Günter Bartosch (1928 - 2013†) schrieb viel (sehr sehr viel) über und aus seine(r) Zeit beim ZDF in Eschborn und Mainz .....
Der ZDF Mitarbeiter Günter Bartosch war 30 Jahre beim ZDF - also von Anfang an dabei -, ebenso wie sein deutlich jüngerer Kollege Knapitsch. Angefangen hatte sie beide bereits vor 1963 in Eschborn, H. Knapitsch in der Technik, Günter Bartosch im Programmbereich Unterhaltung.
Und Günter Bartosch hatte neben seiner Arbeit und seinen Büchern so einiges aufgeschrieben, was er damals alles so erlebt hatte. In 2013 habe ich die ganzen Fernseh- und Arbeits-Unterlagen erhalten / geerbt und dazu die Erlaubnis, die (die Allgemeinheit interessierenden) Teile zu veröffentlichen.
Die Einstiegsseite zu den vielen Seiten beginnt hier.
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KINDER UND HUNDE - und die Meinungsforscher
von Günter Bartosch am 4. Sept. 2000
Zu Zeiten, als man öffentliche Rasenflächen und Gartenanlagen noch gewissenhaft pflegte, gesellte sich zu den Schildern, die "unbefugtes Betreten" unterbinden sollten, das Schild "Für Kinder und Hunde verboten".
Inzwischen ist man sensibler geworden und ganz offensichtlich zu der Erkenntnis gekommen, daß man Kinder und Hunde selbst im Verbotsfall nicht gleichsetzen kann. Wie schön.
Doch ansonsten tut sich gerade unsere Zeit besonders hervor, wenn es darum geht, Dinge zu verquicken, die nicht zusammengehören. Andererseits bröselt man auseinander, was sich eigentlich nicht in Einzelteile zerlegen läßt.
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Die Fernsehzuschauer zum Beispiel.
Da gibt es nützliche und nutzlose, wie immer wieder zu erfahren ist. Und das hängt mit dem Alter zusammen: Die Grenze ist 49 Jahre, danach wird man zum nutzlosen Fernsehzuschauer.
Die Logik der Geschichte muß man sich auf der Zunge zergehen lassen:
Wer im Alter von 2 Jahren mit den Tele-Tubbies in die Zuschauerbewertung eintritt, braucht 47 Jahre um die betörende Fernsehwerbung so satt zu haben, daß sie keine Wirkung mehr erzeugt.
Toll, nicht wahr, zu welchen Erkenntnissen man kommen kann !
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Die nutzlosen Zuschauer
Doch selbst die nutzlosen Zuschauer werden wieder gebraucht, wenn es um die Marktanteile geht. So sind sie dann doch noch zu etwas nutze, wenngleich man sie eigentlich nicht vor der Glotze haben will und auch alles tut, um sie zu vergraulen.
Meinungsumfragen sind ein Zeichen unserer Zeit. Die Meinungsforscher verdienen daran, ........
..... und die, die heutzutage keine eigene Meinung mehr haben, bezahlen ja gut dafür, daß sie eine geliefert bekommen.
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Die wichtigste Frage der Meinungsforscher .....
Welches ist die erste und wichtigste Frage, die ein Meinungsforschungsinstitut stellen muß ?
"Was für eine Aussage erwartet unser Auftraggeber für das viele Geld, das wir ihm abknöpfen?"
So fällt dann das Ergebnis aus. Alles andere wäre dumm, man sägt ja nicht den Ast ab, auf dem man balanciert.
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Öfter mal was neues.
Die nimmermüden Umfrager erfinden immer wieder etwas neues. Manches ist trendy. Und da die meisten Journalisten heute nicht mehr nachdenken, werden wir wohl auch bald im Fernsehen eine neue Einteilung für die Zuschauer haben.
Öfter mal was neues. Ich fand es gerade bei einer Umfrage über die Akzeptanz des Euro in Deutschland. Da heißt es: "Zu den Befürwortern der europäischen Währung zählen demnach 34 Prozent, darunter vor allem Jüngere, Beamte und höher Gebildete. Unter den 1006 Befragten sprachen sich vor allem Ältere, Arbeiter und weniger Gebildete für die DM aus."
Mal ganz abgesehen von Euro und DM : Da haben wir sie wieder, die Kinder und Hunde.
von Günter Bartosch am 4. Sept. 2000
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