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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.

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Anmerkung zu den Laudatien - auch vorangegangener Jahre

Laudatien werden immer geschönt bzw. "aufgehübscht". Fast nie wird die volle Wahrheit geschrieben, auch wenn die Person bereits verstorben war. Damit haben die Laudatien nicht nur in der 12 jährigen Hitlerzeit immer ein Geschmäckle.

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Persönliches

Ehrung Dr. von Ovens

In der am 21. Januar 1936 stattgefundenen Vorstandssitzung der Photographischen Gesellschaft in Wien wurde einstimmig beschlossen, dem technischen Direktor der bekannten Otto Perutz Trockenplattenfabrik G.m.b.H. in München, Dr. Ernst von Oven, in Würdigung der Ausgestaltung der orthochromatischen und panchromatischen Negativmaterialien, sowie seiner Verdienste um die wissenschaftliche Photographie, die goldene Medaille der Photographischen Gesellschaft in Wien zu verleihen.

Wir freuen uns über diese Anerkennung eines deutschen Förderers der Photographie durch den allbekannten Wiener Fachverband und beglückwünschen Herrn Dr. von Oven zu der ihm zuteil gewordenen Ehrung.
Die Schriftleitung.

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Leitartikel - Ottomar Anschütz zu seinem 90. Geburtstag

Heft 8 - April 1936 - Im Jahre 1886, also vor 50 Jahren, hatte Ottomar Anschütz vom Kultusministerium und vom Kriegsministerium den Auftrag erhalten, im Militär-Reitinstitut Hannover Serienaufnahmen zu machen. Sie sollten die Bewegungen von Roß und Reiter in verschiedenen Gangarten analysieren.

In seinem elektrischen Schnellseher *1) (Elektrotachyskop) konnte er bereits im März 1887 viele dieser Bildserien, er hatte davon etwa 200!, vorführen.

Das „Photogr. Wochenblatt" 13, 94, 1887, schreibt: „Anschütz' elektrischer Schnellseher ist der erste Apparat, der in einwandfreier Weise eine schöne Darstellung photographisch gewonnener lebender Bilder gab, wenn auch in kleinem Maßstab, so doch für einen kleinen Kreis von Beschauern gleichzeitig sichtbar."

Auf Grund dieses Ergebnisses wurde ihm sogar von Kultusminister von Goßler ein Zuschuß zum Ausbauen seiner Apparate zugebilligt.

Der Anschützsche Schnellseher

Umfassende Berichte in der photographischen Fachpresse der damaligen Zeit besagen, daß Anschütz schon im Jahre 1885 wertvolle Serienbilder aufgenommen hatte. Der Anschützsche Schnellseher war 1891 in Deutschland, 1892 in Wien und London *2) und 1893 auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt. Das Edisonsche Kinetoskop kam erst mehrere Monate später auf diese Ausstellung. Die Firma Siemens & Halske hatte für Anschütz eine Serie von 100 Schnellsehern angefertigt *3). Noch heute lebt sein Werk! In Berlin im Postmuseum, in München im Deutschen Museum und in Dresden im Museum der Firma Zeiss Ikon zeigen uns Schnellseher, was "ein Deutscher" vor mehr als 40 Jahren leistete.

Anschütz benutzte bei der Aufnahme anfangs 12 Kameras, die er nebeneinander in einem Gehäuse vereinigt hatte, und später in ähnlicher Anordnung 24 Kameras mit 24 Porträt- Objektiven F:4,0 von 26,3cm Brennweite (von Voigtländer). Bei Aufnahmen von Objekten, welche sich quer zur optischen Achse bewegten, wählte er im allgemeinen einen Abstand von etwa 30m, so daß die dargestellten Personen oder Pferde im Negativ etwa 14 bis 18mm hoch waren.

Bei Nahaufnahmen von Objekten, die sich nicht vor der Kamera vorbeibewegten, wie die Kartenspieler in Abb. 1, rollte er seine Mehrfachkamera, welche fast 3m lang war, während der Aufnahme am Objekt vorbei. Dadurch verringerte er die Parallaxe. Er benutzte zur Auslösung der Momentverschlüsse eine elektromagnetische Vorrichtung, welche es ihm ermöglichte, mit einer Bildfrequenz von 16 bis 36 in der Sekunde zu arbeiten.
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Anschütz gebrauchte zu seinen Aufnahmen ausschließlich Glasplatten, die er für seine Positiv-Serien bis zu 9 x 12cm vergrößerte.
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Ausgezeichneter Kopien der anschützschen Serienaufnahmen

Die „Koralle", Heft 2, 1932, enthält in dem Artikel von P. Popper eine Reihe ausgezeichneter Kopien der Anschützschen Serienaufnahmen.

