April 1963 bis April 1993 - Eine ZDF Presse Mappe .....
April 2025 - Das ZDF wird über den Staatsvertrag vom Mai 1962 sowohl mit genau definierten Aufgaben beauftragt als auch mit den notwendigen Finanzen ausgestattet. Dennoch muß auch das ZDF die eigenen Mitarbeiter und natürlich die zahlenden Werbekunden umwerben. Und so eignet sich das 30-jährige Bestehen hervorragend, die eigenen Leistungen - und die waren nicht unerhelblich - in einer Haus-Ausstellung in den Vordergrund zu stellen.
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30 Jahre im ZDF :
Die bunte Erlebniswelt der Mainzelmännchen
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Eine ganz menschliche Geschichte
ZDF Mainz, März 1993 - Eine Presse-Information zu der Ausstellung im ZDF Sendezentrum Mainz- Lerchenberg Kasinogebäude vom 29. März 1993 bis 23. April 1993
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Inhaltsverzeichnis der Pressemappe:
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- Die bunte Erlebniswelt der Mainzelmännchen - 2 -
- Die Mainzelmännchen und das Werbefernsehen - 3 -
Sechs übermütige Mainzelmännchen - - Individualisten mit sonnigem Charakter - 4 -
- Lupenreine Arbeitsgänge für das Entstehen einer - 5 -
Episode - Die Mainzelmännchen-Spots - "Gutn Aaaabnd!"- 6 -
Wolf Gerlach, der Vater der Mainzelmännchen, blickt zurück - 30 Jahre Mainzelmännchen im Spiegel der Presse - 8 -
- "Mainz hat einen anderen Stil" - 11 -
Pressestimmen zum ZDF-Sendebeginn - Grimme-Gold und Frankenfeld, - 14 -
Don Carlos und Babeck
ZDF setzt Schwerpunkt mit Fundstücken aus
30 Jahren Programm - Aus der Chronik des ZDF - 16 -
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Rückblick - 30 Jahre im ZDF:
Die bunte Erlebaiswelt der Mainzelmännchen
Eine ganz menschliche Geschichte
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Wir erinnern uns: Kaum war das ZDF nach dem gelungenen Sonntags-Start des 1. April 1963 einen die Medienwelt verändernden Sendetag alt, da bot sich den Fernsehzuschauern am 2. April ein weiterer Premierengenuß: Sie erlebten zu ihrer freudigen Überraschung die optische Geburtsstunde der Mainzelmännchen im ZDF, die fortan als muntere Trickfiguren gute Stimmung verbreiteten.
Keck, optimistisch, stets fröhlich aufgelegt, so spielten sie sich mit ihren Spaßen in die Herzen eines Millionen zählenden Publikums, sind seither vom Bildschirm und der phantasiebelebenden Welt von Jung und Alt nicht mehr wegzudenken.
Wie diese pfiffigen Schelme bald weltweit zu unverwechselbaren Symbolfiguren des ZDF und damit zum beliebten und geschätzten Markenzeichen dieser ersten nationalen deutschen Fernsehanstalt avancierten, weiß Gründungs-Intendant Professor Dr. Karl Holzamer nach nunmehr 30 Jahren genußvoll rückblickend zu berichten:
"Für mich bleibt das kleine Geheimnis um die Namensgebung für die sechs lustigen Figuren einer der vielen von Erfolg gekrönten Glücksfälle aus der aufregend-interessanten Pionierzeit des ZDF. Dem Berliner Volksmund sei es zuzuschreiben, daß die lange vor Sendebeginn eifrig tätigen ZDF-Mitarbeiter wegen ihrer Betriebsamkeit treffend Mainzelmännchen genannt wurden. Die Presse berichtete darüber. Ich erinnerte mich daran, als mir der Grafiker und Filmarchitekt Wolf Gerlach von der "Neuen-Film-Produktion (NFP) Franz Thies" in Wiesbaden einige Entwürfe und Beispiele für Pausenfüller und Bildstörungen zur Ansicht vorlegte.
