Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Reichswirfschaftsminisfer Funk fördert die Normung
aus KINOTECHNIK Heft 8 / Aug. Berlin 1938
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Bankett im „Haus der Flieger" als festlicher Ausklang der internationalen Normentagung
Nach zwei arbeitsreichen Wochen beendete die ISA ihre diesjährige Berliner Hauptsitzungsreihe an 30. Juni 1938 mit einem Bankett im „Haus der Flieger", an dem 300 Personen teilnahmen.
Reichswirtschaftsminister Funk und andere Vertreter von Regierung, Partei, Wirtschaft und Wissenschaft fanden sich mit den Teilnehmern der ISA-Tagung zusammen.
Im Mittelpunkt des Abends stand eine Ansprache des Reichswirtschaftsministers, der für die zahlreichen ausländischen Teilnehmer die durch irreführende Pressenachrichten hervorgerufene Meinung korrigierte, hier ein Land zu finden, in dem nicht nur Werkstoffe, sondern auch die Menschen und Geister genormt seien.
- Anmerkung : Die von der ausländischen Presse in den Nachrichten hervorgerufene Meinung war leider gar nicht abwegig.
Er schilderte, wie es zu der gleichgearteten Willensrichtung einer ganzen Nation gekommen ist, der einzigartigen, festgefügten deutschen Volksgemeinschaft.
- Anmerkung : Die gleichgeartete Willensrichtung war zwangsvorgegeben.
Das Verhältnis der Regierung zur Normung, wie sie vom Deutschen Normenausschuß betrieben wird, ist eindeutig: die Regierung legt in großen Richtlinien den Kurs fest, der dem aufgerichteten Ziel zustrebt; im übrigen bemüht sie sich, alle Kräfte freizumachen, die gewillt und fähig sind, diesem Ziel zuzusteuern.
- Anmerkung : Das Ziel war Einsparung von raren kriegswichtigen Materialien um jeden Preis - obwohl noch gar kein Krieg war, auch mit gesetzlcher Gewalt wie einer Normung. Eisen und Stahl waren bereits rationiert und Metall-Sammelstellen waren überall im Reichsgebiet eingerichtet.
Selbstverwaltung in den einzelnen Berufen und Lebensgestaltungen unter Führung der Regierung gibt den besten Wirkungsgrad der Arbeit: ganz besonders auch in Fragen, die so stark in das Wirtschaftsleben und in die Fertigung von Produktionsmitteln und Gebrauchsgegenständen aller Art eingreifen wie die Normung.
Das deutsche Normenwerk umfaßt 6.000 Blätter
In über 6.000 Blättern des deutschen Normenwerkes ist die Fülle der Erscheinungen einer sinnvollen Ordnung unterworfen. Diese Ordnung kann und soll niemals durch Beamte gemeistert werden, da die beteiligten Erzeuger, Verbraucher, Händler und die Wissenschaft dieses Ordnen am besten selbst besorgen.
Diese Arbeitsform hat sich in Deutschland seit 21 Jahren bewährt, auch bei den schwierigen Normungsfragen, die bei der Durchführung des Vierjahresplanes aufgetreten sind. Gerade hier zeigt die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Privatwirtschaft im Rahmen der deutschen Normung so gute Erfolge, daß kein Anlaß besteht, an der bewährten Arbeitsweise etwas zu ändern.
Zustimmung und Beifall
Dieses uneingeschränkte Bekenntnis zur Arbeit des Deutschen Normenausschusses fand begreiflicherweise im Kreise der ISA lebhafte Zustimmung.
Auch die Ansprachen des Präsidenten des Deutschen Normenausschusses, Baurat Dr.-Ing. F. Neuhaus, und des Präsidenten der ISA, des Schweden Fredriksson, wurden mit Beifall aufgenommen. Der ISA-Präsident beglückwünschte den Deutschen Normenausschuß zu den erreichten großen Erfolgen; er äußerte auch Worte des Lobes und der Anerkennung über das neue Deutschland und seine augenfälligen Erfolge.
Das deutsche Volk habe in den letzten Jahren einen Lebensmut und eine Tatkraft gezeigt, die man 10 Jahre vorher kaum erwarten konnte.
