Über die Marketing (Werbe-) Abteilungen der 1950er Jahre
Damals war ja sowieso alles anders. Jederman konnte "Irgendetwas" in die Gegend (oder "in den Markt") posaunen und alle hatten ihre Story.
Der normale Bürger / Leser und sogar der Redakteur konnte auf die Schnelle erstmal nichts verifizieren. Es gab kein Internet, fast keine Computer, schon gar keine Datenbanken oder gar eine Google Suchmaschine.
Die großen Bibliotheken hatten nur eine sehr mühselige und zeitaufwendige Karteikarten-Recherche parat und die Zeitungs-Archive boten wegen der Masse an Informationen nur die kompletten Zeitungen "an sich" an und damit nur ein monatelanges Suchen in irgendwelchen düsteren Zeitungskellern. Also wurden die meisten Presseinfos vorerst mal "geglaubt" und natürlich auch sofort abgedruckt, denn "keiner" wollte etwas versäumt haben.
Und jetzt war es nur noch eine Fleißaufgabe und ein immerwährendes Füttern (oder auch Korrumpieren / Bestechen) der hungrigen Redakteure mit Infos (und Abendessen zu dritt), die angeblich noch kein Anderer hatte. Vor allem die Exklusivnachricht war schon etwas Besonderes, ist sie ja heute noch.
Und natürlich wurde "kein" Einfluss genommen.
Es war (und ist) aber leider anders. Wenn irgend eine Redaktion (selbst die von wichtigen Branchen-Zeitschriften) den oft nichtssagenden Pressemüll durchschaute und von diesem "Müll und Schund" mal eine Zeit lang Nichts abgedruckt hatte, bekam "man" in der Redaktion einen dezenten telefonisch- anonymen "Wink", wenn man nicht schnell etwas drucke, bekomme man eben gar keine Infos mehr ........ (im Gegensatz zur Konkurrenz). Dieser Nachsatz wurde natürlich nicht so "gesagt", er wurde geschickt so mitten in den "Plausch" bzw. den "Rest der Unterhaltung" mit eingeflochten . . . . .
In der Hifi-Branche wie auch in der Automobilbranche war es eklatant, daß mit Anzeigen und Produktneuheiten kräftigst (ge- oder ) erpresst wurde. Man nennt das eben Marketing. Und das ist natürlich alles gar nicht wahr und sowieso völliger Unsinn, werden die Betroffenen stets abwiegeln. Doch in den Gesprächen von Redakteur zu Redakteur kommen noch ganz andere merkwürdige "Wahrheiten" raus.
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AEG, Telefunken und Philips waren extrem fleißig.
Wenn man es sehr locker sieht und um jeden Preis im Gespräch bleiben will, dann hat man pro (wichtiger?) Person mindestens 10 "Events" über das ganze Jahr. Das sind die runden oder eckigen Geburtstage, die Promotionen, die Neueinstellungen oder das Ausscheiden, die neuen Direktoren-Posten, die Patente und deren Jubiläen, alle irgendwie ausschlachtbaren Erfolge oder auch Flops und die Todestage von Führungsmitarbeitern mit langatmigen und meist unwahren Laudatien.
Dazu kommen die Produktinformationen und seien sie noch so vage oder sehr weit her geholt (die TED Bildplatte läßt grüßen) und die Firmeninformationen über (z.B. eigentlich völlig unwichtige) Kapitalerhöhungen, neue Büros, Niederlassungen, Testfahrzeuge und Auslandsbüros usw..
Der Fachpressemensch wird schon (notgedrungen) etwas schreiben. Man gebe ihm pro Woche 6 Presseinfos und 2 erscheinen bestimmt. Damit erscheint der Firmenname meist auf der zweiten Seite schon. Da steht dann etwas über Telefunken oder Philips, über Nordmende und Wega oder ELAC und DUAL, das damls schon keinen und selbst nach 40 Jahren überhaupt keinen mehr interessiert. So belanglos war der Presse-Schrott.
Aber die Strategie hat geklappt. (Lehrbuch "Der Werbekaufmann" - Seite 1, Kapitel 1, Absatz 1 !!) So einfach war das und ist es heute noch.
Das beste Beispiel sind die E-Mail Infos eines "schönen" Fachverlages aus dem Film- und Fernsehbereich (2009 und 2010) einmal pro Woche. Was dort für ein sonderbarer (und unwichtiger) Käse drinnen steht, ist schon wieder bewundernswert.
Ein (leicht überzogenes) Beispiel wäre dies:
"Das Gerät xyz (aus USA) vom "abc" Vertrieb hat jetzt endlich einen Schukostecker und zwei neue blaue LED-Lämpchen im Display. Die Verkäufe hätten sich durch diese Neuerung quasi veroppelt."
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Massenweise "Publizistischer Müll"
Wenn man in diesen riesigen Mengen an alten Fachzeit- schriften unsere Industrie-Historie durchforstet, wird einem auch eine riesen Menge an publiziertem retorischen und faktischen Müll vor Augen geführt.
Da gab es supertolle Fernsehprojektoren und deutsche 2" Videorecorder (z.B. von Loewe Opta), die in sogenannten redaktionellen Berichten vielfach als "größte Innovation des Jahrhunderts" angepriesen wurden und dennoch, die sind nie auf dem Markt erschienen, - weil sie nämlich nie funktioniert hatten. Wir hatten einen Zeitzeugen von Loewe in der Redaktion, der jetzt aus der Schule geplaudert hatte.
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Zum Glück wird der Mist (fast) nicht mehr gedruckt.
"Man" publiziert jetzt online. Zumindest ist es für uns "Konsumenten" sofort und endgültig löschbar.
Aber aufpassen, google vergißt nichts.
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