbelangt, so kann langsam auch die malerische Landschaft des Genfer Sees die organisatorischen Schwachpunkte nicht mehr kompensieren.
Es gab in 1989 nicht so viel Neues
Vielleicht lag es auch alles ein wenig daran, daß die sogenannten innovativen Neuentwicklungen diesmal spärlicher zu finden waren. Das war zu erwarten und ist auch kein Mangel.
Denn wenn man sich die wirklich gewaltigen Entwicklungen der letzten Jahre ansieht, ist klar, daß all dies, was geplant und geforscht wurde, letztlich in Serienfertigung einmünden muß. Schließlich ist die technische Entwicklung für die Firmen kein Hobby, sondern mit enormen Kosten verbunden, die wieder reinkommen müssen.
Und doch gab es viel Interessantes.
So beispielsweise bei den CCD-Kameras. Ich glaube, es ist nicht falsch, die diesjährige Montreux-Veranstaltung als Durchbruch bei den CCD-Kameras zu bezeichnen. Hatten sie im ENG-Bereich schon einige Vorteile gegenüber Röhrenkameras, so blieb ihre Qualität den höchstwertigen Studiokameras gegenüber unterlegen.
Nun aber ist es den Japanern ebenso wie den Europäern (Philips/Valvo) gelungen, ihre CCD-Sensoren so zu modifizieren, daß sie im Hinblick auf Auflösung, Störabstand und Empfindlichkeit die Werte einer hochwertigen Röhrenkamera erreichen, ja zum Teil sogar übertreffen.
Eine beachtliche Leistung, mehr Bildpunkte auf gleicher Chipgröße bei höherer Empfindlichkeit zu erreichen, mit der man gar nicht so gerechnet hatte, weil scheinbar die Physik dem entgegenstand.
Aber verbesserte Elektrodenführungen, modifizierte Substrate und Schaltung Stechnische Kniffe haben die CCD-Sensoren weiter verbessert. Die Stückzahlen und die Preise im nächsten Jahr werden dafür noch relativ hoch sein, da die Fertigung schwieriger ist und vor allem die Ausbeute an fehlerfreien Chips potentiell abnimmt.
Die volldigitale Kamera ist die Zukunft
Die volldigitale Kamera ist wahrscheinlich die nächste Stufe. Von Panasonic wurde sie angeblich bereits vorgestellt. Doch zeigte sich beim näheren Hinterfragen, daß das Modell keineswegs volldigital war. Das Pre-Processäng war nach wie vor analog. Daß sie kommt und daß damit vor allem die Betriebsparameter konstant auf einen optimalen Wert gehalten werden können, gilt als selbstverständlich.
Doch zeigt sich, daß insbesondere das Pre-Processing mehr als 8 bit Auflösung, wahrscheinlich 12 bit Auflösung, verlangt und daß die Bauelemente und Schaltungstechniken dafür noch nicht marktgängig sind.
Der Digitalausgang bei Videokameras wird noch etwas warten lassen. Im Äugenblick wäre er auch noch sinnlos, denn er würde nur dann Sinn ergeben, wenn man einen digitalen Recorder direkt anschließen könnte.
Aber die Signalführung durch das Kabel über weite Strecken wäre wegen der hohen Signalfrequenz und der damit entsprechenden Dämpfung im Augenblick auch noch ein Problem. Optische Übertragungskabel dafür sind nötig und auch in Sicht.
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Auf dem Aufzeichnungssektor: 1" und U-matic sind "out".
Auf dem Aufzeichnungssektor sind die Dinge in den letzten zwei Jahren klarer geworden. 1" und U-matic sind "out". Mag der eine oder andere dies auch etwas gewählter ausdrücken wollen und insbesondere der institutionelle und industrielle Markt, der stark im Kommen ist, immer noch auf U-matic "abfahren". Im professionellen Bereich ist Komponententechnik angesagt.
Den Zeitmultiplex-Verfahren nicht nur bei der Aufzeichnung, auch bei der Übertragung, überhaupt bei der gesamten Signalverarbeitung gehört die Zukunft. Diese Technik ist klar überschaubar, die Bauelemente zum "Ausschneiden" beliebiger Zeitfenster verfügbar, und welche Informationen in welchem "Fenster" übertragen oder aufgezeichnet werden, ist aus dieser Sicht schon fast zweitrangig.
