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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

Ein Vorwort zum nachfolgenden Bericht aus 1960

Versetzen Sie sich zurück ins Jahr 1960. Da war die Welt noch (in Ordnung? bzw.) völlig anders als heute.

 

Wenn heute der technische Nachwuchs in die Sender kommt, ist das Wort „Fernsehen“ bei allen ein fester Begriff, der nicht mehr erklärt oder interpretiert werden muß. Diese Generation ist mit dem Fernsehen aufgewachsen und kennt sich bestens aus, jedenfalls mit dem, das da auf dem heimischen Bildschirm ankommt.

 

Das war in den Jahren 1960 bis 1963 noch völlig anders. Von den Jahren davor wollen wir gar nicht reden, denn da hatten (nicht nur) die Deutschen gänzlich andere Sorgen als "fern zu sehen" oder "Fernsehen" zu verstehen. Darum hier ein Bericht eines Zeitzeugen aus Wiesbaden, der „Fernsehen“ von der Pike auf gelernt hat, also ein Mann der wirklich allerersten Stunde war.

Vom Fernsehstudiobetrieb in den Sechziger Jahren

von Harald Knapitsch.

 

Anfang der Sechziger Jahre kam ich aus der österreichischen Provinz in eine Stadt in Südwest- deutschland, genannt Baden-Baden. Ich hatte mich bei der dortigen Fernsehanstalt um eine Stelle als Bildtechniker beworben, nachdem ich erfahren hatte, dass Leute gesucht wurden, die irgendeine Ahnung vom Fernsehen hatten und eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen konnten. Außerdem hatte ich als Student als Vorführer im Kino gearbeitet und auch eine damals noch obligatorische Prüfung abgelegt.

 

Damals 1960 war das Fernsehen noch am Anfang seiner Faszination. Es gab erst 4 Millionen Fernsehkunden in Westdeutschland. Und das Fernsehen war noch schwarz-weiss. Die Sendungen begannen erst am späten Nachmittag und es gab nur ein Programm. Nur in den Randgebieten der Republik konnte man Österreichisches Fernsehen, Holländisches, Schweizerisches, Dänisches und Französisches Fernsehen empfangen.

 

Vom damaligen DDR Fernsehen war eigentlich nur “Der Schwarze Kanal” bekannt, in dem von einem Mann namens "von" Schnitzler (ein echter Adliger im Ossiland ??) die westdeutschen Verhältnisse überzogen polemisiert wurden und der Osten als das bessere Deutschland hingestellt wurde.

Mein erster Tag

Am ersten Tag im Fernsehstudio wurde ich einem kauzigen Berliner übergeben, der mich in Windeseile durch den ganzen Studiokomplex in alle Räume führte und mich allen Anwesenden als der Neue aus Österreich vorstellte. Da die Meisten sich meinen Namen nicht merken konnten, wurde ich halt “Kamerad Schnürschuh” genannt. Am Schluss des Rundganges landete ich in der “Kamerakontrolle”. Dort standen die Verstärker der Studiokameras mit je einem Kontrollplatz für jede Kamera. Vor jedem Kontrollplatz saß ein Mann (Frauen kamen erst später) und steuerte je eine Studiokamera.

 

Schwarz und Weißwerte wurden an diesen Kontrollplätzen eingestellt, Strahlstrom und Störsignale wurden korrigiert. Damit alle Kameras einen ähnlichen Bildcharakter aufweisen, darauf achtete der Bildingenieur. Der saß im Hintergrund, hatte ebenfalls einen Kontrollplatz mit Klasse 1 Monitor und Oszilloskop. Er war für das gesamte Bildergebnis verantwortlich, das als Videosignal - moduliert über Richtfunk zum Sender oder zur "Magnetischen Bildaufzeichnung" (MAZ genannt) geleitet wurde. Die "Magnetische Bildaufzeichnung" war eine amerikanische Entwicklung der Firma AMPEX.

 

Die riesige Ampex Aufzeichnungsanlage bestand aus der eigentlichen Maschine, dem Rekorder, die die Dimension einer übergroßen Kühltruhe mit anschließendem Kleiderschrank hatte und einem großen metallschrank mit der Elektronik. (Heute - in 2007 - ist so ein Gerät so groß wie zwei Heimvideorekorder übereinander). Diese AMPEX Geräte waren in den ersten Jahren sehr instabil. Die Ausfälle sind Legende. Auch kam die Bildqualität nicht an das Bild einer Live Kamera heran. Also machte man noch viele Live Sendungen. Wo es ging, nahm man für teure Produktionen auch 35 mm Kinofilm.

 

 

Ich ging ab und zu schauen, was da wohl entsteht. Dann kamen die Beleuchter und hängten die Scheinwerfer. Das Studio betreten war dann verboten, es könnte ja etwas von oben herabfallen. Die Scheinwerfer wurden an Laufschienen an die Studiodecke gehängt.

 

Alles hing damals an der Technik . . .

1952 - Links im Bild Fese Iconoscope Kameras

Dann endlich wurde die Technik eingeschaltet. Der Chefkameramann kam und ließ die Scheinwerfer verschieben, verändern. Schleier und Filter wurden eingefügt. Die Studiokameraleute machten die ersten Bilder, der Regisseur kam samt Assistentin. Es wurden beraten, diskutiert, gestikuliert und nochmals beraten. Als dann der Mikrophongalgen ins Studio geschoben wurde und der Toningenieur auch auf die Szene trat, konnte man mithören was da beraten und diskutiert wurde. Ich saß mit den anderen Kollegen im Kamerakontrollraum und steuerte eine Kamera aus, wie beschrieben oder vom Bildingenieur angewiesen. Endlich kamen die Schauspieler und es begannen die Proben. Erst die Stellproben für Darsteller und Kameras. Das Licht wurde vom Chefkameramann Korrigiert.

 

Einer davon war der später berühmte Kameramann Ballhaus. Der kümmerte sich nur ums Licht und zusammen mit dem Regisseur um die Bildausschnitte der einzelnen Szenen. Es wurde weiter geprobt und nochmals geprobt. Wir in der Kamerakontrolle stöhnten über soviel Probe. Acht oder zehn Stunden im abgedunkelten Raum ermüdeten auch ohne körperliche Tätigkeit. Später, als eine Stelle beim Filmgeber frei wurde, bin ich dann dorthin umgesiedelt.

Endlich kam der Tag der Sendung. Live Sendung - Also richtiges Fernsehen - Keine Konserve, wie es heute meist der Fall ist. Die Spannung steigerte sich fast ins Unendliche. Alle dachten : Nur keinen Fehler machen. Alles noch mal durchprüfen. Tief durchatmen. Endlich kam die Aufschaltung durch den Sternpunkt Frankfurt “Wir schalten um” Senderkennung , Ansage und dann kam die Stunde der Wahrheit.

 

Natürlich lief alles wie am Schnürchen, wir hatten auch wochenlang geprobt. Einige Textstellen konnte schon jeder Beleuchter und Techniker auswendig. Endlich war das große Spiel vorbei. Keine Kamera fiel aus. Keine Scheinwerferlampe platzte mit lautem Knall, keine Versprecher, keine Fehlschnitte, aber auch kein Applaus. Das Publikum saß ja draußen an den Fernsehschirmen. Es applaudierten nur die Beleuchter im Studio den Schauspielern. Der Regisseur oder Produktionsleiter gab “Einen Aus” Bier und Sekt für Alle.

 

“Schönen Dank - Gut gelaufen. Morgen steht alles in der Zeitung.

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