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Arbeit- und filmsparende Umroller für die 35mm Kinotechnik

aus KINOTECHNIK 1939 - 21. Jahrgang Heft 12 / Dez. 1939 Berlin - Zeitschrift für die Technik im Film
Von Regierungsrat Dipl.-Ing. H. Voigt, Berlin-Tempelhof
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Unter „Umroller" sind diejenigen, durchweg selbständige bauliche Einheiten bildenden Geräte der Kinotechnik verstanden, welche dazu dienen, das nach dem Durchlauf durch den Projektor auf die Aufwickelspule gewickelte Filmband so zurückzuwickeln, daß der szenische Filmanfang an den Außenumfang des Filmwickels gelangt.

Die Bedeutung der durch die Umroller zu erfüllenden Aufgabe wird leider gar zu oft unterschätzt. Vergegenwärtigt man sich, daß in den Filmförder- und Führungsmitteln eines Kinogerätes der die optischen und akustischen Aufzeichnungen tragende Mittelteil des Films durchweg frei geführt ist und somit eine beachtliche Beeinträchtigung desselben hier nicht stattfindet, dagegen die von Vorführung zu Vorführung steigende Minderung der Aufzeichnungen (Querschrammen, Abdrücke, Regenrisse) ihre fast ausschließliche Ursache in den Spulen - und besonders derjenigen der Aufwickelseite - infolge des flächigen Aufeinanderliegens der Filmlagen in diesen hat, so wird ohne weiteres klar, daß die dem Umspulvorgang im Projektor entsprechende Rückwicklung des Films im Umröller hinsichtlich einer etwaigen Abnutzung des Filminhaltes die gleiche Bedeutung wie jener hat.

Es sollte daher selbstverständlich sein, daß der Konstrukteur und der Vorführer dem Umroller und der Umrollung die gleiche Sorgfalt angedeihen lassen, wie den Spulvorrichtungen von Projektoren, um den Film möglichst lange vorführfähig zu erhalten. In Übereinstimmung mit dem Fortschreiten des Projektorenbaues ist die sich in der in diesen Zeilen berücksichtigten Patentliteratur wiederspiegelnde Entwicklung der Umroller zunächst in zwei Richtungen verlaufen.
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Die Entwicklung der Umroller

Erstens hat man eine weitgehende Schonung des Films angestrebt und zweitens die Umroller in einem solchen Maße automatisiert, daß der Vorführer durch den Umrollvorgang als solchen nicht in Anspruch genommen wird.

Hinzu kommt noch die teilweise so weit getriebene Ausrüstung der Umroller mit Filmprüf- und Meßeinrichtungen usw., daß der Umroller bereits zu einer Filmbearbeitungsmaschine wird.

Bevor auf die zur Lösung der einzelnen voraufgezeichneten Aufgaben eingeschlagenen konkreten Wege eingegangen wird, seien kurz die Umroller in Verbindung mit der Schmalfilmkinematographie erwähnt. Auf diesem Gebiete ist, wie die Patentliteratur *1) zeigt, großes Gewicht auf die Umrollung gelegt. Der Umroller ist hier zu einem integrierenden Bestandteil des Projektors geworden, welcher mit einfachsten Handgriffen nach Beendigung der Vorführung ein Umrollen des Films in kurzer Zeit ermöglicht.
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Die Forderungen an einen Umroller

Welche Forderungen sind nun im Interesse der Filmschönung beim Umrollen zu erfüllen? Zunächst ist der Zug des auflaufenden Films so zu überwachen, daß eine stoßweise Änderung desselben unterbunden wird und alle durch die mehr oder weniger große Geschicklichkeit des Bedienenden infolge Bremsung des Films oder der Vorratsspule von Hand möglichen Schwankungen im Filmzug und Filmlauf vermieden werden.

Zu diesem Zweck sind bei einer Reihe von Konstruktionen *2) Reibungskupplungen und -bremsen im Umroller vorgesehen worden, die zwar solche plötzlichen Änderungen unterbinden, jedoch bei konstantem Anpreßdruck naturgemäß zu einer Verminderung des Filmzuges nach Maßgabe des steigenden Wickeldurchmessers führen.

Diesen Mangel hat man dadurch zu mildern versucht *3), daß das von der Reibungskupplung auf die Aufwickelspule übertragene Drehmoment direkt proportional dem Gewicht des Wickels beeinflußt wurde. Ein anderer Vorschlag *4) geht dahin, auf die jeweils äußere Lage der Aufwickelspule eine belastete Rolle einwirken zu lassen.