Die kommenden Jahrzehnte - und ich glaube, daß man hier durchaus trotz der raschen Entwicklung neuer Techniken eine Prognose wagen darf - ist auf der signaltechnischen Ebene der Zeitmultiplex-Technik zugeordnet, egal ob Komponenten-Aufzeichnung, MAC, IBFN, ISDN und was sonst noch immer.
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Panasonic MII oder "Betacam-SP"
Wenn man von Komponenten-Aufzeichnungstechnik spricht, meint man bei uns normalerweise "Betacam-SP". Zahlreiche neue Schnittrecorder wurden in Montreux vorgestellt, zum Teil auch mit Zeitlupenfunktion. In einigen Ländern konnte im professionellen Bereich die Komponenten-Aufzeichnungstechnik nach dem MII-System eingeführt werden.
Insgesamt wurden europaweit 700 MII-Maschinen verkauft, nur relativ wenig in Deutschland. Es sind - wie so oft in der Technik - keine sachlichen oder qualitativen Gründe dafür entscheidend gewesen, sondern das relativ frühe Vorhandensein der Betacam-Geräte und eine in den ersten Jahren vielleicht etwas unglückliche Marktpolitik der MII-Anbieter.
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So schnell kann der Zug abfahren.
Aber man wird sich trösten mit der Erkenntnis, daß die Hersteller von Videos, die nicht über die Senderschiene gehen, im Kommen sind und hier MII nicht nur technisch, sondern auch preislich interessant ist und somit sicherlich noch die Möglichkeit besteht, größere Marktanteile zu erwerben.
Denn betrachtet man den amerikanischen Markt, so kann man geradezu von einem Boom der Videoanwendung bei den Nicht-Broadcastern reden. Universitätsfernsehen und Industrie-Anwendungen erleben einen ungeheuren Aufschwung. Es ist zu erwarten, daß mit einer gewissen Verzögerung dieser Trend auch hier einsetzt.
S-VHS für die Profis ?
Bleiben wir beim analogen Aufzeichnungsverfahren, so wäre noch S-VHS zu nennen. Eine Reihe von Firmen zeigte professionelle Recorder, auch Schnittrecorder, sogar mit eingebautem Timebase-Korrektor und anderen professionellen Features, zum Beispiel Schaltungen zur scheinbaren Vergrößerung des Chrominanz-Hubs.
Obgleich für den Consumer-Markt entwickelt, kann das Verfahren insbesondere im Nicht-Broadcastbereich auf hohe Marktanteile in den nächsten Jahren hoffen. Ob es in Deutschland - wie in einigen anderen europäischen Ländern diskutiert - auch in Verbindung mit professionellen Kamerarecordern als ENG-Aufnahmesysteme bei den Rundfunkanstalten eingesetzt wird, bleibt fraglich.
Obwohl eine hervorragende Qualität erreicht wird, wenn direkt das Aufnahmeband auf ein höherwertiges Format umgeschnitten und in dieser Ebene bearbeitet wird. Das Angebot an S-VHS-Neuentwicklungen in Montreux war recht beachtlich.
Neu von Sony - das 8mm High Band
Eine Konkurrenz hier stellt das von Sony vorgestellte professionelle High Band 8mm dar. Zur Zeit nur in NTSC-Version verfügbar, ist die PAL-Version angekündigt. Hier wird gleich auf den Einsatz eines solchen Recorders nur für die Aufnahme ausgegangen, die Schnittarbeiten erfolgen nach Überspielen auf ein höherwertiges Format.
Das digitale D1-Format gegen das D2-Format
Bei der digitalen Aufzeichnung stand diesmal das D2-Format im Mittelpunkt. Erstaunlich, daß über die Möglichkeiten und die hohe Qualität des digitalen D1-Formats kaum gesprochen wurde. Viele Produzenten sehen in D2 eine kostengünstigere Alternative in die Digital-Ebene für die Nachbearbeitung kommen. Das ist auch sicherlich richtig, wenn es darum geht, Arbeiten auszuführen, die eine große Anzahl von Generationen nötig werden lassen.
