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Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Eine neue 8 mm-Kinokamera

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 7 / Juli - Zeitschrift für die Technik im Film

Von M. Weinberger
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Der 8 mm-Film hat in den letzten Jahren (vor 1939) in den Kreisen der Filmamateure große Bedeutung gewonnen. Handelt es sich für den Filmamateur doch in erster Linie darum, mit einem möglichst kleinen Aufwand von Kosten ein Ergebnis zu erzielen, das dem des Normalfilms nicht oder doch nur in geringem Maße nachsteht.

Der Amateur hat daher ein Interesse daran, möglichst alle Tricks, die im Normalfilm gang und gäbe sind, selbst herstellen zu können. Er stellt daher naturgemäß sehr hohe Anforderungen an die Möglichkeiten, die ihm eine Aufnahmekamera für seine Zwecke bietet.

Er begnügt sich im allgemeinen nicht damit, nur ein bewegtes Bild als solches aufzunehmen, er möchte Überblendungen, Verdrängungen und sonstige Trickaufnahmen in der gleichen Weise herstellen können, wie sie ihm vom Kinotheater her bekannt sind. Beim Normalfilm werden derartige Tricks nachträglich beim Kopieren vorgenommen.

Da der Amateur aber aus Kostengründen seine Filme in der Regel nicht kopieren läßt, muß sein Aufnahmegerät so eingerichtet sein, daß er die Tricks mit ihm unmittelbar ausführen kann.
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Neue Wege

Deshalb sind die Konstrukteure von 8mm-Kameras auch gänzlich neue Wege gegangen. Eins der neuesten Aufnahmegeräte für 8mm-Film ist die Siemens-Kinokamera 8R (Bild 1), deren Aufbau und Funktion im folgenden beschrieben werden soll. Die Kamera ist durch drei hervorstechende Eigenschaften besonders gekennzeichnet:

Sie bietet die Möglichkeit

1. Tele- und Weitwinkelaufnahmen ohne Objektivwechsel zu machen, indem SpezialOptiken auf das Objektiv der Kamera aufgesetzt werden,
2. Überblendungen herzustellen,
3. den Film in wenigen Augenblicken einzulegen, da Vor- und Nachwickeltrommeln nicht vorhanden sind und die erforderliche Schleifenbildung zwangläufig geschieht.

Als Filmmaterial wird doppelbreiter 8mm-Film verwendet (Bild 2).
Nach dem ersten Durchlauf wird der Film aus der Kamera genommen, die Auf- und Abwickelspule gegeneinander vertauscht und neu eingelegt.

Da - wie bereits erwähnt - die Filmbahn sehr einfach ausgeführt ist (Bild 3) und die Schlaufenbildung selbsttätig erfolgt, kann dies in wenigen Augenblicken vorgenommen werden, so daß ein merkbarer Zeitverlust hierdurch nicht verursacht wird. Selbstverständlich verwendet man Tageslichtspulen, so daß man für das Ein- und Umlegen keine Dunkelkammer benötigt.
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Das Objektiv

Das Objektiv der Kamera ist ein Rodenstock-Sironar 1:2,2, f=1cm. Die Verlängerung bzw. Verkürzung der Brennweite geschieht mit Hilfe von aufsteckbaren Zusatzoptiken, die die Brennweite auf f=2cm bzw.
f=0,5cm verändern (Bild 4).

Die Öffnung und die Schärfe des optischen Systems bleiben dabei unverändert. Es können also Weitwinkel- und Tele-Aufnahmen ebenso vorgenommen werden, wie bei einer Kamera mit Auswechseloptik.

Der Brennweitenunterschied ist wie 1:4. Es handelt sich bei den Vorsatzoptiken um telezentrische Systeme, bei denen eine Übereinstimmung der optischen Achse mit der optischen Achse des fest eingebauten Objektives nicht erforderlich ist.

Deshalb konnte auch die einfache Befestigungsmöglichkeit des Aufsteckens gewählt werden. Der Vorzug dieser Anordnung beruht auch noch darauf, daß das Objektiv selbst mit größerer Genauigkeit (die Toleranzen sind nur 1/5000mm) eingebaut werden kann, als das bei Auswechseloptiken im allgemeinen erreichbar ist. Man hat daher eine Gewähr, daß die Bilder in jedem Fall einwandfrei scharf sind.

