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Die Lebensbiografie von Akio Morita (aus 1986), dem berühmten SONY Mitbegründer - Er war "Mister Japan"

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Die Olympischen Sommerspiele injapan 1964

In Japan, dem Gastgeberland der Olympischen Sommerspiele '64, wollte offenbar jede Familie ein Farbfernsehgerät haben, um die sportlichen Ereignisse auf dem Bildschirm verfolgen zu können.

Ein paar Jahre zuvor hatte die angekündigte Fernsehübertragung der Eheschließung des Kronprinzen Akihito mit der Prinzessin Michiko schon zu einem beachtlichen Absatzschub auf dem Schwarzweiß-Sektor geführt.

In der Ausrichtung der Olympischen Spiele sah die begeisterte Bevölkerung eine gemeinsame nationale Aufgabe. Die nötigen Infrastrukturverbesserungen wurden ohne Zögern in Angriff genommen.

Das Tokioter Stadtautobahnnetz und die Hochgeschwindigkeitszüge waren schon vor der Bewerbung um die Ausrichtung der Spiele eine eigentlich unabweisbare Notwendigkeit gewesen; aber als Japan mit der Ausrichtung der Spiele beehrt wurde, konnte man sich der Einsicht nicht länger verschließen.

Wir haben von der Welt gelernt - Mobilität ist wichtig

Das Straßennetz konnte den zu erwartenden Besucherverkehr keinesfalls verkraften; zudem galt es als entwürdigend, die Weltöffentlichkeit am Bildschirm Zeuge der berüchtigten japanischen Verkehrsverhältnisse - kilometerlange innerstädtische Autoschlangen mit oft genug stundenlangen Staus - werden zu lassen.

Das Stadtautobahnnetz wurde daher in Rekordzeit fertiggestellt. Unsere Planer erkannten, daß während der Olympischen Spiele und auch später Tausende von Touristen zum ersten Male nach Japan kommen würden, die auch die alte Hauptstadt Kioto, das Handelszentrum Osaka und viele andere Städte westlich der Schiene Tokio-Hiroshima beziehungsweise auf der südlichsten Hauptinsel Kyushu besuchen wollten.

Daher würde auch das vorhandene, längst verbesserungsbedürftige Schienennetz noch stärker als ohnehin schon in Anspruch genommen werden.

Die Shinkansen-Strecke und die Neue-Tokaido-Linie

Unter Rückgriff auf die modernste Technologie entstand die sogenannte Shinkansen-Strecke oder auch Neue-Tokaido-Linie *), die seither immer wieder erweitert und besser ausgebaut wird. Neue Strecken reichen nun auch schon in die nördlichen Landesteile hinauf.

*) >Tokaido< (Ost-West-Weg) war ursprünglich die im 17. Jh. durchgestreckte Straße zwischen Tokio-Nagoya-Kioto. Die Neue T. verbindet Tokio und Osaka (151 km) als kreuzungsfreie Trasse. (A. d. Ü.)

Während die Hochgeschwindigkeitszüge mit 250 km/h im 20-Minuten-Takt (zumindest auf dem Hauptstreckenabschnitt) ihrem Ziel entgegenrasen, wird bereits an der nächsten Generation gearbeitet: überschnelle, von Linearmotoren getriebene Magnetschwebebahnen, die mit etwa 500 km/h noch wesentlich schneller als die französischen TGV *) sein werden.

*) Train ä Grande Vitesse; der Schnelltriebzug >TGV 016< stellte 1981 auf der Neubaustrecke Paris-Lyon mit 380 km/h einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Eisenbahnen auf. (A. d. Ü.)

Im Zuge der vorolympischen Baumaßnahmen wurde auch der Tokioter Haneda-Flughafen modernisiert und erweitert. Neue Hotels wurden gebaut, umfangreiche garten- und landschaftsbauliche Maßnahmen trugen zur Verschönerung des Stadtbildes bei.

Die Behörden erkannten, daß das im Stadtverkehr übliche laute Hupen Japan ebenfalls nicht zur Ehre gereichte, und nutzten die auf bestmögliche Selbstdarstellung gerichtete Grundstimmung der Bevölkerung, um diese geräuschvolle Unsitte unter Strafe zu stellen.
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Es wurde notwendig, ein Firmenflugzeug

Neben meiner zunehmenden Reisetätigkeit im Ausland mußte ich natürlich auch unsere japanischen Produktions- und Forschungsstätten besuchen. Ein Firmenflugzeug (und später ein Hubschrauber) bot sich zur Verkürzung der Reisezeiten fast von selbst an, obwohl der private Flugverkehr in Japan - anders als in Amerika - eher Ausnahme als Regel ist.

