Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....
Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.
Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.
.
DIE WELT IM BULLAUGE - Die Geschichte des Bildschirms
Fernseh-Historie von Günter Bartosch im März 1996
Kluge Leute lassen uns wissen, daß sich die Welt gehörig verändert. Der Computer wird unser Leben bestimmen. Wir sehen buchstäblich in die Röhre.
Nun ist diese Röhre schon lange keine Röhre mehr, sondern eher eine waagerecht gelegte, vergrößerte, eigenartig verformte Lampe.
Merkmal ist der Bildschirm
Ihr äußeres Merkmal ist der Bildschirm. Aber ein Schirm, der schützen soll vor Regen oder Sonne, ist das Ding auch nicht.
Im Gegenteil, auf ihn prasseln Elektronen nicht einmal nieder, sondern waagerecht dagegen. Die bessere Bezeichnung wäre wohl "Mattscheibe", denn die dem Betrachter zugewendete Fläche ist matt, solange sie nicht zum Leuchten gebracht wird.
Wer mit dem Computer arbeitet und möglicherweise den ganzen Tag über auf die zum Leuchten erregte Mattscheibe blickt, macht sich wenig Gedanken, was das eigentlich für ein Ding ist, mit dem er es zu tun hat. Der Computer wäre nicht denkbar ohne die Symbiose dreier Erfindungen.
Eine Hypothese : Kein Computer ohne Paul Nipkow
Die eine ist die von Paul Nipkow 1884 erdachte Zerlegung eines Bildes in elektrische Lichtspuren. Die zweite - und deswegen reden wir heute noch von einer Röhre - ist die von Prof. Ferdinand Braun 1897 erfundene Kathodenstrahlröhre. Und die dritte Komponente ist ein programmgesteuerter Rechner, wie ihn als erster Konrad Zuse 1941 mit seinem Gerät Z3 konstruiert hat.
Alle drei Physiker, Erfinder, Konstrukteure waren Deutsche
Und nun machen wir ein Ausrufungszeichen, weil alle drei Physiker, Erfinder, Konstrukteure Deutsche waren ! Damit soll schon mal dem Eindruck entgegengewirkt werden, der Computer käme aus den USA und die Elektronik des Geräts womöglich aus Japan.
Tatsächlich aber trugen die Ideen und Arbeiten vieler Erfinder und Forscher aus aller Welt dazu bei, diese Grundvoraussetzungen zu schaffen, und es bedurfte sehr viel weiterer Forschungsarbeit, um sie funktionsfähig zu realisieren.
Und nichts würde funktionieren ohne die von Heinrich Hertz 1887/1888 entdeckten Hertzschen Wellen.
Der Tintenstrahldrucker wurde bereits 1843 in England erfunden
Das Telefon war schon erfunden, als man daranging, über das Leitungsnetz Impulse einer Bildaufnahme zu übertragen, und sie beim Empfänger sichtbar zu machen.
Und nun dürfen wir staunen, daß bereits 1843 nach einem britischen Patent von Alexander Bain so etwas wie ein Tintenstrahldrucker erdacht worden war.
Die schon Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach versuchte zeilenweise Abtastung eines Bildes kam erst durch Paul Nipkows Idee einer rotierenden Scheibe mit spiralförmig versetzten Löchern einer Realisierung näher.
In der Pionierzeit des Fernsehens ab Mitte der 1920er Jahre wurden Nipkow-Scheiben bei Sender und Empfänger verwendet. Parallel dazu verlief die elektronische Entwicklung, ohne die heute weder Fernsehen noch Computer möglich wären.
Der Bildschirm ist eine Braunsche Röhre.
Prof. Ferdinand Braun hatte die Kathodenstrahlröhre 1897 zur Demonstration und zum Studium des "zeitlichen Verlaufs variabler Ströme" erfunden.
Er hatte dabei die vom englischen Sir William Crookes 1887 konstruierte Crookessche Röhre, mit der dieser die wandernden Elektronen entdeckte, weiterentwickelt.
