Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
Hier geht es zur einführenden Seite.
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Eine Anmerkung zu
"Deutsche Filmtheater 1933 bis 1938"
Wie in den Jahren 1936 und 1937 in verschiedenen Artikeln bereits angemerkt, war neben dem Rundfunk der Film und damit auch das Kino das liebste Kind von Reichsminister Dr. Josef Goebbels, Chef des Propagandaministeriums.
Der Neubau und die Modernisierung von Kinos wurde auf jede nur erdenkliche Art unterstützt und gleichzeitig durch Normen und Verordnungen diszipliniert.
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Die Einleitung zu "Deutsche Filmtheater 1933 bis 1938"
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- Im Rahmen der Jahrestagung der Reichsfilmkammer findet in der Zeit vom 3. bis zum 6. März 1938 in den Reichstagsräumen des Krollgebäudes zu Berlin eine Ausstellung statt, welche in der ersten Abteilung eine Leistungsschau der deutschen Filmtechnik umfaßt und in der zweiten Abteilung durch Photos und Modelle die Entwicklung und Erneuerung auf dem Gebiete des deutschen Filmtheaterwesens darstellt.
- Während mit der technischen Gestaltung und organisatorischen Durchführung Dr. jur. Paulheinz Diedrich von der Fachgruppe Filmtheater der Reichsfilmkammer betraut ist, erfolgt die künstlerische Formung durch den Berliner Architekten Hans Raacke. Infolgedessen dürfen die nachstehenden Darlegungen allgemein und in Fachkreisen besondere Beachtung für sich in Anspruch nehmen. Die Schriftleitung.
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1938 - Es gibt 5.446 Filmtheater mit 2.013.706 Plätzen
In Deutschland gibt es nach den neuesten Feststellungen 5446 Filmtheater mit 2013706 Plätzen.
Die Neuerrichtung, Wiedereröffnung und Vergrößerung von Filmtheatern sind genehmigungspflichtig !!!
Von diesen Unternehmen im Dienste des Films sind seit dem Tage des Inkrafttretens der Anordnung des Präsidenten der Reichsfilm- kammer, welche die Neuerrichtung, Wieder- eröffnung und Vergrößerung von Filmtheatern von der Genehmigungserteilung durch den Präsidenten der Reichsfilmkammer abhängig gemacht hat, also seit dem 4. September 1934 bis zum 31. Januar 1938 545 neue Filmtheater errichtet, 78 geschlossene Betriebe wieder eröffnet sowie ferner 143 bestehende Unternehmen vergrößert worden.
Dabei muß jedoch noch besonders gewürdigt und beachtet werden, daß in allen deutschen Gauen Jahr für Jahr eine erhebliche Anzahl bestehender Filmtheater ohne Vermehrung des vorhandenen Platzbestandes die Innenausstattung oder die äußere Gestalt oder aber beides zusammen teilweise oder vollständig verändert.
Dazu kommt, daß fast bei allen geschlossenen Filmtheatern, die wieder in Betrieb genommen werden konnten und bei sämtlichen vergrößerten Filmtheatern mit der Erweiterung eine innere und äußere Neugestaltung durchgeführt worden ist.
Was allein an materiellen Werten bei diesen neuen und erneuerten Filmtheatern vom großen bis zum kleinen Unternehmen aufgewandt wurde, um sie zu würdigen Kulturstätten zu formen - Baustoffe der verschiedensten Art, Vorführungs- und sonstige betriebstechnische Anlagen und Einrichtungen, Beleuchtungstechnik, Textilien, Erzeugnissen des Handwerks, Bestuhlung, Werken der Bildhauerei und Malerei - ist nicht genau zu erfassen, bewegt sich aber in einem Gesamtbetrag, bei dem zweifellos Wort und Vorstellung von Millionen notwendig sind, um sie kennzeichnen zu können.
Der ideelle Zuwachs, um den die deutsche Kultur überhaupt durch dieses Wirken der Arbeiter der Stirn und der Faust in harmonischem Zusammenklang von Wirtschaft, Technik und Kunst bereichert wird, kann ziffernmäßig weder gewertet noch abgesteckt werden.
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Die Kulturgeschichte des Filmwesens im NS-Deutschland
Die Geschichte und insbesondere die Kulturgeschichte des Filmwesens im nationalsozialistischen Deutschland wird einmal festzustellen haben, daß die erwähnte Anordnung von 1934, die die planmäßige Regelung und Gestaltung des deutschen Filmtheaterparkes überhaupt erst ermöglicht, zu den großen nationalsozialistischen Kulturtaten gehört, deren Auswirkung im Bereich des Filmtheaterwesens in Deutschland in immer stärkerem Maße sichtbar in Erscheinung tritt.
Der innere und äußere Wandel, den fünf Jahre nationalsozialistischer Aufbauarbeit bei den deutschen Filmtheatern herbeiführten, ist selbst für denjenigen, der mit in vorderster Front dieses Wirkens und Erlebens stehen durfte, von ganz außerordentlicher Eindringlichkeit.
Aber Tatsachen sind stärker als die Unzulänglichkeit menschlichen Begriffsvermögens: die anläßlich der diesjährigen Reichsjahrestagung der Reichsfilmkammer stattfindende Photo- und Modellschau über die Entwicklung und Erneuerung auf dem Gebiete des deutschen Filmtheaterwesens wird beweisen, daß sich in allen deutschen Gauen das Werden des deutschen
Filmtheaters zu einer wirklichen Kulturstätte des Films für das Volk vollzieht, und daß die ersten fünf Jahre ein Ergebnis aufweisen, das zweifellos vor allem die deutschen Filmtheaterunternehmer erneut in ihrem Wirken als verantwortliche Treuhänder des Kulturgutes Film anspornen dürfte, dem deutschen Volke nicht nur kulturell in jeder Beziehung wertvolle, innen und außen würdige Filmtheater zu schaffen, sondern sie auch ihrem Sinn und Zweck entsprechend zu erhalten und zu pflegen.
- Anmerkung : Damit sind die Lobeshymnen auf die nationalsozialistischen Wohltaten erst mal beendet.
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Eine Reihe von Beispielen aus verschiedenen Reichsgebieten
Es ist naturgemäß nicht möglich, im Rahmen dieser Darstellung alle Filmtheater zu schildern, bei denen sich in dieser oder jener Weise von 1933 bis 1938 eine innere oder äußere Neugestaltung vollzogen hat oder die in diesem Zeitraum neu erstanden sind. Eine Reihe von Beispielen aus den verschiedensten Reichsgebieten sind wahllos herausgegriffen worden, um, teilweise ergänzt durch bildliche Darstellungen aus dem Archiv der Fachgruppe Filmtheater der Reichsfilmkammer, einen Überblick über die Gesamtleistung und eine Vorstellung der vielfältigen Einzelheiten auf diesem Gebiete zu vermitteln
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Bezirk Berlin-Kurmark
Berlin
Das Filmtheater „Der Filmhof“ in Berlin-Schöneberg ist ein kleines Unternehmen mit 235 Plätzen und wurde früher unter dem Namen "Intime Lichtspiele" betrieben. Es ist vollkommen erneuert worden. Neue Bildwerfer, neue Tonapparatur, neue Bestuhlung, neue Wandverkleidung im Zuschauerraum mit dem Einbau einer Be- und Entlüftungsanlage und der Neugestaltung der Vorderfront haben die Gesamtprägung verändert.