Bild 1. Siemens-Kino-Kamera 8 R. An der Vorderfront: Mitte oben: Objektiv, darunter Auslöseknopf, daneben Buchse für Drahtauslöser; unmittelbar unter Objektiv: Filmabhebeknopf für die Rückwicklung; über Objektiv: Arretierungsschraube für die Blendeneinstellung. An der Seitenfront: Mitte oben: Drehgriff für die Filmrückwicklung, darunter: Überblendungstabelle
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Bild 2. Doppelbreiter 8mm-Film. Links: Nach dem Entwickeln und Umkehren, Mitte: nach dem Auseinanderschneiden, rechts: vorführfertig
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Zusatzoptiken

Wenn durch Vorsetzen der Zusatzoptiken die Brennweite und damit der Bildausschnitt verändert werden, so ist es auch erforderlich, daß der Sucher jeweils den richtigen, d. h. der gewählten Brennweite zugeordneten Ausschnitt zeigt.

Dies geschieht auf folgende Weise: Mit Hilfe von kleinen Drehhebeln wird entweder eine Vorschaltlinse (beim Weitwinkelvorsatz) oder eine verkleinernde Maske (beim Tele-Vorsatz) in den Strahlengang des Suchers hineingeklappt. Beide Bauelemente sind in die Kamera hineingebaut und von außen nicht sichtbar (Bild 5).
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Der Effekt der Überblendungen

Die zweite Möglichkeit, die diese neue Kamera bietet, ist der Effekt der Überblendungen, wie er ja aus jedem Kinofilm bestens bekannt ist.

Um Überblendungen vornehmen zu können, muß man den Film auf der Länge der gewünschten Überblendungen zweimal belichten und ihn zwischen der 1. und der 2. Belichtung zurückspulen.

Um das machen zu können, muß die Kamera mit einer Rückwickeleinrichtung ausgerüstet sein. Bei der Siemens-Kino-Kamera 8R ist dies konstruktiv so gelöst, daß man an der Seitenwand der Kamera einen kleinen Drehknebel hochklappt, wodurch eine Kupplung zwischen diesem Drehknebel und der Filmabwickelspule hergestellt wird.

Dreht man nun den Drehknebel im Gegenuhrzeigersinn, so wickelt man den Film zurück. Es muß hier aber beachtet werden, daß der Film im Bildfenster vom Greifer der Kamera festgehalten wird. Es muß also dafür gesorgt werden, daß der Greifer den Film während der Rückwicklung freigibt. Dies geschieht mit Hilfe eines sog. Film-Abhebeknopfes, der unterhalb des Objektives der Kamera angeordnet ist. Beim Druck auf diesen Knopf wird der Film von der Greiferspitze abgehoben und liegt für die Rückwicklung frei (Bild 6).

Bei der Überblendung handelt es sich nun nicht nur darum, ein Stückchen Film zweimal zu belichten, sondern die erste Belichtung muß allmählich abgeblendet und die zweite Belichtung allmählich aufgeblendet werden, damit in der Projektion der Eindruck des allmählichen Verschwindens der alten und gleichzeitigen Entstehens der neuen Szene hervorgerufen wird. Die Abblendung und die Aufblendung werden mit der Irisblende vorgenommen.

Die in das Objektiv eingebaute Irisblende läßt sich, wie es bei derartigen Irisblenden üblich ist, nicht vollkommen schließen. Dies hat aber praktisch keine Bedeutung, da - wenn man mit einigermaßen großen Blenden hat arbeiten können - die Abblendung um wenige Blendenstriche schon genügt, um eine so große Unterbelichtung hervorzurufen, daß keine merkbare Schwärzung der Filmemulsion mehr eintritt.

Muß man dagegen bei sehr hellem Licht normalerweise schon mit einer kleinen Blende arbeiten, so würde die Abblendung bis zur kleinsten Blende für die erforderliche Unterbelichtung nicht genügen. In solchen Fällen setzt man vor das Objektiv der Kamera ein 8faches Graufilter, so daß man dann drei Blendenstriche weiter aufblenden kann und das erforderliche Intervall für die Zubiendung zur Verfügung hat.

Da das Zu- und Aufblenden während der Aufnahme, d. h. während der Beobachtung des Objektes durch den Sucher, erfolgt, muß eine Vorrichtung getroffen sein, die es verhindert, daß man bei der Aufblendung weiter als bis zu der erforderlichen Blende aufblenden kann. Man kann bei dem Blick durch den Sucher die auf der Vorderseite der Kamera befindliche Blendenzahl nicht sehen. Deshalb ist eine Arretierungsschraube angebracht (siehe auch Bild 1), die sich so einstellen läßt, daß die Blende nur bis zu einem vorher festgelegten Wert geöffnet werden kann.

