Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Anmerkung zu den Laudatien - auch vorangegangener Jahre
Laudatien werden immer geschönt bzw. "aufgehübscht". Fast nie wird die volle Wahrheit geschrieben, auch wenn die Person bereits verstorben war. Damit haben die Laudatien nicht nur in der 12 jährigen Hitlerzeit immer ein Geschmäckle.
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Filmpreis für Carl Froelich
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 5 / Mai - Zeitschrift für die Technik im Film
Aus der Ansprache des Präsidenten der Reichskulturkammer,
Reichsminister Dr. Goebbels :
Der nationale Filmpreis dieses Jahres wird dem Filmregisseur Professor Carl Froelich für seinen Film "Heimat" zuerteilt. Professor Froelich ist einer der ältesten Pioniere des deutschen Films. Jedes Werk, das aus seiner Hand hervorgegangen ist, trägt seinen besonderen Stempel. Niemals hat er sich zu einer rein handwerklichen Arbeit degradieren lassen. In den vielen Jahren seiner filmschöpferischen Tätigkeit wahrte er immer ein hohes künstlerisches Niveau, das er mit einer souveränen Beherrschung aller technischen Mittel des
Films auf das glücklichste zu vereinen wußte.
Im abgelaufenen Jahr beschenkte er die deutsche Filmkunst in seinem Film „Heimat" mit seiner reifsten Leistung. Dieser Film wurde auf der letztjährigen Biennale in Venedig mit einem Pokal ausgezeichnet; er errang damit den Titel eines der besten Filme der Weltproduktion des Jahres.
Professor Carl Froelich wird damit zum zweitenmal diese hohe Ehrung zuteil.
Filmkopieranstalt Droge & Siebert Musterbetrieb
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 5 / Mai - Zeitschrift für die Technik im Film
In diesem Jahre (1939) befindet sich unter den 99 Musterbetrieben, die zum 1. Mai ausgezeichnet worden sind, ein filmverarbeitender Betrieb, und zwar die Firma Droge & Siebert, die schon im vorigen Jahre Trägerin des "Gaudiploms" für hervorragende Leistungen war. Die Kopieranstalt Droge & Siebert besteht seit 20 Jahren
und beschäftigt 150 Personen. Ihre Leistungen auf dem kopiertechnisch schwierigen Gebiet der Wochenschau sind in der Filmindustrie bekannt und es ist zu begrüßen, daß auch darüber hinaus die Tätigkeit dieser Firma nun eine allgemeine Anerkennung gefunden hat.
Guido Seeber - 60 Jahre all
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 6 / Juni - Zeitschrift für die Technik im Film
Der „Altmeister der lebendigen Kamera", wie der Regisseur Lamprecht einmal Guido Seeber nannte, feiert am 22. Juni 1939 seinen 60. Geburtstag. Die DKG hat die Bedeutung des vielseitigen Wirkens dieses Avantgardisten der deutschen Filmtechnik, mit dessen Namen so viele grundlegende Fortschritte auf dem Gebiet der Filmaufnahme und Aufnahmetechnik bis auf den heutigen Tag verknüpft sind, bereits vor 2 Jahren, anläßlich seines 40jährigen Jubiläums in gebührender Weise unterstrichen, indem sie ihm wegen „seiner Verdienste um die Entwicklung der Filmtechnik" zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannte.
Aber nicht allein als Kameramann, Filmtechniker und Produktionsleiter hat sich Seeber unvergängliche Verdienste um die Entwicklung des deutschen Films erworben, die wir im nächsten Heft dieser Zeitschrift einer eingehenden historischen Würdigung unterziehen werden. Auch als Mitbegründer der „Kinotechnik" im Jahre 1919 und der DKG im Jahre 1920 sind seine Verdienste bei dem Aufbau und Ausbau dieser führenden europäischen Zeitschrift und Gesellschaft auf dem Gebiet der Kinotechnik gleich große.
Man braucht nur einmal in den ersten Jahrgängen der „Kinotechnik" zu blättern, um festzustellen, wie weitgehend sein Name in die Annalen der deutschen Kinotechnik eingegangen ist. Es ist erstaunlich, daß dieser ebenso emsige, wie bescheidene Mensch trotz der Fülle seiner anstrengenden Lebensarbeit noch immer wieder Zeit fand, um in Hunderten sehr ernsthafter schriftstellerischer Arbeiten zu den jeweils akuten filmtechnischen Problemen in den führenden Filmzeitschriften des In- und Auslandes oder abe rauch im Rahmen der DKG immer wieder Stellung zu nehmen.
An seinem Ehrentage steht der inzwischen weißhaarig gewordene Seeber, den ein bekannter Regisseur „den Meister des Trickfilms" nannte, dem Trickfilmatelier der Ufa-Babelsberg in leitender Stellung vor. Sein beweglicher nie ruhender einfallsreicher Geist sucht auch heute noch, genau so wie vor30Jahren, immer wieder nach neuen Möglichkeiten zur Bereicherung der kamera- und filmtechnischen Möglichkeiten und wir wünschen ihm und damit dem gesamten deutschen Filmschaffen, daß ihm noch viele Jahre gleichfruchtbarer Arbeit beschieden sein mögen.