Das „Kleine Lichtspielhaus“ in Charlottenburg ist ein neues Filmtheater mit 389 Plätzen. Es liegt im Zuge der großen Muschelkalkfront eines repräsentativen Gebäudekomplexes und tritt nach außen im wesentlichen mit der Lichtarchitektur hervor. Es nimmt das Erdgeschoß eines großen Wohnblocks ein.
Bestehende Trägerkonstruktionen, die nicht entfernt werden konnten, mußten harmonisch in den Filmtheaterbau eingefügt werden, was durch Unterteilung der Seitenwände und der Decke geschah. Die Seiten tragen in einem warmen Farbton gehaltene Kapag-Platten, die Rückwand ist durch Akustikplatten gebildet, und die Decke besteht aus dunklen Holzfaserzementplatten. Die Beleuchtung erfolgt durch einen Kranz von Linestraröhren. Der Vorraum mit Garderobe und Kasse ist in deutscher Esche gehalten.
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Die „Korso-Lichtspiele“
Die „Korso-Lichtspiele“, Berlin-Tempelhof (Bild 1 bis 4) hatten 267 Plätze. Weder in den Einrichtungen noch in der räumlichen Gestaltung entsprach dieses Unternehmen den Anforderungen an eine moderne Kulturstätte.
Da auf dem Grundstück Räume zur Verfügung standen, konnte 1936 ein völliger Umbau mit Erweiterung auf 435 Plätze erfolgen.
Das neugestaltete Filmtheater hat einen in jeder Beziehung einwandfreien Zuschauerraum erhalten, in Verbindung mit der Erneuerung der Gesamtausstattung.
Im Zuschauerraum ist die glatte Decke mit großer Voute untergespannt. Weit ausladende Gesimse für die indirekte Beleuchtung befinden sich an beiden Längsseiten. Die Wände sind mit Velvet bespannt und haben Holzpaneelen in dunkler Tönung erhalten.
Der Bühnenbau hat dunkle Holzbekleidung und altgoldenen Vorhang, sowie Rampenbeleuchtung. Der Fußboden mit Steigung 1:8 ist mit Suberit belegt. Die Bestuhlung besteht aus blauen Hochpolstersesseln.
Die geräumige Vorhalle hat untergespannte Decke mit Kuppeleinbau für die indirekte Beleuchtung; die Wände haben Plastikmalerei erhalten, alle Türen bestehen aus Hellbirke mit dunklen Bekleidungen, der Fußboden ist mit Velour belegt.
Die offene Kassenhalle an der Straßenfront ist allseitig mit poliertem Travertin bekleidet, sie wird durch Linestraröhren beleuchtet, Fußboden ist mit Solnhofener Platten ausgelegt.
Für die Gefolgschaft ist ein besonderer Aufenthaltsraum mit zweckmäßiger Einrichtung geschaffen worden.
Das Theater wird «durch Warmluft in Verbindung mit einer Be- und Entlüftungsanlage geheizt.
Der Bildwerferraum ist besonders geräumig gehalten und mit den neuesten technischen Einrichtungen ausgestattet. Unter dem Bildwerferraum und von diesem direkt zugänglich liegen Umformerraum und Akkumulatorenraum.
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Das „Echo-Tonfilmtheater“
Das „Echo-Tonfilmtheater“ in Berlin-Buckow-West (Bild 5) ist neu erbaut worden und hat 456 Plätze.
Klein-Machnow
Der Siedlungsbezirk im Südwesten der Reichshauptstadt hat in Gestalt der „Kammerspiele“ in Klein-Machnow ein Filmtheater mit 500 Plätzen erhalten. In nicht ganz sechsmonatiger Arbeit wurde es fertiggestellt.
Durch einen breiten Vorbau wird ein geräumiger Vorraum mit Kasse und Garderobe erreicht. Der Zuschauerraum hat leichtes Gefälle zur Bühne. Die Längsseiten weisen Holztäfelung auf, und auch die Bühne ist von Maserholz eingefaßt. Zu beiden Seiten der Bühne und in der Rückwand des Zuschauerraumes befinden sich die Öffnungen für die Bewetterungsanlage.
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Wünsdorf
Das „Burgtheater“, Wünsdorf, Kreis Teltow - (Bild 6 und 7) mit 425 Plätzen ist entsprechend dem landwirtschaftlichen Charakter der Mark im Stil eines märkischen Landhauses 1936 neu erbaut worden.
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Groß-Särchen
Bei dem Grundstück, auf welchem ein vollständig neues Filmtheater, die „Lichtspiele“, Groß-Särchen geschaffen worden ist, handelt es sich um einen Gasthauskomplex, der 1932 einem grundlegenden Umbau und inneren Instandsetzungsarbeiten unterzogen worden war.
In dem Saalgebäude dieses Gasthauses mit ungefähr 289 qm Grundfläche wurde seit Jahren ein sog. Saalkino betrieben.
Der bauliche und ästhetische Zustand des Raumes wie auch die Saalanlage entsprach jedoch keineswegs den Verhältnissen, die an eine "würdige" Kulturstätte zu stellen waren. Der Betriebsinhaber entschloß sich daher, das Saalgebäude so umzubauen, daß es allen Anforderungen eines ortsfesten Filmtheaters in kultureller, baulicher und hygienischer Beziehung entsprach.
Die Filmtheaterräumlichkeiten sind nach der Neugestaltung, die 1935 durchgeführt wurde, gesondert zugänglich. Eine Kassenhalle, eine Vorhalle von der aus die einzelnen Abteilungen des Gestühls gesondert zu erreichen sind, sind vorhanden. Selbstverständlich ist eine moderne Be- und Entlüftung sowie eine Heizungsanlage eingebaut worden.
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Züllichau
Das neue Filmtheater „Alhambra“ in Züllichau ist 1936 in nur dreimonatiger Bauzeit fertiggestellt worden. Das Äußere ist in Edelputz mit Klinkereinfassung in schlichten Formen gehalten.
Über einen geräumigen Vorplatz gelangt man in die Vorhalle mit Kassenraum, Garderobe, Ausstellungsstand usw. Zum Zuschauerraum führen drei Eingänge. Decke und Hohlkehlen sind mit gedämpft farbigen Leichtbauplatten bekleidet. Die Wände sind oben mit weinrotem feuerimprägniertem Stoff bespannt, unten mit mahagonigebeizten Sperrholzplatten verkleidet.
Das Gestühl wurde ohne Mittelgang mit nur seitlichen Zugängen aufgestellt. Die Beleuchtung besteht aus sechs an den Pfeilern angebrachten 3m hohen Lichtsäulen mit verschiedenen Lichteffekten. Eine Klima- und Entlüftungsanlage vervollständigt die betriebstechnische Einrichtung.