Das Anschützsche Aufnahmeverfahren wurde durch die Edisonsche Erfindung überholt, welche Aufnahmen von beliebiger Länge auf perforiertem Normalfilm gestattete. (Amerikan. Patentanmeldung Nr. 589 168; 12 038 aus 1891.) Allerdings war es Anschütz vorbehalten, vor Edison der Welt einwandfreie lebende Photographien sowohl in seinem Elektrotachyskop als auch mit seinem Projektionsschnellseher zu zeigen.
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1894 - Verhandlungen über den Verkauf der Idee

Zu Beginn des Jahres 1894 hat Ottomar Anschütz mit dem bei der Firma Siemens & Halske beschäftigten Oberingenieur Anton Verständig (zur Zeit Berlin NW 87, Norkusstr. 16) über die Herstellung eines Projektionsapparates für seine Serienbilder verhandelt *4).

Unser genialer Ottomar Anschütz hat dann wiederum erstmalig in der Welt etwas Epochales geleistet, als er am 25. November 1894 im Hörsaal des Postgebäudes, Artilleriestraße zu Berlin, vor einem auserlesenen Publikum und in Anwesenheit des Kultusministers mit seinem Projektions-Schnellseher seine Serienbilder in Lebensgröße auf eine riesige Leinwand, 6 x 8m, projizierte. Die photographische Fachpresse der damaligen Zeit berichtet ausführlich über diese Tat *5).

Dr. Neuhaus schreibt

Dr. Neuhaus schreibt darüber in der „Photographischen Rundschau" 1895, Heft 1:

„ ..... Sollten die verschiedenen Bilder derselben Reihe die Bewegung des aufgenommenen Gegenstandes in voller Naturwahrheit wiedergeben, so ist erste Vorbedingung, daß alle in kürzesten Zwischenräumen nacheinander auf der Leinwand erscheinenden Aufnahmen sich vollkommen decken. Bei geringen Abweichungen einzelner Bilder nach irgendeiner Seite hin entsteht sofort unnatürliche, zuckende Unruhe im Gesamteindruck.

Um nun die 24, wie beim Schnellseher, auf kreisenden Scheiben angeordneten Einzelaufnahmen in die richtige Lage zu bringen, verfährt Anschütz folgendermaßen: Er projiziert das erste Bild auf den weißen Schirm und umzieht auf letzterem die Umrisse derjenigen Gegenstände, welche bei den verschiedenen Aufnahmen unverändert auf ihrem Platze verbleiben (z. B. das Pferd, über das der Turner springt), mit einem Kohlestift.

Die Genauigkeit muß hierbei bis an die äußerste Grenze des Erreichbaren getrieben werden. Nach den Angaben von Anschütz erfordert das Richten jedes einzelnen Bildes durchschnittlich eine Stunde. Zur Einstellung einer einzigen Bildreihe sind demnach etwa 24 Arbeitsstunden notwendig. . ."

Man hatte Anschütz für seine im großen Maßstab unternommenen Vorarbeiten in dem noch unvollendeten Reichstagsgebäude geeignete Räume zur Verfügung gestellt. Nach mehreren Vorführungen im Postgebäude veranstaltete er ab 22. Februar 1895 regelmäßig öffentliche Vorführungen in dem 300 Personen fassenden Sitzungssaal des alten Reichstagsgebäudes in der Leipziger Straße. Bei einem Eintrittspreis von 1,- M bis 1,50 M brachten diese Veranstaltungen, für die ihm ein reichhaltiges Programm zur Verfügung stand, während des Monats März 1895 Einnahmen in Höhe von 5400- M.

Die ersten Darstellungen „lebender Photographien" in Lebensgröße, welche gegen Eintrittsgeld unter Benutzung "deutscher Apparate" und "deutscher Serienbilder" gezeigt wurden, waren somit "die des Deutschen" Ottomar Anschütz.

Sie waren außerdem die ersten Vorführungen mit periodisch geschalteten Einzelbildern in Deutschland und die ersten, die sich eines der Malteserkreuz-Schaltung ähnlichen Getriebes bedienten.

