Handbuch der Bildtelegraphie und des Fernsehens (1932)
Grundlagen, Entwicklungsziele und Grenzen der elektrischen Bildfernübertragung
Vorwort der Redaktion des Fernsehmuseums
Der Herausgeber Professor Dr. Fritz Schröter war der Laborleiter des wissenschaftlichen Labors von Telefunken. Telefunken war in Deutschland der einzige (ernsthafte) Wettbewerber der Berliner Fernseh AG.
Unter seiner Leitung wurden wegweisende Entwicklungen vorangetrieben, die Deutschland zeitweise zu einer führenden Fernseh-Nation (bis 1939) machten.
Das wichtige und fundamentale an diesem Buch ist, Professor Schröter hat in allen seinen Publikationen eine weitgehende Neutralität und Objektivität gewahrt. Daß die Bücher (auch von ihm) ab 1934 bis 1945 mehr oder weniger nationalsozialistisch gefärbt waren, ist der damaligen Zeit zuzuschreiben.
Es war schlicht und einfach lebensgefährlich, bestimmte heroische Floskeln und Sprüche NICHT öfter zu wiederholen. Darum ist sein zweites Buch von 1937 nicht nur deutlich dünner, sondern auch weniger als Referenz zu benutzen.
Nach 1945 hatte Professor Schröter mit einer etwas längeren Pause (er war bei der militärischen Entwicklung der sogenannten Fernsehbombe und der Radar-Geräte mit dabei und war damit natürlich erheblich "belastet") etwa ab 1950 wieder mit dem Fernsehen in Deutschland zu tun und alle seine dortigen Schriften, Aufsätze und Bücher sind von der gleichen Qualität wie vor 1933.
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Der Inhalt der Cover-Seite
Handbuch der Bildtelegraphie und des Fernsehens
Grundlagen, Entwicklungsziele und Grenzen der elektrischen Bildfernübertragung
Im Verein mit
Postrat Dr. phil. F. Banneitz, Dr. phil. F.Biedermann, Dr.phil.W.Ilberg, Professor Dr. phil. A.Karolus, Dr. techn. H. Lux, Dr. phil. F. Michelssen, Ingenieur H. Muth, Dr. phil. 0. Schriever und Dr. phil. F. Tuczek sowie unter besonderer Mitwirkung des
Laboratoriums Karolus in Leipzig
bearbeitet und herausgegeben von Dr. phil. Fritz Schröter,
Professor an der Technischen Hochschule Berlin, Direktor der
Forschungsabteilung der Telefunken-Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., Berlin
Mit 365 Textabbildungen
Verlag von Julius Springer 1932 - Copyright 1932 by Julius Springer in Berlin.
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1932 - Geleitwort.
Die im vorliegenden Buche gegebene Darstellung eigener und fremder Arbeiten auf dem Gebiete der elektrischen Bildübertragung baut sich restlos auf der Grundlage der punktweise erfolgenden Abtastung und Wiedergabe auf, dem einzigen heute durchführbaren und bewährten Prinzip.
Dieses Prinzip wird ohne Zweifel die Technik der Fernbildschrift und des Fernsehens auf dem Draht - wie auf dem Funkwege noch lange Zeit beherrschen. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine neue, bedeutende Erfindung die Bemühungen der Spezialisten plötzlich in eine andere, größere und schnellere Erfolge versprechende Richtung lenken könnte, halte ich für sehr gering.
Es gibt nichts Wunderbares. Ich möchte auf ein bekanntes Beispiel hinweisen: In der Frequenzbandfrage war vor einiger Zeit durch sensationelle Meldungen bis weit in die Fachkreise hinein die Hoffnung auf eine neue Ära im Bau drahtloser Empfänger erweckt worden. Sie sollte die in der Anwendung ausgedehnter Modulationsfrequenzbänder wurzelnden Schwierigkeiten mit einem Schlage beseitigen. Auch für die Bildübertragung wäre eine solche Erfindung von äußerster Tragweite gewesen.
Heute ist diese Hoffnung, die dem Wissenden von Anfang an im Widerspruch mit gesicherten Naturgesetzen und Erfahrungen zu stehen schien, auch von allen denen aufgegeben, die sich mit vollem Enthusiasmus, aber ohne viel Kritik, für die Neuerung begeistert hatten.
Von der großartigen Verheißung, die Ausnutzung sowohl des Äthers als auch der Leitungswege für die Übertragung von Signalen in ungeahntem Maße zu steigern, ist nichts übrig geblieben, was die Grenzen des bisher für möglich Gehaltenen, wenn schon vielleicht noch nicht völlig Erreichten, überschritte. Ähnlich wird es vermutlich in anderen aufsehenerregenden Fällen kommen, wie sie uns das neue, auch im Erfinden übereifrige Zeitalter hin und wieder beschert.
In dieser Einstellung zum Problem des Fernsehens erblicke ich die Notwendigkeiten der kommenden Jahre in dem fortgesetzten Ausbau der Grundlagen durch stille Forschung und Entwicklung im Laboratorium, beginnend bei den lichtelektrischen Zellen des Senders, endigend beim beleuchteten Bildschirm des Empfängers.
Eine Fülle von Kleinarbeit bleibt zu leisten, bei der zwar kaum noch erfinderischer Ruhm zu ernten sein dürfte, die aber darum nicht weniger verdienstlich zu sein braucht, ja vielleicht sogar als ein Höchstmaß menschlicher Hingabe und Unterordnung im Dienste des Fortschrittes zu werten ist. Dieses Buch soll dem Ingenieur, dem Physiker, dem Techniker, der die noch ungelösten Aufgaben angreifen möchte, eine Handhabe bieten, um auf dem Fundament des bisher Erreichten und Durchdachten weiterzubauen.
A. Karolus.