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Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45

Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Die Meßfilmeinrichtung beim Weltrekordflug mit der He 112 U der Heinkel-Werke

aus KINOTECHNIK 1939 - Heft 6 / Juni - Zeitschrift für die Technik im Film
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Von Ing. WaIter Beyer

Am 30. März 1939 wurde bereits ein erfolgreicher Angriff auf den absoluten Schnelligkeitsweltrekord für Landflugzeuge unternommen. Es war Flugkapitän Hans Dieterle, welcher mit einem Jagdeinsitzer He 112U der Heinkel-Werke eine Weltbestleistung von 746,66 km/ Stunde für Deutschland erzielte.

Da ein solcher Rekordangriff kein alltägliches flugtechnisches Ereignis darstellt, müssen sämtliche Faktoren, welche nicht unmittelbar mit der Maschine selbst zu tun haben, in jeder Weise einwandfrei und absolut betriebssicher arbeiten. Dazu gehört vor allem die Meßeinrichtung, mit der die Rekordflugzeit bestimmt wird. Der Rekordflug der Heinkel He 112 U wurde mit einer sogenannten Rekord- oder Rennmeßapparatur der Askania-Werke A.-G., Berlin, vermessen.

Diese Einrichtung besteht im wesentlichen aus zwei normalen Askania-Z-Kameras für Hochfrequenzaufnahmen, welche sich schon verschiedentlich bei ähnlichen Aufgaben als sehr zuverlässig erwiesen haben. In Verbindung mit diesen beiden Kameras wurden noch ein Oszillograph und ein Marine-Kontaktchronometer benutzt.
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Über die Bestimmungen zur Durchführung

Bevor der eigentliche Meßvorgang geschildert wird, sei kurz einiges über die Bestimmungen zur Durchführung eines solchen Rekordfluges gesagt.

Die Meßstrecke hat eine Länge von 3km und muß viermal hintereinander durchflogen werden. Das Endergebnis stellt dann den Mittelwert aus vier Durchgängen dar. Die Strecke wird von Landmessern ausgemessen und an ihren Anfangs- und Endpunkten durch einbetonierte Marken gekennzeichnet.

Für die Flughöhe besteht die Vorschrift, daß die Maschine auf der Strecke eine Höhe von 75m und an den Wendepunkten eine Höhe von 400m nicht überschreiten darf. Der Rekord wurde in einer Höhe von 40 - 50m geflogen.

Die vorgeschriebene Höhe an den Wendepunkten wurde durch je einen vereidigten Sportzeugen von Flugzeugen aus kontrolliert, welche über den Wendepunkten kreisten. Die Höhenkontrolle auf der Strecke erfolgte, wie später beschrieben wird, durch die Rennmeßkameras selbst.

Die vorgeschriebene Höhe von 75m muß der Pilot schon 500m vor der eigentlichen Meßstrecke erreicht haben. Als Meßgenauigkeit wurde von der FAI (Föderation Aeronautique Internationale) die Zeit von 1/100 Sekunde verlangt.

Die Askania-Rennmeßeinrichtung gestattete eine Genauigkeit von 1/100 Sekunde und entsprach somit den gestellten Forderungen weitestgehend. Das Meßprinzip beruht darauf, daß man den Durchgang der Maschine durch die Start- bzw. Zielebene bildmäßig festhält.

Ferner werden Lichtimpulse einer Glimmlampeneinrichtung, welche oben auf der Kamera befestigt ist, im Rhythmus der Bildwechselzahl auf den Rand des Filmes außerhalb der Perforation aufbelichtet. Diese Impulse werden gleichzeitig auf den Oszillographenstreifen aufgezeichnet.

Die Kontaktgabe erfolgt über einen Kollektor, welcher außerhalb der Kamera auf der verlängerten Blendenwelle befestigt ist. Die Glimmlampeneinrichtung ist so geschaltet, daß bei Freigabe des Bildfensters durch den Hellsektor der Umlaufblende eine Impulsgabe erfolgt.

Während der Messung wurde mit 30°-Hellsektor und 50 Bildern je Sekunde gearbeitet. Das ergibt eine Einzelbildbelichtungszeit von 1/600 Sekunde. Die Glimmlampeneinrichtung wurde nach Bedarf über eine Drucktaste ausgelöst. Die Bilder 1 und 2 zeigen die Askania-Z-Kamera als Rennmeßkamera mit aufgesetzter Glimmlampeneinrichtung, Steuerkollektor und Drucktaste.
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Einzelheiten der Messapparatur

Das Einrichten der Kamera auf der Meßstrecke geschah nach zwei Pfählen, welche auf einem betonierten Sockel direkt in der Meßebene standen. 200m vor diesen Pfählen befand sich eine 10m hohe einzelne Stange, vor der dann in einem Abstand von 50m die Kamera aufgebaut war. Die Blickrichtung der Kamera wurde so ausgerichtet, daß die 10m- Stange genau in der Mitte der beiden Pfähle in der Meßebene stand. Man benutzte also das Stangensystem als Kimme und Korn und hatte damit eine Kontrolle, daß die Blickrichtung der Kamera genau senkrecht zur Meßebene war.

Im Bildfeld der Aufnahmekamera war die Unterkante auf den Fußpunkt der 10m-Stange gerichtet. Die obere Kante stellte bei Verwendung eines 50mm-Objektives gleichzeitig die in der Luft gedachte 75m-Höhengrenze im Abstand der Meßstrecke dar.

