Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Aus Bücher und Zeitschriften 1939
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Ein Verfahren zur Beseitigung des Spiegelins von Glasflächen
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 7 / Juli - Zeitschrift für die Technik im Film
General Electric develops process to remove glare from glass (Die General Electric entwickelt ein Verfahren zur Beseitigung des Spiegelins von Glasflächen). Amer. Cinem. 20 (1939) Nr. 3, S. 142.
Die Unterdrückung des Spiegeins von Glasflächen erfolgt bei dem hier geschilderten Verfahren durch Auftrag dünner Schichten einer nicht näher beschriebenen Substanz auf das Glas, nachdem dessen Brechungsindex bestimmt ist, was ja leicht geschehen kann.
Fällt Licht auf die Schicht, so werden die Strahlen sowohl von deren Rückseite wie von ihrer Oberfläche reflektiert, und hat die Schicht eine Dicke von genau 1/4 Wellenlänge des Lichts, dann besitzen die von der Oberfläche kommenden Strahlen gleiche Intensität wie die rückseitigen, in der Phase sind sie aber einander entgegengesetzt; sie heben sich also auf, und es wird keine Lichtreflexion erkennbar.
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Aus dem Forschungslaboratorium der General Electric
Das Verfahren wurde im Forschungslaboratorium der General Electric von Dr. Katharine Blodgett ausgearbeitet; sie erklärte dem Berichterstatter den Hergang des - übrigens noch im Versuchsstadium befindlichen - Prozesses etwa wie folgt: das zu behandelnde Glas wird in einen Flüssigkeitsbottich getaucht, auf dessen Oberfläche sich eine Schicht einer unlöslichen Seife von molekularer Dicke befindet, die sich beim Einführen der Glasscheibe auf dieser niederschlägt.
Beim Herausheben der Scheibe wird eine zweite Schicht aufgetragen. Dieses Verfahren setzt man fort, bis etwa 44 Schichten mit einer Gesamtstärke von 1\4 der Wellenlänge (= etwa 1/10.000 mm) übereinander gelegt sind. Die genaue Schichtdicke läßt sich auf optischem Wege jederzeit exakt bestimmen.
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Beispiel "Bilderrahmen"
"Beifolgendes" Bild zeigt die Wirkung einer solchen Behandlung bei der Aufnahme eines unter Glas liegenden Bildes; die Behandlung ist zweifellos erheblich, gleichwohl dürfte ihre praktische Bedeutung nicht allzu hoch einzuschätzen sein, denn in vielen Fällen - man denke beispielsweise an die vor Schaffung der Polarisationsfilter so schwierige Aufnahme spiegelnder Schaufenster pp - ist das Verfahren gar nicht anwendbar, oder aber seine Notwendigkeit stellt sich - wie fast immer im Atelier - zu spät heraus.
Anmerkung : Dieses frühe erst mal abwertende Urteil (bezüglich Bilder- Einrahmungen) hat sich Jahre später als Dummheit herausgestellt, denn die Beschichtungen von Farb-Optiken stellten später die Alleinstellungsmerkmale der Qualitäten der der Optik-Hersteller dar.
Die Mittelchen, mit denen man der Unannehmlichkeit in der Atelierpraxis zu begegnen pflegt, sind ja zur Genüge bekannt; schwierig wird die Sache im allgemeinen erst, wenn etwa die Tür eines Spiegelschrankes oder einer Vitrine während der Szene geöffnet oder geschlossen werden muß und dabei dann eine Seitenlampe nach der anderen darin aufblitzt! In solchen Fällen wäre freilich eine gemäß Obigem präparierte Scheibe Goldes
wert.
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Also doch eine herausragende Bedeutung
Eine erhebliche Bedeutung dürfte dagegen dem Verfahren auf dem anderen, vom Berichterstatter genannten Gebiete zukommen, nämlich in seiner Anwendung auf die Oberfläche von Linsen.
Es ist bekannt, daß durch Spiegelung an jeder Luft Glas-Fläche etwa 4% des auffallenden Lichts verloren gehen; das bedeutet bei modernen Aufnahmeobjektiven, die im allgemeinen 6 oder 8 derartige Flächen aufweisen, einen Verlust von 25 bis 35%.
Wird diese Spiegelung aufgehoben, so bleibt nur noch der sehr geringe Verlust, der durch die Absorption des Lichts beim Durchgang durch das Glas eintritt. In der Tat berichtet Dr. Blodgett, daß gelegentlich eines Laboratoriumsversuches der Nachweis hierfür erbracht wurde: die Lichtdurchlässigkeit einer Glasscheibe, die normalerweise 92% betrug, stieg infolge Behandlung der Scheibe nach dem angegebenen Verfahren auf 99,2%.