Er hielt seinen Projektor geheim. Einzelheiten über seine Erfindung sind erst jetzt bekanntgeworden 6*). Es ergab sich, daß Anschütz das Filmband als Bildträger bekannt war.

Er verzichtete aber auf den amerikanischen Kodakfilm, weil er grundsätzlich deutsche Erzeugnisse bevorzugte. Da aber die deutschen Plan-Filme damals noch wenig zuverlässig waren (deutsche Filmbänder gab es noch nicht), benutzte er bei den Aufnahmen und bei der Projektion ausschließlich Glasplatten *7).

Selbstverständlich konnte Anschütz die Einzelbilder exakter justieren als solche auf zwei Filmbändern, weil ein Filmband flexibel ist und in den Führungskanal und auf die Zähne der Zahntrommel nicht so exakt paßte wie ein Kolben in einen Zylinder.
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Anschütz benutzte nach wie vor den Doppelapparat

Anschütz benutzte die zu einer einwandfreien Darstellung eines Bewegungsvorganges notwendige Mindestzahl von 16 Aufnahmen in einer Sekunde. Trotzdem erkannte man infolge der außergewöhnlichen Vergrößerung, bei sehr starken Winkelbewegungen, noch einzelne Bildphasen.

Und doch sind seine Vorführungen mit einem Doppelapparat bis heute von keiner anderen Darbietung mit Doppelapparat erreicht worden. Er wußte, daß für Projektionszwecke mit kontinuierlich bewegten Einzelbildern, wie bei Muybridge, ein einwandfreies Resultat nicht zu erzielen war; darum hatte er sich dem periodischen Bildtransport zugewandt.

Sein DRP. 85 791 vom 5. November 1894 und sein französisches Patent 242 886 vom 15. November 1894 schützen einen Doppelapparat. Er benutzte ein, der Malteserkreuzschaltung ähnliches Getriebe mit einer Einstiftscheibe und tangentialem Eingriff. Entsprechend den Abbildungen aus den Patentschriften benutzt der Apparat zwei abwechselnd geschaltete Bildscheiben mit je 12 Einzelbildern (Abb. 4).

Anschütz war von der einen kontinuierlich laufenden Bildscheibe seines Betrachtungsapparates abgegangen, weil er diese sechzehnmal in der Sekunde hätte schalten müssen. Bei seinem Doppelapparat schaltete er bei der gleichen Bildfrequenz jede Scheibe nur achtmal in der Sekunde und erzielte hierdurch einen ruhigeren Ablauf. Das Verhältnis von Transport zu Stillstand war 1:1. Seine Anordnung vermied eine Dunkelpause zwischen den Einzelbildern.

Überholt wurden seine Leistungen durch die Erfindung des Cinematographe der Gebrüder Lumiere, welcher am 22. März 1895 in der Societe de l'Encouragement a l'Industrie Wissenschaftlern gezeigt und dadurch öffentlich bekannt wurde.

Obige Ausführungen haben den Zweck, die Verdienste Ottomar Anschütz's in Erinnerung zu bringen. Sie waren durchaus geeignet, auf Arbeiten anderer, so auf die eines Edison und der Gebrüder Lumieres, anregend einzuwirken.

Oskar Meßter

Literatur, Ergänzungen und Verweise zu Ottomar Anschütz

*1) Kraft und Stoff, Beilage zur "DAZ."f 29. August 1935, „Der elektrische Schnellseher von Ottomar Anschütz" von Guido Anschütz bringt eine Beschreibung dieses Apparates.

*2) The Anschütz, Tachyscope. „Brit. Jl. Phot." 1892, S. 827,

*3) Im Siemens-Archiv befindet sich unter dem 28. März 1892 eine Notiz, nach welcher die Bildscheibe 1/2 bis 1 1/2 Umdrehung in der Sekunde machte. Im gleichen Archiv heißt es unter dem 15. Mai 1892: „Patent nur auf den Geldeinwurf nachgesucht. Da der eigentliche Teil dem Publikum nicht sichtbar, wird ein Patent darauf für unnötig gehalten." Ferner ist unter dem 1. August 1892 vermerkt: „Ausstellungspark-Besucher des Schnellsehers Juni = 16.618 Personen, Juli - 17.271 Personen."

