Die Lebensbiografie von Akio Morita (aus 1986), dem berühmten SONY Mitbegründer - Er war "Mister Japan"
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1979 flog ich zum ersten Male nach Peking
Die Sowjetunion spielt hin und wieder mit dem Gedanken, das eigene Wirtschaftssystem durch den Einbau kapitalistischer Anreize effizienter zu machen; doch die Chinesen unter Teng Hsiao-ping meinen es wirklich ernst.
1979 flog ich mit unserem Falcon-Jet nach Peking, um mit einigen chinesischen Regierungsvertretern zu sprechen. Henry Kissinger wußte es einzurichten, daß wir auch von Teng empfangen wurden. Meine Reise war ursprünglich nur als >Anstandsbesuch< gedacht, und über das beabsichtigte Treffen mit Teng wurde daher auch nichts verlautbart.
China zählte bereits eine Weile zu unseren Kunden, und mitten im Zentrum Pekings warb seit Jahren schon eine riesige Leuchttafel für unsere Produkte. Am Rande meiner Gespräche mit Regierungsvertretern wollte ich mich auch über den Modernisierungsgrad der chinesischen Wirtschaft, insbesondere auf dem Gebiet der Elektronik-Industrie, informieren.
Ich flog nach Shanghai, durfte einige Fabriken besichtigen, konnte zahllose Einheimische ansprechen und kehrte nach Peking zurück, um das gleiche Programm noch einmal über mich ergehen zu lassen. Meine Gastgeber vernahmen erstaunt, daß mich ihr Großer Alter Mann zu sprechen wünschte.
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Ich wurde überraschend von Teng Hsiao-ping empfangen
Teng Hsiao-ping empfing mich in einem >Nebenraum< der Großen Halle des Volkes, einem riesigen, hohen Saal mit chinesischen Wandmalereien. Kaum daß wir in riesigen Armsesseln Platz genommen hatten, erkundigte er sich bereits, wie es möglich war, daß mein Unternehmen in so kurzer Zeit so außerordentlich stark wachsen konnte.
Er interessierte sich auch für meine Ansichten und etwaigen Vorschläge zur Modernisierung der chinesischen Wirtschaft, die seinerzeit gerade erst begonnen hatte und durch technologische Hilfe Japans beschleunigt werden könnte.
Ich erklärte Teng in aller Deutlichkeit, daß die neuen Modernisierungspläne sehr ineffizient seien. »Sie verschwenden viel kostbare Zeit und Geld«, sagte ich, »und beides können Sie sich bekanntlich nicht leisten.«
Wir unterhielten uns im Beisein zweier Dolmetscher etwa eine Stunde lang, wenngleich Teng hauptsächlich mich reden ließ. Er gab sich ziemlich unbeteiligt, doch noch während unserer Erörterungen ordnete er an, daß sich seine Spitzenfunktionäre der Elektronik-Industrie an mich wenden sollten, um weitere Einzelheiten zu erfahren.
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China wollte unbedingt den Rückstand aufholen
Ende der 19siebziger Jahre stürzten sich die Chinesen mit sehr viel Schwung in die Modernisierung ihres Landes. Ihre Regierungsbürokraten und Wirtschaftsexperten flogen nach Japan, in die Vereinigten Staaten und nach Europa und kauften Industrieanlagen und Technologien ein, die jedoch nur von ausgebildeten Kräften in Betrieb zu nehmen oder zu verwerten waren; doch gerade diese fehlten in China.
Die Funktionäre orderten sogar den Bau von Industriekomplexen, für die nicht einmal hinreichende Stromversorgung sichergestellt war. Das Schlimmste aber war, daß die Chinesen, wohin sie auch gingen, überall nur modernste, vollautomatische Anlagen erwerben wollten, ohne zu bedenken, daß angesichts der rapide wachsenden Bevölkerung die Schaffung von Arbeitsplätzen viel wichtiger war, so daß eigentlich arbeitsintensivere Produktionsanlagen hätten gekauft werden müssen.
In Japan wollten die chinesischen Besucher die modernsten, computerisierten Fabriken sehen; doch wurden ihnen viele Kaufwünsche wohlweislich abgeschlagen.
Auf Grund ihres damaligen Entwicklungsstandes konnten sie mit vielem gar nicht umgehen. Sehr bald schon wurden einige Lieferfirmen von Maschinen und Anlagen von den Chinesen gerügt, ihnen über den Bedarf hinaus etwas angedreht zu haben.
Ein unberechtigter Vorwurf, denn stets hatten die chinesischen Einkäufer vorgegeben, genau zu wissen, was gebraucht wurde. Und da die Linke nicht wußte, was die Rechte tat, kauften im Endeffekt zwei verschiedene Ministerien oder Mmisterialabteilungen gelegentlich die gleichen Einrichtungen gleich doppelt ein.
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Ich nahm bei Teng Hsiao-ping "kein Blatt vor den Mund" .....