Für den Fall, daß auf einen flanschlosen Kern gewickelt wird, ist diese Rolle mit Seitenscheiben versehen, welche ein Auftürmen (kegelförmiges Aufwickeln) des Films unterbinden. Die bei der Beseitigung solcher Wickelfehler entstehenden Querschrammen werden durch diese Maßnahme weitgehend vermieden.
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*1) Deutsche Patentschriften 668360 (Otto Wittel, Rochester, Kodak A.-G. Berlin) und 611903 (Wilhelm Wurm, Stuttgart); schweizerische Patentschrift 150029 (Siemens & Halske A.-G., Berlin); französische Patentschrift 745971 (Kodak-Pathe, Frankreich); amerikanische Patentschrift 1975336 (Bruno Stechbart, Bell und Howell, Chicago).
*2) Französische Patentschrift 620909 (M. Frassier, Frankreich); britische Patentschrift 358280 (Hampton u. Evans, England).
*3) Amerikanische Patentschrift 1844676 (H. Owens, New York).
*4) Deutsche Patentschrift 328133 (H. Herbst, Bremen).
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Viele Ausführungsformen und Varianten

Bei einer anderen verfeinerten Ausführungsform *5) eines Umrollers liegt eine Tastrolle auf dem zwischen den beiden Spulen befindlichen Filmabschnitt auf und verstellt abhängig vom Filmdurchhang eine auf die Vorratsspule einwirkende Bremse. Schließlich sei noch eine Umrollerbauart *6) erwähnt, bei welcher der erforderliche Filmzug dadurch hervorgebracht wird, daß die Vorratsspule auf einem Kipphebel gelagert ist, der beim Umrollen entgegengesetzt der Zugrichtung unter dem Einfluß des Spulengewichtes überzukippen versucht.

Die Endstellung ist in diesem Falle durch eine Bremsbacke gegeben, gegen welche die Spule bei Stillsetzung des Umrollers oder bei Filmriß augenblicklich zum Anliegen kömmt.

Hierdurch wie auch durch die zuletzt *5) erwähnte Konstruktion wird gleichzeitig das Nachlaufen der Vorratsspule bei plötzlichem Anhalten und Filmriß verhindert. Ein Nachschießen des Films aus der Vorratsspule und etwaiger „Filmsalat" sind praktisch ausgeschlossen.

Lediglich der Verhinderung des Nachlaufes und des Schlaffwerdens des Films dient eine Umrollertype *7), bei welcher durch Zurückdrücken der Antriebskurbel eine an der Vorratsspule wirksam werdende Bremse in Tätigkeit gesetzt wird.

Ein letzter Weg *8), den Filmzug möglichst konstant zu halten, besteht in der Einschaltung eines Differentialgetriebes zwischen Vorrats- und Aufwickelspule.

Bei der Benutzung eines solchen Getriebes sollen sich die Filmlänge zwischen beiden Spulen und damit der durch irgendwelche Mittel eingestellte Filmzug angeblich nicht ändern.

In der Richtung der Filmschonung liegt auch die Ausbildung der Umroller derart, daß irgendwelcher Staub nicht ungehindert in die Filmlagen eindringen und hier bei zu festem Wickeln und bei etwaigem Nachziehen des Wickels infolge Aufeinanderreibens der Lagen Regenrisse verursachen kann.

Eine Reihe von Konstrukteuren hat in Verfolg dieser Überlegungen die Filmspulen mit dem gesamten Filmweg gekapselt *9), eine Maßnahme, die auch für den Feuerschutz (des Nitrofilms) von Bedeutung ist.

Dadurch, daß infolge dieser Kapselung der Umrollvorgang dem beliebigen Eingriff des Bedienenden entzogen war, ergaben sich ohne weiteres die Anfänge der Automatisierung. Diese Automatisierung zielt im allgemeinen darauf ab, den Vorführer nur mit der Einleitung des Umrollvorganges zu belasten, die Umrollung selbst und die Außerbetriebsetzung nach beendigter Umrollung jedoch selbsttätig zu bewirken.

Der meist eingeschlagene Weg zur Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß mit der Vorratsspule reibungskraftschlüssig eine entgegen dem Spulendrehsinn feder- oder gewichtsbelastete Schaltvorrichtung für den Antriebsmötör gekuppelt ist *10).