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Bezirk Pommern
Damgarten
In der Gemeinde Damgarten in Pommern bestand bis 1937 kein Filmtheater. Durch die Errichtung eines modernen Zweckbaues, die „Olympia-Lichtspiele“, von 304 Plätzen ist dem Film eine würdige kulturelle Verbreitungsstätte in dieser Gemeinde geschaffen worden.
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Lauenburg
An Stelle der Capitol-Lichtspiele in Lauenburg ist ein neues Filmtheater „Capitol-Lichtspiele“ errichtet worden. Aus Lauenburgs ehemaligem Stadtschloß ist eine zeitgemäße und schöne Kulturstätte des deutschen Films entstanden. Mit der Inbetriebnahme des neuen Unternehmens ist die alte Betriebsstätte eingestellt worden. Die alte Betriebsstätte war ein gemieteter größerer Nebenraum eines Hotels mit angebautem Vorführungsraum ohne jegliche Vorräume bis auf einen Kassenraum an der Straße. Die daraus sich ergebenden Unzuträglichkeiten in verkehrspolizeilicher Hinsicht waren von der Ortspolizei nur bis auf Widerruf geduldet worden.
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Bezirk Ostpreußen
Cranz
In dem Ostseebad Cranz ist auf einem Hotelgrundstück, das zwei Säle besaß, ein ortsfestes Filmtheater durch Ausbau eines Saales zum ausschließlichen Zweck des Filmtheaterbetriebes mit unmittelbarem Zugang von der Straße und eindeutiger Trennung der Hotel- und Restaurationsräume geschaffen worden. Der jetzige Betriebsinhaber war zehn Jahre Wandervorführer und hat in dieser Zeit verschiedene kleinere Orte im Samland bespielt, darunter auch das Ostseebad Cranz.
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Deutsch-Eylau
Bei dem „Lichtspielhaus“ in Deutsch-Eylau handelt es sich um einen vollständigen Umbau eines bestehenden Unternehmens, bei dem zugleich eine Erweiterung von 500 auf 600 Plätze vorgenommen wurde: Aufstockung des Zuschauerraumes um 3m, Einbau eines Balkons, Bühnenausbau an Stelle des bisherigen Orchesterraums. Die Bühne ist 27qm groß; bemerkenswert sind der neue größere Vorführungsraum, die vollständig neue Beleuchtung, die zusätzliche Frischluftheizung.
Königsberg
1935 wurde in dem „Münz-Theater", Königsberg Ostpreußen (Bild 8), eine umfassende Neugestaltung durch Um- und Erweiterungsbauten vorgenommen. Neben der Neugestaltung der Fassade erfuhren die Kassen- und Parkettvorhalle eine grundlegende Veränderung.
Während die Fassadenverblendung in Travertin ausgeführt ist, sind die Wände der Kassen- und Parkettvorhalle in hellem Ölwachsfarbenanstrich gehalten. Man gelangt zu ihr durch die farbig gestrichenen Eingangstüren aus schwerem Kiefernholz, von denen sich Bronzebeschläge reizvoll abheben. Als Belag des Fußbodens wurden Solnhofener Platten gewählt.
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Saalfeld
In Saalfeld, Ostpreußen ist an Stelle eines Saalbetriebes in einem Hotel ein Zweckbau mit 304 Plätzen errichtet worden. Die Inbetriebnahme erfolgte am 11. Dezember 1935, die alte Betriebsstätte wurde endgültig geschlossen.
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Tapiau
Bei dem Filmtheater: „Lichtspiele“ Tapiau handelt es sich um die Verlegung eines alten Betriebes in einen neuen Zweckbau; die bisherige Betriebsstätte ist eingegangen.
Der gesamte Baukörper von 39m Länge und 14m Breite gliedert sich in zwei Bauteile. Der südliche Bauteil enthält im Erdgeschoß die Vorhalle, die Empfangshalle mit den Nebenräumen wie Kasse, Garderobe, Toiletten usw. Im Erdgeschoß ist eine Vierzimmerwohnung untergebracht.
Der nördliche Bauteil enthält den Zuschauerraum. Wegen des starken Geländeunterschieds zwischen Terrain und Straßenoberkante von etwa 1,80m ist der Fußboden des Zuschauerraums um 1,19m tiefer gelegt als derjenige der Halle. An der östlichen Längswand sind zwei Notausgänge angeordnet, die auf eine 2,50m breite Rampe führen. Der Fußboden ist aus gehobelten Kiefernbrettern hergestellt.
Der sichtbare Bühnenfußboden hat ebenfalls kieferne Dielung erhalten. Die Wände wurden geputzt und farbig behandelt. Ausgehend von der Höhe des Bühnenfußbodens erhielten die Wände eine glatte Sperrplattenverkleidung. Die Logenplätze liegen 1m höher als der hintere Raumfußboden und sind über zwei seitlich angeordnete Treppen zugänglich. Die Logenbrüstung und Trennwand sind als freistehende Sperrplattenwände ausgebildet. Decke und Rückenwand sind mit schallhemmenden Leichtplatten belegt.
Die Entlüftungsöffnungen an der Decke wurden vergittert. Zur Aufnahme der Leuchtkörper für die indirekte Beleuchtung wurde ein dreiseitig umlaufendes Gesimsband vorgesehen, auf das sich gleichzeitig auch die Holzkonstruktion des Anstrahlbogens stützt Der Anstrahlbogen wurde verputzt und mit Aluminumfarbe gestrichen. Die Bühnenumrahmung wurde in Holz ausgebildet.
Wände und Decken der Vorhalle und Empfangshalle wurden geputzt und mit Leimfarbe in zarten hellen Tönen gestrichen. Der Fußboden der Empfangshalle und des Ganges erhielt Solnhoferplattenbelag. Die Treppen zum Zuschauerraum wurden in Beton gestampft, die Trittstufen erhielten Holzbelag. Alle Innentüren sind als glatte Sperrplattentüren ausgebildet und im Wandton gestrichen.
Der Empfangshalle ist eine Vorhalle vorgelagert, die mit einem Vordach aus Eisenbeton, das gleichzeitig die
Leuchtschrift trägt, überdeckt ist. In der Scheindecke der Vorhalle ist eine Leuchtfläche. In den beiden Schmalseiten der Vorhalle sind die Schaukästen eingebaut. Die vierflüglige Eingangstür hat große Glasfüllungen erhalten.
Der Fußboden der Vorhalle ist in Perlkiesboden hergestellt. Die Wandflächen haben rauhen Schlepputz mit hellgetöntem Kalkanstrich erhalten. Sockel und Türumrahmungen wurden mit ausgesuchten roten Steinen verblendet. Fenster, Türen, Geländer, Abfallrohre und Rinnen wurden farbig behandelt.
- Anmerkung : Hier hat der Leser das Gefühl, die Seiten des Heftes müssten irgendwie gefüllt werden, so viele Nebensächlikeiten wurden extrem breit "aufgemacht".
