Manches Mal bewahrheiten sich manche (dummen ?) Sprüche.
Gedanken zu Günter Bartosch (März 2013 †) von Gert Redlich im Mai 2013
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Erstaunlich aber leider wahr :
"Erst wenn er tot ist, ist er gut."
Hier trifft der Spruch leider voll zu. Günter Bartosch ist im Frühjahr 2013 mit beinahe 85 Jahren - trotz guter Gesundheit - ganz plötzlich und wirklich unverhofft verstorben . . . . .
und er hat uns eine "Menge" hinterlassen,
in jeglicher Hinsicht eine "Menge". Leider haben wir uns nicht so gut verstanden, daß wir darüber früher hätten reden können.
"Ein Haus ohne Bücher sei wie ein Garten ohne Blumen." Ob der Spruch jetzt aus China oder Japan kommt, ist wurscht. Jedenfalls diese Wohnung war in diesem Sinne ein einziges wirklich gigantisches "Blumenmeer". Daß die Fußböden diese Decken- belastung überhaupt ausgehalten hatten, war schon ein Wunder.
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Ein Vergleich mit Wolfgang Hasselbach (ehemaliger Chefentwickler des Bereiches Hifi und Audio der Firma BRAUN AG) bietet sich immer wieder an, der hatte auch sein Leben lang alles aufgehoben, jedenfalls an Drucksachen.
Und von diesen beiden Erbschaften (und von vielen weiteren Paletten an Büchern und seltenen Zeitschriften weiterer Spender und Gönner) "profitieren" wir hier in der Museums-Redaktion in ungeahnter Weise.
Es gibt dafür zwar kein Geld, aber die sehr gefragten und gesuchten Informationen sowohl über das Fernsehen an sich, das ZDF und die Welt der Zuschauer sind jetzt "alle" da - also nicht wirklich "alle", aber sehr sehr viele.
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400 Kilo Dokumente in 16 Kartons sind kein Pappenstiel, doch mehr kann ich nicht mehr unterbringen.
Das sind über 100 Kilo Videokassetten über alle nur möglichen Fernsehmuseums-Ereignisse. Und das sind viele viele Bücher und Hefte und Fotokopien von Zeitschriften aus den 1930er Jahren. Dazu gehören jede Menge Zeitungsausschnitte samt der Kommentare und dem jeweiligen Erscheinungsdatum.
Bei den Büchern waren Titel dabei, die ich schon seit Jahren suche. Er hatte sie alle. Daß weit über 2 Tonnen Bücher und viele hundert Kilo handgeschriebener Manuskripte und Vorlagen dann doch zur Entsorgung "gehen" mußten, liegt am verfügbaren Platz und der Tragfähigkeit der Decken unserer Lagerräume.
Mehrere Bücher und Musicals waren noch in der Planung
Das betrifft uns im virtuellen Fernsehmuseum nur bedingt. Doch nach seinem gigantischen Nachlass zu urteilen, muß er die ganzen 85 Jahre lang Tag und Nacht geschrieben haben, sehr sehr viel von Hand und ebensoviel mit der Schreibmaschine. Der PC kam vermutlich erst sehr spät hinzu.
Auch hatte er noch mehrere Bücher in der "Pipeline", die nun alle nicht mehr fertig werden, denn die Gedanken in seinem Kopf hat er alle mitgenommen. In der Zeit, in der seine Frau schwer erkrankt war, war er für private Kontakte fast nicht mehr ansprechbar. Doch aus den verbliebenen Unterlagen, Schriftstücken und Bildern und Manuskripten werde ich versuchen, das Beste (wie hier zu lesen) draus zu machen.
Günther Bartosch, Hans Rosenthal und Joachim Fuchsberger
Alle hatten ihre fast nicht erzählbaren Kriegserlebnisse, und sie hatten zum Kriegs-Ende 1945 und dann 1946 und 1947 Mühe, wieder irgendwo in die Gesellschaft und nach dem Abschluß des Gymnasiums in irgend einen Beruf einzusteigen. Und da gab es 1947 bei den Amerikanern in Berlin ziemlich bald den "RIAS Berlin", "RIAS" übersetzt = "Radio im amerikanischen Sektor".
Der Chef einer Abteilung beim "RIAS" war Erik Ode, (bürgerlich Fritz Erik Signy Odemar), der spätere ab 1968) Fernseh-Kommissar Keller (in 97 Episoden). Und das klappte super, gleich von Anfang an beim RIAS und dann auch später beim ZDF. Sie wurden alle - über Jahrzehnte - sehr enge Freunde.
Dort beim ZDF wurden die großen erfolgreichen Unterhaltungs- veranstaltungen (zum Beispiel "Der goldene Schuss") in Auftrag gegeben und Günter Bartosch zeichnete als Redakteur und Produzent für alles rund um diese Shows verantwortlich. Er nahm es auch nicht krumm, daß er nur selten im Abspann dieser Shows namentlich erwähnt wurde.
Andere ZDF-"Kollegen", insbesondere die Kameramänner (aber jetzt nicht mehr in weiß wie in den Anfängen des Fernsehens), erzwangen ihre Nennung im Abspann sogar per Gerichtsbeschluß - wie peinlich. Das lag Günter Bartosch alles sehr fern. Er sammelte lieber tausende (bzw. Tonnen) von Büchern, um die nächsten Aktionen und Veranstaltungen akribisch kompetent und hieb- und stichfest vorzubereiten. Ich konnte - selbst wenn ich gewollt hätte - diese Masse von Büchern nicht alle mitnehmen, unsere Fußböden hätten das nicht ausgehalten.
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Viele Informationen und Bilder über das ZDF
Günter Bartosch war fast von Anfang an (seit 1963) dabei, wie auch der langjährige ZDF Kollege Harald Knapitsch. Bei der Durchsicht der ZDF Unterlagen vermute ich, daß ich jetzt mehr über das ZDF weis als "das ZDF" selbst.
Viele Original-Fotos habe ich in diesen Unterlagen zum ersten Male gesehen. Die werden jetzt alle eingescannt und in den entsprechenden Bereichen hier im virtuellen Museum publiziert.
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