Ich legte Teng meine Beobachtungen offen und schonungslos dar. In einer Fabrik in Shanghai hatte ich einen Lötautomaten der ersten Generation gesehen, der aber nicht in Betrieb war. Wegen des minderwertigen Lots hätte man mit den verlöteten Teilen ohnehin nichts anfangen können. Ich sah Fließbandarbeiter tatenlos, aber rauchend und schwatzend herumsitzen, weil sie auf Zulieferung der richtigen Teile warten mußten.
In ihrem Modernisierungsdrang frönten die Ingenieure und >Manager< nur ihren persönlichen Neigungen; niemand versuchte beim Kauf einer Maschine oder kompletten Fabrikanlage die Belange des ganzen Industriezweigs zu koordinieren oder auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren.
In einem Shanghaier Werk stieß ich zu meiner Überraschung auf eine nagelneue automatische Abisoliermaschine. Das Entfernen der Isolierung ist allerdings ein so simpler Arbeitsgang, daß er sich mühelos und wirtschaftlich von Hand erledigen läßt. Der Automat war so schnell, daß in einer einzigen Schicht der gesamte Monatsbedarf an abisolierten Drähten gedeckt werden konnte. Mit Maschinen dieser Art wird man das Arbeitslosenproblem in China wohl kaum lösen können.
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In China fehlte der Gesamtplan
In ihrem Modernisierungswahn kauften die Chinesen in Japan schlüsselfertige Produktionsbetriebe für Farbfernsehröhren, integrierte Schaltkreise und sonstige elektronische Bauteile; doch es gab keinen Gesamtplan, der alle diese Fabriken und ihre technischen Anlagen sinnvoll koordiniert hätte.
Bei der Produktplanung selbst kümmerten sich die Chinesen weder um örtliche Gegebenheiten noch um die wahren Bedürfnisse der Bevölkerung, obwohl doch gerade diese beiden Gesichtspunkte die entscheidenden Planungskriterien sein sollten.
Danach erließ die Regierung ein neues Gesetz, das die Gründung von Joint Ventures zwischen ausländischen Privatunternehmen und chinesischen Volkseigenen Betrieben ermöglichte. Das Gesetz garantierte den Ausländern ihr Privateigentum und gestattete den Transfer angemessenen Gewinne über die Landesgrenzen.
Gleichzeitig wurden den ausländischen Eigentümern oder Topmanagern gewisse Freiheiten zugestanden. Es blieb dennoch bis heute ein Grundproblem, nämlich daß den Chinesen das in freien Ländern übliche Wirtschaften nicht behagt.
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Lohnunterschiede per Gesetz
So beschlossen sie zum Beispiel einseitig und eigenmächtig, daß ein in einem Gemeinschaftsunternehmen tätiger Chinese von vornherein mehr verdienen sollte als der Kollege im volkseigenen Betrieb. Man nannte mir auch die Begründung: In einem Joint Venture würde viel härter gearbeitet als in den für ihre Ineffizienz bestens bekannten VEBs.
Ich erwiderte, dieses Lohndifferenzierungsprinzip sei falsch; auch in Gemeinschaftsunternehmen müsse vom gleichen Lohnniveau wie in den Staatsbetrieben ausgegangen werden, und Erhöhungen dürfe es erst geben, wenn Effizienz und Produktivität nachweislich gestiegen seien.
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Wie im damaligen Ostblock - Devisen einwinken
Außerdem hofften die Chinesen, über den Export von für den Inlandsmarkt produzierten Industriegütern Devisen ins Land holen zu können. Diese Hoffnung war so abwegig, daß man darauf nicht näher eingehen muß, doch die Chinesen hielten offensichtlich allen Ernstes daran fest.
Ich erklärte ihnen, wenn sie Gebrauchsgüter wie Fernseher, Radios und Haushaltsgeräte für die eigene Bevölkerung produzieren wollten, müßten diese Geräte und Apparate einfach, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; dazu robust und widerstandsfähig, damit ihnen Staub und Hitze oder die hohe Luftfeuchtigkeit in einigen Regionen ebensowenig etwas anhaben könnten wie Trockenheit und Kälte in anderen Teilen dieses riesigen Landes. Ferner müsse man örtliche Gegebenheiten wie das Fehlen oder Vorhandensein von Elektrizität bedenken.
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Ohne Strom und Kundendienst sind Fernseher tot
Reparaturfreundlichkeit sei ein weiteres Kriterium; denn falls sich die Erzeugnisse auch landesweit absetzen ließen, sei in einem so großen Land nicht von heute auf morgen ein flächendeckendes Kundendienstnetz aufzubauen.
Folglich müsse die Langlebigkeit der Güter ein vorrangiger Gesichtspunkt sein. Zudem dürften die Produkte nur in einwandfreiem Zustand und nach entsprechenden Belastbarkeitstests das Herstellerwerk verlassen. Wenn man den Bedürfnissen der Bevölkerung wirklich entgegenkommen wolle, dann seien Qualitätskontrollen unverzichtbar.