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Bezirk Mitteldeutschland
Bernburg
Die „Lindenlichtspiele“ Bernburg (Bild 10) sind von 330 Plätzen auf 550 Plätze erweitert worden. Das Gebäude liegt auf dem Hinterlande des Grundstückes und konnte wegen der seitlichen Begrenzung durch die Nachbargrundstücke nur unter Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Geländes nach der Bühnenseite hin verlängert werden.
Bei der Verlängerung um rund 15m beträgt nunmehr die gesamte Länge des Zuschauerraumes 35m. Unter Berücksichtigung der nur 3m tiefen Bühne bleibt eine Länge von etwa 32m für die Aufteilung der Sitzplätze übrig.
Die Breite des Zuschauerraumes von 10,5m mußte den Verhältnissen entsprechend beibehalten werden. Neben der architektonischen Verschönerung der Bühne erfuhr die Bildfläche eine dem Raume entsprechende Vergrößerung. Bei der Ausgestaltung des Zuschauerraumes mußte die Verminderung der Längenwirkung beachtet werden.
Der untere Teil der Wandflächen wurde bis zu einer Höhe von durchschnittlich 1,50m mit einem Nußbaumpaneel verkleidet, während der obere Teil bis zur Decke mit Stoff bespannt worden ist. Die hellgrün und beigefarbig ausgeführte Bespannung der Wände läßt den etwas niedrigen Raum (7m) höher erscheinen. Stückarbeiten beleben die glatte, waagerechte Decke. Neben dem ringsherum laufenden kräftigen Gesims ist die Fläche schalenartig aufgeteilt.
Die 56 Sitzplätze fassende neu eingebaute Loge fügt sich gut in das Gesamtbild des Zuschauerraumes ein. Für die Beleuchtung sind kelchartige Beleuchtungskörper gewählt. Die viertelkreisförmige Bühneneinrahmung wird indirekt beleuchtet, während der Vorhang durch Rampenlicht verschiedenfarbig angestrahlt werden kann.
Der ebenfalls verlängerte Warteraum ist in der Ausgestaltung einfacher. Die Türen vom Warte- zum Zuschauerraum sind so umgebaut, daß die Sitzplätze bequem erreicht werden können. Der dem Warteraum vorliegende Empfangsraum ist etwas reicher ausgestaltet Hier ist ebenfalls ein Nußbaumpaneel eingebaut worden. Sämtliche Türen sind dem Paneel entsprechend verkleidet. Die erweiterte Garderobe ist vom Empfangsraum aus zu erreichen.
Wegen baupolizeilicher Vorschriften mußte die Kasse außerhalb des Gebäudes neu gebaut werden, sie wurde in den 5m breiten, offenen Zugang verlegt. Der Vorführraum ist ebenfalls erweitert worden und entspricht nach Einbau modernster Maschinen allen Anforderungen.
Die im alten Bau völlig unzureichende Warmwasserheizung sowie Be- und Entlüftung ist durch eine moderne Luftheizung mit Be- und Entlüftung ersetzt worden.
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Döbeln
Der Umbau des Filmtheaters „Central-Theater“ in Döbeln (Bild 11 und 12) war unbedingt erforderlich geworden. In etwa sechs Wochen wurde ein derartiger Um- und Erweiterungsbau durchgeführt, daß von einem neuen Filmtheater gesprochen werden kann.
Schon der äußere Anblick zeigt, daß Unternehmungergeist mit Geschmack und künstlerischem Geschick hier sich vereinen. Der Ausspruch „Die Kunst dem Volke", von dem Baukünstler über dem Bühnenrahmen angebracht, war das Motto bei der Durchführung. Es ist selbstverständlich, daß die technischen Einrichtungen, Akustik, Beleuchtung, Be- und Entlüftung usw., aufs beste gelöst wurden. Die Erhöhung des Theaters machte besondere Schwierigkeiten, um die große, freitragende, etwa 14m weit spannende Decke an den Konstruktionen zu befestigen, weil das alte Mauerwerk auf diese Vergrößerung nicht zugeschnitten war.
Eine Besonderheit ist die Decke über dem Zuschauerraum, deren Gewölbefläche aus einer Rabitzkonstruktion mit neuem, schallschluckendem Holzfaserstoff in schachbrettartiger Struktur durchgeführt wurde. Es hat sich schon jetzt gezeigt, daß sich dadurch eine ausgezeichnete Akustik ergibt.
Die Beleuchtung ist indirekt durch Olympiaschalen in verschiedenen Farbtönen an den Wänden durch die Decke zurückgestrahlt und vom Vorführraum von einer Lichtorgel geschaltet. Die Bühnenumrahmung ist gekrönt von schwebenden Genien, ein Werk des Heimatkünstlers Otto Rost, von dem auch die Plastiken am Eingang stammen.
Die Bühnenanlage ist so eingerichtet, daß Singspiele oder kleine Kammermusikkonzerte aufgeführt werden können. Auch die Außenlichtreklame ist gut gelöst, insbesondere die Anstrahlung der Fassade: Infolge des eingeengten Bauplatzes kommt die Vorderfront leider nicht voll zur Geltung, da das Nebengebäude, das sie etwas verdeckt, Wohnungen enthält, die nicht weggerissen werden können.
Selbstverständlich muß immer berücksichtigt werden, daß es sich um einen Umbau handelt und nicht um einen Neubau. Daher mußte die alte Treppenanlage, der alte Balkon, die Größe der Kassenhalle usw. beibehalten werden. Um so schwieriger war es, eine glückliche Lösung für den Gesamtumbau zu finden.
Die Gestaltung und Einrichtung der „Capitol-Lichtspiele, Döbeln, entspricht den neuesten Erfahrungen. Unternehmungsgeist, Ideenreichtum der Bau- und Raumkünster, Fleiß und Geschick der Handwerker und Arbeiter haben einen wertvollen Kulturzuwachs für die Stadt Döbeln geleistet.
Der Eindruck von außen wird verstärkt durch die Innenräume von zweckbetonter Sachlichkeit, aber dennoch Behaglichkeit. Der hohe und weite Zuschauerraum läßt kein Gefühl der Beengtheit aufkommen. Durch die diagonale Aufteilung ist das räumlich eng begrenzte Baugelände bis zum letzten Meter ausgenutzt worden. Die zunächst weit in die Breite ausladende, dann nach der Bühne zu sich verjüngende Anlage des Zuschauerraumes ist auch für die Sichtmöglichkeit eine gute Lösung, da die vordersten Außenplätze wegfallen konnten.
Parkett und Balkon sind mit einheitlichen, gepolsterten Klappsitzen ausgestattet. Alle Räume sind in hellen Farben gehalten und aufeinander abgestimmt zu einem warmen Gesamtton. Links und rechts der Bühne sind indirekte Lichtspender, für unaufdringliche Helligkeit sorgen aber überall hauptsächlich Neonröhren.