Eine Lochblech-Anode bündelte die Elektronen einer Glühkathode zu einem Strahl, der durch Magnetspulen in jede gewünschte Richtung abgelenkt werden konnte und auf einem Leuchtschirm als Lichtpunkt erschien.
An Fernsehen hatte Braun dabei nicht gedacht. Doch zwei junge Forscher machten sich daran, mit der Braunschen Röhre Bildfernübertragungen zu versuchen.
Max Dieckmann und Gustav Glage in 1906
Max Dieckmann war 1906 Hilfsassistent bei Professor Dr. Ferdinand Braun am Physikalischen Institut in Straßburg, einer Stadt, die seinerzeit zum Deutschen Reich gehörte. Zusammen mit dem damaligen Doktoranden Gustav Glage meldete er 1906 zwei Patente an, eines die "Ablenkbarkeit von Kathodenstrahlen" betreffend und als weiteres ein "Verfahren zur Übertragung von Schriftzeichen und Strichzeichnungen unter Benutzung der Kathodenstrahlröhre".
Die von den beiden Forschern konstruierte Apparatur steht heute im Deutschen Museum, München. Die ersten drei jemals mit einer Kathodenstrahlröhre erzeugten und mit einem Bildschreiber aufgenommenen Bilder hat Max Dieckmann am 8. Juni 1906 in Straßburg selbst fotografiert.
Es waren die Initialen "Th D", der Name "Braun" und bezeichnenderweise die Strichzeichnung eines Bierkrugs mit dem Zeichen des Hofbräuhauses "HB".
.
"Fernsehen" sei etwas ähnliches wie das Perpetuum Mobile
Klammheimlich schlich sich also gleich zu Beginn des Fernsehzeitalters die Werbung ein ! Am 3. März 1909 veröffentlichten Dieckmann und Glage in der Fachzeitschrift "Prometheus" ein "Verfahren zur Bildfernübertragung" unter der Bezeichnung "Fernübertragungseinrichtungen hoher Mannigfaltigkeit".
Der Ausdruck "Fernsehen", so schrieb Max Dieckmann später einmal, "war den Akademikern unter uns eine Art rotes Tuch."
Auch Ferdinand Braun war nicht davon begeistert, berichtete Max Dieckmann; man hielt damals "Fernsehen" für etwas ähnliches wie das Perpetuum Mobile.
Im Grunde genommen hätten die Patente und die Forschungen von Dieckmann und Glage schon ausgereicht, die Mattscheibe eines heutigen Computers mit Schrift- und Bildzeichen zu versehen.
Doch es soll ja schließlich die ganze Welt auf dem Computerbildschirm erscheinen, und das bedeutet die lebendige Welt, also das bewegte Bild. Bevor sich dieses aber mit Hilfe einer Braunschen Röhre realisieren ließ, mußten noch viele Jahre vergehen.
Der Physik-Professor Boris Rosing aus St. Petersburg
Intensiver als Dieckmann und Glage befaßte sich der Physik-Professor Boris Rosing (Mai 1869 - † 20. April 1933) in der Kaiserlich-Russischen Technischen Gesellschaft zu St. Petersburg mit Versuchen zur Bildfernübertragung unter Verwendung der Braunschen Röhre.
Er erhielt dafür neben russischen auch zwei deutsche Reichspatente mit den Daten vom 26.11.1907 und 2.3.1911. Zweifellos war Boris Rosing zu diesem Zeitpunkt derjenige Forscher, der der Realisierung des Fernsehens am weitesten nahe gekommen war.
Der Weltkrieg und die bolschewistische Revolution von 1917 mit ihren Folgeerscheinungen in Politik, Staat und Wirtschaft hinderten ihn an einer zügigen Weiterentwicklung.
Rosing wurde zwar noch 1922 in der Sowjetunion anläßlich des 25. Jahrestages seiner Arbeiten auf dem Gebiet des Fernsehens gefeiert, doch dann wurde es still um ihn.