Funktionstüchtigkeit und Haltbarkeit sind in China nämlich seit jeher das Problem überhaupt; Berichte darüber, was wieder einmal den Geist aufgegeben hat, gehören dort zu jeder normalen Unterhaltung.
Zusammenfassend sagte ich daher, man müsse begreifen, daß solche dauerhaften, einfachen Produkte auf den Märkten der freien Welt niemals wettbewerbsfähig seien, weil die dortige verwöhnte Kundschaft ganz andere Kriterien anlege.
»Wenn Sie in der Elektronik-Branche Devisen verdienen wollen«, erklärte ich unumwunden, »gibt es nur eine Möglichkeit: Sie müssen für ausländische Unternehmen zu Billigstpreisen Montagearbeiten übernehmen; Sie können zunächst also nur billige Arbeitskraft einsetzen. In ein und derselben Fabrik gleichzeitig für den Inlandsmarkt wie für den Export zu produzieren, ist nicht möglich.«
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Ich bewundere den Mut und die Entschlossenheit der Chinesen.
Sie haben in kurzer Zeit sehr viel über das Wesen und die Grundvoraussetzungen heutiger Industrie gelernt, doch vor ihnen liegt noch ein weiter Weg. Auf bestimmten begrenzten Märkten konkurrieren heute japanische und europäische Waren mit den chinesischen Erzeugnissen.
Unterschiede in Qualität und Design zwischen heimischen und Importgütern aber sind noch immer augenfällig, obwohl die Chinesen bereits Fortschritte machten und hoffentlich weiterhin machen werden (Stand von 1985 !!).
Die Gemeinschaftsunternehmen, die derzeit noch im Ausland entwickelte Produkte herstellen, kommen offensichtlich gut voran. Viele japanische und europäische Häuser wie Hanae Mori, Yves St. Laurent und Pierre Cardin sind heute sehr zufrieden, daß sie sich auf dem Textilsektor engagiert haben; die chinesischen Textilexporte beliefen sich 1985 auf den Gegenwert von vier Milliarden Dollar.
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In China fehlte der japanische Kerngedanke
Der Kerngedanke jedoch, der Japan zur Schaffung neuer und immer besserer Erzeugnisse befähigte und auch in Amerika weite Bereiche von Handel und Industrie beflügelte - der Wettbewerb auf dem Inlandsmarkt -, ist in China noch beinahe unbekannt. Ohne Konkurrenzkampf als Anreiz ist Fortschritt nur schwerlich möglich.
Zu Beginn dieses Jahrzehnts setzte im Dienstleistungsbereich eine erste Liberalisierung ein - man konnte nun auch legal zum Beispiel eine Fahrradreparaturwerkstatt oder ein Teehaus eröffnen -, um der Bevölkerung das Gefühl einer wettbewerbsbedingt verbesserten Lage zu geben.
Daneben entließ die Kommunistische Partei viele Staatsunternehmen aus ihrem eisernen Griff und trat den Führungsanspruch an gelernte Wirtschaftler ab, die doch wenigstens ein bißchen von ihrem Geschäft verstehen. Mag sein, daß die Chinesen so einmal wettbewerbsfähig werden (auchhier Stand von 1985).
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China Erlebnisse
Ironischerweise haben die Japaner in manchen chinesischen Städten geholfen, den Wettbewerbsgedanken einzuführen. In einer Munitionsfabrik in Tschungking werden Yamaha-Motorräder und -roller montiert, und Honda läßt in einem benachbarten Betrieb arbeiten, so daß der alte Konkurrenzkampf im Zweiradgeschäft nun auch über unsere Grenzen hinausgetragen wurde. Seit 1979 hat die chinesische Regierung im ländlichen Bereich durch die Einführung eines sozialistisch geprägten Marktmechanismus bemerkenswerte Erfolge in der Produktivitätssteigerung zu verzeichnen.
Infolge des Entwicklungsprogramms für die ländlichen Gebiete konnten überschüssige Arbeitskräfte auch einigermaßen problemlos der arbeitsintensiven Leichtindustrie zugeführt werden. Doch die Modernisierung der großen volkseigenen Betriebe führte zu ganz anderen Ergebnissen; dieser Wirtschaftsbereich hinkt nach wie vor hinterher.
Unsere Reise in die Sowjetunion (das war bereits 1974)
Kommunistische Industriebetriebe lernte ich keineswegs erst in China kennen; fünf Jahre zuvor war ich mit meiner Frau bereits in die Sowjetunion eingeladen worden. Vor unserem Abflug nach Moskau hatte Yoshiko noch abgefülltes Wasser, Handtücher und Toilettenpapier eingepackt, denn man hatte uns vor den primitiven Verhältnissen im Lande gewarnt.
Die Vorsichtsmaßnähme war indessen unnötig, denn man ließ es uns von Anfang an an nichts fehlen. Auf dem Flugplatz rollte eine große schwarze Tschaika-Limousine bis unter die Tragfläche unserer Maschine und fuhr mit uns davon, ohne daß wir mit den üblichen Zoll- und Einreiseformalitäten behelligt wurden.