"Die witzigen Figuren gefielen mir auf Anhieb, doch sah ich sie besser als Zwischenspots beim Werbefernsehen eingesetzt." Holzamer entschied: "Wir nehmen die Filme und nennen die Figuren Mainzelmännchen!" Eine kleine Änderung erbat sich der Intendant: "Die Mundwinkel noch weiter nach oben ziehen, damit die Kerlchen immer Optimismus und gute Laune ausstrahlen." Der verehrte Professor sollte recht behalten. So haben die Mainzelmännchen von der Hand ihres künstlerischen Meisters Wolf Gerlach beim ZDF laufen gelernt. Es war zugleich der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den Partnern ZDF und NFP in Wiesbaden.
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Die Mainzelmännchen und das Werbefernsehen
Es zeigte sich bald, daß die Mainzelmännchen zur Popularisierung des ZDF-Programms beitrugen und ihre wachsende Popularität auch dem Werbefernsehen zugute kam. In der Gunst der Zuschauer wurden sie zur zugkräftigen, unter Volldampf agierenden Lokomotive für den ZDF-Empfang.
Attraktivität war gefragt, zumal im April 1963 erst 43 Prozent (7,7 Millionen) der angemeldeten Fernsehhaushalte das ZDF empfangen konnten, was die werbetreibende Wirtschaft auch zögern ließ. Ab 1965 setzte eine spürbare Verbesserung ein. Die Werbung war für eine ausreichende Finanzierung des ZDF ein wichtiges Standbein.
Der ZDF-Staatsvertrag bestimmte für die Fernsehanstalt die Mischfinanzierung, bestehend aus dem Anteil am Gebührenaufkommen und den Einnahmen aus den Werbesendungen.
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Wolf Gerlach, Ziehvater dieser Alleskönner
Auch das gab es in der Geschichte der Mainzelmännchen: Als Gegenstand einer wissenschaftlichen Arbeit sorgten sie für Wirbel und Aufregung. Sie seien, so hieß es, so attraktiv geworden, daß die eigentliche Hauptsache, die Werbung, neben ihnen zur Nebensache und zum Pausenfüller verblasse. "Eine Erkenntnis ohne Folgen", kommentierte Wolf Gerlach, Ziehvater dieser Alleskönner auf dem Bildschirm.
Realistischer scheint, was "Infratest" 1964 als öffentliche Meinung dazu erforschte: "Die Figuren sind innerhalb des Werbeprogramms sehr gern gesehen. Der Grad der Zustimmung geht vom leidenschaftslosen Wohlgefallen bis zu einer Art Vernarrtheit, die sich darin äußert, daß man die Mainzelmännchen auch außerhalb des Werbeprogramms sehen möchte."
Die sechs quirligen Hausgeister des ZDF
So entstanden an den Zeichentischen der "Neuen-Film-Produktion Franz Thies" in Wiesbaden jene sechs quirligen Hausgeister des ZDF, die in immer neuen Situationen in kurzen Spots über den Bildschirm huschen. Ihre vornehmliche Aufgabe war und bleibt, als Stars eigener Art sympathische Übergänge zu schaffen: der Werbung einen Rahmen zu geben, der ihr eine gewisse Leichtigkeit und unterhaltsame Note verleiht.
Sechs übermütige Mainzelmännchen - Individualisten mit sonnigem Charakter
Daß die spitzbübischen Bildschirm-Akrobaten des ZDF die Zuschauer immer aufs neue in Erstaunen versetzen, um sie dann nach ihrem Zwischenspiel in der Werberegion überzeugt schmunzeln zu lassen, gehört zu den lebensfrohen Albernheiten dieser zeitlosen Entspannungsphilosophen.
Von Aprilscherz konnte also beim Start des ZDF keine Rede sein, wie es einer benachbarten Zeitung um 1963 so herausgerutscht war. Sie haben Gestalt und Format angenommen, sich ab 1967 von schwarzweiß in Farbe umgezogen und das Töneregister ein klein wenig aufgedreht - leise genug, um nicht aufdringlich zu sein.
Und doch läßt das Temperament ihrer von Wolf Gerlach und dem NFP-Team mit Einfallsreichtum inszenierten Kurzauftritte manche Details solcher bewegt-bewegenden Episoden nur erahnen. Einfach zu kurz, stöhnt's beim Anblick dieser bunten Erlebniswelt in unserem kindlichen Gemüt...
Wen wunderts, daß die niedlichen Sechs von ihrem Schöpfer dann auch Vornamen zugeteilt bekamen, die dem Vernehmen nach ihren Charakteren entsprechen. Gerlach: "Ich nahm einfach die ersten sechs Buchstaben des Alphabets und hauchte ihnen Leben ein":
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Das sind sie, die Mainzelmännchen seit dreißig Jahren ......