H. Kluge
Gustav Kluche zum 50. Geburtstag
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 6 / Juni - Zeitschrift für die Technik im Film
Gustav Kluche sieht auf eine 20jährige erfolgreiche Tätigkeit bei der Ufa zurück und sein Name ist allen Filmschaffenden ein Begriff. Es gelang ihm für viele Fragen, die für den Film von größter Bedeutung sind, gute Lösungen zu finden, wobei ihm seine außerordentliche Vielseitigkeit sehr zustatten kam.
Wir haben die hohe Qualität unserer heutigen Kopien zum großen Teil Gustav Kluche zu verdanken; in sämtliche Filmtransport- und Zollfragen griff er im Sinne der Filmindustrie entscheidend ein.
Eines seiner größten Verdienste liegt wohl auf dem Gebiet der Rohfilmfabrikation, hier regte er bei der Reichsfilmkammer Versuche mit Sicherheitsfilm an, mit dem Erfolg, daß dieses Material ab 1940 in der gesamten Filmindustrie ausschließlich Verwendung finden soll.
Auch im Auslande haben Kluches Arbeiten Anerkennung gefunden, so hat z. B. die Recono-Gesellschaft bei ihren Filmimprägnierungsarbeiten seine Gedanken realisiert und weit über Deutschlands Grenzen zur Anerkennung gebracht.
Als Organisator großen Stils stellte er seine umfangreichen Kenntnisse auch dem ersten deutschen Winterhilfswerk zur Verfügung.
Zu diesen geistigen kommen noch hervorragende menschliche Qualitäten, seine Gefolgschaftsmitglieder finden bei ihm stets Gehör und verehren in ihm einen väterlichen Freund. Wir gratulieren dem Jubilar und wünschen ihm weitere Jahre ungetrübter Schaffensfreude.
50 Jahre Körting & Mathiesen A.G.
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 8 / Aug - Zeitschrift für die Technik im Film
Die lichttechnische Spezialfabrik Körting & Mathiesen A.-G., Leipzig-Leutzsch, feierte am 1. August 1939 ihr 50jähriges Bestehen. Als im Jahre 1889 das Unternehmen von Max Körting und Wilhelm Mathiesen gegründet wurde, beschäftigte es sich in den ersten Jahren mit der Herstellung von elektrischen Geräten wie Blitzableitern, Klingelanlagen, Schaltwerken, Widerständen usw.
Nach der verkaufsreifen Durchbildung einer neuartigen Bogenlampe nach den Ideen von Wilhelm Mathiesen spezialisierte sich die junge Firma ausschließlich auf den Bau von Bogenlampen. Die Erzeugnisse wurden nicht nur vom inländischen Markt sondern auch vom Ausland sehr gut aufgenommen, so daß etwa 50% der Fabrikation in alle Länder der Welt exportiert werden konnte. 1897 war bereits die 50.000. Bogenlampe hergestellt. Innerhalb weniger Jahre entstand so aus einem kleinen Fabrikgebäude ein großes Werk mit vorbildlichen Werkstätten und ausgezeichnet ausgestatteten Laboratorien mit einer Jahresproduktion von etwa 70.000 Bogenlampen.
Die etwa um die Jahrhundertwende einsetzende, rasche Entwicklung der Halbwatt-Glühlampe führte zur Aufnahme der Herstellung von „Armaturen für Glühlampen" später „Kandem-Leuchten". Die erschienenen Veröffentlichungen von Mathiesen, Heyck und Högner sind mit richtungsweisend geworden für die Licht- und Beleuchtungstechnik überhaupt.
Aus kleinen Anfängen heraus konnte sich so durch die Tatkraft und Umsicht ihrer Gründer ein großes Werk entwickeln, an dessen Spitze nach 50jährigem Wirken auch heute noch Herr Generaldirektor Max Körting steht. Er hat es verstanden, auch in schweren Zeiten dem Unternehmen Stetigkeit und Sicherheit zu geben. Seine große Erfahrung, sein reiches Wissen und Können und nicht zuletzt seine soziale Hilfsbereitschaft haben ihn zum wahrhaften Führer des Werkes werden lassen.
Die Schaffung der seit 1895 unter selbständiger Verwaltung der Gefolgschaft stehenden Unterstützungskasse sowie die Schaffung eines Ferienheimes im Jahre 1910 mit seiner grundlegenden Urlaubsgestaltung und Werksgesundheitspflege waren damals Schritte von ungewöhnlicher Bedeutung.
Eine Gefolgschaft von etwa 1500 Mann kann in diesen Tagen dem Mitbegründer der Firma ihre Glückwünsche überbringen.
Firma Weinert - 50 Jahre
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 10 /Okt. - Zeitschrift für die Technik im Film
Die in weiten Kreisen der Filmindustrie bekannte Firma K. Weinert, Berlin kann am 29. Oktober 1939 auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken. Die Gründung fiel in die Zeit, als man begann, das bekannte Phänomen des elektrischen Lichtbogens für eine praktisch brauchbare Starklichtquelle zu verwerten.