1933 verbannte man ihn mit anderen russischen Wissenschaftlern in die nördlichen Regionen der Sowjetunion und kurz danach starb er in Archangelsk. Er wurde erst 1957 rehabilitiert.
Der Russe Vladimir Kosma Zworykin schaffte es
Dennoch war sein Forschen nicht umsonst. Sein langjähriger Schüler und Assistent Vladimir Kosma Zworykin setzte sich in den Wirren der Revolution 1918 in die USA ab.
Nachdem er Mitglied des Forschungslaboratoriums der Westinghouse Electric and Manufactoring Co. in East Pittsburgh geworden war, konnte er 1923 systematisch auf dem Gebiet des elektronischen Fernsehens weiterarbeiten.
Wir wollen festhalten, daß alle bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführten Versuche und Demonstrationen kein Senden im heutigen Sinne war.
Der deutsche Professor Arthur Korn
Sehr wesentlichen Anteil an der Entwicklung der drahtlosen Bildübertragung hatte der Deutsche Arthur Korn. Er war Professor an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und stellte 1922 in Zusammenarbeit mit Italien erste Versuche der drahtlosen Bildübermittlung an, mit dem Erfolg, daß sich der Bildfunk schon kurze Zeit später realisieren ließ.
Doch auch hierbei wurde die Braunsche Röhre noch nicht verwendet.
Das "Iconoscope" von 1923 - der "Bildseher"
1923 meldete Zworykin in den USA ein Patent für einen elektrischen "Bildseher" unter Verwendung der Braunschen Röhre an und gab ihm den Namen "Iconoscope" (eikon = griech.: das Bild).
Zum ersten Mal rückte damit die praktische Anwendung der elektronischen Bildaufnahme und -wiedergabe ins Blickfeld der Fernsehpioniere.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß der Engländer Campbell Swinton bereits 1908 in der Zeitschrift "Nature" ein komplettes System des elektrischen Fernsehens beschrieben und es auch zum Thema seiner Antrittsrede gewählt hatte, als er im November 1911 Präsident der Röntgen-Society of London wurde.
Seine Beschreibung, die er im April 1924 erneut, dem aktuellen Stande entsprechend, veröffentlichte, enthält alle charakteristischen Merkmale der heutigen Fernsehtechnik. Er war allerdings nie in die Lage gekommen, seinen Vorschlag zu verwirklichen.
Mehrere Forscher in aller Welt forschten mit der Braunschen Röhre
In den 1920er Jahren beschäftigten sich gleich mehrere Forscher in aller Welt mit der Braunschen Röhre für die Aufnahme und die Sichtbarmachung elektronisch umgesetzter Bilder.
Wann zum ersten Mal ein echtes bewegtes Fernsehbild (kein Schattenbild von Baird) auf dem Schirm einer Braunschen Röhre in der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist nicht auszumachen.
Es wurde zwar berichtet, daß 1925 in der Münchener Deutschen Verkehrs-Ausstellung "ein Fernsehen mit Hilfe der Braunschen Röhre nach den Angaben von Prof. Dieckmann" vorgeführt wurde, doch handelte es sich dabei um die Übertragung einfacher bewegter Schattenbilder nach einem Patent, das Max Dieckmann am 29.8.1925 zuerkannt worden war.
Neben Zworykin in den USA gab es Entwicklungen und Vorführungen durch Edouard Belin am 26.7.1926 in Paris und ebenfalls dort durch Alexandre Dauvillier zwei Wochen später.
Am weitesten entwickelt war wohl die Technik des Japaners Kenjiro Takayanagi. Es heißt, er habe am 25. Dezember 1926 das Bild eines japanischen Schriftzeichens übertragen und auf dem Schirm einer Braunschen Röhre wiedergegeben. Das Bild bestand aus 40 Zeilen und wurde 14 mal pro Sekunde aufgenommen. Für die Aufnahme wurde allerdings noch die Nipkow-Scheibe benutzt.