*4) Herr Verständig schreibt mir am 7. Juni 1935: „ ...Anfang 1894 trat Herr Anschütz, dem ich bereits früher den elektrischen Schnellseher in verschiedenen Arten im Verein mit Siemens ausarbeitete, an mich heran, ob auch seine Bildscheiben zur Projektion verwendet werden können. Ich erwähnte, daß die Massen zu groß wären, daß die Bildscheiben während der Projektion stillstehen müßten, was wohl für ein Malteserkreuzgetriebe möglich wäre, aber die Stöße wären so stark und das Geräusch unerträglich. Anschütz möge doch ein „Bildband" verwenden.

Herr Anschütz wollte aber von einem Bildband nichts wissen, da er sagte, dabei ließen sich die Bilder nicht genau zentrieren. Ich machte nun eine Skizze, wie anliegend (Abb. 3), über die Anordnung der Bildscheiben mit Malteserkreuzbetrieb. Leider mußte ich darauf auf längere Zeit dienstlich verreisen.

Als ich wiederkam, es war am 25. November 1894, war der Apparat inzwischen, wenn ich mich nicht irre, von einem Mechaniker Bödecker gebaut, im Betrieb und vorgeführt. Meine Voraussagen wegen des großen Geräusches waren bestätigt, wenn auch die Bilder recht gut zur Projektion kamen, so war doch der ganze Apparat nur auf die Anzahl der Bilder mit der Teilung der Malteserkreuzscheibe in zwangsläufiger Weise verbunden. Ich glaube, daß es 24 Bilder waren.

Bei der Verwendung des „Bildbandes", wie ich es vorschlug, hätte diese Bilderreihe eine ganz beliebige sein können. Wie Sie aus der Skizze ersehen können, waren also zwei Scheiben mit dem Malteserkreuz fest verbunden, und jede hatte ihre besondere optische Einrichtung."

*5) „Photographisches Wochenblatt" Nr. 49, 4. Dezember 1894. - „Deutsche Photographenzeitung" 1894 Seite 475: „Der neue Projektionsschnellseher von Ottomar Anschütz". - „Vogels Photographische Mitteilungen" 1895, Januar, Seite 305, 31. Jahrg. „Anschütz's Photographien". - „Eders Jahrbuch" 1895 S. 412, u. a.

*6) Nach dem Siemens-Archiv hatte ein Vertreter des Herrn Siemens einer Vorführung im alten Reichstagsgebäude am 22. Februar 1895 beigewohnt und schreibt dieser hierüber: „Man muß wirklich staunen usw." Weitere Zeugen der Anschütz-Vorführungen waren das DKG-Mitglied, Professor Dr. F. Thorner, Berlin-Zehlendorf, Heimat 61, Frau Kommerzienrat Schwarz, Berlin W 30, Viktoria-Luise-Platz 6, und der Sohn Anschütz's, Berlin-Friedenau, Sponholzstraße 4b, der als gelernter Mechaniker den Projektor bediente.

*7) Mit seiner Ansicht über die Glasplatte war er nicht allein, hat doch noch am 14. November 1896 ein Fachtechniker wie Continsouza das franz. Patent Nr, 261 292 auf einen Apparat genommen, der mittels Malteserkreuz eine Glasscheibe weiterschaltete, auf welcher die Bilder spiralförmig angebracht waren. In seiner Patentschrift proklamiert er allen Ernstes das Ende der Filmbänder! (Coissac, Histoire du Cin6matographe 1925, S. 285).

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Jubiläum der Firma Geyer-Werke A.G.

aus Kinotechnik Heft 14 - Juli 1936 - Das langjährige Mitglied unserer Gesellschaft, Herr Karl Geyer sen., feierte am 15. Juli das 25jährige Jubiläum seiner Firma. Dieser Tag ist damit zugleich das Jubiläum des selbständigen Berufszweiges Filmbearbeitung überhaupt.

Aus der im Jahre 1911 von Herrn Karl Geyer gegründeten selbständigen Kopieranstalt „Kinokopier G.m.b.H." haben sich aus bescheidenen Anfängen heraus die heutigen großen Geyer-Werke entwickelt. Die im Jahre 1919 gegründete Karl Geyer Maschinen- und Apparatebau G.m.b.H. trug weiter maßgeblich dazu bei, den Ruf der Geyer-Werke in alle Welt zu verbreiten. Die großen Neubauten nach dem Kriege sind der Beweis für die rasche Entwicklung der Werke.

