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Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....

Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.

Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
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Vico Torriani und das ZDF

Ein Kapitel Fernsehgeschichte - Günter Bartosch erinnert an den vielseitigen und beliebten Künstler.

Er war schon berühmt, als das ZDF 1963 zu senden begann. Angefangen mit dem Schlager "Addio Donna Graeia" (1951) hatte er es bereits zu Goldenen Schallplatten gebracht und war ein Filmstar geworden, seit ihm 1953 die Hauptrolle im Film "Straßenserenade" zuteil wurde, 1954 gefolgt von dem internationalen Kassenrenner "Gitarren der Liebe" mit dem weltberühmten Orchester Mantovani.

Gegen Ende der 1950er Jahre bereits die Höchstgage

Insgesamt waren es wohl zwölf Filme, in denen er sang und spielte und die Kinobesucher erfreute. Gegen Ende der 1950er Jahre gehörte er zu den wenigen Künstlern, denen ich als Produzent der öffentlichen Unterhaltungssendung "RIAS-Kaffeetafel" die Höchstgage zahlen konnte, die mir der Sender genehmigte: 200 DM ! Vico kam trotzdem.

Am 21. September 1920 in Genf geboren und in St. Moritz aufgewachsen, war er ein Schweizer, wie er im Buche steht. Alle vier schweizer Sprachbereiche verstand er zu vertreten und gesanglich zu präsentieren.

"Jodel-Caruso" nannte ihn ein Journalist, und daran ist nichts abwertendes, im Gegenteil !

Beim Fernsehen war er immer einer der ersten.

Als am 22. Oktober 1953 das neue Fernsehzentrum des NWDR in Hamburg-Lokstedt mit der Show "Das große ABC - Ein fröhlicher Anfang in drei neuen Studios des WDR-Fernsehens" eröffnet wurde, war er bereits dabei.

Regelmäßig ist er nun Gast in den Sendungen von Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff. Am 2. Januar 1955 wird er in Robert Lemkes neuem Ratespiel "Was bin ich?" der erste Ehrengast. 1959 präsentiert Vico eine der ersten Show-Serien, die die Bavaria in München - gerade zum Fernsehzentrum geworden - produziert: "Gruezi Vico". Es folgt kurz danach (1961) die Erfolgsserie "Hotel Victoria" - der Produzent einiger dieser Sendungen ist Hans Rosenthal !

Vico als Fernsehkoch

In diesen Shows zeigt sich Vico auch als Fernsehkoch - immerhin hatte er diesen Beruf erlernt. Seine Speisen- und Dessert-Rezepte erscheinen kurz darauf in Buchform, so ist er ein würdiger Vorgänger von Alfred Biolek, doch der hat noch nie seine Kochrezepte gesungen, wie Vico es tat.

Im ZDF-Programm ab 1963 erscheint Vico Torriani mit seinen Liedern oft in Showsendungen. Doch als die Serie "Hotel Victoria" endet, bleiben plötzlich auch die Schlagererfolge aus.

Es wird stiller um Vico Torriani - bis ihn das ZDF als Nachfolger für den geschaßten Lou van Burg für die damals erfolgreichste ZDF-Unterhaltungssendung "Der Goldene Schuß" ankündigt.

  • Anmerkung aus der Wikipedia : Wim Thoelke schrieb dazu in seinem Buch Stars, Kollegen und Ganoven – eine Art Autobiographie, dass die weitverbreitete Geschichte, das ZDF habe van Burg hinausgeworfen, nicht stimme, zumal dieser gar keinen Vertrag mit dem ZDF gehabt habe.

    Vielmehr habe die Schweizer Firma Schmid Productions die Sendereihe im ZDF-Auftrag hergestellt. Diese Firma habe auch Musicals produziert und deswegen überlange Ausschnitte, einmal sogar 40 Minuten davon in "Der goldene Schuss" untergebracht, wobei das ZDF die Ausstattung dafür auch noch bezahlen musste.