1929 - die Empfängerröhrer "Kinescop" von Zworykin
1929 erfand Zworykin eine Empfängerröhre, die er "Kinescop" nannte, und die er interessierten Kreisen demonstrierte. Es fand aber in der Praxis keine Anwendung.
Seine "Ikonoskop"-Kamera konnte er erst weiter ausarbeiten, nachdem er 1930 zur RCA übergewechselt war und beim legendären Präsidenten David Sarnoff Unterstützung fand.
Noch im August 1930 erklärte dieser, daß das Fernsehen in Amerika, wie sonst überall, noch Laboratoriumsarbeit sei. Man solle sich vor einer überstürzten Einführung hüten, weil das Publikum nur enttäuscht sei, wenn man Unvollkommenes böte.
1931 - 15 verschiedene "Fernseh"-sender inUSA
Ein Reporter der Zeitschrift "Die Sendung" berichtete im Mai 1931 aus den USA, daß nach den in jeder Tageszeitung abgedruckten Rundfunkprogrammen täglich etwa 15 verschiedene Fernsehsender Programme verbreiten, "zu bestimmten Zeiten, vier bis fünf Stunden am Tag". Doch war zu diesem Zeitpunkt weder auf Sender noch auf Empfängerseite die Braunsche Röhre im Gebrauch.
"The Flying Spot" von 1931
In Deutschland hatte der gerade erst 20 Jahre alte Manfred von Ardenne von einer Amerikareise 1927 die Anregung mitgebracht, sich mit der Verwendung der Kathodenstrahlröhre für das in der Entwicklung befindliche Fernsehen zu befassen.
"The Flying Spot", der fliegende starke Lichtstrahl zur bildlichen Abtastung eines Objekts, war schon 1910 dem Schweden A. Ekström patentiert und in Amerika Mitte 1925 von Dr. Frank Gray im Zusammenhang mit einer Nipkow-Scheibe ausprobiert worden.
Manfred von Ardenne vervollkommnete das Flying-Spot-Verfahren in eigenen Experimenten und stellte mit dem Glasbläser Emil Lorenz Braunsche Röhren her, mit deren Einsatz es ihm im Dezember 1930 gelang, bewegte Schattenbilder auf dem Leuchtschirm einer Empfängerröhre zu erzeugen.
Auf der Funkausstellung im August 1931 führte Manfred von Ardenne gemeinsam mit der Radio AG D.S. Loewe seine Apparatur mit der Abtastung eines Filmstreifens vor.
Aber auch die Fernseh AG zeigte bereits einen Empfänger mit Braunscher Röhre und ebenso das Fernsehlabor der Deutschen Reichspost.
Die im Vakuum laufende Nipkow-Scheibe bis 1935
Auf der Empfängerseite hielt also der elektronische Bildschirm 1931 seinen Einzug, während für die Aufnahme nach wie vor das mechanische Verfahren der Bildauflösung mit weiterentwickelter und nun im Vakuum laufender Nipkow-Scheibe im Betrieb blieb. Erst mit Beginn der Olympischen Spiele 1936 in Berlin begann der Einsatz elektronisch arbeitender Kameras.
Der erste Empfänger der Fernseh AG hatt 3cm x 4cm Größe
Interessant im Hinblick auf unsere heutigen Computer ist sicherlich auch die Entwicklung der Bildgröße. Ein erster, mit Spirallochscheibe arbeitender Empfänger der Fernseh AG von 1929 hatte etwa die Größe einer Briefmarke (3 cm x 4 cm).
Das Bild wurde durch das Vorsetzen einer Lupe vergrößert, konnte jedoch kaum von mehr als zwei Personen gleichzeitig betrachtet werden.
1930 war das Bild auf 9cm x 12cm vergrößert, 1934 auf 19cm x 23cm, dann allerdings schon mit Braunscher Röhre. Manfred von Ardennes Kathodenstrahlempfänger von 1931/32 wies eine Bildgröße von 6cm x 8cm auf.