Ich hielt es für vorteilhaft, je nach Zweckmäßigkeit zwischen Straßen- und Luftfahrzeug wählen zu können. Zu meiner Verfügung habe ich heute einen bequemen blauen Mercedes 380 SEL sowie Aerospatiale-Hubschrauber der Typen 350 und 355 und einen Falcon-Jet, mit dem ich schon einmal nach China oder sonst wohin fliege (im allgemeinen ziehe ich bei Auslandsreisen jedoch Linienflüge vor).

Langstreckenflüge machen mir übrigens weniger zu schaffen als anderen Reisenden; gewöhnlich kann ich an Bord hervorragend schlafen. Manchmal ist der Schlaf in der Luft gar erholsamer als in einem Hotelbett.

Wenn ich meinen mitgebrachten Proviant - einen kleinen Napf >sushi<, also gesäuerten Reis und rohen Fisch - verzehrt und eine kleine Flasche Sake getrunken habe, wickele ich mich in eine Decke und gebe der Stewardeß Anweisungen, mich weder zu einem Imbiß noch zu einer Filmvorführung zu wecken. Und einen Augenblick später schlafe ich schon tief und fest wie weiland Adolph Gross in >My Fair Lady <.
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Ein anderer Tagesablauf nach einem langen Flug

Gewöhnlich fliege ich am frühen Abend in Tokio ab und treffe nach etwa zwölfstündigem Flug ungefähr zur gleichen Zeit in New York ein. Dort spiele ich, wenn irgend möglich, erst einmal ungefähr anderthalb Stunden lang Tennis, ehe ich mich ins Bett lege.

Gegen vier Uhr morgens stehe ich auf und arbeite meine Geschäftspapiere durch, so daß ich bei Dienstbeginn auf die Anforderungen des Tages vorbereitet bin.

Ich schlafe möglichst viel, aber es gelingt mir trotzdem nicht, mich von den Folgen des ständigen Pendelns zwischen verschiedenen Zeitzonen vollends zu erholen.

Als ich 1985 den Vorsitz des Verbandes der japanischen Elektro-Industrie (EIAJ) übernahm, hoffte ich vergebens, auf Grund meiner neuen Verpflichtungen die Reisetätigkeit etwas einschränken zu können.

Dennoch gelingt es mir immer wieder, ein paar schnelle, weltumspannende Reisen in meinem Terminkalender unterzubringen. Tokio - New York - London - Los Angeles - Hawaii - Los Angeles - Paris - Tokio in weniger als vierzehn Tagen ist nur ein Normalbeispiel einer solchen Reiseroute.
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Ein Arbeitsprinzip, das meiner Natur entsprach

Bei derart häufigen und ausgedehnten Reisen mußte ich mir eine Methode ausdenken, wie sich meine Arbeit am ehesten bewältigen ließ. Wegen der besonderen Struktur unseres Unternehmens - zur Hälfte im Ausland angesiedelt, gleichzeitig einer Pionierrolle verpflichtet - konnte ich mich an anderen Industriellen kaum orientieren.

Ich brauchte ein Arbeitsprinzip, das meiner Natur entsprach und mit dem es sich leben ließ. Beim heutigen Stand der Kommunikationstechnik kann man zum Glück jeden jederzeit erreichen. Man hält mich für einen Telefonfanatiker. Wohl zu Recht, denn ich verbringe wirklich sehr viel Zeit am Telefon.

Wenn ich morgens um vier zum Beispiel in New York an den Apparat gehe, hat in irgendeinem anderen Land der Arbeitstag längst begonnen, so daß unsere Sony-Leute dort schon am Schreibtisch zu erreichen sind. Ich kann also praktisch zu jeder Zeit irgendwo anrufen.

Ich arbeite zwar furchtbar gern, habe aber auch meine Freude an Spiel und Sport. Mit fünfundfünfzig Jahren begann ich Tennis zu spielen, mit sechzig lernte ich Abfahrtslauf, und mit vierundsechzig kam Wasserski dazu. Ich finde jedoch, daß Wasserski die Oberschenkelmuskulatur sehr strapaziert.

Ich spiele seit fast vierzig Jahren Golf und habe noch immer meine Freude daran. Jeden Dienstagvormittag haben wir in Tokio eine Vorstandssitzung, an der ich, sofern ich in Japan bin, grundsätzlich teilnehme.

