Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....
Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.
Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.
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DIE GESCHICHTE DES FARBFERNSEHENS
von Günter Bartosch im Nov, 1992
Das Jahr 1992 brachte uns das 25jährige Jubiläum des Farbfernsehens in Deutschland. Beim Gedenken an dieses Jubiläum ist die Tatsache überhaupt nicht erwähnt worden, daß das historische Fernseh-Pionierland Deutschland auch das erste Land in Europa war, das das Farbfernsehen einführte.
Noch dazu mit einem besseren System als die Ländern USA und Japan, die schon vor der Bundesrepublik Deutschland mit dem Farbfernsehen begonnen hatten.
Auch das erste Farbfernseh-Patent wurde in Deutschland angemeldet, und zwar schon vor nunmehr 90 (!) Jahren.
Otto von Bronk und seine patentierte Farbmethode
Das Fernsehen selbst war noch gar nicht geboren, da hätte es schon farbig sein können ! Nachdem Paul Nipkow 1883 mit der Erfindung seiner Spirallochscheibe die Zerlegung eines Bildes in Punkte zum Zwecke elektronischer Übertragung theoretisch beschrieben und damit das Fernsehen seiner Realisierung nähergebracht hatte, beschäftigten sich viele Physiker und andere Wissenschaftler mit den Möglichkeiten der Bildübertragung.
Zwei sehr wichtige Erkenntnisse dazu wurden fast gleichzeitig kurz nach der Jahrhundertwende entwickelt: die Farbmethode, die sich der Danziger Hochfrequenztechniker Otto von Bronk mit Datum vom 12. Juni 1902 patentieren ließ, und die Entdeckung der Physiker Max Diekmann und Gustav Glage, zwei Mitarbeiter von Ferdinand Braun, daß sich die Hertzschen Wellen und die 1897 entwickelte Braunsche Röhre zur Übertragung von Fernsehbildern eignen würden.
Ihr "Bildschreiber" erhielt am 12. September 1906 das Deutsche Reichspatent, Ohne diese Entdeckungen hätten wir heute weder unser modernes Fernsehen, noch wäre es farbig.
Es dauerte bis in die 1920er Jahre
Erst in den Zwanziger Jahren begann die Umsetzung der Fernsehtheorien in die Praxis. Parallel mit der Entwicklung, die seit 1928 rasante Fortschritte machte, liefen die Bemühungen, das Fernsehen farbig zu gestalten, zu einer Zeit, als auch der Film die ersten farbigen Streifen in die Kinos brachte.
John Logie Baird und seine farbigen Fernsehbilder
John Logie Baird, das schottische Universalgenie des Fernsehens, führte schon 1929 sowohl farbige als auch stereoskopische Fernsehbilder vor. Er hatte die Nipkowscheibe statt nur mit einer Lochspirale mit drei Spiralen dieser Art ausgestattet, die in bestimmter Weise gegeneinander versetzt waren, und zwar so, daß sich jede Spirale über ein Drittel des Scheibenumfangs erstreckte.
Je eine Spirale war mit roten, mit blauen und mit gelbgrünen Farbfiltern versehen, den Grundfarben, aus denen sich das farbige Bild mischte. Das erste Farbfernsehen hatte Baird am 3. Juli 1928 in seinen Studios in London vorgestellt. Er zeigte rote und blaue Tücher, einen Polizeihelm, einen Mann, der seine Zunge herausstreckte, eine glühende Zigarette und bunte Blumen.
Die Zeitschrift "Nature" berichtete von einem Strauß roter Rosen und schrieb: "Hahnenfuß und Nelken erscheinen in ihren natürlichen Farben und ein Korb mit Erdbeeren zeigte das Rot der Früchte äußerst klar."
Zehn Jahre später, am 4. Februar 1938, zeigte Baird im Londoner Dominion Theatre auf einer Bildfläche die Übertragung von Farbfilmen mit 120 Zeilen.