Neben Fremdenführer und Gastgebern standen uns auch jederzeit zwei Dolmetscher (männlich und weiblich, wie es sich gehört) zur Verfügung, die ungemein zuvorkommend waren und uns keine Minute von der Seite wichen.
Yoshiko wollte ein paar Piroggen essen
Irgendwann kam Yoshiko auf die Idee, ein paar Piroggen essen zu wollen. Ihre Dolmetscherin sah ihren Kollegen verwundert an und meinte dann nachsichtig: »Piroggen sind was für Arbeiter, aber doch nicht für Sie!«
- Anmerkung : Piroggen sind gefüllte Teigtaschen und wohl eines der bekanntesten Gerichte der russischen Küche.
Yoshiko ließ sich jedoch nichts ausreden. Die beiden Dolmetscher beratschlagten ein Weilchen und telefonierten ein paarmal, um uns schließlich in ein Lokal zu führen, in dem tatsächlich zahlreiche Arbeiter im Stehen ihre Piroggen aßen. Wir stellten uns dazu und aßen die kleinen gefüllten Teigpasteten mit großem Genuß.
Unser Gastgeber war Jerman Gwischjani, seinerzeit stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats für Wissenschaft und Technologie. Gwischjani, ein freundlicher, kultivierter Mensch, spricht ein vorzügliches Englisch.
Ich hatte ihn zuvor schon bei Steve Bechtel sen. in San Francisco auf einer Party kennengelernt (vorausgegangen war eine vom "Conference Board" und vom "Stanford Research Institute" ausgerichtete Wirtschaftskonferenz). Zu meiner Verblüffung spielte dieser Sowjetmensch am Klavier einen wunderbaren Jazz und wußte sich in kapitalistischer Umwelt gewandt und liebenswürdig zu bewegen.
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Jerman Gwischjani war ungemein höflich und entgegenkommend
In der UdSSR war er nicht weniger höflich und entgegenkommend. Er zeigte uns die Industriebetriebe in den Vorstädten Moskaus und Leningrads. Ich besichtigte Fabriken, in denen Bildröhren hergestellt und Radios oder Fernsehgeräte montiert wurden.
Ich sah mir alles an, was es zu sehen gab; doch nichts konnte mich beeindrucken. Die Russen lagen auf dem Gebiet der Gebrauchsgüter-Elektronik acht bis zehn Jahre hinter Japan und dem Westen zurück. Sie arbeiteten mit groben Werkzeugen; die Produktionstechnik selbst war unpraktisch und ineffizient.
Mangelnde Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte war zweifellos die direkte Folge der gleichgültigen, stumpfen Einstellung der Arbeiter; die wahren Schuldigen aber waren die Manager, die sich keine Gedanken gemacht hatten, wie Ingenieure und Produktionsarbeiter zu motivieren seien. Selbst die Sowjetbürger spotten über die Unzulänglichkeit ihrer heimischen Erzeugnisse, doch deren Qualität ist seit meinem Besuch wohl ein wenig besser geworden.
Am Ende der Besichtigungstour traf ich in Gwischjanis Dienststelle mit einem Vertreter des Ministeriums für Kommunikationstechnik und einigen Bürokraten zusammen. Gwischjani meinte lächelnd: »Nun haben Sie unsere Fabriken gesehen, Herr Morita. Sie haben jetzt also eine Vorstellung von unseren Fähigkeiten. Bei uns im Lande gibt es weder Inflation noch steigende Löhne. Unsere Arbeiterschaft ist dauerhaft beschäftigt. Wir machen Ihrem Land das Angebot, Sie über Lieferverträge an alledem teilhaben zulassen.«
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Gwischjani war stolz auf die vorgeführte Leistungsfähigkeit
Er war anscheinend sehr stolz auf die mir vorgeführte Leistungsfähigkeit seiner Landsleute. Mag sein, daß man die Fortschritte tatsächlich für phänomenal hält, wenn man über Jahre hinweg verfolgt hat, wie mühsam sich die Bevölkerung nach vorn arbeiten mußte. Mich jedoch stimmten einige Beobachtungen nicht so zuversichtlich.
Alle warteten gespannt auf meine Antwort, doch ich wollte zunächst wissen, ob Gwischjani meine wirkliche Meinung hören wollte. Er verlangte völlige Offenheit.