Zuvor aber spiele ich in der Halle neben dem Kontor von sieben bis neun Uhr erst einmal ein paar Sätze Tennis. Mein Bruder Masaaki, unser stellvertretender Generaldirektor, spielt ebenfalls sehr gern.

Extrem wichtig - Kontakt zu den jungen Leuten

Wenn ich nicht gegen ihn antrete, dann spiele ich vorzugsweise gegen die jüngeren unserer leitenden Angestellten. (Ich habe beim Sport gern junge Leute um mich, denn sie haben von so ziemlich allem und jedem recht forsche Ansichten und liefern manche gute Anregung. Außerdem glaube ich, daß die Gegenwart begeisterungsfähiger junger Menschen auch meinem Gemüt sehr gut bekommt.)
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Der Sport hält mich jung - glaube ich

Seit ich Tennis spiele, sind, meine ich, auch meine Reflexe besser geworden - ein Umstand, der mich besonders freut, pflegt doch mit dem Älterwerden das Reaktionsvermögen gewöhnlich nachzulassen.

Vielleicht liegt das an schwindenden Verstandeskräften, wenngleich ich das nicht hoffen möchte. Zu Anfang verfehlte ich sehr oft den Ball, jetzt aber kann ich schon sehr schnelle Aufschläge returnieren - was ja wohl aufbessere Reflexe hindeutet.

Natürlich spiele ich keine Einzel mehr. Als ich mit dem Skilaufen begann, hatte ich - auf Brettern - zunächst Gleichgewichtsschwierigkeiten, aber auch das besserte sich.

Jeder leitende Angestellte oder Unternehmer sollte die Notwendigkeit solcher kraftspendender Übungen erkennen; sie sind nicht nur gut für Herz und Kreislauf, sondern fördern auch die Verstandeskräfte und verhindern den Verlust des Selbstvertrauens. Letzteres ist besonders wichtig.
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Auf das Fliegen muß ich noch einmal zu sprechen kommen.

Während meiner ersten Reise im Firmenhubschrauber fiel mir auf, daß der Pilot älter als ich selbst war. Wenn dem jetzt irgendwas passieren sollte, dachte ich, dann stürzen wir ab. Im übrigen kam ich mir ziemlich dumm vor, nur hinter ihm zu sitzen und mir Sorgen zu machen; folglich ließ ich mir eine Anfänger-Lizenz ausstellen, kletterte in den Kopilotensitz und lernte - für alle Fälle - einen Hubschrauber zu fliegen.

Solange der Pilot ein zugelassener Fluglehrer ist, darf ich die Maschine ganz legal und ohne Pilotenschein selbst fliegen. Deswegen achte ich darauf, daß alle unsere Piloten die Ausbilderbefähigung besitzen.

Jedes Jahr lasse ich mir meine Flugschüler-Lizenz erneuern. Natürlich habe ich nicht vor, den Hubschrauber auf Geschäftsreisen selbst zu steuern; ich möchte nur nicht völlig hilflos sein. Es ist ein ausgesprochen angenehmes, das Selbstvertrauen bestärkendes Gefühl, das Ding im Katastrophenfalle sicher landen zu können.
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Ein schwarzer und ein rötlicher Koffer

Meine Sekretärinnen versorgen mich täglich mit Hausarbeit. Ich habe ständig einen schwarzen und einen rötlichen Hartfaserkoffer bei mir.

Der schwarze enthält Unterlagen, die das Inlandsgeschäft betreffen, in den rötlichen kommen alle Papiere, die sich auf unsere Auslandsaktivitäten beziehen. Für jeden dieser beiden Bereiche stehen mir zwei Sekretärinnen zur Seite. Wegen meiner vielen Telefongespräche, Besucher und Konferenzen kann ich die Papiere tagsüber nicht aufarbeiten.

Aber es kommen ständig neue Unterlagen und Briefe aus aller Welt hinzu, ob ich das Material nun bewältige oder nicht. Also muß ich die beiden Koffer notgedrungen durcharbeiten, ehe ich Feierabend machen kann.

Bei Sony gibt es auch eine Abteilung für Außenbeziehungen, die praktisch ausschließlich für mich arbeitet. In dieser Abteilung sind nur Spezialisten tätig, die mir in meinen verschiedenen Funktionen im japanischen Unternehmerverband, im Verband der japanischen Elektroindustrie, in der japanisch-amerikanischen Unternehmerkonferenz und sonstigen Gremien, denen ich angehöre, zuarbeiten.