    Die Zuschauer und das ZDF seien unzufrieden gewesen, worauf man sich, um die Situation zu retten, unter dem Vorwand der Affäre von van Burg getrennt habe. Lou van Burg bekam eine Entschädigung von 120.000 DM


Als das ZDF zur Pressekonferenz nach Mainz bittet, in der Vico Torriani als neuer Spielmeister vorgestellt wird, sagt mir Vico beim Eintreffen:

"Weißt du, ich war ein paar Jahre weg vom Fenster. Heute, als ich am Frankfurter Flughafen ankam, standen wieder Pressereporter und Fotografen an der Gangway. Das habe ich dem ZDF zu verdanken."

Vico und "Der Goldene Schuß"

Vico wurde Spielmeister für 26 Sendungen "Der Goldene Schuß" und mit seiner ersten, am 25. August 1967, auch der erste Showmaster Europas, der auf dem Bildschirm in Farbe erschien !

Sein Vorgänger Lou van Burg war gelegentlich gut für einen Skandal - Vico nie ! Nun führte der echte Schweizer die Sendung mit der Armbrust und dem schweizer Touch. Nicht so temperamentvoll wie der Belgier, doch souverän und charmant: "Bravissimo statt wunnebar" titelte Hörzu.

Alle ZDF-Kolleginnen und Kollegen, die mit Vico Torriani gearbeitet haben, werden sich erinnern, daß er immer umgänglich war und niemals Starallüren zeigte. Gemanagt, beraten und fürsorglich betreut und beschützt von seiner Frau Evelyne wurden selbst Probleme und Streßsituationen gemeistert.

Als Programmdirektor Viehöver und seine Frau während der Probenzeit zu einer Sendung "Der Goldene Schuß" sich in großer Verehrung für ihren Star gern mit ihm in der Öffentlichkeit sehen ließen, erklärte der mit amerikanischen Wassern gewaschene Produzent Werner Schmid dem Programmdirektor energisch: "Ich habe Herrn Torriani verboten, heute abend mit Ihnen auszugehen. Er hat morgen eine große Life-Sendung durchzustehen, dazu muß er ausgeschlafen sein."

1970 endete die Serie "Der Goldene Schuß"

Am 2. Juli 1970 endete die Serie "Der Goldene Schuß" mit der 50. Folge. Als Äquivalent für die Zukunft versprach Unterhaltungschef Heinz Oepen Vico Torriani mehrere Personality-Shows.

Zwei wurden produziert: "Mit Schirm, Charme und Schaukelstuhl" und "Vico und ein Elefant". Beide waren Flops, was weniger am showerfahrenen Torriani lag als vielmehr an unglückseligen Konzepten.

Wieder einmal kam es zu einer Durststrecke für Vico. Aber nur im Fernsehen. Auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz feierte er in Musicals neue Erfolge.

1977 - Vico wieder da

Und dann war er auch im Fernsehen wieder da: Zwischen 1977 und 1980 im ZDF mit einer eigenen "Vico Torriani-Show" und mehreren Sendungen internationaler Folklore, darunter vier große Shows "Musik kennt keine Grenzen", in denen Gastgeher Vico eigene Beiträge präsentierte, unter anderem seinen neuen großen Erfolg, das rätoromanische Lied "La Pastorella".

Unvergessen auch seine berühmte schwingende Gitarre, der er auf wunderbarer Weise Glockentöne entlockte.

Aus 50 Jahren Showbusiness

Aus rund 50 Jahren Showbusiness in Deutschland, Österreich, der Schweiz aber auch anderen Ländern Europas ist der vielseitige und beliebte Künstler Vico Torriani nicht wegzudenken. In all den Jahrzehnten war er niemals vom Bildschirm verschwunden. Hatte er keine eigenen Sendungen, dann war er bewährter Gast in anderen Shows, immer wieder im "Blauen Bock" der ARD, in der "Aktuellen Schaubude" des NDR sowie in "Musik ist Trumpf", der "Drehscheibe" und vielen anderen Sendungen des ZDF.

Seinen letzten Auftritt hatte er, soweit ich mich erinnern kann, wohl im "Musikantenstadl" bei Karl Moik. Am 25. Februar 1998 starb Vico Torriani an Lymphdrüsenkrebs in seinem Haus in Agno bei Lugano im Tessin.

Die ZDF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, speziell die, die ihn bei den Produktionen persönlich kennenlernten, werden ihn in angenehmer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Adieu Vico !

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