»Dann will ich Ihnen einmal die Wahrheit sagen«, begann ich. »In Japan zogen wir unsere besten Begabungen und hellsten Köpfe zusammen und ließen es uns lange Jahre kosten, um festzustellen, wie sich Effizienz und Produktivität auch für simple Dinge, wie etwa einen Schraubenzieher, verbessern lassen. Wir zerbrachen uns den Kopf und machten ins einzelne gehende Studien und Versuche, um festzustellen, welche ganz bestimmte Temperatur ein Lötkolben in Abhängigkeit von der jeweiligen Verwendung haben muß. Sie hier machen sich solche Mühen nicht, anscheinend haben Sie es nicht nötig, denn niemand kümmert sich darum. Ganz ehrlich, Herr Gwischjani: Nachdem Sie ein so vorzüglicher Gastgeber waren und mich überall herumgeführt haben, übe ich nur mit Bedauern offene Kritik, doch eines muß ich Ihnen sagen: Ich könnte es nicht mitansehen, wenn Sony-Erzeugnisse unter den hiesigen Verhältnissen hergestellt würden. Ich kann Ihnen unsere Produkttechnologie deswegen noch nicht anbieten.«
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Der kleine russische Schwarzweiß-Empfänger
Gwischjani nahm es gelassen zur Kenntnis und winkte einem seiner Assistenten, der mit sichtlichem Stolz einen kleinen, primitiven, unansehnlichen russischen Schwarzweiß-Empfänger herbeibrachte.
»Herr Morita«, sagte Gwischjani, »diesen Fernseher beabsichtigen wir in Europa zu verkaufen. Bitte sagen Sie mir einmal, was Sie von dem Gerät halten.« Meine Frage, ob er auch jetzt meine wirkliche Ansicht hören wolle, beantwortete er mit einem Nicken.
Ich holte zunächst einmal tief Atem. »Herr Gwischjani«, sagte ich dann, »die Sowjetunion hat so hervorragende künstlerische Talente. Ihre Musiker, Tänzer - das künstlerische Erbe Ihres Landes ist großartig, und viele Ihrer Künstler sind weltberühmt. Sie sind in der günstigen Lage, daß es in Ihrem Lande Technologie und Kunst zugleich gibt. Ich kann jedoch nicht erkennen, daß das eine oder andere in diesem Fernseher hier zum Ausdruck kommt. Wenn in der Sowjetunion Kunst und Technologie vorhanden sind, warum fassen Sie dann nicht beides zusammen und bringen ein paar hübsche Sachen heraus? Ganz ehrlich, meine Herren, bei alledem, was wir vom Markt und den Präferenzen der Konsumenten wissen, können wir ein so häßliches Gerät nicht als absatzfähig einstufen.«
Nach kurzem, verdutztem Schweigen wandte sich Gwischjani an den Ministerialbeamten: »Wollen Sie auf Herrn Moritas Kritik antworten?«
Und der Beamte erklärte in vollem Ernst: »Wir verstehen durchaus, was Sie sagen wollen, Herr Morita. Doch Kunst gehört nicht zu unserem Zuständigkeitsbereich!«
Eine unglaubliche Antwort! »Oh, ich verstehe«, meinte ich daraufhin. »Eigentlich hatte ich schon alles gesagt, was ich Ihnen sagen wollte; aber wenn Sie mir eins dieser Fernsehgeräte überlassen, nehme ich es mit nach Tokio und lasse unsere Ingenieure ein paar Verbesserungsvorschläge erarbeiten.«
Wie versprochen, schickten unsere Ingenieure den Russen einen langen Testbericht und gaben ein paar Anregungen, was sich technisch und gestalterisch besser machen ließe. Die eigentliche Sony-Technologie aber behielten wir für uns.
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Das chinesische Experiment und das Verhältnis USA-Russland
Obwohl sich der wahre Wettbewerbsgedanke zum Nutzen des Konsumenten noch nicht durchgesetzt hat, mag das chinesische Experiment doch dazu anregen. Zwischen Russen und Amerikanern in der Sowjetunion freilich herrscht im Augenblick (1984) ein Wettstreit ganz anderer Art.
Diese militärische Konkurrenz ist trotz der Nebeneffekte der Verteidigungstechnologie eine starke Belastung beider Volkswirtschaften. In der Sowjetunion scheint sich die Technologie auf das Raumfahrt- und Verteidigungsprogramm zu konzentrieren, wobei der Konsumgütersektor ganz gewiß zu kurz kommt.
Daher sind Design und auch technologische Beschaffenheit rückständig, sobald der zivile Bereich betroffen ist. Sony, der weltgrößte Hersteller von Studioausrüstung, hat auf diesem Gebiet ein beachtliches Rußland-Geschäft.
Natürlich verkaufen wir nur mit Zustimmung des Koordinierungsausschusses für Exporte in kommunistische Länder (COCOM). Entsprechendes gilt für unsere Geschäftsbeziehungen mit China.
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Gefragt sind Lizenzen von unserer Trinitron-Farbbildröhre
Wir werden von beiden Ländern sehr oft um Zugang zu unserer Technologie durch Gewährung von Lizenzen gebeten; ganz besonders interessiert ist man an unserer Trinitron-Farbbildröhre.
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SONY produziert weder in der Sowjetunion noch in China
Trotzdem produzieren wir weder in der Sowjetunion noch in China und lassen unter unserem Namen dort auch nichts herstellen. Vor langer Zeit exportierte FIAT ein komplettes Automobilwerk mit dazugehöriger Technologie in die UdSSR.
