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Hier stehen die Messe- bzw. Veranstalter "Informationen".

Im Unterschied zu unseren überwiegend selbst formulierten Artikeln und Kommentaren sind das die vorauseilenden Lobeshymnen der Redakteure und Pressemenschen sowie der Messe-Ausrichter, der Messegesellschaften und der Veranstalter. Allermeist basieren die auf den vorab verteilten Presse- Informationen der Hersteller oder der Vertriebsfirmen. Nur die wenigsten dieser Lobeshymnen waren "wahr" bzw. hatten sich wirklich erfüllt.
Die Fachblätter und Magazine waren meist (finanziell) darauf angewiesen, solche Artikel unkommentiert zu veröffentlichen, weil da allermeist auch sogenannte "flankierende Anzeigen" (hinzu) geschaltet wurden. Über diese selbstverständlich erfundenen nebulösen ("das gabs doch gar nicht") Zusammenhänge gibt es ausführliche Seiten im Hifi-Museum, weil es dort ganz besonders offensichtlich wurde, wie "das Spiel" funktioniert.

Und: wir sollten unterscheiden zwischen "Zeilen" und "Linien"

Es fällt immer wieder auf, daß selbst gestandene Fach-Redakteure und Fach-Autoren diese beiden Begriffe allzuoft verwechseln, vertauschen oder ungeschickt benutzen. Viele PAL- Kameras konnten trotz nomineller 625 Zeilen nur echte 450 Linien aufnehmen und auch darstellen. Gleiches gilt für Videorecorder, Monitoren und Fernseher aller Hersteller. In den gesamten englisch sprachigen Publikationen sind es die verwechselbaren "lines" (und ab und zu die TV-lines) und man muß Nachsicht walten lassen. "Sie" unterscheiden das ganz selten.

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Das 16. Fernsehsymposium Montreux 17. bis 22. Juni 1989

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Leitartikel
Montreux '89: HDTV - Warten auf die Entscheidung!

Das lange Warten geht weiter. Ein weltweit einheitlicher HDTV-Produktions- und Übertragungs- Standard ist nicht in Sicht. Immerhin zeigte sich im Mai dieses Jahres 1989, daß der bisher so scharfe Konfrontationskurs von japanischen und europäischen Interessenvertretern nicht mehr gefahren wird. Die beiden Verfahren sind festgeschrieben, ein Zurück kann sich keiner mehr erlauben.

Von japanischem Großmut ist nicht mehr die Rede, Europa ist selbstbewußter geworden und stellt eine eigenständige Position auf.

Selbst aus den Reihen bundesdeutscher Vertreter sind nur noch geringe Dissonanzen zu hören; Post, Rundfunkanstalten und Industrie haben sich offensichtlich aufeinander zubewegt.

Auch die Amerikaner sind unschlüssig

Nichts Neues hingegen aus der Neuen Welt, den USA. Dort raufen sich die Spezialisten noch immer die Haare ob der 23 unterschiedlichen Systeme, die Forschungsinstitute und Unternehmen ausgebrütet haben.

Es hilft auch nichts, wenn die SMPTE am 1125/60-Standard 240M festhält - die "American National Standard Institution" zeigt zur Zeit kein Interesse, sich den Vorschlag zu eigen zu machen.

Jetzt sucht das "FCC's Advanced Television Service Advisory Committee" eine Lösung aus dem Dilemma. Es wird jedenfalls noch Jahre dauern, bis eine einvernehmliche Haltung erreicht ist, die Gruppeninteressen von Industrie, Broadcastern, Kabelgesellschaften und Geräteherstellern sind weder in sich deckungsgleich noch nach außen hin. Mindestens zwei Jahre brauchen die Experten, um die Systeme aufzubauen und zu testen.

Deshalb plädieren viele US-Broadcaster für eine Vertagung der Standard-Entscheidung. Doch nichts da, das CCIR ist mit seinem Terminplan bereits mächtig im Verzug, im Mai 1990 soll nun eine Empfehlung zu einem Produktionsund Übertragungs-Standard abgesegnet werden.

Deshalb ist im Vorfeld alles zu regeln, auf der Vollversammlung selbst ist keine Zeit mehr für Hausaufgaben. Dafür bot sich das vor kurzem in Genf stattgefundene Treffen von Arbeitsgruppen der Interim Working Party 11/6.

Schließlich fand auch ein "Extraordinary Meeting" statt. Für die japanischen Vertreter mußte das wie ein Gang nach Canossa wirken - ihre ehemaligen Verbündeten, USA und Kanada, haben sich
vom 1125/60/2:1-Standard-Vorschlag definitiv verabschiedet.

Er ist damit als Weltstandard demontiert, freilich nicht als japanischer.