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Die Deutschen und der Trieb zur Ordnung
Baurat Neuhaus pries in seiner Begrüßungsansprache als Präsident des gastgebenden Deutschen Normenausschusses die Normung als ein Mittel der Ordnung.
Der Trieb zur Ordnung ist eine schöpferische Urkraft, die seit Anbeginn aller Entwicklung im Kosmos unablässig wirke. Beim Menschen wirkt sich der Urtrieb zur Ordnung dahin aus, daß all sein Schaffen im tiefsten Sinn auf einer Ordnung beruhe und nur durch sie bestehen könne.
Der Sinn für Ordnung befähigt uns, uns mit verhältnismäßig einfachen Mitteln in einer unübersehbaren Vielzahl der Erscheinungen zurecht zu finden.
Ordnung = das erhebende Gefühl echter Freude ??
Vielleicht ist auch bei der bunten Fülle des künstlerischen Ausdruckes die Empfindung, daß dahinter das schlichte Gesetz der Ordnung waltet, der tiefere Grund für das erhebende Gefühl echter Freude, das uns beim Betrachten eines wahren Kunstwerkes beseelt.
So ist auch alles, was den Ablauf des täglichen Geschehens im Gewerbe, Handel und Verkehr regelt, ein Ergebnis der Normung. Die gewaltige Arbeitsaufgabe, einer wachsenden Bevölkerung mehr und bessere Nahrung, Kleidung und Wohnung, mehr und edleres Behagen körperlicher und geistiger Art zu schaffen, ist ohne die Normung nicht zu lösen. Trotzdem ist sie stets nur Mittel, nie Zweck; Diener, nie Herr.
- Anmerkung : War leider im 3. Reich völliger Unsinn
Das Leben selbst, der schöpferische Geist, sind ihre Herren, sie bedienen sich ihrer und weisen ihr die Aufgaben zu. Wenn wir uns dieser Stellung der Normung stets bewußt bleiben, dann werden wir das rechte Maß an Bescheidenheit wahren; dann haben wir aber auch das Recht, den schöpferischen Geist zu mahnen, sich seines treuen Dieners zu erinnern und sich von ihm helfen zu lassen.
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Das Begrüßungstelegramm vom Führer und Reichskanzler
Vom Führer und Reichskanzler war auf das zur Eröffnung der ISA-Tagung an ihn abgesandte Begrüßungstelegramm folgende Antwort eingegangen:
„Den zur internationalen Normentagung in Berlin versammelten in- und ausländischen Vertretern danke ich für ihre Grüße, die ich mit meinen besten Wünschen für einen erfolgreichen Verlauf der Tagung herzlich erwidere. gez. Adolf Hitler."
So klang der festliche Höhepunkt der Berliner Normentagung in jeder Weise harmonisch aus. Über die Ergebnisse der Arbeiten wird noch Weiteres und Endgültiges zu berichten sein. Es steht aber heute schon fest, daß die Berliner Tagung auf allen Arbeitsgebieten eine Fülle von Anregungen und von Erfolgen gebracht hat.
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Österreichs Normenausschuß eingegliedert!
aus KINOTECHNIK Heft 8 / Aug. Berlin 1938
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Der Österreichische Normenausschuß hat seine Auflösung beschlossen, um eine einheitliche Führung der gesamten deutschen Normungsarbeiten durch den Deutschen Normenausschuß in Berlin zu ermöglichen. Präsidium, Normenprüfstelle, Arbeits- und Fachnormenausschüsse und Geschäftsstelle des Deutschen Normen-ausschusses werden durch Vertreter des Landes Osterreich ergänzt.
Die bisherigen Normungsarbeiten des Landes Osterreich werden in die zuständigen deutschen Ausschüsse überführt. Zur Erleichterung der Umstellung des Landes Österreich auf die deutschen Normen ist eine Zweigstelle des Deutschen Normenausschusses in Wien errichtet worden.
In das soeben erschienene neue deutsche Normblatt-Verzeichnis sind die österreichischen Normen aufgenommen worden; wenn entsprechende deutsche Normen bestehen, ist der Grad der Übereinstimmung vermerkt.
Für das Gebiet der Kinotechnik gab es keine österreichischen Normen.
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