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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus der Fachpresse des In- und Auslandes

Das Linsenraster-Farbenverfahren für den Theaterfilm

(Nach W. Stull in „Amer. Cin." April 1936.)

Für die Zwecke der Amateur-Kinematographie hat der Linsenrasterfilm nach Keller-Dorian-Berthon bekanntlich schon seit einer Reihe von Jahren als Kodacolor- und Agfacolorfilm (beide 16mm breit) Eingang in die Praxis gefunden.

Der Verwendung dieses Farbenfilmsystems in der Filmindustrie standen bisher noch immer erhebliche Schwierigkeiten entgegen, unter denen die Schwierigkeit der Vervielfältigung, also der Anfertigung von Kopien nach dem Original, am bekanntesten geworden ist; immerhin ist es kein Geheimnis, daß in Deutschland schon seit langem von der Firma Siemens an dem Problem gearbeitet wird.

Und was die Interessenahme Amerikas anbetrifft, so konnten wir in Heft 2/1931, S. 34, mitteilen, daß die Firmen Kodak und Paramount Ende Dezember 1930 einen Vertrag mit der Keller-Dorian-Gesellschaft geschlossen hätten, der auf eine allgemeine Einführung des Farbenfilm Verfahrens abzielte. Damals wurde berichtet, daß einige Tage vor Abschluß dieses nach einjährigen Versuchen und Verhandlungen perfekt gewordenen Vertrages in New York vor 161 Mitgliedern der S.M.P.E. ein Keller-Dorian-Tonfilm vorgeführt worden sei, der enthusiastischen Beifall gefunden habe.

Die Schwierigkeit der Vervielfältigung war aber nicht beseitígt

Wenn man daraus folgern konnte, daß es gelungen war, die oben angedeuteten Schwierigkeiten zu beheben, so muß dies doch wohl noch nicht der Fall gewesen sein, denn in den seitdem verflossenen 6 Jahren hat man nichts wieder über die Angelegenheit vernommen - nunmehr scheint es indessen so weit zu sein!

Wie der Verfasser des vorliegenden Berichtes mitteilt, wurden die Ergebnisse der von den drei genannten Firmen gemeinsam durchgeführten Versuchsarbeiten im Laufe des letzten Jahres in den Produktionsstätten der Paramount in Hollywood unter normalen Betriebsbedingungen praktisch ausprobiert.

Die Grundsätze des Linsenrastersystems dürfen wir bei unserem Leserkreis als bekannt voraussetzen und beschränken uns deshalb auf die Mitteilung der besonderen Einrichtungen und Maßnahmen, über die der Verfasser berichtet.

Da ist zunächst die Aufnahmeoptik zu nennen, die neu entwickelt wurde. Das Objektiv besitzt die Öffnung f:1,9, das Streifenfilter wird nicht vorn aufgesetzt, sondern in die Mitte des Objektivs eingelegt. Die Frontlinse ist in jedem Falle dieselbe, die Hinterlinse dagegen
laßt sich auswechseln.

Durch Wahl des geeigneten Hintergliedes kann man in Verbindung mit der unveränderlichen Frontlinse jede gewünschte Brennweite herstellen, ohne die notwendigerweise sehr wichtige Beziehung zwischen Objektiv, Filter und Linsenraster zu beeinträchtigen. Eine besondere Optik, die dem Auftreten von Farbsäumen vorbeugt, wird unmittelbar auf die Frontlinse aufgesetzt; diese beeinflußt die Brennweite des Rotfilterbildes derart, daß dieses, gleichgültig mit welcher Objektivbrennweite man arbeitet, sich immer genau mit dem Blau- und Grünfilterbild deckt.
Hierdurch wird die Entstehung des roten Saumes verhindert, der bei Linsenrasterbildern zuweilen an Objektiven außerhalb der Einstellebene zu beobachten ist.

Die Entwicklung erfolgt im Umkehrverfahren

Wie beim Linsenrasterschmalfilm wird auch hier im Umkehrverfahren entwickelt; die Kopien können optisch oder in Kontakt hergestellt werden. Die Qualität der Kopien soll in dem einen wie im anderen Falle nicht hinter der des Originals nachstehen und durchaus gleichmäßig sein.

In welcher Weise es gelungen ist, die bekannten Schwierigkeiten, die dem Kopieren von Linsenrasterfilmen bisher entgegenstanden (Moiree-Erscheinung), zu beheben, wird leider nicht mitgeteilt; der Verfasser wiederholt nur an anderer Stelle seines Berichtes nochmals, was wir soeben ausgeführt haben und fügt hinzu, daß sich auch sehr gute Schwarzweißkopien nach dem Original herstellen lassen, und die Filme somit auch in Lichtspieltheatern laufen können, die nicht für Farbprojektion eingerichtet sind.