Anschließend tauchten überall in Europa zahlreiche Autos auf, die zwar wie ein FIAT aussahen, doch in Wirklichkeit nur die minderwertige sowjetische Variante waren. Der Ruf des Hauses FIAT hat darunter sehr gelitten. Wir möchten nicht, daß uns das gleiche widerfährt.
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Jahre später sprach ich Gwischjani noch einmal anläßlich der Salzburger Festspiele. »Sie müssen uns unbedingt noch einmal besuchen«, sagte er damals. Doch bislang ergab sich keine Gelegenheit.
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Die negative Seite des Wettbewerbsgedankens
Nachdem ich schon so viel zur wettbewerbsbedingten Erstarkung unserer Industrie gesagt habe, muß jedoch auch die negative Seite des Wettbewerbsgedankens erwähnt werden: übertriebenes Konkurrenzdenken durchzieht heute alle Bereiche der japanischen Gesellschaft.
Man findet es im Bildungswesen, im Gesellschaftsleben, und zahlreiche junge Menschen sind deswegen schon in den Tod gegangen. Und da der Zugang zu den >besten< Schulen und Universitäten nur auf Grund von hervorragenden Leistungen offensteht, ist der Wettbewerbsdruck bei Prüfungen entsprechend groß.
Unmittelbare Folge sind die japanischen >Strebermütter<, die ihre Kinder zu einem durch Drill und Pauken gekennzeichneten, ausgesprochen freudlosen Dasein zwingen.
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Vom unablässigem Büffeln völlig erschöpft
Die Universität Tokio ist wahrscheinlich die berühmteste Hochschule Japans; unter den vielen Tausenden glänzender Absolventen finden sich spätere Ministerpräsidenten, hohe Beamte und Diplomaten und maßgebliche Wirtschaftsführer.
Doch ein ehemaliger Rektor der Universität erklärte mir einmal: »Unsere Erstsemester sind von unablässigem Büffeln noch völlig erschöpft.«
Man witzelt, daß viele japanische Studenten auf der Universität kaum etwas dazulernen. Wenn unsere Studenten nach so vielen Mühen endlich auf die Universität gelangt sind, meinen sie, ihr Lebensziel bereits erreicht zu haben. Sie sind vom Pauken so ausgelaugt, daß sie entweder keinen Lernwillen mehr haben oder weiteres Anhäufen von Wissen für unnötig halten. Kaum jemand fällt beim Examen durch. Bei uns ist nur schwer - "auf eine Universität zu gelangen", doch sehr leicht zu einem Diplom zu kommen.
In Amerika und Großbritannien ist es genau umgekehrt.
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Der ungesunde Wettbewerb in Japans Regierungskreisen
Wettbewerb trifft man in Japan selbst in Regierungskreisen an. Der Außenstehende hält die japanische Regierung *) vielleicht für eine reibungslos funktionierende Organisation, doch eigentlich handelt es sich um eine heterogene Gruppe von bestens geschulten, hochintelligenten Absolventen unserer berühmtesten Universitäten.
*) Japan ist wie Frankreich ein Zentralstaat; es gibt keine Länder, sondern insgesamt 55 Regierungsbezirke (>Präfekturen<), darunter Tokio, Kioto und Osaka als rein urbane Gebietskörperschaften. (A. d. Ü.)
Japan mag heute in der Tat die bestausgebildete und kompetenteste Regierungsbürokratie der Erde haben, doch deren Exponenten wachen eifersüchtig über ihre territoriale Autorität.
Häufig kommt es daher zu Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Ministerien oder den einem Ministerium nachgeordneten Ämtern oder Abteilungen.
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Der Konkurrenzkampf von Presse und Fernsehen
Der Konkurrenzkampf von Presse und Fernsehen hat zu ernsten Problemen geführt. Infolge des Wettbewerbs liegt die Qualität unserer Fernsehprogramme heute auf unterstem Niveau, denn unsere elektronischen Medien bringen nur die beliebtesten Sendungen.
- Anmerkung : Daran hat sich weltweit bis uíns Jahr 2023 nichts mehr geändert
Auf dem Zeitungssektor haben kühle Köpfe beim Lösen eines Problems noch zahlreiche neue geschaffen. Da es bei uns praktisch kein Analphabetentum mehr gibt und ganz Japan innerhalb einer einzigen Zeitzone liegt, sind unsere Zeitungen landesweit verbreitet, so daß der Wettstreit um die "aktuellsten" (???) Informationen inzwischen an Schärfe zugenommen hat.
Die größeren Zeitungen halten sich Flugzeuge und Hubschrauber, von denen einige sogar mit Dunkelkammern ausgestattet sind, so daß die Fotografen bereits auf dem Rückflug vom Einsatzort ihre Filme entwickeln können.
Die Tokioter >Asahi Shimbun< fotografierte 1984 die Olympischen Sommerspiele von Los Angeles mit einer filmlosen Sony-Mavica-Kamera und übermittelte die Bilder per Sony-Autotelefon ins Druckhaus.