Den großen Verdiensten, die Herr Karl Geyer sich in der deutschen Filmindustrie erworben hat, wurde durch unsere Gesellschaft dadurch Rechnung getragen, daß zum 15jährigen Geschäftsjubiläum im Jahre 1926 Herrn Geyer die Messter-Medaille der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft verliehen wurde.

Wir sprechen dem Jubilar an dieser Stelle unsere besten Glückwünsche aus und hoffen, daß seine Arbeiten im Dienste des deutschen Films auch weiterhin so erfolgreich sein mögen wie bisher.
Deutsche Kinotechnische Gesellschaft.

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Leitartikel - Oskar Meßter - 70 Jahre alt!

aus Heft 22 - Berlin, den 20. November 1936
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Begründer deutscher Kinotechnik - Begründer deutscher Filmindustrie

Am 21. November 1936 feiert Oskar Meßter seinen siebzigsten Geburtstag. Rüstig und jung ist er bei seinem arbeits- und erfolgreichen Leben geblieben, so daß wir mit berechtigter Hoffnung dem Wunsch Ausdruck geben, daß Oskar Meßter der deutschen Kino- und Filmindustrie noch recht lange erhalten bleiben möge.
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Jeder unserer Leser weiß, wer Oskar Meßter ist.

Trotzdem oder gerade darum möchten wir es nicht unterlassen, an diesem Tage einen kurzen Rückblick auf das Schaffen dieses verdienstvollen Pioniers des deutschen Kinogewerbes zu geben. Meßters heute nicht mehr umstrittene technische Taten und Leistungen weisen ihn als den Begründer der Kinoindustrie in Deutschland aus. Eine Tatsache, die ja schon der Schaffung der Meßter - Medaille zugrunde lag.

1895 die erste Kunde

Als im Jahre 1895 die erste Kunde von den kine-matographischen Versuchen Lumieres auftauchten, brachte wenig Zeit später Meßter bereits Kinematographen eigener Konstruktion und eigener Herstellung in den Handel.

Damit stellte er sich in die vorderste Reihe der Pioniere, durch die damals der entscheidende Uebergang von der Photographie zur Kinematographie vorbereitet wurde. Lumiere, der seine Apparate zuerst geheim hielt, brachte diese erst etwa ein halbes Jahr später als Meßter, nämlich im Frühjahr 1897, in den Verkehr.

1896 schon schuf Mester mit der Einführung des verbesserten Maltesergetriebes die Grundlage der heute üblichen Konstruktionen. Im Juni 1896 gründete er die deutsche Kinoindustrie und drehte die ersten deutschen Freilichtfilme.

Die Freilichtaufnahmen zu der Zeit waren natürlich sehr vom Wetter und vom - Sonnenschein abhängig; der nächste Schritt in dieser Entwicklung, bereits Ende 1896, war die Verwirklichung kinematographischer Aufnahmen bei künstlichem Licht. Damit legte Meßter mit seinem kleinen Atelier den Grundstein zu den heutigen Kunstlichtateliers, in denen die modernen Filmwerke entstehen.
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Nahezu 70 deutsche Reichspatente

Nahezu 70 deutsche Reichspatente vereinigen sich auf den Namen Meßter. Apparate und Methoden für das Perforieren, Entwickeln und Kopieren der Filme; die erste Einrichtung zur Verhütung von Feuersgefahr bei der Vorführung; die Nebeneinanderlagerung der Film-Auf- und Abwickelrolle im Aufnahmeapparat zwecks Verminderung der Abmessungen der Apparatur; die synchrone Vereinigung von Kinematograph und Grammophon.

Auch die ersten Gedanken und Konstruktionen, auf die unsere heutigen Amateur-Aufnahmeapparate und Heimkinos zurückzuführen sind, verdanken wir Oskar Meßter. Ebenso die ersten Vorrichtungen, die zur maschinellen Entwicklung der Filmpositive geführt haben.

Während des Weltkrieges entstand der „Reihenbildner", ein Apparat, der die Aufnahme ganzer Geländestrecken gestattete und im Stellungskrieg der Luftaufklärung unschätzbare Dienste leistete.

Er war keineswegs nur Techniker - er entdeckte Henny Porten

Aber Meßter war keineswegs nur Techniker; wie er selbst einmal sagte, müsse er, um seine technischen Erzeugnisse zu erproben, und ihre Tauglichkeit unter Beweis zu stellen, auch Filmproduzent sein. Als solcher stand er in dauernder Verbindung mit Dramaturgen, Regisseuren und Schauspielern.