Doch glaube ich aus den Gesprächen an den Ständen herausgehört zu haben, daß hier noch manche Aufklärungsarbeit zu betreiben ist. Die digitale Aufzeichnung bietet natürlich eine immense Qualitätserhaltung selbst bei der x-ten Generation, und das D2-Format läßt sich relativ einfach in bestehende Analog-Studios einbinden und ist zudem preiswerter als D1. Trotzdem ist D2 in diesem Sinne keine Alternative zu Dl, wenn volldigital gearbeitet werden soll, sondern nur eine Insellösung.
Da beim D2-Format das gesamte (Composite-)Signal digitalisiert wird, liegt der Vorteil von D2 eben nur in der praktisch verlustlosen Generationen-Erstellung. Die Probleme beim Schnitt, insbesondere was die PAL-Restriktionen anbelangt, bleiben identisch. Das ist zwangsläufig bei allen Systemen, die das Composite-Signal digitalisieren, der Fall, also auch beim neu vorgestellten D3.
Doch noch einmal zurück zu D2. Hervorzuheben ist hier ein Highlight der Ausstellung, nämlich der von Sony entwickelte tragbare D2-Recorder, der auf großes Interesse stieß.
Auf der NAB - Gibt es schon ein D3 ?
Da auf der NAB D3 vorgestellt wurde, lag es nahe zu vermuten, daß dies auch in Montreux der Fall sein wird. Und richtig: Panasonic stellte sein digitales System auf der Basis der 1/2"-MII-Cassette vor, also auch ein System mit geschlossener Codierung des Composite-Signals.
Der Begriff D3 wurde von Journalisten auf der NAB geprägt, er ist nicht offiziell. Ein Systemname steht noch nicht fest. Die PAL-Version soll im Sommer/Herbst 1990 verfügbar sein. Ob sich das System durchsetzen und im größeren Umfang eingeführt wird, vermag heute wohl noch niemand zu sagen. Aber immerhin ist die Informationsdichte dieses Systems mit dem Metallband gegenüber D2 um etwa l,5fach höher, was durchaus Chancen eröffnet.
Mischer, Effektgeräte, Schriftgeneratoren usw.
Das Angebot an Mischern, Effektgeräten, Schriftgeneratoren usw. ist praktisch nicht mehr überschaubar. Zugenommen hat das Angebot an Geräten für den digitalen 4:2:2-Komponenten-Standard. Zahlreiche Verbesserungen im einzelnen sind zu verzeichnen gewesen, so, um nur ein Beispiel zu nennen, die interne Verarbeitung 4:4:4, um beispielsweise Key-Signalen, die in der digitalen Ebene an den Kanten aufgrund der harten Schwellenfunktionen unschöne Effekte zeigen, zu verbessern.
Innovative Entwicklungen waren nicht zu verzeichnen, allerdings generell ein deutlicher Rückgang der Preise bei sehr hohen Leistungsdaten. Schnittsysteme mit Interface-Karten für die verschiedenen Aufzeichnungs-Standards rundeten das Programm ab. Ein sicherlich vernünftiger Trend, das teure Misch- und Schnitt-Equipment auch dann weiter benutzen zu können, wenn umgestellt oder hochgerüstet wird.
Ein Thema ist noch nicht angesprochen: HDTV.
Hier gab es wieder die erwarteten zwei Lager 1125/60 und 1250/50. Die Japaner und die auch für dieses System anbietenden Firmen hatten eigens die Sporthalle von Montreux gemietet, um darzustellen, was an Geräten schon da ist und was bereits gemacht wurde. Offen gestanden, es fehlte nichts. Es war eine der eindrucksvollsten Demonstrationen, die ich je, das Thema HDTV betreffend, gesehen habe.
Bei den HDTV-Japanern gab es klimagekühlte Räume
Fern vom Messegeschehen in klimagekühlten Räumen konnte man bei einer Tasse Kaffee oder einem Erfrischungsgetränk die umfangreiche Palette an Geräten einschließlich eines kleinen Studios betrachten.
Die Präsentationen, egal ob auf Monitor, Rück- oder Aufprojektionswand, bestachen in ihrer Qualität. Eine kleine Oase zum Träumen, was uns vielleicht in einem Jahrzehnt beschert werden könnte.
