Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Neues aus der Industrie
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Neue ausländische Schmalfilmkameras
a) Bolex-Kinokamera Type H
Diese mit größter Präzision gebaute Kamera wird in zwei Typen, H16 für 16mm- und H9 für 9mm-Schmalfilm, hergestellt und in Deutschland durch die Firma Romain Talbot, Berlin-Charlottenburg 2, unter dem Namen „Eine mit Drei" vertrieben. Diese Bezeichnung soll darauf hinweisen, daß die Kamera, wie unsere Abbildung erkennen läßt, mit einem Revolverkopf für drei Objektive ausgestattet ist, und zwar wird sie geliefert mit einem Meyer Primoplan 1:1,5, F=25mm, einem Meyer Trioplan 1:2,8 F=15mm und einem ebensolchen von 75mm. Mit dieser optischen Ausrüstung, die durch die bekannten und bewährten Vorzüge des Revolverkopfes jederzeit aufnahmebereit ist, dürfte allen vorkommenden Erfordernissen Rechnung getragen sein.
Auch für die Möglichkeit schnellen Filmwechsels nach Belichtung einer Rolle ist durch automatische Filmeinfädlung und Schlaufenbildung, wodurch zugleich Einlagefehlern vorgebeugt wird, Sorge getragen. Die Kamera ist für 15- sowie 30m-Spulen verwendbar. Einmaliges Aufziehen des Federwerks fördert 6m Film. Es lassen sich die Bildwechselzahlen 8, 16, 24, 32 und 64sec, sowie nach Belieben auch Zwischenwerte einstellen, auch kann die Bildwechselzahl bei laufender Kamera geändert werden.
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Bemerkenswert
Bemerkenswert ist der Umstand, daß sich die Kamera auch auf Rückwärtsgang einstellen läßt, wodurch nicht nur Mehrfachbelichtungen, sondern auch Überblendungen - allerdings nur mit der Objektiviris und von Hand - ermöglicht werden, auf deren Ausführung der Filmamateur im allgemeinen - oft schweren Herzens - verzichten muß. Während des Rückwärtslaufens dreht sich auch die - hörbare! - Zähluhr rückwärts, so daß die Zahl der tatsächlich ausgelaufenen Meter jederzeit festgestellt werden kann. - Weiterhin ist ein Auslöseknopf für Selbstaufnahmen, sowie ein Schaltknopf für Einzelbildaufnahmen vorgesehen, und zwar kann für letztere auf Zeit oder auf Moment von 1/10 bis 1/50 Sekunde eingestellt werden.
Für die Bildeinstellung dient ein Fernrohrsucher mit automatischem Parallaxausgleich, der sich von unendlich bis % m einstellen läßt. - Die Kamera ist mit schwarzem Leder bezogen; die Metallteile sind poliert und verchromt. Der Preis einschließlich der oben genannten optischen Ausrüstung, des Fernrohrsuchers und eines festen Luxuskoffers beträgt für beide Modelle (16mm und 9,5mm) übereinstimmend 815 RM.
Die Firma liefert zu dieser Kamera ein "Spezial-Kino-Stativ" aus Leichtmetall mit Universal-Schwenkkopf, Gradeinteilung von 360°. Das Oberrohr desselben trägt Dauerbezug, die übrigen Teile sind verchromt. Die Höhe ist von 50 bis 150cm einstellbar. Das Gewicht beträgt nur 1,7 kg, der Preis mit fester Tasche nebst Schulterriemen 59 RM.
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b) Die Bolex-Kinokamera „Facine"
Diese Kamera wurde von dem Leiter der "Societe Facine", Guy du Manoir, auf der Generalversammlung der „Soc. Franc, de Phot. et de Cin." Ende Oktober vorigen Jahres vorgeführt und beschrieben; wir entnehmen die nachfolgenden Angaben der im „Bull. S. F. P. C." 1935, Nr. 11, wiedergegebenen Beschreibung.
Die Kamera „Facine" wird in zwei Ausführungen hergestellt: Modell A für Betätigung des Verschlußsektors von Hand, Modell B für automatische Auf- und Abbiendungen. Es wird hervorgehoben, daß diese die einzige Amateur-Kamera in der Welt ist, welche automatisches Öffnen und Schließen des Sektors gestattet.