Auf Grund dieser unmittelbaren, digitalisierten Bildübertragung war die >Asahi< schneller als alle Konkurrenzblätter. Die Ergebnisse dieses Experiments befriedigten uns sehr. Ich selbst war nicht nach Los Angeles gefahren, hatte an den Fotos aber meine helle Freude.
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Die Auswüchse des angeblichen Informationshungers
Der Informationshunger und die große Zahl der zur Berichterstattung über ein Einzelereignis ausgeschickten Reporter bringen jedermann berührende Probleme mit sich.
Reporter und TV-Kameraleute (Anmerkung : wir nennen sie heute Paparazzies) kampieren des öfteren vor den Häusern oder Wohnungen von bekannten oder berühmten Persönlichkeiten und belästigen dabei gelegentlich kommende oder gehende Besucher.
Bisweilen wird schon die bloße Anzahl der Reporter als beängstigend empfunden.
Über die Arbeit von Ministerien und Ministerialbürokraten regelmäßig berichtende Reporter haben sich inzwischen zu Klubs zusammengeschlossen und satzungsmäßige Selbstbeschränkungen auferlegt, um >engagierte< Berichterstattung zu unterbinden; denn würden Hunderte von Reportern auf der Jagd nach einer Story über einen Minister oder seine Beamten herfallen, wäre es um jedermanns Nachtschlaf geschehen.
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Wettbewerb = Weiterentwicklung der Technologien
Trotz gewisser negativer Erscheinungsformen ist Wettbewerb meiner Ansicht nach die erste Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Industrie und ihrer Technologien.
Dies gilt, glaube ich, in Amerika nicht weniger als in Japan. Störungen des freien, offenen Wettbewerbs sollten auf ein Minimum beschränkt bleiben.
In dieser Hinsicht ist sehr zu begrüßen, daß die Reagan-Administration zum Anti-Trust-Recht eine Einstellung fand, die den Problemen der Wirtschaft eher gerecht wird. In Japan müssen wir uns ebenfalls um die Lockerung oder Aufhebung unnötiger Restriktionen bemühen, um einen funktionierenden freien Markt zu schaffen. Überholte und sinnlose Handelsbräuche und Geschäftspraktiken müssen aufgegeben werden.
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Die amerikanische Diplomatie sei legalistisch und moralistisch
Ich selbst habe jeden Konventionalismus stets unverdrossen in Frage gestellt und werde mich auch weiterhin entschieden dagegen wenden. Doch würde ich meine amerikanischen Freunde gern einmal zur Vorsicht mahnen. George Kennan beschrieb die amerikanische Diplomatie einmal als >legalistisch und moralistisch<, und diese Kennzeichnung gilt, wie ich meine, noch heute.
Wie jedes Individuum, so hat auch jedes einzelne Land einen anderen geschichtlichen und kulturellen Hintergrund; die Annahme, man könne amerikanisches Gedankengut und amerikanische Rechtsauffassung in jedem beliebigen Teil der Erde für verbindlich erklären, ist falsch, wenngleich manche Amerikaner sich von dieser Auffassung offenbar nicht trennen können.
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Wettbewerb um Märkte kann oft zu Mißverständnissen führen
Ich möchte damit sagen, daß der Wettbewerb um Märkte oft zu Mißverständnissen führt; weshalb ich mich seit langem dafür ausspreche, daß sich die Wirtschaftsführer der einzelnen Länder durch intensive Kontaktpflege besser kennenlernen sollten.
Aus Furcht, Zusammenkünfte solcher Art könnten kartellrechtliche Komplikationen nach sich ziehen, raten unsere Anwälte oftmals davon ab. Nun, ich weiß solchen Rat zu schätzen; doch in welchem Paragraphen steht geschrieben, daß sich Spitzenmanager zwecks besseren Kennenlernens nicht zusammensetzen können und sollen?
Wenn man entsprechende Sicherheitsvorkehrungen trifft - indem zum Beispiel die Konferenzen von dieser oder jener Regierung einberufen werden und der Öffentlichkeit ausreichende Detailinformationen zugänglich sind -, dann sind kartellrechtliche Bedenken völlig grundlos.
Kontakte dieser Art gibt es ja bereits; die Verbände der britischen und japanischen Elektronik-Industrie führen bereits im neunzehnten Jahr turnusmäßig Gespräche, auch die sogenannte >Wisemen's Group< und die Mitglieder der Japan-U. S. Businessmen's Conference und der U. S.-Japan Advisory Commission treten inzwischen regelmäßig zusammen, so daß zur Förderung gegenseitigen Verständnisses schon wichtige Schritte getan wurden.
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Als General Motors und Ford japanische Autos verkauften
Doch viele Anstrengungen werden noch nötig sein, um ein wirklich breites Verständnis füreinander zu schaffen. Die wütende Reaktion der Amerikaner auf die Ankündigung eines vierten Jahres sogenannter >freiwilliger< japanischer Automobilexportbeschränkung war für mich sehr interessant.