Der neue deutsche Einheitsempfänger E1 von 1939
Der deutsche Einheitsempfänger E1, der 1939 auf den Markt kommen sollte, was aber durch den Kriegsausbruch unterblieb, hatte ein rechteckiges Bildformat von 19,5cm x 22,5cm und eine Diagonale von 30cm.
Der Bildschirm eines normalen PC von heute hat eine Diagonale von 30 bis 35,5cm, bei Datensichtgeräten ist sie in der Regel ca. 48cm lang.
Simpel ausgedrückt ist Farbfernsehen dreimal schwarz/weiß
Bevor wir uns der dritten Komponente jener Symbiose, die zum Computer führte, zuwenden, wollen wir nicht vergessen, daß das Bild auf dem Fernsehschirm erst noch eine Weiterentwicklung erfahren mußte.
Die Nipkow-Scheibe zerlegte das Bild in Streifen, die als Bildzeilen bezeichnet werden. Zuletzt hatte unser schwarz-weißes Fernsehbild 625 Zeilem. Das hat es auch heute (in 1995) noch, doch die Einführung des Farbfernsehens erforderte, daß das Bild nicht nur in Zeilen, sondern daß diese Zeilen auch noch in Punkte zerlegt werden mußten.
Die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau, aus denen alle anderen Farbtöne gemischt werden können, benötigten je einen Elektronenstrahl.
Simpel ausgedrückt ist Farbfernsehen dreimal schwarz/weiß.
Otto von Bronks ein Reichspatent für das Fernsehen von 1902
Eine speziell konstruierte Lochmaske vor der Leuchtschicht der Braunschen Röhre sorgt für die richtige Verteilung der drei Grundfarben. Der Bildschirm besteht aus einer Vielzahl mikroskopisch kleiner Bildpunkte, Pixel genannt.
In Europa wurde das Farbfernsehen im August 1967 eingeführt, in den USA nach einem anderen System bereits (offiziell) im September 1951.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, daß schon 1902 Otto von Bronk ein Deutsches Reichspatent für das Fernsehen farbiger Bilder mit simultaner Dreikanalübertragung erhalten hatte, das die prinzipielle Grundlage des Farbfernsehens beschrieb, wie es in den USA entwickelt wurde.
Und jetzt der Übergang zu Konrad Zuse und dem Z3
"Der erste programmgesteuerte Rechenautomat" war das Gerät Zuse Z 3, berichtet das "Buch der Erfindungen". Der deutsche Bauingenieur Konrad Zuse hatte bereits 1936 mit dem Bau des ersten automatischen elektromechanischen Ziffernrechners begonnen, der mit Binärzahlen arbeitete und einen mechanischen Speicher besaß.
Sein drittes Gerät, das 1941 entstand, war der erste vollfunktionsfähige Rechner der Welt, der eine Programmsteuerung besaß.
Der Speicher faßte 64 Zahlen zu je 22 Dualstellen. Das Rechenprogramm war in einen Kinostreifen gelocht, und die Datenausgabe erfolgte über ein Lampenfeld. Eine Quadratwurzel berechnete Z3 in etwa 4 Sekunden.
Die Methode einer Automatisierung durch ein System von Löchern hatte es immer schon gegeben. Speziell wurde sie zum Betrieb mechanischer Musikautomaten benutzt. 1725 entwickelte der Franzose Basile Bouchon eine Lochsteuerung für Webstühle.
Der englische Mathematiker Charles Babbage erkannte 1835 die Vorzüge der Lochkarte und versuchte damit Logarithmen zu berechnen.
Er war, wie es heißt, "der Vordenker der programmgesteuerten Rechenautomaten". Die Lochkarte als Informationsspeicher und ein dazugehörendes Lesegerät verwendete der deutschstämmige Amerikaner Herman Hollerith. Seine Lochkarten wurden zur Steuerung komplizierter Webvorgänge und anderer Maschinen, aber auch ab 1884 für Volkszählungen und Tabellierungen angewendet. Zuse benutzte das Lochsystem für seine programmgesteuerten Rechenautomaten, das "mechanische Gehirn", wie er es nannte.
