Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....
Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.
Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.
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DAS FERNSEHEN UND UNSERE SCHUTZHEILIGEN (I)
Ein zweiteiliger "Bericht ???" von Günter Bartosch vom Okt. 1999
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- Anmerkung : Also ob das ein "Bericht" oder eine "Satire" oder "Kolumne" ist, werden Sie selbst herausfinden. Ich tendiere eher zu einer kritischen "Glosse".
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Der Bußtag im November zur Einstimmung auf die Adventszeit ist uns genommen, doch nähern wir uns nun recht schnell jener Periode, die jedes Jahr zu Besinnung und Einkehr mahnt.
Weihnachten, das kirchliche Fest, erinnert Jahr für Jahr auch den nüchternsten Menschen daran, daß unser Leben von christlichen Traditionen geprägt ist.
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Wenn die Engel "herumschwirren" ......
Schon schwirren die Engel herum, geformt aus Plastik, Ton und Pappmache. Wir tun gut daran, diesen lieblichen Wesen aus dem Weg zu gehen, sofern sie uns in völliger Umkehrung ihres Sinns und ihres göttlichen Auftrags als Konsumentenverführer in Kaufhäusern und Schaufenstern begegnen.
Statt uns zu schützen, locken sie uns wie listige Geister. Und selbst diejenigen Werbegestalter, die so gern die Engel von Raffaels Gemälde der Sixtinischen Madonna verwenden, bemerken nicht, daß diese sehr nachdenklich dreinschauen.
Wir haben uns an diese Konsumengel gewöhnt. Aber was ist mit den anderen, den unsichtbaren, die doch hoffentlich auch herumschwirren ?
Auch "Sie" brauchen einen Engel ..... oder einen "Patron"
Ich bin sicher, daß selbst Menschen, die behaupten, nicht an Gott zu glauben, sehr froh sind, wenn sie in gefährlichen Situationen einen Schutzengel haben.
Engel sind Mittler zwischen Gott und den Menschen, sagt das Lexikon. Und verweist darauf, daß es auch Schutzheilige gibt als Beschützer eines bestimmten Landes, eines Ortes, eines Standes, einer Berufsgruppe oder auch, als Namens- Patrone, individuell für Personen.
Die Zeremonie der Heiligsprechung
Die katholische Kirche kennt die Zeremonie der Heiligsprechung. Es handelt sich dabei um die feierliche päpstliche Erklärung, daß ein Verstorbener nach eingehender Überprüfung für würdig befunden wurde, in den Kanon, das Verzeichnis, der Heiligen aufgenommen zu werden.
Die Würdigung umfaßt ihre Bedeutung und ihre Verdienste. Die Kirche benennt Schutzheilige für das tägliche Leben, so für Krankheiten, Familienprobleme, Berufsausübung, darüber hinaus sind den Patronen gemäß dem römisch-katholischen Meßbuch Festtage im Jahresverlauf zugeordnet.
Jeder von ihnen kann von den Gläubigen um Fürbitte bei Gott angerufen werden. An jedem Namenstag der Patronin oder des Patrons wird für sie oder ihn das Missale-Fest begangen. Die evangelische Kirche kennt die Form des Patriziniums nicht.
Doch auch ein Protestant wird nichts dagegen haben, von einem Schutzheiligen behütet zu werden. Deshalb meine ich, daß alle Kolleginnen und Kollegen froh darüber sein können, daß auch unsere Berufstätigkeit unter heiligem Schutz steht.
Es ist weitgehend unbekannt, daß auch die modernen Bereiche der Nachrichtentechnik, des Fernmeldewesens, ja sogar das Fernsehen selbst Schutzheilige haben.
Der Erzengel Gabriel
Kein Geringerer als der Erzengel Gabriel ist der himmlische Patron des Fernmelde- und Nachrichtendienstes sowie all derer, die darin tätig sind. Durch apostolisches Breve (d.i. ein päpstlicher Erlaß in kurzgefaßter Form) wurde die entsprechende Erklärung am 12. Januar 1951 von Papst Pius XII, vorgenommen.
Gabriel (hebräisch: Mann Gottes), einer der sieben Erzengel, ist Bote göttlicher Offenbarungen und wird daher auch "Engel der Verkündigung" genannt.
Er erscheint im Alten Testament (Daniel 8, 16/9, 21-27) und hilft dort dem Propheten Daniel, Visionen zu deuten. Im Neuen Testament verkündet er (Lukas 1, 11-20) dem Priester Zacharias und dessen unfruchtbarer Ehefrau Elisabeth aus dem Hause Aaron die Geburt eines Sohnes, Johannes des Täufers.
Noch wichtiger ist seine Aufgabe (Lukas 1, 26-38), im Auftrag Gottes verkündet er der Jungfrau Maria zu Nazareth, daß sie als Mutter Jesu auserwählt worden ist.