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Dresden - „Ufa-Palast“
Bei dem „Ufa-Palast“ in Dresden wurde 1935 die Kassenhalle zu einer offenen Eingangshalle umgebaut. Als Fußbodenbelag fanden Solnhofener Platten Verwendung. Der sandgelbe Wandanstrich vermittelt einen freundlichen Eindruck. Die anschließende Erdgeschoßhalle wurde unter Hinzunahme eines Teiles des Theaterparketts umgebaut. Die ebenfalls mit lichtem Anstrich versehenen Wände setzen die Wirkung der Eingangshalle fort. Als Fußbodenbelag sind Velourläufer gelegt. Die wuchtige Umrahmung der Türöffnungen mit schwerem Profil in vergoldetem Kiefernholz steht in reizvollem Gegensatz zu den glatten Wandflächen. Die beiden Beleuchtungskörper von je 6m Länge aus Bronze mit Überfangglas tauchen den Vorraum ohne Blendwirkung in strahlende Helle.
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Ebersbach
Die Gemeinde Ebersbach war bisher durch einen Wandervorführer bespielt worden. Um die Errichtung eines ortsfesten Filmtheaters herbeizuführen, ist von der Bezirksleitung Mitteldeutschland der Fachgruppe Filmtheater der Reichsfilmkammer eine Ausschreibung veranstaltet worden, auf die sich drei Interessenten gemeldet hatten. 1937 konnten daher die „Grenzlandlichtspiele“ mit 415 Plätzen in Betrieb genommen werden.
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Bad Elster
Ein Kurort wie Bad Elster konnte auf die Dauer nicht ohne eigenes Filmtheater bleiben. Ein sog. Saalkino, wie es bestand, konnte bei den Anforderungen, welche die Öffentlichkeit an die kulturellen Einrichtungen eines Kur- und Badeortes mit Recht stellt, nicht mehr genügen. Seit langer Zeit zeigte sich daher das Bestreben, in Bad Elster ein Filmtheater zu errichten, dem alle Stellen des Staates, der Stadt und der Partei regste Unterstützung zuteil werden ließen. Der Plan konnte in schöner und vollendeter Weise verwirklicht werden. Unter dem Namen „Kur-Lichtspiele“ wurde ein Filmtheater (Bild 16) errichtet.
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Frankenberg
Aus einem ehemaligen Fabrikgebäude ist in Frankenberg in Sachsen ein neues Filmtheater, das „Welttheater“ (Bild 17) geschaffen worden. Der Zutritt erfolgt durch drei große, an den Seiten von Schaukästen flankierte Eingänge, durch welche man in einen geräumigen Kassenraum gelangt. Von diesem führen drei Flügeltüren in einen großen mit Platten ausgelegten und geschmackvoll eingerichteten Aufenthaltsraum.
Von hier aus gelangt man über eine bequeme Treppe an der Stirnseite des Vorraumes zu den Rangsitzen, während das Parkett des Zuschauerraumes durch zwei große Türen betreten werden kann. Der Zuschauerraum selbst, der 660 Personen Platz bietet, macht durch seine farbig fein abgestimmten bespannten Wände sowie die in Weiß gehaltene Decke und die eigens dazu ausgeführten Beleuchtungskörper einen gediegenen Eindruck.
Das Filmtheater ist mit einem modernen Vorführungs- und Schaltraum ausgestattet und besitzt modernste Vorführeinrichtungen. Eine eigene Licht- und Kraftanlage macht das Unternehmen von Störungen in der Strombelieferung unabhängig. Eine Heißluftanlage, die gleichzeitig Be- und Entlüftung des ganzen Zuschauerraumes ermöglicht, trägt zum angenehmen Aufenthalt bei.
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Hohenstein-Ernstthal
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- Anmerkung : Man sieht sofort die Holzbestuhlung für nahzu 2/3 der Sitzplätze.
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Die vorhandene Filmvorführungsstätte in Hohenstein-Ernstthal konnte baupolizeilich nicht mehr geduldet werden und wurde nur mit Notgenehmigung offen gehalten. Der Ort Hohenstein-Ernstthal hat rund 17.500 Einwohner mit einer Umgebung, aus der 4.000 weitere Volksgenossen für den Besuch der Filmtheater in Frage kommen.
Das Lichtspielhaus ist mit Inbetriebnahme des neu errichteten „Capitol“ (Bild 18 bis 20) geschlossen worden. Das noch vorhandene andere Filmtheater hat 432 Plätze, das neue 558 Plätze, während die alte Betriebsstätte 162 Plätze hatte.
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Leipzig
Aus einem etwa 50 Jahre alten Saalbau entstand in überraschender Wandlung das neue Filmtheater „Regina“ in Leipzig. Der Zuschauerraum, um den sich breite und engere Zugangsräume ziehen, hat 624 Plätze, die durch einen erhöhten Logenraum ihren Abschluß erhalten. Der gelbe Ton des Raumes kontrastiert wirksam mit den Säulen in Blau und Gold, mit dem grünen Bühnenvorhang und dem goldenen Bühnenrahmen. Bei der Neugestaltung sind große, massive Luftschutzräume eingebaut worden.
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- Anmerkung : Dieser Kino-Artikel stammt aus Januar 1938 und hier unter dem Kino wurden jetzt schon Luftschutzräume eingebaut. Hatte da etwa "jemand" etwas von dem geplanten Welt-Krieg erahnt oder "gesteckt" bekommen ? Für welchen Zweck bzw. aufgrund welcher Befürchtungen baut ein Kinobesitzer Luftschutzbunker in sein Kino ? Österreich war noch nicht heim ins Reich "geholt" worden und die Münchner Konferenz mit Chamberlain kam erst im späten Herbst.
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Magdeburg 1
In einer Bauzeit von 4 1/2 Monaten ist 1937 in Magdeburg das neue Filmtheater „Fata-Morgana-Lichtspiele“ mit 458 Plätzen in der Innenstadt entstanden. Bei der Anlage mußte Bedacht genommen werden, daß es sich um ein Tagesfilmtheater (bei uns später AKI genannt), also mit durchlaufendem Filmvorführungsbetrieb handelt.
Der alte kleine Zuschauerraum, der senkrecht zur Straße lag, wurde in einem Vorraum umgewandelt, aus einem Lagerhaus wurde der Theaterraum hergerichtet. Der Zuschauerraum hat eine lichte Höhe von rund 8m und eine Länge von 20m. Auf eine Anzahl Plätze wurde verzichtet, um für den einzelnen Platz ausreichenden Raum zur Verfügung zu haben.
Die Plätze wurden weiträumig angelegt, weil in einem Tagesfilmtheater mit einem ständigen Wechsel der Besucher gerechnet werden muß. Auch die Vorhalle, der frühere Zuschauerraum, ist groß und mit Sitzgelegenheiten sowie einer Empfangsecke ausgestattet. Durch getrennte Aufgänge ist dafür gesorgt, daß die Besucher beim Betreten oder Verlassen des Zuschauerraums sich nicht gegenseitig behindern.
