Sie sind hier : Startseite →  Die TV-Sender→  Das ZDF (Das "Zweite")→  ZDF KONTAKT 1995

Die Hauszeitschrift "ZDF KONTAKT"

Die Hauszeitschrift "ZDF KONTAKT" war ausschließlich für die Mtarbeiter gedacht. Bei irgendwann über 3.500 Mitarbeitern gab es da schon eine Notwendigkeit, allgemeine Informationen und notwendiges Wissen im gesamten ZDF zeitnah zu verbreiten. Viele von den Kollegen arbeiteten nicht nur ausserhalb des ZDF in den Aussenstudios, die anderen reisten durch die ganze Welt und irgendwann hätte der Kontakt zum Arbeitgeber abreißen können.

Mit dem Ausscheiden der ersten Macher (Bartosch, Knapitsch usw.) vom April 1963 gab es auch immer mehr Nachrufe und Meldungen über das Ableben der Pensionäre. Das hatte die Zeit so mit sich gebracht. Die Urteile über diese Hauszeitschrift fielen nicht immer positiv aus, weil da manches drinnen stand, das sehr weit hergeholt oder parteilich oder weltanschaulich tendenziös aufgehübscht schien. Günter Bartosch hatte darüber geschrieben.

Mit einigen dieser Zeitzeugen hatte ich einen guten Kontak, mit anderen nur gelegentlich ein Telefonat. Einer der wenigen meiner Klassen- kameraden aus dem Oranien-Gymnasium in Wiesbaden, mit dem ich über 1 Jahr zusammen auf der Schulbank saß, war der damals recht bekannte ZDF- Auslands- Korrespondent Rainer Hirsch. Er war Monate lang in der Walt unterwegs und viele Freundschaften wurden der mangelnden Zeit geopfert. Rainer Hirsch war leider bereits 2009 an Krebs verstorben.
.

Ein "Kontakt" läßt mich nicht los, es war der "Gotthelf" ....

Ein Foto aus einem Bericht 2005 aus der Tageszeitung über ein Fernsehmuseum in Wiesbaden und Herrn Herber - rechts hinten

"Gotthelf" war das Pseudonym von Otto F. Herber, dem vorletzten Vorsitzenden des Fernseh-Museums- Vereins noch in Mainz und dann in Wiesbaden Amöneburg. Nach meiner A/V- Web-Präsentation meiner Vorstellungen im Frühjahr 2007, wie ein solches reales Fernseh-Museum überhaupt auf die Beine gestellt hätte werden können, bekam ich die Kriegserkärung. Was er und seine Vorgänger in fast 30 Jahren nicht hatten bewerkstelligen können, sollte offensichtlich dann auch kein anderer hinbekommen. Eine Spur von Eifersucht und Neid war zu erkennen.
.
O.F. Herber hatte nach den mir zugespielten Informationen nach dem Ingenieur-Studium an einer Ingenieurschule bei der Fernseh GmbH in Darmstadt angefangen und sich überall als Dipl.-Ing. (das war ein Abschluß bzw. Titel einer Hochschule) ausgewiesen. Und das war bei den diplomierten Kollegen bei der FESE schlecht angekommen, sehr ähnlich zu Walter Bruch, der auch aus seinem "Ehrendoktor" einen richtigen Doktor samt Dipl.-Ing. "gemacht" bekam !! - vom überaus aktiven und kreativen Telefunken Marketing.

Laut meiner Informationen verschlechterte ich das Kollegenverhältnis bei der FESE und Herr Herber wurde über lang oder kurz zum ZDF "lanciert", wie immer man das erklären oder beschreiben müsste. Jedenfalls wurde bei dem Wechsel etwas nachgeholfen.
.
Doch auch beim ZDF glänzte Herr Herber mit persönlichen Eigenarten, die manchen Kollegen irritierten (bzw. verärgerten). Und endlich ging er in den Ruhestand, flüsterte die Buschtrommel. Das war im Dez. 1994.
.

Ein Artikel (oder ist es gar ein Nachruf ?) im Januar 1995

Personalien - "Gotthelf" geht .....

... in den Ruhestand. Immer wieder fragten sich Kontakt-Leser, wer sich wohl hinter dem Pseudonym „Gotthelf" verberge. Jetzt darf die Redaktion das Geheimnis lüften. Beinahe zwei Jahrzehnte lieh Otto F. Herber (Lehr- und Konferenztechnik) in der Gestalt des scheinbar naiven Kommentators dem 'gemeinen Mann' glossierend seine Stimme.