Auch der Islam kennt "Gabriel"
Auch im Islam nimmt Gabriel eine wichtige Stellung ein. Er heißt dort "Heiliger Geist" oder "Vertrauenswürdiger Geist" und überbrachte nach der Überlieferung dem Propheten Mohammed die göttliche Berufung zum Apostel Allahs.
Gabriel, der allgemein als Gottesbote mit einer Lilie, dem Symbol der Reinheit, dargestellt wird, ist auch Patron für Boten, Postbeamte, Briefmarkensammler sowie Helfer gegen eheliche Unfruchtbarkeit.
Und natürlich ist er heutzutage auch zuständig für das neue Zeitalter der Computer und des weltumspannenden Internet. Seine Aufgaben sind also erheblich gewachsen, doch er wird's zu bewältigen wissen.
Als Gottesbote ist er sozusagen das katholische Pendant zum heidnischen Gott Hermes der griechischen Mythologie und zum römischen Merkur.
Das Missale-Fest Gabriels ist der 29. September - Anlaß vielleicht, ihm einmal Dank abzustatten für seinen Schutz bei der täglichen Arbeit.
Ein Erzengel - das ist ein ganz besonders hoher Würdenträger, der für uns zuständig ist. Aber wir haben noch ganz speziell fürs Fernsehen eine Schutzpatronin !
Darüber mehr im Teil 2.
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DAS FERNSEHEN UND UNSERE SCHUTZHEILIGEN (II)
von Günter Bartosch (2. Teil).
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Papst Pius XII. und das Fernsehen
Bevor ich die Schutzpatronin des Fernsehens vorstelle - ich nehme an, Sie werden nichts über sie wissen -, will ich vorausschicken, daß besonders Papst Pius XII. (im Amt: 1939-1958) dem Fernsehen seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte.
Schon früh erkannte er, wie sehr das damals noch neue Medium unseren Alltag verändern und in das Familienleben eingreifen werde.
In einer Enzyklika (d.i. eine Weisung an die Bischöfe) vom 1. Januar 1954 lobt er das Fernsehen und akzeptiert es, weist aber gleichzeitig auf die Gefahren hin, die damit verbunden sind, und ermahnt sowohl die Regierungen als auch die Programmgestalter, sich ihrer moralischen Verantwortung bewußt zu sein und "das Fernsehen in den Dienst einer gesunden Erholung und der sittlichen Hebung zu stellen".
Er riet zu einer "aufmerksamen und tätigen Wachsamkeit". Vergessen? Ähnlich äußerte sich Pius XII, als er am 6. Juni 1954 anläßlich des offiziellen Beginns der Eurovision in einer von mehreren europäischen Nationen geschalteten Sendung mit einer Rede aus dem Vatikan persönlich die Fernsehzuschauer ansprach.
So war es gerade ihm ein Anliegen, auch die moderne, von technischem Fortschritt geprägte Welt in das kirchliche Patronat einzubeziehen.
Die Schutzheilige des Fernsehens - Clara von Assisi
Am 17. Februar 1958 erklärte er Clara von Assisi (1194-1253) zur Schutzheiligen des Fernsehens, "weil Clara zu Weihnachten 1252 kraft übernatürlicher Television fern von Assisi die dortigen Zeremonien miterleben konnte".
Aus adligem Hause stammend, aber von Krankheiten gepeinigt, schloß sich Clara dem Orden der Armut des Franciscus von Assisi (1182-1226) an und wurde mit seiner Unterstützung Mitbegründerin der Klarissinnen, eines Nonnenordens besitzloser Frauen, die die Regeln des heiligen Franciscus befolgen.
Die Klarissen leben teils in frommer Zurückgezogenheit, teils unterhalten sie Schulen oder Altersheime. Der Orden ist auch in Deutschland verbreitet; in Mainz gibt es das Kloster der Franziskanerinnen St. Bihildis.
Über die Legende der Clara von Assisi
Clara von Assisi stand vierzig Jahre lang dem Kloster St. Damiano bei Assisi vor als ein Vorbild der Bußstrenge, Frömmigkeit und Nächstenliebe und getreu ihrem Gelübde der "allerhöchsten Armut", so wird von ihr berichtet.
Als im Sommer 1240 die Sarazenen Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen, der sich mit Papst Innozenz III. im Krieg befand, Assisi bedrohten, wehrte sie mit der Kraft ihres Gebets die Kriegsgefahr von ihrer Vaterstadt ab.
Der Legende nach ließ sich Clara, die schwer erkrankt darniederlag, vor die Pforte tragen, als die Sarazenen schon die Mauern des Klosters erstiegen hatten, hielt ihnen in ekstatischem Gebet eine Monstranz entgegen und trieb die davon Erschreckten in die Flucht.