Mit Hilfe des Knopfes 3 kann die Abbiendung auf die Länge von 48 oder 72 Bilder eingestellt werden. Will man eine Ueber-blendung machen, so ist mit der Handkurbel um 48 resp. 72 Bilder zurückzudrehen und nach Einstellen der Kamera auf das neue Sujet das Werk anzulassen, worauf sich der Verschluß in derselben Zeit öffnet, die er vorher zum Schließen gebraucht hatte, ohne daß es noch eines besonderen Handgriffes bedürfe. Will man mit einer Aufblendung beginnen, so dreht man den Verschlußknopf mit der Hand, bis der Sektor geschlossen ist; darauf drückt man ihn nieder und rückt das Laufwerk ein.
Der Vortragende betonte mit Recht den an sich ja bekannten Vorteil, den das Auf- und Abblenden mit dem Umlaufverschluß gegenüber dem mit der Objektiviris bietet, daß nämlich die oft recht störend wirkende Veränderung der Tiefenschärfe vermieden wird. Wir möchten den Hinweis auf einen weiteren Vorzug hinzufügen, der sich aus der Einrichtung für den Amateur ergibt, daß er nämlich mit der Facine-Kamera Auf- und Abbiendungen auch auf Linsenraster-Farbfilmen, also auf Agfacolor- und Kodacolor-Filmen, ausführen kann, was bei diesen bekanntlich mittels der Objektivblende nicht geschehen darf, weil Verkleinern der Blendenöffnung eine ungleichmäßige Ausnutzung der drei Streifen des Farbenfilters und damit eine Verfälschung der Bildfarben zur Folge habe.
Weitere Möglichkeiten beim Auf- und Abblenden
Wenn der Bericht als einen weiteren Vorzug der Veränderlichkeit des Sektors die Möglichkeit bezeichnet, daß die Belichtungszeit bei Aufnahme schnellbewegter Objekte verkürzt werden könne, so ist das wohl sachlich zutreffend, doch muß erneut betont werden, daß es in der Kinematographie nicht zweckmäßig ist, schnell bewegte Objekte mit verkleinertem Sektor aufzunehmen; zwar werden die einzelnen Bilder infolge der kürzeren Belichtungszeit schärfer, der Gesamteindruck des Bildstreifens bei der Vorführung wird aber schlechter, weil ja durch Verengen des Sektors die Dunkelpausen eine entsprechende Verlängerung erfahren; gerade die schnell bewegten Objekte wandern dann von Aufnahme zu Aufnahme um so stärker aus und machen demzufolge im Projektionsbilde sprunghafte Bewegungen, wie solche - in übertriebenem Maße - zuweilen durch langsames Drehen absichtlich herbeigeführt werden, um groteske Bildwirkungen zu erzeugen.
Die Bewegungsunschärfe, die bei Aufnahme schnell bewegter Objekte in die Bilder hineingetragen wird, sollte man ruhig in Kauf nehmen; sie ist nur geeignet, die Bewegungswirkung zu steigern, ähnlich wie man ja beispielsweise im Standphoto einen Wasserfall nicht durch eine kurze Momentaufnahme, in der er dann, wie stillstehend, eingefroren wirkt, sondern etwa mit 1/10 Sekunde Belichtungszeit erfassen soll, um durch eine gewisse Unscharfe das Bewegungsmoment zum Ausdruck zu bringen. Selbstverständlich könnte man in der Kinematographie sehr schnelle Bewegungen durch schnelleren Lauf der Kamera günstiger erfassen, nur müßten diese Aufnahmen dann auch entsprechend schneller vorgeführt werden, um das Auftreten des Zeitdehnereffektes zu vermeiden.
Die Kamera „Facine" bietet einen sehr ausgedehnten Bildwechselbereich; die Aufnahmefrequenz kann von 8 Bildern/sec auf 80 Bilder/sec gesteigert werden. Überdies bietet die halbautomatische Trickeinrichtung 5 die Möglichkeit von Einzelbildaufnahmen, dergestalt, daß die bildweise Aufnahme mit konstanter Geschwindigkeit selbsttätig erfolgt, nachdem der Aufnehmende die Handkurbel bis zum Einklinken dieser Einrichtung langsam gedreht hat. Mit Rücksicht hierauf hat die Kamera außer dem Unterzähler 6 (mit Knopf 7 für Einstellung auf Null) auch einen präzis arbeitenden Bildzähler erhalten.