Da hat er nach wie vor seine Berechtigung und seine Chancen, ist doch die gesamte Broadcast-Industrie weltweit mehr oder weniger darin involviert. Sicherlich, Sony ist auch da Weltmeister, bietet das umfangreichste Produktsortiment. Aber erst im Ensemble mit den Geräten anderer Hersteller wird ein System daraus, das einsetzbar ist.

Und die Filmindustrie - nicht nur in den USA - arbeitet bereits damit und stützt so ihren 35mm-Filmstandard elektronisch ab.

EUREKAs Superstandard-Vorschlag

Ganz langsam kommt EUREKAs Superstandard-Vorschlag mit 1250/50/1:1 in die Gänge, auch wenn es dafür im wesentlichen erst einige Kameras und Monitore von Thomson gibt. Die dazu passenden MAZ-Anlagen von BTS brauchen ihn nämlich wieder, den guten alten Zeilensprung.

Italienische und spanische Fernsehanstalten werden sich demnächst jedenfalls mit weiterem 1250-Zeilen-HDTV-Equipment eindecken, Fußball-Weltmeisterschaft und Olympiade lassen grüßen.

Als Weltstandard dürfte EU95 keine Chancen haben - für Japan kommt er aus prinzipiellen Gründen nicht in Betracht und für die USA ist er schlicht "zu schlecht": Vertreter des FCC sehen nur die Nachteile, vor allem reichen ihnen die 50 Hz nicht.

Gemeinsamkeiten sind 16:9 und 1920 Pixel

Was bleibt da an Gemeinsamkeiten? Im Moment recht wenig, sieht man von den Basis-Parametern wie dem Bildseitenverhältnis von 16:9 und den 1920 horizontalen Bild punkten einmal ab. Das ist der Ansatz, nach einem "Bildstandard" zu suchen, wobei die Bildwechselfrequenz unbeachtet bleiben soll. Und damit ist wohl noch mehr drin.

Die progressive Abtastung steht jetzt auf der Tagesordnung, und auch das "Konstant-Luminanz-Prinzip". Da sind Farbton, Farbsättigung und Helligkeit entkoppelt, die Gamma-Vorentzerrung könnte wegfallen, was gerade für künftige Display-Techniken sinnvoll wäre.

Im Oktober 1989 steht nun das Final Meeting der "Study Group 11" an, hier wird ein neues "Grünbuch" verabschiedet. Auf der "Plenary" im Mai 1990 geht es dann um die offizielle Verabschiedung der Empfehlung. Hier werden vermutlich in allgemeiner Form nur die Basisparameter wie
Bildseitenverhältnis, Bildpunktzahl usw. festgeschrieben.

Durch Ergänzungen könnte es in den nächsten Jahren zu einer gewissen Annäherung kommen. Die beiden großen Entwürfe aus Japan und Europa werden zwar im neuen Report 801 aufgeführt, aber nicht als Empfehlung - und damit nicht als Standard Vorschlag.
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Europa hat jetzt seine Marschrichtung festgelegt

Hier herrschen Einstimmigkeit und Gleichklang, die EG-Kommission wirbt natürlich mit finanziellen Reizen dafür. Auch die sozialistischen Länder könnten folgen, denn für sie kommt auch nur eine weitestgehende kompatible Lösung auf der Basis eines 50Hz-Standards in Frage.

HDTV ist aber erst die Zukunft, die ganz langsam eingeläutet wird. In Montreux geht es auch um die Verbesserung von PAL und - natürlich - um D2-MAC. Die privaten Programmanbieter spielen im Konzert der Broadcaster immer wichtigere Partituren, nur bei D2-MAC bleibt ihnen die Luft weg, das mögen sie nicht.

Der Sprung in die Inkompatibilität ist ihnen zu gewagt, die Vorteile zu marginal, zumal als Ausgangsmaterial zur Zeit ausschließlich Composite-Signale zur Verfügung stehen. Reichweite wird mit D2-MAC ganz gewiß nicht erreicht, eher Esoterik.

So dürften die Wege interessant sein, die von einer Verbesserung des PAL-Systems ausgehen. Da haben einige Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen Beachtliches entwickelt. Es ist ein weiter Weg, das alles in eine Form zu gießen, die in einer logischen Einfuhrungsstrategie für HDTV mündet.

Jeder baut nämlich sein Stückchen Straße, mehr oder weniger breit, mehr oder weniger gut belegt. Doch es fehlen nicht nur die Anschlüsse, auch mit der Gesamtplanung hapert es.

In Montreux wird über den Diskussionsstand berichtet, neue Impulse werden die Kongreßteilnehmer nicht auslösen können - die meisten bleiben Zuschauer. Bis HDTV aber in die Gänge kommt, läßt sich mit der jetzigen Technik gut arbeiten. Der Einzug der Digitaltechnik in die Studios, neue CCD-Kameras und Aufzeichnungsgerate sind nur einige Beispiele des zu erwartenden Angebots in der Ausstellung des 16. Internationalen TV-Symposiums.

Rainer Bücken
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