Die Anfänge des ZDF - das "Telesibirsk" von Eschborn 1961
von Gert Redlich ab etwa 2008 - Wir haben mehrere Zeitzeugen, die auch von Anfang an dabei waren. Einer von ihnen hatte ganz am Anfang den Sendebetrieb in Eschborn mit aufgebaut und er ist heute noch mit ganzem Herzen (im Fernsehmuseum) mit dabei.
Ein anderer Zeitzeuge Günther Bartosch (leider bereits verstorben) kannte die Anfänge aus der Sicht des Produzenten, als "Fernsehen" insgesamt immer noch eine "Gleichung mit 3 Unbekannten" war.
Er hat uns erzählt, wie es damals wirklich war - mit und um Eschborn, wie die Legenden blühen, als "man" angeblich von "Adenauer" den Auftrag bekam, auch mal Fernsehen zu "machen", eine wirklich nachträglich von der Boulevardpresse bzw. von den "sogenannten interessierten Kreisen" weitgehend erfundene Story. So, wie er es live (vor unserer Kamera) erzählt hatte, war es viel einfacher und vor allem eigentlich - ganz schön trivial.
Wir haben auch noch ganz viele Bilder hinterlassen bekommen und vor allem haben wir kleine private 8mm Schmal-Filme aus den Anfängen des Zweiten Deutschen Fernsehens, also dem allerersten Sendebeginn, und werden diese so nach und nach hier einstellen.
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Es begann damals bereits vor 1961 alles ziemlich trivial mit der ("bundes- eigenen" Privat-Firma) "Freie(s) Fernseh(en) Gesellschaft m.b.H." in Frankfurt.
Die 10 Länder- Rundfunkanstalten der ARD "sollten" (bzw. waren bereits 1959 beauftragt worden) eigentlich gemeinsam ein neues zweites - aber unabhängiges - Fernsehprogramm neben den ARD- Anstalten aus der Taufe heben und dieses sollte bundesweit senden. Damit sollte einer "vermuteten !!!" Tendenz einer nicht immer neutralen Berichterstattung eine zweite Stimme gegeben werden.
Der Bundesregierung ging das alles dann erheblich zu langsam, denn die Länder konnten sich längere Zeit (weit über 2 Jahre) über die Finanzierung nicht einigen und es gab ein endlos langes Geschachere (wie immer in der Politik ?), wer die Kosten bzw. wieviel davon tragen solle. Und die Bayern wollten ja sowieso nicht mitmachen und blockierten den "Laden" - solange es nur irgend ging.
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Bundeskanzler Dr. Adenauer wollte endlich Ergebnisse sehen
Somit ergriff die damalige Bundesregierung unter dem CDU Kanzler Adenauer und dem CDU Außenminister Gerhard Schröder die Initiative und gründete Ende 1958 die FFG, die "Freies Fernsehen Gesellschaft m-b.H." in Frankfurt.
Zug um Zug wurden neue Mitarbeiter und Techniker angeworben (also meist woanders "ab"-geworben) und eingestellt und etwa ab Aug. 1960 wurde in Eschborn bei Frankfurt eine eigene "Sendezentrale" (wohlwollende Umschreibung für die "Küche") auf die Beine gestellt. Es war ja erst (oder schon) 1960 und viel Erfahrung mit dem Fernsehen gab es noch nicht. Alleine die weitsichtigen Geister prophezeiten dem Medium Fernsehen eine ganz entscheidende dominierende Zukunft.
Daß es da Kollision mit dem Grundgesetz geben könnte, war anscheinend bekannt und so bedurfte es aus rechtlichen Gründen einer weiteren GmbH (der "Deutschland Fernsehen GmbH"), die als der eigentliche Veranstalter die Programme der "FFG" senden sollte.
Das wurde alles schnell bundesweit bekannt, und stieß natürlich bei der wütenden SPD-Opposition auf herbe Kritik und dann stellte aufgrund einer Klage von vier SPD regierten Bundesländern das Verfassungsgericht im Dezember 1960 unumstößlich fest, daß die Kulturhoheit und damit auch das Fernsehen verfassungsgemäß Ländersache bleibe (eine "Erbschaft" aus der schlimmen 12jährigen Erfahrung mit einem deutschen Propaganda- Ministerium). (China, Russland, die Türkei und Ungarn lassen sowieso Grüßen.)
Vor allem aber habe es regierungsneutral zu sein (die 12 Jahre der NS Zeit unter Josef Göbbels hatten ja ihre eindeutigen Spuren hinterlassen) und dieser "bundeseigene!" Sender sei damit absolut verfassungwidrig.
Also diese oder eine (oder sogar irgendeine) Bundesregierung dürfe das schon gar nicht machen! Privatfernsehen (bedingt) ja, aber nicht (und eigentlich nie wieder!!) durch die (bzw. eine) Regierung.
So wurden zum 31.12.1960 alle Mitarbeiter wieder "ratz fatz" entlassen (das ging damals noch recht unproblematisch) und der kurze Betrieb (es wurde bisher alles erstmal nur vorbereitet) wurde quasi über Nacht eingestellt. Die GmbHs wurden wieder liquidiert und die Kosten hatte sowieso der Staat zu tragen, also wie immer - wir alle.
Die aufgelaufenen Schulden (oder Kosten) betrugen am Ende mehr als 30 Millionen (West-) Mark und das war zum Ende 1961 noch "sehr sehr sehr" viel Geld. (Heute wären es bestimmt 3 Milliarden.)
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Nach jedem traurigen Ende kommt wieder ein Anfang.
Nach dem Urteil war zwar erst mal der Dampf raus, doch wurde damit auch der Leidensdruck auf die 10 Bundesländer, endlich mal zu Potte zu kommen, deutlich erhöht, und sich jetzt endlich kurzfristig zusammenzuraufen. Es betraf die Intendanten und Ministerpräsidenten der damaligen Bundsländer. Gerüchte und Legenden erzählen von verbitterten (oder erbitterten) Kämpfen um Einfluß (Macht) und Geld.
Auch darüber gibt es haufenweise Bücher und Zeitungsartikel und Notitzen von damals. Ein Bundesland (allseits bekannt für Deutschlands heimliche Hauptstadt) tanzte noch sehr lange aus der Reihe (und zahlte einfach nicht), bis es dann endlich seinen Verpflichtungen der Gemeinschaft der Bundes-Länder gegenüber nachkam.
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Irgendwann war der Beschluß dann unumstößlich, das ZDF wird es geben und zwar in Mainz. Da hatte "jemand" aus Rheinlandpfalz (das war das bislang leer ausgegangene Land mit der Landeshauptstadt Mainz - das liegt gegenüber von Wiesbaden) ganz laut "Hier!" geschrien, er hätte als einziger noch keinen Sender - sogar das klitze kleine Saarbrücken und dann auch der noch kleinere Stadtstaat Bremen haben einen Sender - und er wolle auch "so einen Fernsehladen" haben.
Es geht weiter . . . bald - wir haben ganz viele Zeitschriften und Zeitungsausschnitte geerbt und geschenkt bekommen.
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