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Steigerung der Lichtstärke von Objektiven
Unterstellt man, daß es gelingt, dieses Verfahren zu vollkommener Praxisreife auszubilden, worunter zu verstehen wäre, daß nicht nur der angestrebte „reflexionswidrige" Effekt weitgehend erreicht ist, sondern die Schichten auch haltbar sind, nicht blind werden oder leicht verschrammen, das Glas nicht angreifen usw., dann müßte es nicht nur wegen der im Bericht erwähnten Steigerung der Lichtstärke von Objektiven interessieren, sondern auch wegen der mit Aufhebung der Linsenreflexe verbundenen Steigerung der Bildgüte.
Bekanntlich wird ja das von den Glas Luft-Flächen der Linsen gespiegelte Licht nur teilweise der photographischen Schicht entzogen; ein beträchtlicher Teil des reflektierten Lichts erreicht die Schicht sehr wohl, nur nicht dort, wo es zur Bilderzeugung hingehört - es entstehen so die sogenannten Nebenbilder, die sich zum Teil in einer Aufhellung der Schatten, d. h. einer Minderung der Bildbrillanz auswirken.
Die unerwünschten Nebenbilder
Naturgemäß hängt auch die Zahl der Nebenbilder von der Zahl der freien Glas- Luft- Flächen im Objektiv ab; ist "n" die Zahl dieser Flächen, so berechnet sich die Zahl der Nebenbilder nach der Formel "n(n-1) / 2".
Daraus ergibt sich, daß im "Vierflächner" 6, im "Sechsflächner" 15, im "Achtflächner" 28 Nebenbilder entstehen, daß also das moderne, lichtstarke Objektiv mit seiner größeren Linsenzahl seinen im Aufbau primitiveren Vorgängern in bezug auf Bildbrillanz nachstehen muß, wie das ja von praktischen Photographen ohne Kenntnis der Zusammenhänge, rein auf Grund empirischer Feststellungen häufig ausgesprochen worden ist.
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Rückblick auf alte Probleme
In diesem Zusammenhange sei daran erinnert, daß, wie der Referent früher berichtete *1), in dem heute leider der Geschichte angehörenden Dunning-Verfahren das Auftreten der Nebenbilder eine unmittelbare Gefahr für das Gelingen der Kombinationsbilder darstellt, und zwar deshalb, weil der infolge Linsenreflexionen fehlgeleitete Anteil des vom Hintersetzer kommenden Blaulichts die Entstehung einer Kopie des gelben Hintergrund-Positivs an solchen Stellen des Aufnahmefilms bewirken kann, auf denen die Vordergrundszene zur Abbildung kommt, so daß also im fertigen Bilde der Hintergrund durch den Vordergrund hindurchscheint, ein Fehler, dem man nur bei großer Erfahrung und Achtsamkeit hinreichend vorzubeugen vermag.
Im normalen Schwarzweiß-Bild bewirkt das Auftreten schädlicher Neben bilder, wie schon bemerkt, eine Verflachung des Bildes, die sich bis zu einem gewissen Grade im Kopierprozeß ausgleichen läßt.
Anders liegen die Verhältnisse im Farbenverfahren, (wo) in welchem durch Nebenbilder eine Beeinträchtigung der Farbentreue eintreten kann, eine Erscheinung, die dann naturgemäß sehr viel störender wäre und für die sich nachträglich Abhilfe nicht mehr schaffen läßt.
Aus all diesen Gründen, denen sich weitere, gewichtige anfügen ließen, geht hervor, daß einem Verfahren zur Beseitigung der sichtbaren Reflexion von Glasflächen große Bedeutung zukommen würde.
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Bild 1. Aufnahme eines Bildes, das teils mit normalem Glas, teils mit einer nach dem Verfahren von K. Blodgett behandelter Glasscheibe bedeckt ist.
*1) Kutzleb, L.: Neueres über Bildkombinations-Verfahren. Kinotechnik 18 (1936). Heft 11, S. 180
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Die Vinten-Hochfrequenzkamera
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 7 / Juli - Zeitschrift für die Technik im Film
Geary, D. H.: The Vinten High Speed Camera (Die Vinten-Hochfrequenzkamera). Phot. Jl. 79 (1939), S. 291.
Die Kamera ist für Forschungszwecke gebaut. Sie wiegt einen Zentner und gestattet, 3.000 Bilder/sec mit ausreichender Schärfe aufzunehmen.