Daneben habe ich einen Assistenten, der mir beim Entwerfen meiner Reden und Ansprachen hilft, obwohl ich mich nur höchst selten an einen fixierten Text halte.
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In einem so groß gewordenen Unternehmen ständig erreichbar sein

Meine New Yorker und Tokioter Sekretärinnen wissen mich jederzeit und überall zu erreichen. Einmal wollte ich in den Bergen bei Karuizawa einen dreitägigen Skiurlaub machen, aber es wurde nichts daraus.

Eine Lautsprecherdurchsage holte mich von der Piste. Meine engsten Mitarbeiter versuchen normalerweise ohne mich zurechtzukommen, aber da ich bestimmte Entscheidungen nur selbst treffen kann, nimmt man in diesen Fällen mit mir Kontakt auf.

Neben geschäftlichen Angelegenheiten muß ich mich am Telefon auch mit vielen privaten Anliegen aller Art befassen. Unser Wohnhaus hat fünf Telefonanschlüsse, zwei davon sind allein mir vorbehalten.

In unserem Appartement auf Hawaii, in der Wohnung im New Yorker Museum Tower und in unserem Landhaus am Ashi-See in der Nähe des Fujisan habe ich ebenfalls jeweils zwei Privatleitungen. Die zusätzlichen Telefone hatten wir ursprünglich unserer heranwachsenden Kinder wegen installieren lassen. Als sie aus dem Haus gingen, behielten wir sie jedoch bei, denn in absehbarer Zeit werden meine Enkelkinder damit umgehen können.

Zwei Privatleitungen sind äußerst zweckmäßig, denn während ich auf der einen telefoniere, kann ich über die andere möglicherweise notwendige Informationen einholen. Selbst im Auto habe ich zwei Telefone. Außerdem bestehe ich darauf, daß alle unsere leitenden Angestellten einen besonderen Hausanschluß bekommen, so daß sie jederzeit erreichbar sind.
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Auch die Freizeit ist ausgefüllt

Wenngleich ich eigentlich ständig beschäftigt bin, versuche ich dennoch, so oft wie möglich einen Kurzurlaub einzulegen. An den Winterwochenenden fahre ich Ski, im Sommer wird Tennis gespielt.

Zum Jahreswechsel machen wir gewöhnlich auf Hawaii eine gute Woche Urlaub, um Golf und Tennis zu spielen. Wir sind häufige Gäste der Salzburger Osterfestspiele. Wenn wir nach Bayreuth fahren, miete ich mir in München gewöhnlich einen Mercedes. Es sind zwar nur gut zweihundert Kilometer, doch löst mich meine Frau am Steuer hin und wieder ab. In Japan haben wir nämlich nicht viel Gelegenheit zum Autofahren, und Geschwindigkeiten wie auf den deutschen Autobahnen sind bei uns zu Hause ohnehin undenkbar.

Ich habe allerdings einen kleinen, temperamentvollen Toyota Soarer, mit dem wir des öfteren übers Wochenende in die Berge fahren. Ich fahre gerne schnell, obwohl ich mich keineswegs für einen besessenen Raser halte.

Mit über 220 km/h hinter dem Opernsänger Peter Hofmann

Einmal allerdings, Yoshiko und ich waren als Festspielbesucher in Bayreuth, zeigte uns der Opernsänger Peter Hofmann seinen ganzen Stolz, eine 1200er Honda. In Japan ist diese bullige Maschine nicht zu haben.

Hofmann wollte mich einmal fahren lassen, aber ich zog es vor, mich hinter ihn zu setzen. Bei über zweihundertzwanzig Stundenkilometern konnte ich mich kaum noch im Sattel halten, obwohl ich mich beidarmig fest an den Fahrer klammerte. Es war jedoch ein herrlich aufregendes Gefühl.

Als wir schließlich wieder abstiegen, fragte mich Hofmann, ob ich vielleicht einmal mit einer kunstflugtauglichen Maschine in die Luft wollte. Selbstverständlich, denn in einem solchen Flugzeug hatte ich noch nie gesessen.

Wir fuhren mit dem Wagen zum Flugplatz hinaus, wo uns sein Freund, ein deutscher Kunstflugmeister, bereits erwartete. Vor dem Start meinte der Pilot: »Ich behalte Sie im Auge, und wenn Ihnen übel wird, landen wir sofort.«

Da mir im Flugzeug noch nie übel wurde, nickte ich bloß. Gleich nach dem Start übernahm ich den Knüppel und stieg weisungsgemäß auf viertausend Fuß.

Kaum hatte ich die Maschine in die Horizontale gebracht, übernahm Hofmanns Freund wieder und spulte ohne jede Warnung sein Programm ab: Loopings vor- und rückwärts, Rollen jeder Art; mal überzog er die Maschine und ließ sie abschmieren, dann fing er sie wieder ab und ließ sie plötzlich trudeln.