Der Zuse Z4 von 1944
Kurz vor Kriegsende war Zuses Gerät Z4 mit noch höherer Leistungsfähigkeit fertig. Es gelang ihm, seine Rechenmaschine vor der Beschlagnahme durch die französische Besatzungsmacht zu retten und 1949 mietete die Technische Hochschule Zürich die Apparatur für die Dauer von fünf Jahren, in denen sich die Rechenmaschine überaus zuverlässig erwies. Sie arbeitete noch mit Relais.
Der "Mark 1" an der Harvard-University von 1944
Der erste "speicherprogrammierte" Rechenautomat Amerikas wurde 1944 an der Harvard-University in Betrieb genommen und ging unter der Bezeichnung "Mark 1" in die Computergeschichte ein.
Die Konstruktion füllte einen ganzen Saal, und seine Relais klapperten, als seien hunderte von Frauen mit Stricknadeln am Werke.
Der ENIAC (Electronic Numerial Integrator and Computer)
Noch größer war ENIAC (Electronic Numerial Integrator and Computer), eine Großrechenanlage, mit der der Begriff "Elektronenrechner" in die Welt kam, da zum ersten Mal Elektronenröhren Verwendung fanden.
ENIAC wurde 1945 an der Universität von Pennsylvanien für die US-Army entwickelt. Die Anlage war mit 18.000 Röhren bestückt und wog 30 Tonnen.
Da immer wieder Röhren durchbrannten, dauerte es zwei Jahre, bevor ENIAC befriedigend arbeitete. Dieses Monstrum aber war für den Aufbruch ins Computerzeitalter von ausschlaggebender Bedeutung.
Der "Rechner"
Der "Rechner", der ursprünglich wirklich Berechnungen anstellte, wird heute mit allen möglichen und unmöglichen Programmen für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet.
Er ist aber trotzdem noch immer ein Rechner, denn er rechnet jedes Programm und jeden ihm erteilten Auftrag um in ein Zahlensystem.
In der Datenverarbeitung spielt das Dualsystem die entscheidende Rolle, das heißt, daß die Informationen in Eins oder Null umgearbeitet und übertragen werden, was nichts anderes bedeutet, als daß der arbeitende Lichtstrahl ein- oder ausgeschaltet wird.
So leuchten blitzschnell die mikroskopisch kleinen Punkte des Bildschirms je nach Aufprall des Strahls auf oder bleiben dunkel.
Daraus ergibt sich das lesbare Bild auf der Mattscheibe. Doch hatten die Automaten und Großrechner der frühen Zeit noch keinen Bildschirm. Die Rechenergebnisse wurden ausgedruckt, später auf Magnetkernspeichern festgehalten.
"Wenn ich doch mal wie durch ein Fenster in den Computer hineinsehen könnte und beobachten, was mit meinem Programm los ist " läßt der Autor des Buches "Nichts geht ohne Bildschirm" Peter Müller einen Programmierer stöhnen.
Und weiter schreibt er: "Doch auf dieses 'Fenster' hätten die Programmentwickler wohl noch lange warten müssen, wenn nicht eines Tages ein findiger Computertechniker einen Bildschirm zusammen mit einer Tastatur an einen Computer angeschlossen hätte."
So weit, so gut.
Kenneth Harry Olsen und seine PDP-1 (von DEC)
Aber wer dieser findige Mensch war, - und wann dieser auf die Idee kam, weiß Peter Müller nicht zu berichten. In der Tat kann man in der Computergeschichte forschen, wie man will - wann Rechenautomat und Bildschirm zusammenfanden, läßt sich nicht genau feststellen.
Vermutlich geschah dies erst, nachdem die Elektronenröhren durch die neuen Transistoren abgelöst und die Geräte dadurch kleiner wurden. Der junge amerikanische Elektronik-Ingenieur Kenneth Harry Olsen schuf 1960 einen "Minicomputer" in Eigenbau. Name: PDP-1.
Seine Anlage paßte in vier knapp zwei Meter hohe Schränke, besaß eine Tastatur und einen kleinen Bildschirm oder einen Drucker.