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- Anton der Tolpatsch, der Scheue gibt sich schmunzelnd beglückt, wenn ihm ein Ulk gelungen ist;
- Berti der Spaßvogel, der Lieferant für Ideen, sinnt die lustigsten Spaße aus - ist der phantastisch Unversiegbare;
- Conni das Nesthäkchen, der Kleine, zu dem Det ganz väterlich ist;
- Detder Schlaue; er hat wie keiner der anderen Autorität, sein Wams in Grau macht ihn unübersehbar, die randlose Brille signalisiert verschmitzte Intelligenz - dabei grinsend;
- Edider Schelm, das Schlitzohr hat die meisten Flausen im Kopf;
- Fritzchen der Stille, der Pfiffige eilt unermüdlich in seinen Geschichten herum.
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So präsentieren sich die Mainzelmännchen seit dreißig Jahren unnachahmlich ihren ZDF-Zuschauern und werden weiterhin in einer Vielzahl von neuen Variationen pünktlich, komisch und akkurat, loyal, nachdenklich stimmend und niemand verletzend ihre das Ganze verbindenden Spaße treiben!
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Lupenreine Arbeitsgänge für das Entstehen einer Episode
Die Mainzelmännchen-Spots
Chefzeichner Jürgen König von der NFP-ANIMATION-Film in Wiesbaden erläutert, wie er mit seinem versierten Team immer wieder neue Episoden der Mainzelmännchen-Spots realisiert. Eine kleine Bilanz spricht für sich: In den 30 Jahren wurden 1,5 Millionen Bildfelder gestaltet, das sind pro Jahr bei 35 Minuten Sendezeit tausend Meter Film mit 52.000 Bildern.
"Am Anfang steht die Idee für eine Geschichte, die dann als Storyboard als Ausgangsbasis für die Gestaltung des Films festgehalten wird. Für eine Sekunde müssen 25 Zeichnungen erbracht werden. Der Animator (Hauptphasenzeichner) entwirft nach dem Storyboard das erste Layout zu dieser Geschichte. Er zeichnet die figürlichen Handlungsabläufe in Skizzen auf Papier, dabei ist die vorgegebene Länge des Films in seinem Handlungsablauf zu berücksichtigen. Von diesen ersten Zeichnungen werden nun Reinzeichnungen erstellt, jede wird auf Papier ausgearbeitet.
Die Hauptbewegungsabläufe werden numerisch erfaßt, so daß jede Zeichnung eine Nummer erhält. Darauf wird vom Animator für den Trickkameramann der Fahrplan geschrieben, und die Hauptphasen werden von einem Zwischenphasenzeichner in der Bewegung ergänzt.
Nachdem der gesamte zeichnerische Ablauf (Daumenkino) fertig ist, wird jede einzelne Figur auf eine Klarsichtfolie übertragen: Die Figur wird von Papier auf Folie nachgezogen. Wenn dann die Rückseite der Folie farbig hinterlegt ist, wäre die erste Figur für die Kamera zur Aufnahme bereit.
Von einem Grafiker wird die Hintergrundskizze farbig ausgearbeitet, die fertige Folie auf dem Hintergrund ergibt nun die Illusion einer Dreidimensionalität. Genau nach Fahrplan werden dann Hintergrund und Folie vom Kameramann aufgenommen, hierzu ist eine Spezialkamera mit einem Farbfilmstreifen von 35 mm erforderlich. Das belichtete Material wird in einem Kopierwerk entwickelt. Wir erhalten unsere erste Arbeitskopie, die wiederum im Tonstudio nach ablaufendem Bild vertont wird."
Fazit:
Die Arbeit hat sich in diesen drei Jahrzehnten gelohnt - Das ZDF konnte seine Zuschauer mit 22.000 Episoden erfreuen!
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"Gutn Aaaabnd...!"
Wolf Gerlach, der Vater der Mainzelmännchen, blickt zurück
"Mainzelmännchen",
so wurden die Mitarbeiter des ZDF Ende 1962 genannt, als sie in den Studios in Berlin zum Sendebeginn am 1. April 1963 Tag und Nacht wie den Heinzelmännchen arbeiteten. Und da sie aus Mainz kamen....