Mittels des Stutzens 8 kann die Kupplung der Federtrommel gelöst werden, um die Kamera, z. B. bei Mehrfachbelichtungen, rückwärts drehen oder auch an einen Elektromotor anschließen zu können.
In der Kamera können Filmrollen zu 15m oder 30m Verwendung finden, und zwar in 16mm oder 9,5mm Breite. Das Federwerk zieht nach vollkommenem Aufzug 10m durch. Das Auswechseln der Formate geschieht in der Fabrik oder auch durch den Amateur selbst.
Kb.
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Standbildkamera für Tieraufnahmen
Tiere in freier Wildbahn photographisch zu erfassen ist ein Gebiet, dessen Hauptschwierigkeit zumeist in der Unzugänglichkeit der Objekte besteht. Gerade die interessantesten Vertreter der Tierwelt flüchten, sobald sie Menschen in ihrer Nähe spüren. Diese Tatsache zwingt den Photographen, Wege zu finden, die es ermöglichen, das Tier zu überlisten, um es aus größerer Nähe zu photo-graphieren, denn das Arbeiten mit extrem langbrennweitigen Fernbildlinsen führt nur selten zu guten Resultaten in technischer sowie bildmäßiger Hinsicht.
Die im folgenden beschriebene Kamera stellt eine Konstruktion von A. Fischer, Hamburg, dar. Sie ist mit elektrischer Fernschaltung versehen, um nacheinander Verschluß und Transport des Schichtträgers zu betätigen. Dadurch ist erreicht, daß viele Aufnahmen in beliebigen Zeitabschnitten durch Fernauslösung hergestellt werden können, ohne inzwischen Tätigkeiten an der Kamera selbst vornehmen zu müssen.
Eine andere Aufnahmeart besteht darin, die Tiere durch Selbstauslösung mit Hilfe kleiner Kippkontakte zu photographieren. Wie diese Kontakte auszulösen sind, durch Schnüre oder Klappen, muß im Einzelfall entschieden werden. Für nächtliche Aufnahmen ist ein automatischer Blitzlichtschalter vorgesehen.
Details :
Abb. 1 zeigt das Äußere der Kamera; sie ist mit Rücksicht auf ihren Verwendungszweck getarnt. Die Kassetten fassen 30 Meter 35mm Normalfilm. Die Bildgröße beträgt 24X36 mm, den heutigen Kleinkameras entsprechend. Abb. 2 läßt die Filmführung erkennen. Der Transport erfolgt nach dem Schlägersystem, welches sich für den Hub von acht Perforationslöchern gut bewährt.
Ein Federwerk (Abb. 3) betreibt einerseits den Filmtransport, anderseits den Sektorenverschluß für die Belichtung, welcher dicht vor dem Belichtungsfenster liegt. Die Verschlußscheibe hat auf ihrem Umfang einen Einschnitt (A). Das Federwerk hat drei Uebersetzungen. Am letzten Rad wird das Werk durch einen Bremshebel (B) mittels Federkraft arretiert.
Wenn nun der Stromkreis des Relais (R) geschlossen wird, zieht der Magnet den Bremshebel an, das Federwerk kann frei laufen, der Sektor rotiert, jetzt beginnt Belichtung und Transport des Schichtträgers. Gleichzeitig wurde die Rolle (C), die mit der Achse des Bremshebels verbunden ist, aus dem Einschnitt (A) gehoben und gleitet nunmehr auf dem Umfang der Verschlußscheibe. Sie verhindert so lange die Arretierung der Mechanik, bis die Verschlußscheibe eine Umdrehung gemacht hat, also der Einschnitt wieder die Rolle erreicht hat. Ein Federaufzug transportiert etwa 50 Einzelaufnahmen.
Die Expositionszeit (Sektoröffnung) wird von außen eingestellt (Abb. 1). Der Sektor kann so weit geöffnet werden, daß die Bildeinstellung auf dem Film mittels Lupe vorgenommen werden kann. Der Blitzlichtschalter wird für nächtliche Aufnahmen usw. an der Rückseite der Kamera angesetzt. Er wird durch einen Nocken auf der Schlägerachse ausgelöst. Ein Bildzähler vervollständigt die Einrichtung. Zwei Bodenmuttern sind für Aufnahmen im Hoch- oder Querformat angebracht.
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