Die Decke des Zuschauerraums wurde mit Kapag-Platten belegt, die Wände erhielten einen plastischen Glutolin-Anstrich; auch die Rückseite des Raums ist mit Akustikplatten verkleidet. Bis zu einer Höhe von 2m über dem Fußboden läuft eine dunkle Wand aus Holzpapier um den Raum, der obere Teil ist in grüner Farbe gehalten, die mit goldfarbenen Flecken besetzt ist.
Die Beleuchtung erfolgt durch Linestra-Röhren, die am Rande der Decke entlang und hinten bis an die Seite der 27 qm großen Bildwand laufen.
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Magdeburg 2
Die Räumlichkeiten der „Fürstenhof-Lichtspiele“ in Magdeburg, die 1936 durch Umbau zu einer zweckmäßig gestalteten ortsfesten Vorführungsstätte des Films gestaltet worden sind, wurden bis 1895 als Reitbahn benutzt. Seit 1923 fanden in den Räumen Filmvorführungen statt, aber von einem eigentlichen Filmtheater konnte keine Rede sein.
Der Umbau mußte davon ausgehen, den Raum in seiner bisherigen Struktur zu erhalten. Überflüssige Stuckfiguren wurden entfernt, ein neuer Bodenbelag geschaffen, der nach hinten zu schräg ansteigt. Statt des früheren Glasdaches wurde eine massive Decke eingezogen, in der Lüfter eingebaut sind. Etwa 140m Linestra-Röhren bilden die Deckenbeleuchtung. Neben einer gründlichen Aufarbeitung der Vor- und Eingangshallen sowie des Treppenhauses zum Rang wurde dem Zuschauerraum ein neuer Anstrich in hellen, freundlichen Farben gegeben. Die Bildwand hat eine Größe von etwa 35qm.
Magdeburg 3
Nach einer Bauzeit von sechs Monaten sind 1937 im Norden der alten Neustadt von Magdeburg die neuen „Schauburg-Lichtspiele“ mit 368 Plätzen entstanden. Die Werkgebäude einer Fabrik wurden beseitigt und an ihrer Stelle das neue Unternehmen errichtet. Der Eingang wurde zu einer geräumigen, holzgetäfelten Vorhalle erweitert. Zwei Zugänge führen in den Zuschauerraum, in dem zwei Deckenluftschächte für ausreichende Entlüftung sorgen. Tulpenlampen an den Wänden und ein mattgetönter Anstrich vervollständigen das Bild des Zuschauerraumes.
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Wittenberg
In Wittenberg ist 1937 das „Centraltheater“ mit 900 Plätzen entstanden, das eine wertvolle bauliche Bereicherung der Stadt darstellt. Einfach und klar sind die Formen, wobei auch manche neuen Werkstoffe dem Filmtheater den Ausdruck der Zeit geben.
Besonders in Erscheinung tritt die Vor- und Kassenhalle, aufgelockert durch eine offene Säulenhalle. Ob es nun der schachbrettartige Fußbodenbelag aus Gummi ist, der dunkle Marmor an den Türleibungen oder der Kassenraum, überall hat künstlerischer Geist Ausdruck gefunden.
Sämtliche Plätze des Zuschauerraumes sind gepolstert. Hervorzuheben ist die gute Akustik und die vorzügliche Sicht von allen Plätzen. Die Wände des Zuschauerraumes sind mit neuzeitlichen Baustoffen bekleidet. Zahlreiche dem Auge des Zuschauers nicht wahrnehmbare Lampen strahlen das Licht gegen die Kuppel, und die hellen Pastelltöne der Wände werfen es zurück.
- Anmerkung : Hier wird es zum ersten Mal in uns vorliegenden Fach-Zeitschriften erwähnt :
"Sämtliche Plätze des Zuschauerraumes sind gepolstert".
Solch eine Luxus-Ausstattung in einer Kleinstadt wie Wittenberg war sogar bis in die 1960er Jahre in Deutschland West keine Normalität.
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Bezirk Thüringen
Eisenach
Bei der Errichtung des Filmtheaters „Capitol“ in Eisenach im Jahre 1930 war es infolge des beschränkten Bauplatzes nicht möglich, die für den Verkehr erforderlichen Nebenräume, die zur reibungslosen Räumung bei Programmwechsel erforderlich sind, zu schaffen.
Erst nach Erwerb des benachbarten Grundstückes und nach Schaffung eines Zuganges von der Hauptstraße konnten die verkehrstechnischen Verbesserungen ausgeführt werden. Durch einen Anbau an das bestehende Gebäude wurden neue Räume geschaffen und zugleich eine Erweiterung von 650 auf 720 Plätze durchgeführt.
Im Kellergeschoß wurden Luftschutzräume errichtet; im Erdgeschoß eine 50qm große Kassenhalle mit einem Aufgang nach dem Ranggeschoß neu geschaffen. Aus der alten Kassenhalle wurden die Treppenaufgänge und sämtliche Einbauten entfernt, so daß eine Vorhalle mit entsprechend großer Kleiderablage von 75qm entstand.
- Anmerkung : Auch hier wurde der Einbau von Luftschutzräumen unter dem Kino explizit erwähnt ?? Warum wohl ?
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Die Ein- und Ausgänge sind getrennt angeordnet und auf 4,80m verbreitert worden. Auch im Ranggeschoß wurde eine neue Vorhalle von 50qm Größe mit Kleiderablage und ein Umgang von etwa 2m Breite geschaffen. Von der Ranggeschoßvorhalle führt eine Treppe direkt ins Freie, so daß auch für den Rang ein getrennter Auf- und Abgang vorhanden ist.
Für die Gefolgschaftsmitglieder wurde ein Aufenthaltsraum mit Waschanlagen, Kleiderspinden und Kochgelegenheit eingerichtet.
Auf dem Rang wurden die die Akustik störenden alten Treppenhauswände abgebrochen und die Eingänge verlegt. Zwischen den zehn Sitzreihen wurde ein Quergang, der die Seitengänge miteinander verbindet und direkt in einen Ausgang mündet, angeordnet, so daß eine schnelle Entleerung des Ranges möglich ist, wobei ohne Gegenströmung der Rang vom anderen Eingang her wieder besetzt werden kann. Sitzplätze mit schlechter Sicht wurden entfernt, eine kombinierte Be- und Entlüftungs-Heißluftanlage eingebaut.
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Jena
An der Stelle, "wo" sich jetzt das Filmtheater „Deutsches Haus“ in Jena befindet, stand bis 1931 ein wesentlich kleineres Gebäude, in dem ein Hotel mit Kabarett und Tanzdiele sowie eine Filmvorführungsstätte Unterkunft gefunden hatten. Da das Haus den wachsenden Ansprüchen nicht mehr genügte, wurde es abgerissen und mit einem Neubau begonnen.
In der damaligen Zeit der schwersten Wirtschaftsnot war an eine Vollendung des Baues nicht zu denken. Fünf Jahre blieb eine Bauruine stehen, die in ihrem unvollendeten und wenig schönen Zustand zu einem nicht gerade hervorragenden Wahrzeichen der Stadt wurde.