Auf dem Eureka-Stand in den Messehallen konnte man in klimatisch weitaus ungünstigerer Atmosphäre HDTV 1250/30 betrachten. Es war einerseits schade, daß die äußeren Unterschiede in den Präsentationen derartig voneinander abwichen. Denn es ist sicherlich eine ausgesprochen hohe Meisterleistung, in dieser kurzen Zeit ein solches System zu realisieren, die nötigen Geräte, vom Mischer bis zum Übertragungswagen, zu erstellen.
Und es fanden sich auf der Messe, abgesehen von den Eureka-Vertretern selbst, kaum Protagonisten für dieses System. Aber trotzdem scheint es mir eine richtige und sinnvolle Lösung zu sein, ein einheitliches europäisches System zu erreichen.
Der gezeigte Film war pfiffig gemacht, aber wohl mehr im Hinblick auf das Berliner Publikum wahrend der Internationalen Funkausstellung, wo HD-MAC gezeigt werden soll, als für die in Montreux anwesenden Fernsehtechniker.
HD-MAC und der Rundfunksatellit TV-Sat
Die gesamte Infrastruktur dieses HD-MAC basiert im Grunde genommen auf der Verteilung dieser Programme über den Rundfunksatelliten TV-Sat, nicht auf einer terrestrischen Abstrahlung. Insofern sind kompatible Verbesserungen unseres heutigen Fernsehsystems in Richtung PAL-Plus nach wie vor sinnvoll. Angeblich soll sich für das 1250/50-system auch Hollywood interessieren, da die Übertragung der Bilder des 50Hz-Systems auf 25 (24) Bilder pro Sekunde leichter zu realisieren ist, als beim 60Hz-System. Man höre und staune!
Ein Abstecher zum "Second Electronic Cinema Festival"
HDTV war ein Thema, nicht unbedingt das Thema in Montreux. Zwar fand auch das Second Electronic Cinema Festival ein überaus großes Interesse mit mehr als 400 Teilnehmern. Doch zeigten sich schon einige Schwächen.
Wer etwas später in den Vorführsaal Einlaß fand, stand buchstäblich im dunkelsten Keller. Sehr genau hatte man darauf geachtet, auch das kleinste bißchen Restlicht abzudichten, um die doch etwas dunkle Projektion im wahrsten Sinne des Wortes zu kaschieren.
Die Entscheidung über das einzuführende HDTV-System wird nicht in Montreux getroffen. Insofern waren auch keine tiefergehenden Erkenntnisse zu erwarten. Es scheint sich wie in den USA die Erkenntnis durchzusetzen, daß man erst einen Wiedergabestandard finden muß, um dann in einem zweiten Arbeits gang den Produktionsstandard festzulegen.
3 Syteme ? MUSE, HD-MAC und ein NTSC-kompatibles System
Trotzdem, meines Erachtens bedarf es keiner großen Prophetie mehr, um zu sehen, daß wir es künftig mit drei Übertragungsstandards zu tun haben werden, MUSE in Japan, HD-MAC in Europa und ein NTSC-kompatibles System in den USA.
Eine Einigung auf ein gemeinsames Format war von Anbeginn an der Versuch einer Quadratur des Kreises und scheint mir nach dem heutigen Erkenntnisstand als nicht mehr möglich.
Sehr gut hat mir die zeilensprungfreie HDTV-Vorführung bei Thomson gefallen. Durch den Wegfall des Zeilensprungs lassen sich doch erhebliche Verbesserungen erreichen, und es besteht im Prinzip keine Notwendigkeit mehr, diesen eigentlich nur noch historisch zu verstehenden Zeilensprung bei neuen Systemen mitzuschleppen. Allerdings ist hier noch einige Entwicklungsarbeit (zum Beispiel Recorder dafür) zu leisten.
Die FKT wird wie alle Jahre in den nächsten Heften mit einer umfangreichen Berichterstattung über die Produkte und Vorträge beginnen, wieder in bewährter Zusammenarbeit mit den Rundfunktechnischen Mitteilungen aus dem IRT.
N. Bolewski nach der Montreux-Show in 1989
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