Wer von ihnen kennt Meßter nicht, erfand er doch sogar, wie man scherzhafter Weise sagt, den Filmstar. Henny Porten ist seine Entdeckung.

Sie feierte in seinen Filmen ihre ersten Erfolge. Die erste Filmwoche in Deutschland hieß Meßter-Woche und die Firma Meßters-Projektion galt lange Zeit als die führende in Deutschland; sie ging später in den Besitz der Ufa über und Oskar Meßter wurde Aufsichtsratsmitglied der Ufa.

Ihm und seiner energischen Politik ist es auch zu verdanken, wenn die deutsche Filmindustrie vor der Amerikanisierung bewahrt blieb, die nach Versailles unweigerlich ihr Schicksal geworden wäre.

Nach dem Weltkriege hat Oskar Meßter sich dem weiteren Ausbau der von ihm geschaffenen verschiedenartigen Apparate der Photographie aus der Luft gewidmet und noch längere Zeit dem Filmgeschäft angehört.

Später hat er sich der Pflege der deutschen Filmgeschichte (seiner im Deutschen Museum in München zu sehenden geschichtlichen Sammlung) und der weiteren Erforschung der Tontechnik zugewandt.

Anerkennung und Dank der deutschen Kino- und Filmindustrie, die ihm beide unendlich viel verdanken, sind ihm gewiß.

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Nov. 1936 - Geschäftsjubiläum - 50 Jahre Goerz-Werk

Die Entwicklung, die von dem kleinen Versandhaus für mathematische Erzeugnisse, das Carl Paul Goerz am 11. November 1886 gründete, zum weltbekannten Unternehmen führt, zeigt einen der Fälle, in dem es der Tatkraft, Entschlußfähigkeit und kühnen Voraussicht eines begnadeten Menschen gelungen ist, nicht nur ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen aufzubauen,
sondern gleichzeitig in nicht unerheblichem Maße den Fortschritten auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet zu dienen.

In den Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als das Photographieren noch auf bescheidener Stufe stand, erkannte Carl Paul Goerz bereits die umfassende Bedeutung dieses neuen Zweiges der Reproduktionstechnik.

Bald konnte er sich die Anerkennung der Fachwelt sichern, so daß der jungen Firma der Weg gewiesen war. Er stellte Mechaniker ein; der Betrieb erweiterte sich vor allem durch den Erfolg der ersten Objektive, die seinerzeit noch Aplanate waren, und bald mußte die kleine Werkstatt in der Belforter Straße aufgegeben werden, und die Firma siedelte nach Schöneberg über.

Mit der Technik kamen die Erfindungen

C. P. Goerz und seine Mitarbeiter beschäftigten sich jedoch nicht nur mit der Entwicklung der photographischen Technik, sondern sie brachten auch auf dem Gebiete der übrigen angewandten Optik neue Erfindungen heraus und konnten damit Erfolge buchen. So war die Konstruktion von Doppelfernrohren auf galileischem Prinzip ihr Werk.

Den Aufschwung der Firma zum weltbekannten Unternehmen brachte die Entwicklung des Doppelanastigmaten „Dagor", der bereits vor der Jahrhundertwende herausgebracht wurde. Es war das erste symmetrische unter den vollständig anastigmatischen Objektiven, das in den Handel kam.

Die Aufnahmetechnik war damit wesentlich verbessert, und bis zum Jahre 1900 konnten bereits 60 000 Stück dieser meisterhaften Konstruktion verkauft werden.

Goerz und Anschütz

Einen weiteren Wendepunkt in der Entwicklung des Unternehmens bedeutete die Zusammenarbeit von Goerz mit Ottomar Anschütz, der mit Recht als der Erfinder der ersten Handkamera für Momentaufnahmen angesehen wird.

Mit ihm zusammen wurde der Anschütz-Momentklappapparat herausgebracht. Es folgten dann nach und nach viele Spezialapparate, die die zielsichere Entwicklung des Unternehmens wiesen und Quellen neuer Erfolge waren.

Bereits im Jahre 1898 wurde ein den stark angewachsenen Anforderungen an das Werk entsprechendes eigenes Fabrikgebäude in Friedenau bezogen.