Kurz und gut, er ließ sich alles mögliche einfallen. Es schien kein Ende zu nehmen. Immer wieder mußte ich mich haltsuchend an meinen Gurt klammern. Ich habe einen sehr guten Magen, war aber trotzdem froh, als er mir durch Handzeichen zu verstehen gab, daß es nun abwärts ging.

Nach einem Turn ging er in den Landeanflug - dachte ich jedenfalls. Unten auf dem Vorfeld sah ich Yoshiko und Peter Hofmann lächelnd zu uns hinaufwinken.

Doch als wir in etwa fünfzig Fuß Höhe gerade über dem Anfang der Landebahn schwebten, legte der Pilot die Maschine auf den Rücken und startete wieder durch. Wir flogen so tief, daß ich schon fürchtete, mit dem Kopf die Piste zu streifen. Achterbahnen und dergleichen machen mir einen Mordsspaß, doch da dauert eine Fahrt nur etwa drei Minuten.

Dreißig Minuten Luftakrobatik waren der nachhaltigste, für meinen Geschmack vielleicht etwas zu nachhaltigste Nervenkitzel meines Lebens.

Nachdem ich mit zittrigen Knien aus der kleinen Maschine geklettert war, klang mein Dankeschön wohl ein wenig hohl.
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Mein Kontakt zu Herbert von Karajan

Ich bin gern in Europa, insbesondere wegen der Musik und ihrer großen europäischen Interpreten. Viele dieser Musiker habe ich über unsere Produkte oder durch gemeinsame Geschäftsund Kunstfreunde sehr gut kennengelernt.

Herbert von Karajan gastierte 1966 in Tokio. Später wurden wir gute Freunde. Er erinnerte sich zwar nicht, mich vorher schon kennengelernt zu haben, aber ich hatte ihn bereits 1953 auf meiner ersten Europareise in Wien gesprochen.

Die österreichische Hauptstadt war damals noch interalliiertes Besatzungsgebiet, so daß ich mir in London zunächst eine Einreiseerlaubnis beschaffen mußte. Kurz zuvor hatte ich im Kino den >Dritten Mann< gesehen, so daß Wien als Schauplatz der spannenden Handlung auf mich einen besonderen Reiz ausübte.

Ich hatte mein Hotel über ein New Yorker Reisebüro gebucht, das ich schließlich auch fand, obwohl ich spät nachts in der Stadt eintraf und die Landessprache nicht beherrschte.

Als ich am nächsten Morgen zum Frühstücken in den Speisesaal ging, sah ich auf allen Tischen kleine rote Fähnchen stehen. Was ich in der Nacht nicht bemerkt hatte, wurde mir nun schlagartig klar: ich befand mich im sowjetischen Sektor und wohnte in einem Hotel, das hauptsächlich russischen Offizieren vorbehalten war.
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Was machst du hier im russischen Sektor?

Mein Freund, der Komponist Shinji Toyama, studierte damals in Wien Musik. Als er mich im Hotel besuchte, erkundigte er sich besorgt: »Was machst du hier im russischen Sektor?« Ich zuckte die Achseln, mußte ich doch zwangsläufig noch einige Tage ausharren.

Ich hatte keine Ahnung, wie ich das vom Reisebüro fest gebuchte Hotel wechseln könnte. Der Maitre d'Hötel wies mir entgegenkommenderweise einen Ecktisch zu, so daß ich mit niemandem zu reden brauchte und mich voll auf das Beobachten der Gäste konzentrieren konnte.

Ich hörte mir die Wiener Philharmoniker an, bei welcher Gelegenheit ich den großen, damals schon berühmten Dirigenten Karajan kennenlernte. »
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Kennen Sie Max Grundig?

Was machen Sie beruflich, Herr Morita?« fragte er mich. Ich erklärte ihm in gebrochenem Englisch, daß ich in der Elektronikbranche tätig sei und Tonbandgeräte herstellte. »Schön«, sagte Karajan, »kennen Sie Max Grundig? Sie sollten ihn mal aufsuchen.«

Nein, Max Grundig kannte ich nicht, aber ich hatte auf der Anreise nach Wien sein berühmtes Elektronik-Unternehmen besucht. Die Rückreise führte mich nicht wieder über Fürth; doch ein paar Jahre später habe ich Grundigs Bekanntschaft gemacht. Karajan kommt oft nach Japan und ist ein häufiger Gast unseres Hauses.
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