Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....
Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.
Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
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Die Berliner Blockade, die Luftbrücke und das ZDF
von Günter Bartosch im Juli 2008
Wie geht das zusammen ? Ende Juni 2008 ist in Wiesbaden, in Frankfurt und in Berlin der 60. Jahrestag des Beginns der Luftbrücke feierlich begangen worden. Sie dauerte bis zum Herbst 1949.
Vor 60 Jahren gab es das ZDF noch nicht, ja es gab im besiegten und geteilten Deutschland überhaupt kein Fernsehen. Das ZDF hätte selbstverständlich von der Blockade-Front berichtet, wie es das später, als in Berlin die Mauer fiel, ausführlich und sehr engagiert tat. Aber damals ?
Es sind Menschen, die die Verbindung herstellten, Mitarbeiter des ZDF, Blockade-Berliner, die damals schon im Medienbereich tätig waren und ihre Erfahrungen beim ZDF einbrachten.
Am 9. September 1948
Man betrachte sich das Bild. Es stammt vom 9. September 1948 und ist aufgenommen worden vor dem Brandenburger Tor am Tage jener legendär gewordenen Großdemonstration der Berliner gegen die Willkür Stalins und die Abschnürung der West-Sektoren Berlins durch die sowjetische Blockade.
Bei dieser gewaltigen Demonstration - es wäre im Fernsehen ein ganz besonderes weltweit beachtetes Ereignis gewesen - rief der gewählte Oberbürgermeister Berlins, Ernst Reuter, der Welt die historisch gewordenen Worte zu: „Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien, schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt!"
Vor Ort waren die beiden Rundfunksender der West-Alliierten in Berlin, der NWDR aus Hamburg mit seinem Studio Berlin und der amerikanische Sender RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor), der sich meldete mit dem Slogan „Eine freie Stimme der freien Welt".
Der RIAS Berlin
Und vor Ort für den RIAS waren u.a. die drei Personen auf dem Bild (v.l.n.r.): Bill Heimlich, der amerikanische Direktor des RIAS, Gerhard Löwenthal und Wolf Dietrich. Löwenthal ist noch immer bekannt durch seine "zeitkritische" Sendereihe „ZDF-Magazin", Wolf Dietrich war der erste Chefredakteur des ZDF. Er schrieb einmal, es seien „sehr viele Kollegen, die damals mit mir zusammen beim RIAS waren, heute bei mir im ZDF". Dazu gehörten seinerzeit auch Klaus Harpprecht, Büroleiter des ZDF in Washington, Christa Fries und Günther Piecho.
Es waren noch mehrer ZDFler dabei
Mit dabei vor Reichstag und Brandenburger Tor waren vom RIAS auch die späteren ZDF-Mitarbeiter Hanns Werner Schwarze und Hans-Christoph Knebusch, Studioleiter und Stellvertreter des ZDF-Studios Berlin. Ferner waren anwesend - nicht dienstlich, sondern als Teilnehmer an der Demonstration - Hans Rosenthal und ich.
Im Sender arbeitete Ulla Beth, seinerzeit, wie dann im ZDF, Tontechnikerin. Zu den Blockade-Berlinern im RIAS gehörte auch als Produzent und Regisseur politisch-kabarettistischer Sendungen mein damaliger Chef, der später berühmte ZDF-„Kommissar" Erik Ode.
Horst Gehrke, stellvertretender Produktionschef des ZDF im FSM (Fernsehstudio München), war am Deutschen Theater in Ost-Berlin tätig und hatte Probleme als Grenzgänger.
Horst Gotzmer, ZDF-Redaktion Wissenschaft und Technik, begann damals seine Laufbahn im Filmstudio bei Arthur Brauner in Berlin-Spandau. Zur Redaktion der Berliner Zeitung „Telegraf (britisch lizensiert) gehörten die ZDF-Mitarbeiter Ehrenfried Klauer und Karl-Heinz Bolle. Hans-Jürgen Wiesner, Journalist beim „Telegraf, wurde Leiter der ZDF-Korrespondentenstelle in Ost-Berlin.
Alle setzten ihre medienpolitische und künstlerisch-dokumentarische Präsenz aus der Zeit der Luftbrücke später im ZDF fort - ich hoffe, ich habe keinen unserer Blockade-Berliner aus dem Medienbereich vergessen. Wir alle verdankten der Luftbrücke nicht nur unsere Existenz, sondern auch die freiheitlich-demokratische Basis, die uns erfolgreiche Tätigkeit beim ZDF ermöglichte.
Günter Bartosch im Jahr 2008