Dem schöpferischen Erfindungsgeist gelang es, das künstliche und intensive Licht der Bogenlampe dem Filmaufnahmetechniker zur Verfügung zu stellen und ihm damit zu gestatten, seine Arbeit unabhängig vom Tageslicht vorzunehmen. Angefangen mit Bogenlampen mit offenem Lichtbogen bis zu Scheinwerfern und Aufhellern aller Größen und Stromstärken erweiterte sich der Typenreichtum der für Filmaufnahmen geeigneten Beleuchtungskörper zusehends und brachte damit die Erfüllung der von Jahr zu Jahr steigenden Anforderungen der Filmtechniker.
Durch die Vervollkommnung der "hochkerzigen", gasgefüllten elektrischen Glühlampen einerseits und die Entwicklung der panchromatischen photographischen Emulsionen andererseits fand das Herstellungsprogramm der Firma von 1925 ab eine Erweiterung in der Richtung der Glühleuchten für photographische und kinematographische Zwecke.
Es seien hier nur genannt die „Aufheller", die in der gesamten Filmindustrie des In- und Auslandes gewissermaßen zu einem Standardbegriff geworden sind und die der Filmaufnahmetechnik ganz neue Wege gewiesen haben. Sie waren es, die dem Kameramann erst die Möglichkeit gaben, von bestimmten entfernten Punkten aus große und größte Filmdekorationen ganz nach Wunsch auszuleuchten und Lichteffekte zu schaffen, die den Beschauern des fertigen Films die Illusion des vorhandenen Sonnenlichts geben.
Weiter entwickelt wurden Systeme und Typen, bei denen die Richtung der Lichtstrahlen durch optische Linsen und Gläser erfolgt. In dieser Typenreihe sind besonders die mit Stufenlinsen oder Ringlinsen ausgestatteten Scheinwerfer erwähnenswert, deren lichttechnische Anpassungsfähigkeit an die verschiedenen Aufgaben sehr weit geht.
Die Konstruktionen der Firma Weinert haben den Namen nicht nur im Inland sondern auch im Ausland zu einem deutschen Qualitätsbegriff gemacht. Der Anteil der Ausfuhr stellt sich zeitweilig auf 50% des Gesamtumsatzes.
Aus kleinen Anfängen hat sich durch Tatkraft und Umsicht ein deutsches Spezialwerk der Filmtechnischen Industrie entwickelt, welches auch in schweren Zeiten mit Stetigkeit seinen Weg gegangen ist.
Eugen Bauer 60 Jahre alt
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 11 / Nov. - Zeitschrift für die Technik im Film
Am 4. Oktober 1939 hat der Gründer der Firma Eugen Bauer seinen 60. Geburtstag gefeiert. Wie bereits im Rahmen des Aufsatzes über die Entwicklung der deutschen Kinoprojektoren berichtet wurde, hat Herr Bauer einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Kinoprojektoren zu der heutigen Vollkommenheit. Möge es Herrn Bauer vergönnt sein, in voller Gesundheit noch recht lange seinen Betrieb mit seinem Rat und seiner Erfahrung zu unterstützen.
Raphael Eduard Liesegang - ein Wissenschaftler und Künstler - 70 Jahre
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 11 / Nov. - Zeitschrift für die Technik im Film
Dr. phil.h.c., Dr. med.h.c. Raphael Eduard Liesegang, Seniorchef der Firma Ed. Liesegang - in Fachkreisen über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und verehrt konnte am 1.11.1939 an seinem 70. Geburtstag auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. Bereits im jugendlichen Alter wirkte er im väterlichen Laboratorium und hatte wesentlichen Anteil an den Entwicklungsarbeiten photographischer Papiere, deren Herstellung er später in einer modernen Anlage betrieb, die nach der Übernahme durch die Farbenfabriken Bayer & Co. bedeutende Ausmaße annahm.
Als Avantgardist auf dem Gebiet des Fernsehens verfaßte er mit 21 Jahren das Buch „Beiträge zum elektrischen Fernsehen", das erste wissenschaftliche Werk über dieses wichtige Problem. Dadurch kam er mit Edison in einen Briefwechsel.
In den Büchern: Photogr. Chemie, Photogr. Physik, Photochem. Studien, Photographie für Maler usw. legte er seine Erfahrungen schriftlich nieder, gleichermaßen wertvoll für Fachleute und Amateure. Über seine Entdeckungen wurden in zahlreichen Veröffentlichungen berichtet. Durch seine Erforschung kolloidchemischer Vorgänge in Geologie und Mineralogie entstand eine neue Theorie der Achate.
Der Jubilar ist ein ernster Wissenschaftler und ein Künstler mit außergewöhnlichem Aktionsradius. Durch die Entwicklung von Farbenfilmarbeiten sicherte er Deutschland einen entscheidenden Vorsprung auf diesem Gebiet, z. B. gegenüber den Franzosen, die zu den gleichen Erkenntnissen erst wesentlich später kamen.
Wir beglückwünschen den Jubilar und hoffen, daß ihm noch viele Jahre ungetrübter Schaffensfreude vergönnt sein mögen. S. H.