Inzwischen hatte Goerz die ihm von seiner ersten beruflichen Tätigkeit in Paris her bekannte Branche der Fernrohrtechnik nicht außer acht gelassen. Er verwendete das Prismenglas für Jagd- und Militärzwecke und brachte seine Firma auch zu einem führenden Betrieb dieses Zweiges angewandter Optik.

Prismenglas für Jagd- und Militärzwecke im 1. Weltkrieg

Die hier gesammelten Erfahrungen konnten während des Krieges weitgehend der Kriegstechnik nutzbar gemacht werden. In diese Zeit fiel die Gründung eines weiteren großen Werkes in Zehlendorf, an das eine Glashütte und eine eigene Fabrik für die Herstellung von Platten und Filmen angeschlossen wurden.

Bald nach dem Kriege, im Jahre 1923, schloß Carl Paul Goerz nach einem arbeitsreichen Leben die Augen. Er hinterließ seinen Nachfolgern ein Werk, das deutschen Erfindergeist und den Ruhm deutscher Qualitätsware in alle Welt getragen hatte.
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  • Anmerkung : Das ist natürlich ein ziemlich dummer Spruch dem damligen Zeitgeist geschuldet, denn trotz dieser angeblich überragenden Technik hatte Deutschland den 1. Weltkrieg genauso haushoch verloren wie den 2. Weltkrieg.

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Und so entstand die Zeiss Ikon A.G.

Die folgenden wirtschaftlich schweren Jahre zwangen zu den Rationalisierungsbestrebungen der deutschen Wirtschaft. So schlossen sich im Jahre 1925 die Firmen Optische Anstalt C. P. Goerz, Ica A.G., die Ernemann A.G. und Contessa Nettel A.G. zu einer Interessengemeinschaft zusammen, die im Jahre 1926 die Gründung der Zeiss Ikon A.G. brachte. Diese übernahm die Tradition auch des Goerz-Werkes und führte die wissenschaftliche und technische Entwicklung des Werkes fort.

Das Goerz-Werk in Verlin Zehlendorf

Das Goerz-Werk, heute mit seinem Schwerpunkt im Zehlendorfer Betrieb, zählt eine in mehrere tausend gehende Gefolgschaft. Es beschäftigt sich nicht nur mit der Herstellung photographischer Apparate, sondern hat sich auch auf vielen anderen Gebieten einen Namen und einen Ruf erworben, der bereits über die ganze Welt verbreitet ist.

Er ist begründet durch die Entwicklung einer neuen Sicherungstechnik, durch Ausbau des Systems der Zylinderschlösser (Verschlußanlagen für Fabrik-, Verwaltungs- und Bürobetriebe) sowie die Konstruktion von Spiegelleuchten. Diese nutzen die bekannten physikalischen Reflexionsgesetze für die Beleuchtungstechnik aus und ermöglichen Beleuchtungskörper, die das Licht bei einem Minimum von Stromverbrauch so verteilen, wie es gebraucht wird.

Ganz neue Wege wurden hier besonders für die Straßenbeleuchtung durch Erfindung von ovalen Spiegelleuchten gefunden, die eine bandförmige Lichtverteilung in Straßenrichtung ergeben. Der Ruf des Goerz-Werks der Zeiss Ikon A.G. wird weiter gefestigt durch Spezialerzeugnisse, die nicht so sehr im Publikum bekannt sind, aber in Fachkreisen sich großer Beliebtheit erfreuen, so die Addier- und Buchungsmaschinen, die Autozubehörartikel und die wissenschaftlichen Instrumente für die medizinische Diagnostik.

Die Gefolgschaft feierte diesen Tag

Am 11, November 1936 jährte sich zum 50. Male der Tag, an dem Carl Paul Goerz den Grundstein zu diesem Unternehmen legte. Die Gefolgschaft feierte diesen Tag im Gedenken an diesen großen Mitarbeiter an einer neuen Idee, den großen Menschen und weitsichtigen Wirtschaftsführer.

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Persönliches - Dezember 1936

Ehrung Oskar Meßters in der Reichsfilmkammer

In erhebender und feierlicher Weise gestaltete sich die Ehrung des Altmeisters der deutschen Kinematographie, zu der die Reichsfilmkammer am 26, November in ihre Räume geladen hatte. Als erster ergriff der Präsident der Reichsfilmkammer, Staatsminister a. D. Prof, Dr, Lehnich, das Wort und gab einen Abriß der 40jährigen Geschichte der deutschen Kinematographie, die zeitlich und sachlich mit dem Wirken Meßters zusammenfällt.