Der Name lag also in der Luft. Als ich davon hörte, war ich sofort von dieser Wort-"Neuschöpfung" begeistert. Schon vierzehn Tage später war ich mit dem Konzept und den ersten Entwürfen in Mainz. Und nach dem zweiten Besuch wurde die Neue Filmproduktion Franz Thies, bei der ich eigentlich als Filmarchitekt angestellt war, mit der Realisierung betraut. Bis zum Sendebeginn sollten mindestens fünfzig Spots abgeliefert werden. Wir schafften, glaube ich, 42.
Die Reaktion bei den Zuschauern und der Presse war sehr gut, wir konnten mit großer Freude und Feuereifer an die Entwicklung weiterer Spots gehen.
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Zwei Jahre noch in schwarz/weiß
Zwei Jahre haben wir in schwarz/weiß produziert (es gab noch kein Farbfernsehen), dann, ab 1966 trieben die ersten "bunten" Mainzelmännchen es kunterbunt auf dem Bildschirm. Was niemand für möglich gehalten hatte: Die Ideen waren uns noch immer nicht ausgegangen, und wir selbst hatten immer noch großen Spaß bei der Arbeit.
Für mich erfüllte sich ein Kindheitsträum, denn ich hatte mir schon als Erstkläßler kleine Männchen gewünscht, die in meiner Fantasie herumtollen und mir in der Schule ein bißchen helfen sollten.
Bunt, farbig waren sie also nun, und sie wurden immer mehr zu Freunden der Kinder und auch vieler Erwachsener, wie wir aus tausenden von Briefen erfahren konnten. Formal entwik-kelten sich die Mainzelmännchen ebenfalls. Unmerklich wurden die Körperchen und Gliedmaßen ein wenig runder, "gefälliger", und sie strahlten jetzt auch optisch den Optimismus und die Verschmitztheit aus, auf die sich so viele Zuschauer jeden Abend freuten.
Die ersten Kapriolen
Ende der 1960er Jahre hatten wir schon einige Tausend der kleinen Spots ausgeliefert. Der Wunsch nach längeren Filmchen wurde laut, und so gab es bald die ersten "Kapriolen". Diesen Serien-Titel verdanken die Mainzelmännchen dem damaligen Leiter des Werbefernsehens, Horst Buckwitz.
Er war es auch, der unsere Mainzelmännchen von der Idee über das Storyboard bis zur Abnahme der fertigen Spots verantworten mußte.
Den Kapriolen folgten andere kleine Serien. Mini-Krimis, Märchen, die natürlich "mainzelmännisch" verfremdet wurden. Doiing Pfiff Trööt hieß eine Serie, in einer anderen halfen die Mainzelmännchen als "Retter in der Not".
Natürlich wurden auch die kürzeren Spots laufend erneuert. Zwischenzeitlich wurden auf Wunsch des ZDF die Farben geändert. So hüpften die Mainzelmännchen einige Jahre etwas blaß um die Nase, aber mit unveränderter Fröhlichkeit über den Bildschirm. 1975 hatten wir schon über 10.000 Spots ausgeliefert, und jedes Jahr kamen ca. 500 neue dazu.
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Edi mit feuerroten Haaren
Nach ca. 20.000 Spots ging Horst Buckwitz in Pension und Wolfgang Köhler übernahm das Werbefernsehen. Er gab den Mainzelmännchen Gelegenheit, sich nach den vielen Jahren "aufzufrischen".
So hat die Produktion in Wiesbaden - die inzwischen als NFP ANIMATION Film GmbH firmiert - die Figuren formal überarbeitet. Und die Charaktere mehr herausgestellt. Fritzchen mauserte sich zum Sportler, der kleine Conni wurde noch ein bißchen kleiner, Edi kam plötzlich mit feuerroten Haaren vom Friseur und Anton wurde als Opfer seiner "Verfressenheit" noch runder.
Sonst jedoch sind sie die Mainzelmännchen geblieben, die nun seit drei Jahrzehnten Generationen von Kindern und ihren Eltern und Großeltern Freude bereiten.
Anton, Berti, Conni, der schlaue Det, Edi und Fritzchen feiern also am 2. April 1993 ihren 30. Geburtstag, und die Fernsehzuschauer wundern sich gar nicht, daß die Mainzelmännchen in all den Jahren kein bißchen weiser, leiser und älter geworden sind.
Wolf Gerlach
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