Nachdem die japanischen Hersteller drei Jahre lang sehr zurückhaltend nach Amerika exportierten, hielt die amerikanische Regierung einschließlich ihres Handelsbeauftragten 1985 ein viertes Jahr für unnötig, da die amerikanische Automobilindustrie genügend Zeit zum >Luftholen< gehabt habe und nun wieder wettbewerbsfähige Autos anbieten könne.
Die Tantiemen der amerikanischen Autoindustriellen für das Jahr 1984 wären so gewaltig gewesen, daß sie in den Leitartikeln der Presse bereits als skandalös bezeichnet wurden.
Doch General Motors und Ford verlangten eine exorbitante Erhöhung der Importmengen, um auf diese Weise mehr japanische Autos unter eigenen Markennamen in den Vereinigten Staaten verkaufen zu können. Den kleineren japanischen Herstellern, denen nur niedrige Quoten zugestanden worden waren, war an einer Aufhebung der Beschränkungen sehr gelegen.
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Steigerungsrate der zulässigen Gesamtstückzahlen um 24%
Kluge Köpfe im Außenhandelsministerium erkannten jedoch, daß bei Fehlen jeglicher Beschränkungen jeder nach Herzenslust exportieren würde, so daß Chaos und Verärgerung auf dem amerikanischen Markt die Folge wären.
Die Regierung hielt ein weiteres Jahr der Exportbeschränkung für angebracht, erhöhte die zulässigen Gesamtstückzahlen jedoch um 24 Prozent - eine beachtliche Steigerungsrate; doch wie ich das Konkurrenzdenken meiner Landsleute kenne, wären ohne fixierte Obergrenzen wahrscheinlich noch mehr Autos exportiert worden.
Die kleineren japanischen Hersteller, deren Autos in Amerika als sogenannte > selbstgenutzte Importe< von der einheimischen Industrie vertrieben wurden (Chrysler ließ bei Mitsubishi bauen, Ford bei Mazda und General Motors bei Isuzu), bekamen nun größere Kontingente als zuvor zugestanden.
Die Ankündigung des neuen Exportrahmens führte in Detroit und im industrialisierten Mittelwesten zu großer Aufregung und Verbitterung. Nach Meinung mancher Leitartikler hätten die Japaner auch weiterhin an den alten Exportmengen festhalten sollen, wenngleich die Beschränkungen nun praktisch fortgefallen seien.
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Wieso klagen Politiker und andere über die japanische Konkurrenz
Die Politiker in Senat und Repräsentantenhaus erhoben lautes Geschrei. Sie kannten eben nicht die japanische Mentalität.
Zu unserer großen Verblüffung klagten dann auch einige amerikanische Autohersteller - nicht etwa, weil Japan zu viele Autos exportierte, sondern weil ihre Partner bei der neuen Kontingentierung zu kurz gekommen seien. In Wahrheit jedoch stiegen - im Vergleich zum Vorjahr - die Kontingente beträchtlich: Chrysler/Mitsubishi um 70 Prozent, GM/Suzuki 211,8 Prozent und GM/Isuzu 140 Prozent.
Alle drei japanischen Hersteller konnten also ihren amerikanischen Partnern mit umfangreicheren Lieferungen als zuvor dienen. In Japan fragte man sich nun, was das Ganze eigentlich sollte.
Wieso klagen Politiker und andere über die japanische Konkurrenz, wenn amerikanische Autohersteller von sich aus verstärkt importieren und sich dazu noch beschweren, man ließe sie gar nicht genug japanische Autos ins Land holen?
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Bei uns gabs gelegentlich auch halsabschneiderische Praktiken
Beim Wettbewerb auf einem uns bestens bekannten Markt, wie zum Beispiel dem japanischen Inlandsmarkt, zeigen japanische Unternehmen gelegentlich Fehlverhalten in Form halsabschneiderischer Praktiken.
Zusätzliche Marktanteile versucht man über rücksichtslose Preissenkungen zu erreichen; man treibt das Spiel bisweilen so weit, daß die Produkte nur noch mit Verlust abzusetzen sind. Sieger in diesem ruinösen Kampf um Marktanteile wird schließlich, wer diese Verluste am längsten tragen kann.
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In anderen Ländern gabs deshalb richtigen Ärger
In Wirtschaftskreisen mancher Länder, insbesondere in Südostasien, gab es daher Mißverständnisse und viel böses Blut, als japanische Firmen auf die jeweiligen Inlandsmärkte drängten und ihre gewohnten bösen Wettbewerbspraktiken ohne Rücksicht auf die dortigen Gepflogenheiten unbeirrt weiter verfolgten.
Doch um zu unserem Beispiel zurückzukehren: Hier beteiligten sich amerikanische Autohersteller an den japanischen Praktiken.
Wenn sie den heimischen Markt und ihre Kunden nicht am besten kennen - wer denn sonst?
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