Seine Arbeiten und Erfindungen aus dem Jahre 1896 brachten den Übergang von primitiven Versuchen zur industriellen Herstellung kinematographischer Geräte, unter denen der Projektor durch Meßter seine endgültige, noch heute bestehende Konstruktionsform erhielt.
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Immer wieder der Hinweis auf die Reichsdeutschen Patente

Nahezu 70 deutsche Reichspatente zeigen seine Vielseitigkeit, die zur Schaffung von Kopier, Perforier- und Entwicklungsmaschinen führten, in einem hierfür eigens geschaffenen Atelier wurden die selbstentwickelten Geräte erprobt und die ersten Filmaufnahmen bei künstlichem Licht gemacht.

Schon 1896 beschäftigte er sich mit dem Nadeltonfilm und gab entscheidende Anregungen für den Amateurfilm. Die heutige Luftbildkinematographie geht auf den „Reihenbildner" zurück, den er während des (Anmerkung : der 1.) Weltkrieges schuf und der von der deutschen Heeresleitung in umfassender Weise verwendet wurde.

In einer Denkschrift aus dem Jahre 1916 („Der Film als politisches Werbemittel") überzeugte Meßter die Heeresleitung von der Bedeutung des Films als politisches Propagandamittel und setzte die Errichtung zahlreicher Frontkinos durch.

Als Filmproduzent schuf er die Grundlagen des künstlerischen Spielfilms und stand in Verbindung mit Filmschaffenden, Dramaturgen, Regisseuren und Schauspielern; er ist der Begründer der ersten Wochenschau.

Meßter ist im Nov. 1936 70 geworden

Der 70, Geburtstag Oskar Meßters am 21. November 1936 ist damit zum Jubiläumstag einer 40jährigen rastlosen Arbeit am deutschen Film geworden, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung und Anerkennung fand. Sein ganzes Leben galt der Entwicklung der Kinematographie.

An ihrem Aufstieg aus den primitiven Anfängen um die Jahrhundertwende bis zum Kunstwerk der Gegenwart hatte er entscheidenden Anteil. Prof. Dr. Lehnich schloß seine Ausführungen mit der Übergabe einer Ehrenurkunde an Oskar Meßter als äußeres Zeichen des Dankes und der Anerkennung der Reichsfilmkammer für den Begründer des deutschen Films. Ferner überbrachte Prof. Dr. Lehnich dem Jubilar die besonderen persönlichen Glückwünsche des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels und überreichte ihm in dessen Namen dessen Bild mit Widmung.

Der nächste Redner ..... lobt weiter ....

Sodann ergriff der Rektor der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg das Wort, betonte die Verbundenheit von Lehre und Forschung mit den Arbeiten Meßters, die neue Wissenszweige erschlossen, und überreichte dem Jubilar Urkunde und Medaille, die ihm die Würde des Ehrensenators der Technischen Hochschule verleihen.

Abschließend sprach der Vorsitzende der D.K.G. Dr. Rahts zum Jubilar. Zwar sei es ihm nicht möglich gewesen, die Ehrengabe der D.K.G. zu überreichen, aber er könne wenigstens die Mitteilung machen, daß das Werk des Jubilars ,,Mein Weg mit dem Film" nach Überwindung entgegenstehender Hindernisse herausgebracht und demnächst erscheinen werde, Dr. Rahts betonte die engste Verbundenheit der D.K.G., deren Bestehen ohne Meßter nicht denkbar sei, mit dem Jubilar.

Er wies darauf hin, daß die D.K.G. die Meßter-Medaille zur Ehrung der höchsten Verdienste auf kinematographischem Gebiet geschaffen habe, und versprach, daß der Name Oskar Meßters stets für alle Mitglieder ein Vorbild bleiben werde. - In seiner Antwort dankte der Jubilar mit bewegten Worten allen seinen Gratulanten. Er gab seiner Dankbarkeit und seinem Stolz darüber Ausdruck, daß die Bestrebungen seines Lebens, die der Entwicklung des deutschen Films gewidmet waren, volles Verständnis und Anerkennung fanden. Er
schloß mit der Versicherung, die ihm noch beschiedenen Lebensjahre mit voller Kraft weiterhin in den Dienst dieser Aufgabe zu stellen. HL.

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