Der jetzige Betriebsinhaber hat nach kaum einem halben Jahr Bauzeit 1936 ein neues Filmtheater von 1040 Plätzen geschaffen. Der Zugang befindet sich in einer Passage.
Der Kassenraum, der auch die Garderobe enthält, ist wie der Treppenaufgang in lichtem Gelb gehalten. Fußboden und Säulen, die die Beleuchtungskörper tragen, sind mit Solnhofer-Platten ausgelegt. Neben dem Eingang befindet sich ein Raum für Fahrräder und Krafträder.
Gegenüber der Kasse führt eine breite durch ein Geländer zweigeteilte Treppe aus Theumarer-Schiefer, die sich nach rechts und links im Bogen teilt, zu einem Vorraum, der von einer als Repräsentationsraum gestalteten Nische beherrscht wird. Von hier aus führen die Zugänge in gleicher Höhe zum Parkett sowie zwei Treppen zu beiden Seiten zu den Logen und Rängen.
Die Wände des etwa 900qm großen Zuschauerraums sind in sattem Orangerot gehalten und unterhalb der Decke mit einer breiten Goldleiste abgesetzt. Die Decke besteht aus Akustikplatten in hellem Graubraun. In der Mitte der Decke befindet sich ein weiter Kranz von Neon-Röhren, zwischen denen die Absaugvorrichtung für verbrauchte Luft eingebaut ist.
Völlig neuartig ist die Anordnung der Plätze. Auf Ränge im eigentlichen Sinne wurde verzichtet. An das Parkett, das nach der Bühne zu leicht geneigt ist, schließen sich durch eine Abschlußwand getrennt amphitheatralisch aufsteigend die Rangplätze an, zwischen denen sechs Logen eingelassen sind. Alle Plätze sind gleichmäßig orangerot gepolstert.
Der Zwischenraum zwischen den einzelnen Sitzreihen beträgt fast 1m. Die Bildwand ist 14qm groß und wird bei Bühnenvorführungen auf Schienen bis zur rückwärtigen Wand gerollt.
- Anmerkung : Also hier stimmt etwas nicht. Ein Kino mit 1040 Plätzen und einer nur 14qm großen Bildwand ??
Der Lautsprecher (also nur ein Lautsprecher für 1040 Besucher) verschwindet in der Decke. Die Bühne hat drei Vorhänge, beige, rot und blau, von denen der erste eine Fortsetzung in gleichfarbiger Seitenverkleidung findet. Hinter der Bühne befindet sich eine Frischluftanlage, die Außenluft ansaugt, bei Bedarf auf bestimmte Temperatur anwärmt und durch 104 Düsen zu beiden Seiten der Bühne in den Zuschauerraum drückt, während die Absaugvorrichtung in der Decke die verbrauchte Luft aus dem Raum herausnimmt.
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Langensalza
Aus einer Reithalle auf dem Schloßhof im Zentrum der Stadt Langensalza, in unmittelbarer Nähe der inneren Hauptverkehrsstraße, ist ein Filmtheater geworden. Die Dachflächen bestehen aus kupferfarbigen Reform-Falzziegeln, der Erdgeschoß-Fußboden der Vorräume aus 20cm starkem Unterbeton und Belag von Solnhofener Platten.
In Langensalza wurden die Germania-Lichtspiele betrieben, die von der Baupolizei ständig bemängelt wurden. Die Baupolizei hat schließlich die Schließung des Unternehmens angeordnet. Der Grundstückseigentümer hat seinen Besitz an den jetzigen Betriebsinhaber verkauft, der dann ein neues Filmtheater in Langensalza errichtet hat.
Die 14 x 50m große frühere Reithalle wurde nach den Plänen von Carl Fugmann, Erfurt, aufgeteilt, so daß eine etwa 65qm große Kassenhalle entstand, durch die man in den Zuschauerraum mit den Logen gelangt. Eine Bühne mit Garderobenraum und Heizanlage konnte ebenfalls angeordnet werden. Ein Rang wurde nicht vorgesehen. In dem neu errichteten Obergeschoß sind Bildwerfer- und Nebenräume, sowie die Wohnung des Besitzers untergebracht.
Die am Schloßhof liegende Außenfront wurde monumental ausgestaltet, wobei besonders zustatten kam, daß das Mauerwerk außerordentlich stark war und die Pfeiler der Fassade eine tiefe plastische Wirkung ermöglichten. Das Innere der Kassenhalle wurde sehr einfach ausgebildet.
Durch den klaren symmetrischen Grundriß erschien jegliches Beiwerk unnötig. Der Zuschauerraum umfaßt etwa 500 Sitzplätze. Durch das starke Gefälle ist die Sicht von allen Plätzen gleich günstig. Die Wände sind mit Stoff bespannt; auch sonst sind alle Maßnahmen getroffen, um eine gute Akustik zu sichern. Der Hauptton des Zuschauerraums besteht aus einem matten Braun, das zum Teil mit Gold abgesetzt ist, und in einem guten Gegensatz zu dem blauen Hauptvorhang steht, der angestrahlt wird.
Die Hauptbeleuchtung des Zuschauerraumes ist indirekt. Die Be- und Entlüftungsanlage in Verbindung mit einer Luftheizung sorgt Sommer und Winter für reine und richtig temperierte Luft.
Das Äußere ist schlicht und farblich sehr fein zu dem benachbarten Schloßbau abgestimmt. Die Architektur läßt den Zweck des Gebäudes klar erkennen.
Bezirk Schlesien
Beuthen
Durch Umbau eines Hauses wurde 1937 das „Atrium“ in Beuthen errichtet. Das modern ausgestattete Filmtheater bietet Raum für 346 Besucher, die auf bequemen Nußbaumstühlen oder in hochgepolsterten Sesseln Platz finden. Die Wände sind mit blauer Seide bespannt und mit Silberleisten abgesetzt. Der silbergraue Vorhang wird angestrahlt; moderne Beleuchtungskörper ergänzen den Eindruck der Innengestaltung. Eine Entlüftungsanlage an der Decke sorgt für Frischluft.
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- Anmerkung : Die Beschreibung "bequeme Nußbaumstühle" ist eigentlich ein Hohn. Die Holzklappstühle waren auch noch Jahre nach Kriegeende ein Grund, nicht mehr ins Kino zu gehen.
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Patschkau
An Stelle des Lichtspielhauses „Reichssäle" in Patschkau ist ein neues Filmtheater „Deli-Lichtspiele“ errichtet worden. Von der Straße gelangt man zum Vorraum, Kasse, Kleiderablage und Rangaufgang. Der Rang hat auch einen besonderen Vorraum sowie ein besonderes Abgangstreppenhaus. Die Luftheizung ist gleichzeitig Entlüftungsanlage. Die Innenausstattung ist gediegen; außen zeigt das Gebäude helle Farben, Kratzputz mit Plattensockel, beleuchtete Schaukästen und eine Leuchtschrift mit dem Namen des Betriebes.
