Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Grundsätzliches über Belichtungsmesser
aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 6 / Juni - Zeitschrift für die Technik im Film
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Von Dr. H. Etzold
Die Tatsache, daß die Belichtungsmesser, die sich für die Praxis des Standbildphotographen eingebürgert haben, für die Arbeit des Kinooperateurs sich nicht durchsetzen, deutet daraufhin, daß hier ein grundsätzlicher Mangel vorliegt.
In den folgenden Zeilen sollen die prinzipiellen Anforderungen besprochen werden, die an einen Belichtungsmesser gestellt werden müssen, der für die Zwecke des Kinooperateurs geeignet sein soll *1).
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*1) Vgl. auch: L. Kutzleb, Der Belichtunglmesser des Kameramannes Kinotechnik 19 S. 259 (1937) - Neue Aufgaben der Photozelle im Dienst der Kinotechnik. Kinotechnik 13, S. 8 (1931)
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Die Helligkeitswerte oder besser die Leuchtdichtewerte
Die Aufgabe, von einem Gegenstand eine photographische Aufnahme herzustellen, heißt, die einzelnen Helligkeitswerte (besser gesagt: Leuchtdichtewerte) des Objektes umzusetzen in zugeordnete photographische Schwärzungswerte.
Wir müssen also das aufzunehmende Objekt stets betrachten als zusammengesetzt aus einer großen Zahl von einzelnen kleinen Bildelementen verschiedener Leuchtdichte, gesehen vom Standpunkte der aufnehmenden Kamera.
Da unsere Aufgabe aber heißt, bei der Aufnahme jedem Leuchtdichtewert des Bildes eine photographische Schwärzung zuzuordnen, kann die Belichtungszeitmessung nur darin bestehen, die Leuchtdichte der einzelnen Bildelemente, vom Standpunkt der Kamera aus gesehen, auszumessen.
Die eingangs genannten photographischen Belichtungsmesser, die mit einer Sperrschichtzelle und einem elektrischen Meßwerk ausgestattet sind, sind nun zwar auch Leuchtdichtemesser, haben aber die Eigenschaft, einen sehr großen Raumwinkel zu erfassen - d. h. also: sie messen nur den Leuchtdichtemittelwert über die gesamte, von dem Raumwinkel aus dem Objektraum ausgeschnittene Fläche.
Die integrierenden Leuchtdichtemesser
Wir wollen solche Geräte im folgenden kurz „integrierende Leuchtdichtemesser" nennen. Wie eine einfache Überlegung zeigt, sind derartige Geräte nur dann geeignet, einen brauchbaren Wert für die Belichtungszeit anzuzeigen, wenn eine ziemlich gleichförmige Verteilung der Leuchtdichtewerte des Objektes über die Objektfläche gegeben ist.
Die meisten zu photographierenden Objekte weisen Leuchtdichteumfänge auf, die 1:10.000 und mehr betragen. Wegen der üblichen Auftragung der photographischen Schwärzung (die ja bekanntlich den Logarithmus des Verhältnisses zwischen aufgefallenem zu durchgefallenem Licht darstellt) als Abhängigkeit vom Logarithmus der Lichtmenge, wollen wir auch unseren Lichtumfang logarithmisch darstellen und kommen so für die oben genannte Zahl auf logarithmische Lichtumfänge von 4 bis 5.
Lichter und Schatten
Die photographischen Negativmaterialien sind aber äußerstenfalls in der Lage, einen Lichtumfang von 2,5 bis 2,8 noch zu registrieren; d. h. wenn wir eine photographische Aufnahme eines Objektes von hohem Leuchtdichteumfang herstellen wollen, müssen wir uns von vornherein darüber klar werden, an welcher Stelle der Leuchtdichteskala wir Vernachlässigungen zulassen wollen; d. h. also, ob wir die Stellen großer Leuchtdichte - gemeinhin kurz „Lichter" genannt - oder die Stellen sehr geringer Leuchtdichte - gemeinhin kurz „Schatten** genannt - benachteiligen wollen.
Dazu kommt noch, daß die photographischen Negativmaterialien nicht in dem ganzen oben angegebenen Umfang in der Lage sind, die Lichtwerte proportional in Schwärzungswerte umzusetzen, sondern daß in den Gebieten der Extremwerte - d. h. also bei den Lichtern und Schatten - die Unterschiede der einzelnen Leuchtdichtestufen zu gering dargestellt werden.
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Betrachtung der Schwärzungskurve
In der graphischen Darstellung der oben bezeichneten Abhängigkeit (Schwärzung vom logarithmischen Wert der Lichtmenge), der Schwärzungskurve, stellt sich das als Krümmungen am oberen und unteren Ende der Kurve zu flacher werdenden Teilen dar.
Um nun also vor der Aufnahme die richtige Belichtungszeit, oder wie bei der Kinoaufnahme, bei gegebener Belichtungszeit die richtige Blendenöffnung feststellen zu können, müssen vor der Aufnahme die Leuchtdichten der einzelnen Bildelemente ausgemessen werden, und wenn der Umfang sich als größer als 2,5 ergeben sollte, entschieden werden, in welchen Leuchtdichtegebieten vernachlässigt werden soll.
Daß zu dieser Messung die integrierenden Meßgeräte nicht geeignet sind, kann leicht an den beiden bekannten Objekten „Maus auf der weißen Schneefläche" und „weiße Blume im Knopfloch des Fracks** gezeigt werden.
Im ersten Falle würde der integrierende Belichtungsmesser wegen des überwiegenden Anteiles der weißen Schneefläche am Bildinhalt einen viel zu großen Lichtwert angeben, so daß für die Maus eine starke Unterbelichtung zustande käme; im anderen Falle zeigt der Belichtungsmesser einen viel zu geringen Wert an, so daß die Blume weit überbelichtet würde.
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Die Szene punktweise ausmessen
Für die punktweise Ausmessung der Szene, also Berücksichtigung der einzelnen Bildelemente, gibt es nun zwei verschiedene Möglichkeiten. Bei gering ausgedehnten Objekten, wie wir sie also beispielsweise im Atelier haben, und unter der Voraussetzung vorwiegend diffus reflektierender Objekte, kann man mit Hilfe eines Luxmeters, das aus einer Sperrschichtzelle und einem Meßwerk besteht, die auf das Objekt auffallende Beleuchtungsstärke an den verschiedenen Stellen der Szene messen und sich dann unter Berücksichtigung des Leuchtdichtefaktors der einzelnen Objektteile ein Bild von den auftretenden Leuchtdichten machen.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, sich einen Belichtungsmesser zu beschaffen, der einen äußerst kleinen Raumwinkel erfaßt, und mit dem man vom Standpunkt der Kamera aus den Objektraum austamn kann - der also Leuchtdichten unmittelbar punktwelle mißt. Was für Möglichkeiten zur Konstruktion solcher Leuchtdichtemesser bestehen, und welche Vorteile sie im einzelnen bei der Verwendung haben, soll in einer späteren Abhandlung besprochen werden.