Solange der Filmzug auf die Vorratsspule wirkt und sie in Umdrehung versetzt, schließt diese Einrichtung den Motorstromkreis. Nach vollendeter Umrollung und Aufhören des Filmzuges öffnet der Schalter unter dem Einfluß seiner Gewichts- oder Federlast den Motorstromkreis, so daß der Umroller stillgesetzt wird.
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*5) Französische Patentschrift 716409 (M. Frenkel, Frankreich).
*6) Deutsche Patentschrift 411 500 (Ernemann Werke, Dresden),
*7) Britische Patentschrift 24992 vom Jahre 1911 (A. Wrench, England).
*8 Amerikanische Patentschrift 2153666 (Morgan und Testera, USA.).
*9) Amerikanische Patentschrift 1 222 505 <W. Worman, USA)., amerikanische Patentschrift 1 863980 (H. Goldberg, Chicago), amerikanische Patentschrift 1747895 (M. Fulton, USA.).
*10) Amerikanische Patentschrift 1632968 (M. Hipps, Texas), amerikanische Patentschrift 1 863980 (vgl. ¦), amerikanische Patentschrift 2071 527 (R. Holloway, Texas).
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Es gibt noch mehr elektromechanische Variaonten

Nach einem recht originellen Vorschlage *11) soll die gleiche Wirkung dadurch erreicht werden, daß das freie Filmende nach vollendeter Umrollung gegen den Betätigungshebel des Motorschalters im Sinne einer Öffnung desselben schlägt.

Schließlich bleibt noch die Stillsetzung des Umrollers durch elektro-optische Mittel zu erwähnen *12). In Richtung einer den Filmspulenkern tangierenden Sehne des Abwickelspulenbehälters ist in der einen Gehäusewand eine Lichtquelle, in der anderen eine Photozelle angeordnet.

Solange sich mehrere Filmlagen auf dem Kern befinden, ist der Lichtweg von der Lichtquelle zur Photozelle gesperrt. Ist der Film völlig umgewickelt, so wird die Photozelle von den Lichtstrahlen getröffen und kann die nötigen Schaltvorgänge einleiten.

Auch die beim Umrollen vielfach geübte Kontrolle von Perforationsschäden dadurch, daß man die Filmkanten zwischen den Fingern hindurchgleiten läßt, ist mechanisiert worden *13).

Auf den Filmrändern liegen nur im Perforationsbereich kleine Fühlrollen auf. Diese Rollen sind an dem einen Ende von doppelarmigen Hebeln befestigt, die an ihrem anderen Ende mit der Schaltvörrichtung des Umrollers in Verbindung stehen.

Gelangt unter eine der Fühlrollen ein Filmstück mit ausgerissener Perforation, so fällt die Rolle durch und betätigt die Schaltvorrichtung. Lediglich Einrisse in der Perforation sind auf diese Weise natürlich nicht feststellbar.
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Weitere Zubehörteile für Umroller

Als Zubehörteile für Umroller kommen in erster Linie Bild- oder Meterzähler in Frage *14). Außerdem hat sich die Ausrüstung mit Schneid- u. Klebevorrichtungen weitgehend eingeführt *15). Darüber hinaus sind Konstruktionen bekannt geworden *16), die auch mit einer Betrachtungsvorrichtung versehen sind.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die bei den Filmbearbeitungstischen übliche Lagerung der Spulen mit stehender Achse auch für Umroller einfacher Bauart bekannt ist *17). Der Vorteil dieser Anordnung wird darin gesehen, daß nicht wie bei liegenden Achsen das u. U. erhebliche Wickelgewicht die inneren Lagen belasten und verschrammen kann.

Die gegenwärtigen Zeitverhältnisse (Anmerkung : hier wird versteckt auf den Kriegsbeginn hingewiesen) dürften es besonders angezeigt erscheinen lassen, sich in Praxi mit den zahlreichen, vielfach auf dem Papier gebliebenen Vorschlägen zur Erhöhung der Ökonomie auf dem meistens als sehr nebensächlich angesehenen Gebiete des Umrollens zu befassen und hier vielfach anzutreffende alte Sünden zu beseitigen.

*11) Amerikanische Patentschrift 1222 505 (vgl. ¦)).
*12) Amerikanische Patentschrift 1988255 (J. Soons, New York).
*13) Amerikanische Patentschrift 1350368 (J. Herrington, USA.).
*14) Französische Patentschrift 506582 (M. Mery).
*15) Schweizerische Patentschrift 195090 (Siemens & Halske A.-G., Berlin).
*16) Amerikanische Patentschrift 1916311 (A. Hayden, USA.).
*17) Französische Patentschrift 427314 (M. Debrie, Frankreich; britische Patentschrift 320058 (W. Haggett, England).
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