Kontakt bedankt sich für die erfreuliche und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Nachdruck eines 'frühen Gotthelf aus dem Heft 3/1976. Das Thema hat bezeichnenderweise nichts von seiner Aktualität verloren. „Gotthelf" geht ... und bleibt doch seinen treuen Lesern erhalten. Otto F. Herber wird auch weiterhin dem Redaktionsbeirat von Kontakt angehören, nun als Vertreter der Pensionäre.
.

Ein Nachdruck eines 'frühen Gotthelf' aus dem Heft 3/1976

Von Hierarchen und Hierarchien

Hierarchie (griechisch „ heilige Herrschaft"), bei Dionysos Areopa-gita: Rangordnung der himmlischen Mächte, allgemein: Rangordnung, die Spitzen der Geistlichkeit (aus Knaurs Lexikon a—z).

„Jede Tätigkeit im ZDF dient der Erfüllung der Programmaufgabe. Die Anpassung des Fernsehprogramms an sich ändernde Erwartungen und die technische Entwicklung erfordern, alle Tätigkeiten immer wieder zu überprüfen, zu erörtern und an überarbeiteten Zielsetzungen neu zu orientieren."

So - da haben wir den Grundsatz zum Arbeitsziel der „Grundregeln für die Zusammenarbeit im ZDF", besser bekannt als die häufig zitierte und mißbrauchte Leitordnung! Sie existiert zwar schon seit Dezember 1972, doch es scheint, wir haben zuwenig daraus gemacht.

Als am Tage Null (April 1963) die Menschen von FFG (ehemalige Freies Fernsehen GmbH) und ARD (die von den ARD Anstalten abgeworbenen), aus Filmwirtschaft und Industrie, von Theatern und Zeitungsredaktionen, von Landesregierung und Ortskrankenkasse und wer-weiß-woher zum ZDF kamen, waren Euphorie und Aufbauwille zu spüren.

Das hat sich heute - 13 Jahre später (Oktober 1976, Anm. der Redaktion) - doch erheblich geändert. Auch das System ZDF ist den Mechanismen ausgeliefert, wie sie von Autoren wie Parkinson (dem Entdecker des nach ihm benannten Gesetzes von der Aufblähung des Verwaltungsapparats), von Townsend (Hoch lebe die Organisation) und Peter (Peter-Prinzip: Inkompetenz als Hierarchiesystem) beschrieben wurden.
.

Rangordnungen

Rangordnungen entwickeln sich nicht als „himmlische Mächte", wie es bei Dionysos Areopagita heißt, sondern als sehr irdische, „stufenmäßig aufgebaute Ordnungen".

Das öffentlich-rechtliche Prinzip zeigt systemimmanente Schwächen. Es verhält sich damit ähnlich wie mit der Demokratie: ein schwieriges System, doch der Chronist kennt kein besseres ... Ähnlich wie in der Demokratie erfolgen die ständigen Neuorientierungen in den Hierarchien des ZDF durch Zwänge von außen, zum Beispiel durch die Politik. Ob das in der Form, wie es vollzogen wird, wünschenswert ist, kann man bezweifeln.

Das Auswechseln von (politischen) Führungskräften hat eine ähnliche Wirkung auf den Betrieb wie Schönheitsoperation bei einer alten Frau: Es ist etwas geschehen; äußerlich sieht's besser aus, doch die alte Dame bleibt dieselbe. (...)

Townsend (schreibt) in seinem Buch: „Drei Dinge haben die Botenjungen, der Generaldirektor und die Stenotypistin gemeinsam: Sie sind willig, gelangweilt und abgestumpft. Sie stecken in den Klauen von Organisationsplänen. Sie wurden zu Sklaven von Herrschaftssystemen, die gedankenlos angewendet werden, weil sie niemand mehr ändern kann. So sind wir eine Nation von Bürogehilfen geworden ..."

Das ZDF heute (in 1976)

Das trifft wohl in manchem auch für das ZDF zu. Der Chronist- und nicht nur er - hat den Eindruck, daß sich alles zunehmend kompliziert und undurchschaubar wird.

Es sind im Laufe der Zeit auf den Claims von Eschborn aus der Pionierzeit solide deutsche Schlösser und Burgen oder feindliche Lager (sprich: unveräußerliche Besitzstände) entstanden, zwischen denen Papiergranaten gewechselt werden.

Lebensgefährlich wird es, wenn dabei ein falscher Verteiler für ein Schreiben verwendet wird. Das kommt einer Munitionslieferung an den Feind gleich. Die Sache selbst wird nebensächlich; es geht nur noch um Macht und Einfluß (...).

Konferitis und Strukturen bremsen Spontaneität und Dynamik. Da tagen Ausschüsse, die nur in Intervallen beschlußfähig sind, weil die wichtigsten Leute die Termine nicht wahrnehmen können, allerdings auch nicht die Mitwirkung delegieren.