War die Maschine also bei einem Durchflug nicht im Bildfeld der Kamera erschienen, so hatte man eine automatische Kontrolle, daß die vorgeschriebene Höhe von 75m überschritten und der Flug ungültig war. Das Bild 4 zeigt eine schematische Darstellung vom Gesamtaufbau der Meßeinrichtung.

In Bild 3 ist eine Meßstation im Original aufgebaut. Die bereits erwähnten Glimmlampeneinrichtungen beider Kameras waren über eine Leitung so mit dem Oszillographen verbunden, daß getrennt voneinander je nach dem Lauf der einen oder anderen Kamera die Glimmimpulse auf dem Oszillographenstreifen aufgeschrieben wurden.

Auf diesem Streifen wurde außerdem über eine Stimmgabeleinrichtung eine 500 Hertz-Kurve und mit dem Marine-Kontaktchronometer Sekundenmarken aufbelichtet. Für die Durchführung der Messungen war es ferner notwendig, daß beide Meßstände, sowie die Beobachtungsposten vor und hinter der Meßstrecke durch Feldfernsprecher untereinander in Verbindung standen.

Die Durchführung

Die Durchführung einer Messung geschah in folgender Weise: Vom Flugplatz aus wurde telephonisch gemeldet, daß die Maschine gestartet sei. 500m vor der Meßstrecke stand ein Posten, der einmal mit dem Glas das Ankommen der Maschine beobachtete und außerdem die Entfernung in Kilometern bekannt gab, wie weit sich die Maschine noch vor seiner sogenannten 500m-Marke befand. Beim Durchflug der 500m-Marke kam das Kommando „Null", d. h. die Maschine befand sich 500m vor der Meßstrecke und somit auch vor der Kamera A.

Bei diesem Kommando wurde der Oszillograph eingeschaltet, der von dem Augenblick an die 500 Hertz-Kurve und die Sekundenimpulse aufschrieb. Kurz nach dem Kommando „Null" wurde die erste Kamera eingeschaltet und auf 50 Bilder hochgefahren. Dann wurde die Drucktaste für die Glimmlampe kurz vor, während und bis kurz nach dem Passieren der Maschine an der Meßmarke gedrückt.

Nach dem Passieren der Maschine wurde die Kamera A ausgeschaltet. Die zweite Kamera wird dann nach etwa 13 Sekunden, d. h. wenn die Maschine in Sicht kommt, eingeschaltet, und es wiederholt sich an der Kamera B der gleiche Vorgang wie an der Kamera A.

Während der Dauer des Durchfluges lief der Oszillograph konstant weiter. Man erhält nach dem Entwickeln der Filmstreifen beider Kameras und des Oszillographenstreifens für je einen Durchflug zur Auswertung folgende Bilder (siehe Bild 5): Im Bildnegativ der Kamera A sieht man das Flugzeug, wie es in das Blickfeld kommt und wie es sich der Meßlatte nähert. Gleichzeitig erkennt man auf dem Rand des Filmes die Impulse der Glimmlampe. Dasselbe Bild ergibt sich für das Bildnegativ der Kamera B. Der Oszillographenstreifen weist außer den aufgeschriebenen Zeitmarken die Impulskurven beider Kameras auf.
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Die Auszählung

Man zählt nun die Glimmlampenimpulse vom Aufnahmebeginn bis zu dem Bild, (wo) an dem das Flugzeug genau in der Mitte über der Meßlatte steht. Die gleiche Impulszahl zählt man auf dem Oszillographenstreifen, der Laufrichtung entsprechend, an den Impulsen für die Kamera A und B ab und kommt somit auf die Impulse, welche zu den Filmbildern gehören, auf denen das Flugzeug genau die Meßlatte überfliegt.

Jetzt kann man lotrecht über den Oszillographenstreifen zwei Striche ziehen, die die Strecke einschließen, zwischen der die Anzahl Zeitimpulse liegt, die zum Durchflug der Strecke benötigt worden sind.

Man kann jetzt die Sekundenimpulse direkt abzählen und durch Betrachtung der 500 Hertz-Kurve mit der Lupe auch noch die Kurvenabschnitte auswerten und damit die dazwischenliegende Zeit auf x 500 Sekunde genau ermitteln. Die bei dem Rekordflug festgestellte Zeit für den Flug über die 3km lange Meßstrecke ergab 14,46 Sekunden, das sind rund 746,66 km je Stunde.

Die Anerkennung des aufgestellten Rekordes durch die FAI ist ein Beweis dafür, daß die durchgeführte Messung einwandfrei war. Dabei ist besonders zu beachten, daß sämtliche verwendeten Geräte - sowohl die Aufnahmekameras als auch der Oszillograph und der Chronometer - vollkommen handelsübliche serienmäßige Fabrikate waren, und daß die Bedienung der gesamten Anlage durch verhältnismäßig wenig Bedienungspersonal zuverlässig erfolgen konnte.

Bild 1. Askania-Z-Kamera, geöffnet, mit aufgesetzter Stoppuhr und Glimmlampeneinrichtung
Bild 2. Askania-Rennmeßkamera (Z-Kamera) für Hochfrequenzaufnahmen mit angesetztem 24 Volt-Motor, Glimmlampeneinrichtung, Steuerkollektor und Drucktaste, auf großem Verfolgungsstativ
Bild 3. Askania-Rennmeßkamera-Einrichtung mit Oszillographen, Kontaktchronometer und Feldfernsprecher (eine Meßstation)
Bild 4. Schematische Darstellung des Gesamtaufbaues der
Rennmeßeinrichtung
Bild 5. Schematische Darstellung des Bildnegatives und des Oszillographenstreifens für die Auswertung der Rekordflugzeit
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