Franciscus von Assisi und der "Sonnengesang"
Eine weitere Überlieferung besagt, daß sie im Garten des kleinen Kirchleins S. Damiano, welches Franciscus von Assisi auf Gottes Geheiß selbst vor dem Verfall bewahrt hatte, ihrem Ordensvater und Lehrer Franciscus aus einfachen Matten jene Hütte baute, in der er seinen berühmten "Sonnengesang" dichtete.
1253 verstarb Clara nach 27 Jahren schwerer Krankheit - wie es heißt, im Beisein von Papst Innozenz IV. Bereits zwei Jahre später wurde sie heilig gesprochen. Ihr Grab - der Leib liegt unverwest im Glasschrein - befindet sich in der Krypta der St. Clara-Kirche zu Assisi. Eine der goldblonden Locken, die ihr Eranciscus eigenhändig abschnitt, als sie gelobte, Nonne zu werden, befindet sich bei den Reliquien in Assisi. Das Kloster St. Damiano ist heute ein Ort der vollkommenen Ruhe und des Friedens; seit der Zeit, als Clara hier lebte, wurde kaum etwas verändert.
Im Refektorium, in welchem die Ordensgründerin einst mit ihren Mitschwestern speiste, steht immer, so wird berichtet, ein frischer Blumenstrauß an ihrem damaligen Platz.
Die fieberstillenden Wasser einer Quelle
Clara von Assisi ist auch die Patronin der Sticker, Vergolder, der Plätterinnen und Wäscherinnen sowie Helferin bei Augenleiden und Fieber, da sie selbst jahrzehntelang von Krankheiten geplagt war. Die fieberstillenden Wasser einer Quelle bei Guéret (Departement Creuse/Zentralfrankreich) heilen in ihrem Namen: Fontaine de Ste. Ciaire.
Dargestellt wird Clara als Klarissin in schwarzem bzw. braunem Wollgewand, mit einem Strick gegürtet, sowie mit Kreuz, Lilie, Regelbuch, Abtissinnenstab, ferner mit Monstranz oder brennender Lampe (als kluge Jungfrau).
Es gibt von ihr zahlreiche Bilder, Skulpturen und Darstellungen. Ihr Missale-Fest ist (nach einer vor Jahren erfolgten Korrektur) der 11. August.
Weiter geht es mit Hildegard von Bingen
Gerade ist Hildegard von Bingen verdientermaßen sehr geehrt worden, auch bei uns im Fernsehen. Nun sollten wir einmal unserer eigenen Patronin gedenken. Da Schutzheilige nicht nur für Berufsstände zuständig sind, sondern auch Gemeinschaften einbeziehen, ist Clara ein guter, schützender Geist auch in allen Wohnstuben der Fernsehteilnehmer. In der besinnlichen Weihnachtszeit sollten wir uns dessen bewußt werden.
Und wie ehren wir Clara von Assisi ? Ich erlaube mir dazu einen Vorschlag. Die verrostenden Hohlköpfe auf dem Platz zwischen dem Hochhaus und unserem Sendebetriebsgebäude können doch nicht ein Symbol für das ZDF sein. Hier würde ein Denkmal oder eine Büste der Schutzheiligen für das Fernsehen, Clara von Assisi, ein ebenso wichtiges wie notwendiges Gegenstück bieten.
Im Sinne unserer Patronin: Frohes Fest, liebe Kolleginnen und Kollegen, und denken Sie dankbar daran, daß Sie behütet und beschützt werden.
Es gibt noch mehr Schutzheilige
Mit dem Erzengel Gabriel und der heiligen Clara von Assisi erschöpfen sich noch nicht alle Schutzheiligen für die beim Fernsehen Beschäftigten. Einzelne Berufsgruppen haben noch ihre eigenen Patrone.
Die Künstler | Lukas - Evangelist |
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Die Schauspieler | Yitus |
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Die Musiker | Arnold, der Bekenner / Cäcilia / König David / Germanus von Paris / Papst Gregor 1. / Johannes der Täufer / Papst Leo 1. / Odo von Cluny |
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Die Sänger | Cäcilia / Papst Gregor 1. / Johannes der Täufer / Papst Leo 1. |
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Die Artisten | Georg-Märtyrer |
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Die Schriftsteller | Johannes- Apostel und Evangelist |
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Die katholischen Schriftsteller | Franz von Sales |
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Die Ingenieure | Josef - Nährvater Jesu |
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Die Radiofachleute | Erzengel Michael |
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Die Manager | Antonius Maria Pucci |
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Ferner gehören allgemein dazu die Schutzheiligen für
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gutes Gelingen | Servatius von Tondern |
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den Feierabend | Nothurga von Ehen und für |
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die Kultur | Margarete von Antiochien |
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Geschrieben hat das alles Günter Bartosch vom Okt. 1999
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