Auf einem gemeinsam mit dem Laufwerk des Films angetriebenen Ring sind 48 exakt aufeinander abgestimmte Objektive so angeordnet, daß der Umkreis ihrer Achsen sich mit einer Geschwindigkeit fortbewegt, die der linearen Filmgeschwindigkeit gleich ist. Auf diese Weise entfiel die Verschlußfrage, und es wurden günstige Bedingungen für die Belichtung geschaffen.
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Der Gleichlauf von Objektiv und Filmband
Das Prinzip des optischen Ausgleichs der Bildwanderung durch Gleichlauf von Objektiv und Filmband ist an sich nicht neu; beispielsweise bediente sich J. Szczepanik desselben in seiner - von der Emil Busch AG, Rathenow, gebauten - Farbenkamera, und löste das Prinzip sogar noch "folgerichtiger"; denn während in der Vintenkamera das Objektiv in einem Kreisbogen über den mit der optischen Achse gleich schnell laufenden Film geführt wird, woraus sich ein geringes seitliches Verschieben der Optik gegen den Film während der Aufnahme ergibt, bewegen sich die Objektive in Szczepanik's Kamera während der Belichtung linear, wie der Film, und gleichlaufend mit ihm.
Es bildeten bekanntlich in dieser Kamera 18 gleichartige Objektive eine Kette ohne Ende, die in einer zur optischen Achse senkrechten Ebene kontinuierlich kreiste, und deren Glieder vor dem Filmfenster geradlinig geführt wurden.
Bei exaktem Gleichlauf von Film und Objektiven, wie er durch die Konstruktion verbürgt war, blieb die Stellung beider zueinander während der Dauer der Belichtung also unverändert, die Zeichnung in den Bildern hätte somit von vollendeter Schärfe sein müssen, wenn nicht durch das Abwärtswandern des Systems Optik/Film während der Belichtung eine entsprechende Verschiebung des Blickpunktes und damit ein stereoskopischer Effekt in Form von Höhenparallaxe verursacht würde.
Tricks wegen der schwachen Emulsionsempfindlichkeit
Diese Erscheinung wird naturgemäß um so deutlicher, je länger der Weg ist, auf dem der Film der Belichtung ausgesetzt ist; denn dieser Weg bildet ja gleichsam die Basis dieses stereoskopischen Systems.
Szczepanik lag es daran, durch verhältnismäßig lange Belichtungszeit einen Ausgleich für den Lichtverbrauch der Farbfilter herbeizuführen - ein bei den damaligen Emulsionsempfindlichkeiten nur allzu begreiflicher Wunsch; er gab deshalb dem Fenster einen solchen Ausschnitt, daß drei Objektive (bzw. je nach Stellung der umlaufenden Kette, zwei Objektive voll und zwei teilweise) darin Platz hatten.
Indem er dem Fenster ein den jeweils aufnehmenden Objektiven gemeinsames, feststehendes Telesystem vorsetzte, konnte er zwar den Parallaxfehler der Einzelbilder in seiner Auswirkung mindern, zu beseitigen vermochte er ihn naturgemäß nicht *1).
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Bildunschärfe durch Parallaxfehler
Im Schwarzweißbild wirkt sich der auf diese Weise entstehende Parallaxfehler in einer Bildunschärfe aus, die bei vertikal verlaufenden Linien gleich Null ist und bei den Horizontalen ihr Maximum erreicht; durch Verkürzen des Fensterausschnitts, eine Maßnahme, die für Hochfrequenzaufnahmen zum Erzielen der erforderlichen kurzen Belichtung an sich geboten wäre, ließe sich die Unscharfe auf ein praktisch bedeutungsloses Maß herabdrücken.
Indessen dürfte die von Szczepanik erdachte Konstruktion der Objektivkette im Hinblick auf die zu fordernde Umlaufgeschwindigkeit in einer Hochfrequenzkamera kaum anwendbar sein.
Die 48 Objektive der Vintenkamera besitzen die relative Öffnung f:3,5 und 50mm Brennweite; sie sind so justiert, daß unendlich weit entfernte Gegenstände auf dem Film scharf abgebildet werden. Für die Aufnahme näher gelegener Objekte werden Zusatzlinsen verwendet.
Wegen der hohen Geschwindigkeiten erfolgt die Schmierung des Werks in besonderer Art unter Verwendung einer Druckpumpe. - Da es bei Forschungsarbeiten vielfach erforderlich ist, den zeitlichen Ablauf des aufgenommenen Vorgangs exakt festzustellen, ist eine besondere Einrichtung hierfür geschaffen, bestehend aus einem Hochspannungsfunken, der durch eine Stimmgabel gesteuert und auf einer Filmkante abgebildet wird.
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*1) Szczepanik, J.: Kinematographie in natürlichen Farben (II) Kinotechnik 6 (1924), S. 322