Für die Vorführung bedarf es lediglich eines lichtstarken Objektivs, bei dessen Aufbau die richtigen Beziehungen zum Farbenfilter und Linsenraster berücksichtigt sind. Als Lichtquelle verdient die Hochleistungslampe den Vorzug.

Ein Blick auf die Aufnahmetechnik

Die Aufnahmetechnik ist im wesentlichen dieselbe wie im Schwarzweißverfahren. Zur Atelierbeleuchtung wird elektrisches Glühlicht benutzt; der Mehrbedarf an Licht wird mit 30-50% angegeben. Die Ausleuchtung soll etwas flacher gehalten werden, als bei Schwarzweiß üblich. Der Unterschied in der spektralen Zusammensetzung des elektrischen Glühlichts und des Tageslichts läßt sich leicht durch eine Blende am Streifenfilter ausgleichen, welche die rote Filterfläche entsprechend verkleinert; in ähnlicher Weise läßt sich auch jede andere
gewünschte Aenderung der Farbenwiedergabe herbeiführen.

Wie der Verfasser versichert, ist die Aufnahmetechnik so einfach, daß jeder Kameramann nach einer Unterweisung von wenigen Stunden erstklassige Farbenaufnahmen mit dem Verfahren herstellen kann; er hat Farbenaufnahmen einer Reihe von Kameraleuten der Paramount gesehen, die nicht nur einwandfrei waren, sondern auch in jedem Falle die künstlerische Eigenart des Aufnehmenden - wie im Schwarzweiß - deutlich erkennen ließen. - Was in der Schwarzweißphotographie möglich ist, kann, wie der Verfasser berichtet, auch mit dem neuen Linsenrasterverfahren geleistet werden, einschließlich Effekt- und Hintergrund- Projektionsaufnahmen sowie Kombinationen auf der optischen Kopiermaschine.

Die Schärfe der Originale wie der Kopien seit gut

Die Schärfe der Originale sowohl, wie der Kopien soll der von Schwarzweißerzeugnissen gleichkommen; auch das Raster soll nicht störend in Erscheinung treten, denn die Linsenrasterelemente sind außerordentlich klein gehalten (es kommen 29 Elemente auf 1mm); nur wenn man ganz nahe an die Projektionsfläche herantritt, wird das Raster sichtbar.

Im übrigen soll die Möglichkeit gegeben sein, das Raster auf 35 Linien/mm zu verfeinern. Die geringe Auffälligkeit des Rasters soll mit darauf zurückzuführen sein, daß die Rasterlinien nicht vertikal, wie beim Kodacolorfilm, sondern horizontal verlaufen.

Die Tonaufnahme geschieht in der üblichen Weise, nur muß der Tonstreifen naturgemäß, da ja im Umkehrverfahren entwickelt wird, auf die andere Bildkante gelegt werden. Das Kopieren der Tonaufzeichnung geschieht in üblicher Weise auf der Kontaktmaschine. Nach Feststellungen von Tonspezialisten wird die Güte der Tonwiedergabe durch das Linsenraster in keiner Weise beeinträchtigt, auch das Grundgeräusch erfährt keine Verstärkung. Sollten sich in der Praxis dennoch Anstände ergeben, so besteht die Möglichkeit, die vom Tonstreifen gedeckte Fläche beim Aufprägen des Rasters auszusparen.
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Die Kosten der Ausrüstung

Schließlich geht der Verfasser noch auf die wirtschaftliche Seite des Verfahrens ein. Die Kosten der Ausrüstung sind durchaus dieselben wie für Schwarzweiß.

Aufnahmekamera und Beleuchtungskörper können aus dem Schwarzweißbetrieb übernommen werden; die Entwicklungsmaschinen bedürfen der Abänderung für den Umkehrprozeß (was nicht ganz einfach ist! - Der Ref.), ihre Leistung erfährt indessen keine Einschränkung.

Die Sonderausgaben für die Ausstattung der Dekorationen sowie für Kostüme usw. sind dieselben wie bei allen Farbenverfahren und hängen in jedem Falle von den Wünschen und Absichten der Produktionsleitung ab. -

Die rein photographischen Kosten sind nur um ein Geringes höher als beim Schwarzweißfilm; alles in allem werden die Kosten eines nach dem neuen Verfahren aufgenommenen Durchschnittsfilms der Klasse A - auf die Kopie umgerechnet - mit 9 Dollar je Fuß gegenüber 4,50 Dollar je Fuß in Schwarzweiß angegeben.
Kb.
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