Bild 3. Siemens-Kino-Kamera 8 R, geöffnet, zeigt die Filmführung in der Kamera; oben Abwickelspule, unten Auf wickelspule; links im Deckel: Kupplung der Rück Wickeleinrichtung, die bei geschlossenem Deckel in die Achse der Abwickelspule eingreift

Bild 4. Wirkung des Weitwinkel- und Televorsatzes.
Oben: Weitwinkel, / = 0,5 cm, Mitte: normal, / = 1 cm, unten: Tele, / = 2 cm.
Neben der Kamera jeweils Schnitt durch den optischen Aufbau
Werkzeichnung Siemens

Bild 5. Kamera von der Aufzugseite, Außenhaut teilweise durchsichtig dargestellt. Großes Zahnrad in der Mitte: Federwerk, darunter Aufzug mit umklappbarer Kurbel. Auf der Achse der Kurbel die Omegafeder, die die Kupplung zum Getriebe herstellt. Oben der Durchsichtssucher, rechts die einschwenkbaren Rahmen mit Korrektionslinse und verkleinernder Maske

Bild 6. Kamera von der Rückwickelseite, Außenhaut teilweise durchsichtig dargestellt: Das Bild läßt erkennen, wie die eine Hand den Film zurückwickelt, während die andere ihn mit dem Filmabhebeknopf zurückdrückt und damit vom Greifer abhebt
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Das Federwerk

Das Federwerk (Bild 7) der Kamera hat 3m Durchzug. Es lassen sich also mehrere Szenen aufnehmen, ohne daß die Feder gespannt werden müßte. Beim Filmtransport wird die Aufwickelspule über eine Reibungskupplung angetrieben. Die absatzweise Weiterbewegung des Films im Bildfenster besorgt ein Greifer in Zusammenarbeit mit einem Sperrgreifer.

Der Sperrgreifer fixiert während der Aufwärtsbewegung des Greifers den Film und wird vom Greifer bei dessen Einfallen in das nächste Perforationsloch selbsttätig zurückgedrückt, so daß er die Perforation freigibt.

Die Kamera hat einen Filmtransport von 16 Bildern je Sekunde, die Geschwindigkeit wird durch einen Fliehkraftregler konstant gehalten. Ein Filmzähler, der unmittelbar vom ablaufenden Film gesteuert wird, zeigt jeweils an, wieviel Film noch für die Belichtung zur Verfügung steht.

Bild 7. Werk der Siemens-Kino-Kamera 8 R. Oben: Federwerk, unten: Aus zwei Hälften bestehender Fliehkraftregler für die Gleichhaltung der Geschwindigkeit
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Keine Entfernungseinstellung

Eine Entfernungseinstellung gibt es bei dieser Kamera nicht. Das Objektiv zeichnet bei offener Blende vom Unendlichen bis 2m Abstand scharf. Obgleich bei Abblendung die Schärfe noch bedeutend näher an die Kamera heranreicht, sind für die Aufnahmen bis zu 30cm Abstand Vorsatzlinsen vorgesehen, die in solchen Fällen verwendet werden.

Alle Teile dieser Kamera sind auf einen so kleinen Raum zusammengebaut, daß die Abmessungen des Gerätes im Gehäuse nur das Ausmaß von 8,7 x 12,4 x 5,5cm einnehmen. Es handelt sich hier also um ein Gerät, das auf kleinstem Raum alles in sich vereinigt, das für das erfolgreiche Arbeiten eines Amateurs erforderlich ist. In dieser Kamera können nicht nur Schwarzweiß- sondern auch Farbenfilme verarbeitet werden, da das Objektiv für Farbenfilme korrigiert ist.
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Die Kosten - Zum Schluß

Zum Schluß eine kleine Berechnung der Kosten, die beim Arbeiten mit 8mm-Film entstehen. Ein doppelbreiter Film von 7,50m Länge kostet einschließlich Entwickeln und Umkehren zum vorführfertigen Positiv 7,25 RM (wir sind in 1939 !!).

Da man eine Szene im Durchschnitt nicht länger aufnimmt als 50 bis 75cm, kann man auf einem Film 20 bis 30 Szenen unterbringen. Eine Szene kostet daher im Durchschnitt etwa RM 0,30.

Eine Kleinbildaufnahme mit Vergrößerung auf 6x9cm kostet etwa dasselbe. Man kann daher mit gutem Gewissen sagen, daß das Filmen mit 8mm-Film nicht teurer ist, als das Photographieren. Es bietet aber den Vorteil des lebenden Bildes gegenüber einer unbewegten Photographie und hat durch das Hinzukommen des Farbenfilms in den letzten Jahren noch bedeutend an Reiz gewonnen.
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