Computer, Bildschirme und Fernsehgeräte mit Videospielen
Vielleicht war dies die erste Kombination von Computer und Bildschirm. Etwa zur gleichen Zeit erschienen die ersten Videospiele auf dem Markt, die am heimischen Fernsehgerät angeschlossen werden konnten und Bilder oder Schablonen auf dem Bildschirm erscheinen ließen, mit denen man zur Unterhaltung spielen konnte.
So hätten wir nun die drei wichtigsten Elemente eines Computers zusammengesetzt: Die punkt- oder zeilenweise Zerlegung eines Bildes in elektrische Ströme, ihre Sichtbarmachung auf einer Braunschen Röhre und die Verbindung mit einem datenverarbeitenden Rechner.
Heutzutage arbeitet das alles vollelektronisch. Und nun dürfen wir uns wundern, daß am Anfang der Entwicklung aller drei Elemente ganz simpel in Scheiben, Karten oder Streifen gestanzte Löcher eine wesentliche Rolle spielten: Nipkows Spirallochscheibe, Brauns Lochblechanode und Zuses gelochter Filmstreifen !
Seit Jahrzehnten - Die Vision des flachen Bildschirms
Allerdings hört das Forschen niemals auf, und der Fortschritt schreitet fort. Seit Jahrzehnten schwebt den Fernsehgeräte-Herstellern ein Bildschirm vor, der flach ist, und den man an die Wand hängen kann wie ein Bild.
Dann hieße es, Abschied zu nehmen von der Braunschen Röhre. In dieser Hinsicht ist nun der Computer dem Fernsehen eine Nasenlänge voraus.
Die Laptops und die Notebooks, die kleinen tragbaren Computer, haben eine Mattscheibe aus Flüssigkristallen. Durch ein fein verdrahtetes Netz von Minitransistoren auf der Rückseite der Flüssigkristall Platte lassen sich auch hier Bildpunkte ein- und ausschalten.
Ein neues Verfahren TFT (Thin-Film-Transistor) macht den Bildschirm des Laptops auch farbig. Zu erwähnen wäre auch noch der sogenannte Plasma-Bildschirm, in dem sich Gas befindet, ähnlich wie in einer Leuchtröhre.
Dieses Verfahren steht (in 1992) noch am Anfang der Entwicklung. Auch die Lasertechnik wartet auf ihren Einsatz als Fernsehlichtquelle. Sie wird sich besonders für rechnergesteuerte Großbildprojektion eignen.
..... die ganze Welt auf den Bildschirm holen .....
Mit dem Computer können wir uns heute auf einer Datenautobahn tummeln, per Online im Internet herumsurfen und uns die ganze Welt auf den Bildschirm holen bzw. mit ihr Kontakt nehmen. So euphorisch, wie das derzeit dargestellt wird, wird es in der Praxis gar nicht zugehen.
Denn der Spaziergang durch die Computerwelt und die Datenbanken geht ins Geld; ein jeglicher hat da so seine Erfahrungen mit den Telefongebühren.
Und der Bildschirm, wie groß er auch immer sein mag, vermittelt uns kein links, kein rechts, kein oben und kein unten, er bietet immer nur einen Ausschnitt.
Wie anfangs schon gesagt: Wir schauen in die Röhre, haben eine Mattscheibe vor dem Kopf und sehen die Welt durch ein Bullauge.
Aktuelle Meldungen sprechen von einer Stagnation im Computerabsatz; von einer Krise ist die Rede, dabei versichern uns kluge Leute immer wieder, das Computerzeitalter habe gerade erst begonnen.
Wie dem auch sei - der Bildschirm wird sich wandeln. Doch wohin geht die Entwicklung ? Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, dem Multimediabereich des Internet, prophezeite kürzlich: "Bald wird meine Tochter einen aufgerollten Farbbildschirm als Beigabe in der Cornflakes-Packung finden."
Na denn !
.
Fernseh-Historie von Günter Bartosch im März 1996
.