Okt 2009 - Studioführung in Verbindung mit einer kleinen Profimesse im ZDF
Es ist immer ganz interessant, sich auch mal als ganz normaler Gast einer Führung durch das ZDF anzuschließen. Dieses Mal war es eine verkürzte Studioführung von nur ca. 1 Stunde, bei der die Kundengruppe die Besucher dieser Broadcast Messe waren. Darum waren auch allgemeingültige (Hausfrauen-) Themen nicht enthalten.
Als Europas größter Fernsehsender hat das ZDF natürlich Einiges zu bieten, also nicht nur die Verpflichtung, in der Riege der großen Sender irgendwie mitzuhalten. Dabei habe ich natürlich das reihenweise unqualifizierte Gequassel unkundiger Reporter oder Schreiberlinge über die Einrichtung des neuen virtuellen Nachrichten-Studios im Hinterkopf.
Darum hier auch wieder mein Eindruck, wie das ZDF aktuell aus- gestattet ist und wie man neue Errungenschaften fließend in die "Produktion" einbaut.
Nach wie vor, beeindruckend.
Wie Sie auf allen diesen Seiten lesen können, mehr oder weniger lapidare Sprüche reichen mir nicht, schon gar nicht dumme Sprüche. Umso erfreulicher hat sich hier der ZDF Mann H.J. Steinmetz von der Promotion Abteilung (Öffentlichkeits- arbeit) präsentiert. Er hat "uns" Profis gezielt die Informationen aufbereitet, die der im Fernsehen tätige "jüngere" Mitarbeiter über das ZDF durchaus wissen sollte.
Wußten Sie, daß "die Privaten" Sender nur ca. 3% bis 7% ihres Tagespensums selbst herstellen oder produzieren ? Alles andere an Programmaterial wird zugekauft und ei es noch solch ein Schmodder. Das ZDF produziert 70% seiner gesamten Sendezeit selbst, teilweise hier in Mainz, die großen Brocken in seinen Studios überwiegend in München, Hamburg und Berlin sowie in den anderen Außenstudios. Hier in Mainz wird natürlich überwiegend "das Tun des ZDF" verwaltet, aber das wollten wir wirklich nicht sehen. Die futuristischen langen Übergänge zwischen den Gebäuden lassen Manches erahnen.
Er hat es gut drauf, der Herr Steinmetz.
In den letzen Jahren habe ich viele Führungen und Vorträge miterlebt, schreckliche und gräuslige, aber auch gute und begeisternde.
Diese hier war wieder einmal eine der Kategorie "begeisternd". Unser "Führer" kennt das Haus und die Geschichte des Hauses, er muß von der alten Schule sein. 20 und mehr Jahre sind beim Fernsehen eine sehr lange Zeit, insbesondere in der Technik.
Alles, das ich noch aus dem "fernen" Wiesbaden kannte, ist schon lange verschwunden. Selbst die Andenken sind weg. Im großen Treppennhaus des Sendezentrums stehen ein paar ausrangierte Studiokameras "herum", die wir Museumsleute als hypermodern bezeichnen würden. Doch das 4:3 Format ist alle, zuende, braucht man nicht mehr.
Das Licht macht die Vision real.
Hier im Studio bekamen wir einen kurzen Einblick in die Funk- tion der Beleuchtung. Alleine die Verwendung von immens viel Licht für alle nur möglichen Aufgaben in solch einem großen Studio ist beeindruckend. Eigentlich ist das hier schon die Grundlage für das virtuelle Studio der Zukunft.
Viele Sendungen in den verschiedensten Variationen und Stilen werden in ein und demselben (nahezu runden) Studio in fliegendem Wechsel vorbereitet und dann auch gesendet.
Das geht nur noch mit Computer gesteuerten Lichtsteuerungs- anlagen, die die nahezu hundert motorisch gesteuerten Scheinwerfer und Dimmer in Höhe, Richtung und Helligkeit nahezu unbegrenzt speichern können.
Der Eindruck von Fort Know war nur kurz.
Ungewohnt und vorsichtig durchschreitet man gewaltige Panzertüren, die der Autor nur von den Bundeswehrstollen bei Lorch im Wispertal unter den Bergen her kennt.
Doch die Einflugschneise zumindest des Flughafen Frankfurt bremst das ungetrübte Fernseh-(Sende)vergnügen, wenn ein Jumbo im Einlanden das Haus etwas zu tief überfliegt und im Bürogebäude nebenan die Fensterscheiben klirren.
Auch haben selbst moderne Kameras und all die anderen Studioeinrichtungen etwas gegen hochfrequente Störstrahlen von allen Seiten, die kräftig ins Handwerk pfuschen können. Da man bei Lifesendungen Nichts einfach mal schnell wiederholen kann, muß vorher vorgesorgt werden.
Schnell hat man herausgefunden, daß diese Türen nicht aus 35cm Stahl bestehen, sie sind mit akustischem Dämmaterial vollgestopft. Und der Fußboden, auf dem der Moderator steht, der ist schwimmend gelagert und somit stehen die Kameras bombenfest, selbst wenn die Erde zittert.
Doch dann waren wir in Fort Knox.
Denn hier werden die Lottozahlen gezogen und da geht es doch schon mal um echte Millionen (von Euros). Da wird dann schon alles verschlossen und verplombt, wenn der Notar kommt.
Zur Zeit unserer Führung war natürlich das große Licht aus und die Farben wirkten etwas blaß. Dennoch kann man erkennen, daß bei richtiger Beleuchtung schon etwas "Leuchtendes" aus diesen Kulissen zu machen ist.
Beinahe hätte ich die neue Belüftung vergessen.
Und wenn der "Laden", also das Studio, mal so richtig voll ist, sollen ja nur die Talkshow Gäste schwitzen, nicht aber die Zuschauer und die Scheinwerfer dort oben. Also muß hochintelligent gelüftet werden unter Verwendung von Wärmetauschern, denn da geht es um viel Energie. Und die sollte man nicht einfach ins Freie pusten.
Auch hier hatte sich aus einem reinen Abluftsystem wie damals in Wiesbaden ein modernes Umlauft-Konzept entwickelt, das in verschiedenen Ebenen Luft absaugt und einbläst. Man sieht die Düsentürme zwischen den Scheinwefern, die in der Höhe sehr variabel sind.
Es hat sich also viel getan in den letzten Jahren.
Als Nächstes wird es vielleicht eine Beschreibung des neuen virtuellen Nachrichten-Studios geben, also mal sehen.