1929 - Erste Anfänge in USA
In Amerika entwickelte der Chefingenieur des Bell-Laboratoriums in New York, Herbert Eugene Ives, 1929 ein Farbfernsehsystem, bei dem Licht durch Filter auf drei Seiten von Fotozellen wirkte, wodurch die Grundfarben rot, grün und blau aktiviert wurden.
Das Bild, mit einer Nipkowscheibe "in nahezu natürlichen Farben" erzeugt, hatte die Größe einer Briefmarke. Ein Berichterstatter bemerkte dazu: "Als Experiment mag dieses Farbfernsehen Interesse verdienen. Praktisch kommt es vorläufig allein wegen der erforderlichen drei Übertragungswege nicht in Frage."
Albert A. Ahronheim zeit 1930 Farbübertragungen
Auch In Deutschland gab es Versuche, das Fernsehbild farbig werden zu lassen. Am 11. März 1930 führte im Berliner Haus der Elektrotechnik der junge Ingenieur Albert A. Ahronheim einem ausgewählten Publikum die Übertragung von "farbigem Film zugleich mit dem Ton durch das Radio" vor.
Der Schilderung nach hatte er "die verschiedenen Farben mit Siebkreisen von entsprechender Frequenz erfaßt und die den einzelnen Farben zugehörigen Eigenschwingungen durch ein besonderes Modulationsverfahren dem Fernsehsender aufgeprägt". Der Bericht schließt mit der Bemerkung: "Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen."
1936 "begann die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost mit Farbfernseh-Experimenten, weniger, um das farbige Fernsehen einzuführen als vielmehr zur Ergründung der technischen und physikalischen Effekte und der Wirtschaftlichkeit.
Auf der Funkausstellung 1938 zeigte die Reichspost bereits farbige Fernsehbilder mit 180 Zeilen und 25 Bildwechseln pro Sekunde. Die Forschungen, die schon sehr weit geführt hatten, wurden infolge des Krieges 1940 eingestellt. - Während das Fernsehen in Deutschland eine Zwangspause von 1944 - 1951 einlegen mußte, brauchte es noch viele Jahre, bevor es 1967 endlich farbig werden konnte.
1940 - Ein Farbfernsehverfahren der CBS
Inzwischen hatten die USA die Vorreiterrolle in Sachen Farbfernsehen übernommen. 1940 hatte die CBS ein Farbfernsehverfahren angekündigt und am 1. Juni 1941 in New York einen Probebetrieb im 375 Zeilen-System aufgenommen.
Zwar fanden tägliche Sendungen statt, doch war der Versuch nicht von Dauer. Erst zehn Jahre später startete die erste kommerziell durchgeführte Farbfernsehsendung, wieder in New York und wieder von CBS veranstaltet.
Dieses frühe amerikanische Farbsystem beruhte übrigens auf dem Prinzip, für das Otto von Bronk 1902 das Patent erhalten hatte.
Auch dieses Programm lief nur kurze Zeit. Nach vier Monaten wurde es während des Korea-Krieges wieder eingestellt. Ohnehin hatte es sich nicht bewährt.
Das CBS System war nicht kompatibel
Das CBS-System war mit einem Nachteil behaftet: Seine farbigen Sendungen konnten von einem Schwarz-weiß-Empfanger nicht wiedergegeben werden. Um aber das farbige Fernsehen überhaupt kommerziell durchsetzen zu können - darüber war man sich im klaren -, mußte es "kompatibel" sein, d.h. es mußte auch für Schwarz-weiß-Geräte empfangbar sein.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aller namhaften Elektronikfirmen der USA fand sich zusammen in einer Neuauflage von jenem "National Television System Commitee", das 1941 schon den Schwarz-weiß-Standard festgelegt hatte.
Es entwickelte nun jene erste kompatible Fernsehnorm, das mit den Initialen des Komitees - NTSC - noch heute im Gebrauch ist. Es wurde von der amerikanischen Aufsichtsbehörde FCC am 17. Dezember 1953 für den Sendebetrieb freigegeben.
Das System hatte und hat noch immer seine Tücken, denn es ist nicht farbstabil, d.h. es krankt an immer wieder auftretenden Farbverfälschungen.
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