Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Verschiedenes
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Fernsehen und Filmindustrie
Ein Bericht der „Academy of Motion Picture Arts and Sciences" aus Kinotechnik Heft 17 - September 1936
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Eine Studie über den derzeitigen Stand des Fernsehens
Der Forschungssauschuß der Filmakademie in Hollywood, die eine Vereinigung der prominentesten internationalen Fachleute darstellt, hat eine eingehende Studie über den derzeitigen Stand des Fernsehens durchgeführt, und zwar mit Rücksicht darauf, daß bekanntlich die Einführung des Tonfilms seinerzeit so überraschend über die Industrie hereinbrach, daß eine geordnete und planmäßige Umstellung nicht erfolgen konnte, sondern mannigfache Nachteile für viele Sparten der Kinobranche in der ganzen Welt entstanden sind.
Damals waren, wie der Bericht ausführt, mit ganz wenigen Ausnahmen sogar die Fachleute skeptisch, während die technischen Voraussetzungen für die riesige Entwicklung der Elektrotechnik und des Rundfunks in jeder Weise geschaffen waren.
Beim Fernsehen ist es umgekehrt, nämlich jedermann ist heute von dem irgendwie unvermeidlichen Kommen des Fernsehens fest überzeugt, dagegen hapert es immer noch in erheblichem Maße an den technischen Möglichkeiten.
Ein "gewisser" Zusammenhang zwischen Fernsehen und Filmwesen
Ein gewisser Zusammenhang zwischen Fernsehen und
Filmwesen ist unleugbar, und sicherlich wird irgendwie auch die Filmindustrie durch die Schaffung eines praktisch brauchbaren Fernsebverfahrens beeinflußt werden.
Diesmal aber kann von einer Überrumpelung so wie beim Tonfilm keine Rede sein, weil die internationale Filmindustrie über ein reiches Ausmaß an sachverständigen Fachleuten verfügt, die jeden Entwicklungsfortschritt der Fernsehtechnik genau zu verfolgen und zu beurteilen in der Lage sind, so daß alle erforderlichen Maßnahmen rechtzeitig und planmäßig getroffen werden können.
Nach den Feststellungen der Hollywooder Studienkommission hat das Fernsehen in seiner laboratoriumsmäßigen Entwicklung bisher nur eine solche Vervollkommnung erreicht, daß man ein verhältnismäßig kleines Bild von etwa 15 zu 20cm übertragen kann, und zwar unter mittelmäßiger Befriedigung der Publikumsansprüche; indessen sei die benötigte Apparatur weit komplizierter, als sie für die Tonfilmaufnahme oder für Rundfunkübertragung in Frage kommt.
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Ma spricht von Dollarmillionen
Die Kosten der Entwicklung des Fernsehens bis zu diesem Punkt gehen in die vielen Dollarmillionen. Bevor die Möglichkeit einer wirklich allgemeinen Auswertung gegeben sei, müßten noch weitere Hunderte von Dollarmillionen für zahlreiche Sendestationen, die aber nur eine beschränkte Reichweite haben könnten, ferner für ganz neuartige Kabelverbindungen und für Empfangsgeräte investiert werden.
Alle diese Dinge lassen sich nicht über Nacht schaffen. Möglicherweise könnte eine solche Entwicklung im Jahre 1937 allmählich einsetzen, wahrscheinlich aber erst 1938; auf alle Fälle sei der Umfang des Fernsehens, soweit man heute beurteilen kann, auf den Heimempfang im Bereich der großen Städte beschränkt.
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Die Amerikaner hatten damals keine Visionen
Werden nicht vollkommen revolutionierende Neuerfindungen gemacht, so besteht keine Aussicht dafür, daß Fernsehdarbietungen auf die Größe normaler Kinoprojektion ausgedehnt werden könnten.
In den Vereinigten Staaten wird eine neue Sendestation im Turm des 101 m hohen Empire State Building in New York eingerichtet zum Zwecke von Versuchssendungen, mit denen in diesem Herbst begonnen werden soll.
Etwa 150 ausgewählte Beobachtungspersonen sollen Empfangsgeräte zugewiesen erhalten, von denen jedes einige 1.000 Dollar kosten wird; selbst bei Massenproduktion werde es schwer sein, die Kosten dieser Empfänger unter 300 Dollar das Stück herabzudrücken.
Ähnliche Vorbereitungen würden in England, Frankreich, Deutschland und anderen Ländern getroffen. Der Forschungsausschuß der Akademie wird alle diese Versuche und Experimente genau beobachten und von Zeit zu Zeit die Fachwelt darüber informieren. Keinesfalls bestehe eine Gefahr, daß das Fernsehen die Kinowelt unerwartet und unvorbereitet überraschen wird.
Anmerkung : Zu der Zeit um 1936 gab es in Deutschland schon die Fernsehprojektoren der Berliner Fernseh AG mit über 2m Bildbreite.
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