Da wurden Bereiche zu Gegnern, weil der Mut zur Veränderung und Anpassung an die neuen Situationen fehlt. Wer stellt sich schon selbst in Frage? Penetrante Bürokratie macht muntere Mitarbeiter müde - und die Probleme bleiben ungelöst.
.

Bürokratie macht muntere Mitarbeiter müde

So fragt sich der Chronist, ob das die richtigen Voraussetzungen für „mehr Humor" auf dem Bildschirm sind? Dabei ist das ZDF doch ein dufter Laden! (Wer's nicht glaubt, möge sich mal andere Betriebe ansehen!)

Es scheint, daß Vertrauen in die eigene Kraft fehlt oder durch Frustration genommen wurde. Moderner Führungsstil könnte dazu beitragen, hierarchische Grenzen abzubauen, Grenzen, über die hinweg keine rechte Kommunikation aufkommen will. Doch das müßten auch die Hierarchen lernen und praktizieren. Es ist nicht immer der andere, der den falschen Führungsstil hat! Offenheit und Transparenz könnten da Wunder wirken. Zu vieles geschieht bei uns hinter verschlossenen Türen, wenn auch nichts geheim bleibt ...

Die vielen Einzelzimmer tragen zur Isolierung und Inselbildung bei. Man ist beinahe versucht, sich nach dem allseits gefürchteten Großraumbüro zu sehnen, denn wer öffnet schon irgendwo eine Tür, sagt mal rasch „Guten Tag" oder fragt, was eigentlich hier geschieht?
.

Mehr Kontakt, weniger Hierarchien

Wir sollten untereinander mehr Kontakt suchen, weniger in Hierarchien denken, den informellen Gedankenaustausch pflegen, so zum Beispiel bei Geburtstagen und anderen Gelegenheiten die Möglichkeiten eines heiteren und zwanglosen Sich-näher-Kennenlernens nutzen.

Gemeint ist nicht die grenzenlose Verbrüderung, sondern der verbindende unverbindliche kleine Schwatz mit dem Nachbarn und Kollegen. (...) Kommunikation innerhalb des ZDF muß nicht so zufällig sein, wie sie es zur Zeit ist.

Rechte auf dem Papier a la Leitordnung sind für mögliche Konfliktsituationen konzipiert. Ob sie aber geeignet sind, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu steigern, ist recht fraglich. Um das Gefühl für die Gemeinsamkeit echt und dauerhaft zu verstärken, gilt es, neue, weniger ausgetretene Pfade einzuschlagen. Es erfordert mehr als nur eine Schönheitsoperation. (...)

Herzlichst Ihr Gotthelf

Im Ruhestand seit Januar 1995
Otto-Friedrich Herber - Referat Lehr- und Konferenztechnik
.

Nachtrag und Kommentar

April 2025 - Es fehlt ganz oben noch etwas Historie .......

Als dieser Fernsehmuseums-Verein in Framersheim bei Alzey gegründet wurde in 1979, konnten die Gründer mehrere bekannte Personen aus dem Bereich Fernsehen als Mitglieder und wenn auch nur als symbolische Ehrenmitglieder gewinnnen. Vereins-Vorsitzender wurde irgendwann Herr Gotzmer, ein damals noch aktiver Redakteur vom ZDF. Als der erkannte, daß nach so vielen Jahren dieser Förderverein einen echten Frontmann haben müsste, damit es endlich erfolgreich weiter ginge, trat er zurück. Es könne diese Aufgabe nicht leisten.

Gewählt wurde dann aber der Herr Herber als Vorsitzender, der mit dieser Aufgabe ebenfalls ziemlich überfordert war. Er war auch nicht der brilliante Frontmann, der die Medien animieren konnte wie ein Walter Bruch aus dem fernen Hannover oder ein Thomas Gottschalk. Von da an tat sich wieder nichts über Jahre und er merkte es nicht. Die ZDF Kollegen, die ich beim ZDF in Wiesbaden kennengelernt hatte und die ich in diesen Verein mit einbringen (beinahe schon "missionieren") wollte, winkten nur müde ab, nein, nicht in diesen "Herber-Laden".

Um so überraschter war ich, im KONTAKT Heft Jan. 1995 diese obige Seite von einem "GOTTHELF" zu lesen. Er hatte 1975 die Schwächen, also seine späteren Schwächen, recht gut aber anonym skizziert. Ein Blick in den Spiegel hätte vielleicht Wunder gewirkt, aber .........

.

.

- Werbung Dezent -
Zur Startseite - © 2006 / 2025 - Deutsches Fernsehmuseum Filzbaden - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich - DSGVO - Privatsphäre - Redaktions-Telefon - zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht, und kostenlos natürlich.