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Hirschberg
In Hirschberg, einer Stadt mit 30.692 Einwohnern, ist 1936 das neue Filmtheater „Capitol“ (Bild 28 und 29) mit 648 Plätzen errichtet worden.
Lauban
In Lauban bestanden die "Kammer-Lichtspiele", die im Jahre 1919 im "Hotel zum Hirsch" errichtet wurden. Diese Filmvorführungsstätte befand sich im 1. Stockwerk des Hotelgebäudes, hatte keine Außenfassade, einen viel zu schmalen und steilen Treppenaufgang, keine geeigneten Vorräume, kurzum sie war sehr primitiv.
Es erstand ein neues Filmtheater mit 592 Plätzen, das „Capitol“. An den zweitürigen Haupteingang schließt sich die halbkreisförmige Kassenhalle an mit den Treppenanlagen zum Rang. Über die ganze Breite erstreckt sich der Vorraum mit modernen Anlagen und anschließenden Umgängen, von denen der Zuschauerraum betreten werden kann. Auch das Ranggeschoß hat einen großen Vorraum. Hier befindet sich auch ein Gefolgschaftszimmer. An die Luftheizung sind sämtliche Räume mit gleichzeitiger Frischluftzuführung angeschlossen. Außen zeigt das Gebäude naturfarbenen Kratzputz mit ausgezogenem Gesims, das sich an das Nachbargebäude anschließt.
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Schweidnitz
Nach Abbruch einer Waschküchenanlage und eines Holzschuppens im Hofe des bisherigen Filmtheaters sowie nach Abbruch einer baufälligen Trennwand zu einem anderen Grundstück war die Grundlage für die Erweiterung und Neugestaltung des Filmtheaters „Schauburg“, Schweidnitz, gegeben. Es ist ein völlig neues Filmtheater erstanden, wobei eine Entlüftungsanlage neu eingebaut wurde.
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Bezirk Norddeutschland
Bückeburg
1937 konnten in Bückeburg die „Residenz-Lichtspiele“ mit 590 Plätzen in Betrieb genommen werden. Das Unternehmen weist vorbildliche Einrichtungen auf. Wände und Decke des hellfarbig und freundlich gehaltenen Raumes sind mit schalldämpfendem Stoff und Platten belegt.
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Hamburg
Ein städtebaulich und auch betriebsmäßig interessantes Vorhaben wird zur Zeit in Hamburg-Fuhlsbüttel ausgeführt. In den „Alster-Lichtspielen“ entsteht ein unterirdisches Filmtheater im Hinterhof eines dreieckigen Häuserblocks.
Der Bau wird unter geschickter Ausnutzung der Geländeunterschiede zu drei Viertel unter der Erde liegen; seine Oberfläche wird mit Erde bedeckt und bepflanzt.
Hannover
In wenig mehr als acht Wochen wurde aus dem früheren Rollschuhpalast in Hannover-Südstadt 1937 der „Gloria-Palast“ errichtet. An den in heller Eiche gehaltenen Kassenraum schließt sich eine schöne Vorhalle an. Von den gelblich gehaltenen Wänden hebt sich die dunkle Holztäfelung wirkungsvoll ab. Der Zuschauerraum ist in einheitlichem Farbton gehalten, in schwachem Braun die Decke, in sattem Braun die Seitenwände. Täfelung aus Nußbaumholz bringt noch mehr Wärme in den Raum. Rote samtgepolsterte Plätze gewähren einwandfreie Sicht. Eine moderne Entlüftungs-anlage sorgt für Frischluft.
Kiel
Das „Reichspfennig-Theater“ in Kiel-Gaarden (420 Sitzplätze) ist 1937 einem umfangreichen Umbau unterzogen worden. Die Säulen, die den Blick im Zuschauerraum behinderten, sind verschwunden. Eine Ent- und Belüftungsanlage und neuzeitliche Warmwasserheizanlage haben die betriebstechnische Einrichtung vervollständigt.
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Lübeck
Das „Capitol“ in Lübeck (700 Plätze) ist 1937 einer vollständigen Erneuerung unterzogen worden. Eine neue Fassade bildet den Übergang zu einer Vorhalle. Ein neuerbauter Raum schließt nach der Bühneneinrichtung zu bogenförmig ab. Linestra-Deckenbeleuchtung und an beiden Seiten der Bühne aufgestellte Lichtsäulen mit Sternröhren stellen die Beleuchtung dar.
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Rostock
1936 ist das neue „Hansa-Theater“ in Rostock errichtet worden. Der Zuschauerraum hat 700 Plätze. Breite Wandelgänge umgeben ihn im Erdgeschoß wie auf dem Rang.
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Westerland
Die Zunahme der Einwohnerzahl der Insel Sylt und die Verdichtung des Fremdenverkehrs sowie die Notwendigkeit, daß Westerland als Kurort ein modernes größeres Filmtheater erhalten mußte, veranlaßte den Betriebsinhaber der Kur-Lichtspiele, bei seinem Unternehmen einen grundlegenden Umbau und eine Erweiterung von 300 auf 470 Plätze vorzunehmen.
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Schwerin
Nach Abbruch der alten Turnhalle wurde 1936 das „Capitol“ in Schwerin, ein Filmtheater von 1105 Plätzen errichtet. Durch breite, bequeme Türen betritt man die Vorhalle, in der die Kassen untergebracht sind. An sie schließt sich die große Halle, die dem Zuschauerraum vorgelagert ist, an. Die Wände sind in hellem Braun gehalten. Ihr einziger Schmuck sind große, dunkel eingefaßte Schaukästen. Der Raum erhält seine Belebung durch die Treppenanlage, die in geraden, fast strengen Linien zum Rang hinaufführt.
Der Aufgang zu den geräumigen Wandelgängen rings um den Zuschauerraum vollzieht sich fast unbemerkt. Der Ton der Wände wechselt in ein zartes kühles Grün. Überall sind Garderoben eingebaut. Dem Zuschauerraum liegt die Eiform zugrunde. Die Wände sind hoch hinauf dunkel getäfelt und bis unter die Decke mit Plüsch in warmem, gelb durchsetzten Rot bekleidet, das an einigen Stellen von den lichten Trauben der Wandbeleuchtung unterbrochen wird.
Der gesamte 34m lange Zuschauerraum ist in weiches Licht getaucht. Die Bestuhlung wiederholt in rotem Plüsch die Hauptfarbe des Raumes. Insgesamt fast eine Verschwendung von Raum. Die große Turbinenanlage im Keller, die ständig Frischluft in den Zuschauerraum führt, das Entlüftungssystem, das ständigen, gleichmäßigen Luftwechsel ermöglicht, der Vorführungsraum, alles wohldurchdachte Gesamtgestaltung. Die Bildwand kann verschwinden und die Bühne in ihrer ganzen Breite zu Bühnenaufführungen oder sonstigen Veranstaltungen benutzt werden.
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Bezirk Hessen-Nassau
Frankfurt am Main
Der „Ufa-Palast Groß-Frankfurt“ in Frankfurt a. M. wurde 1935 einer vollständigen Erneuerung unterzogen. Die Wände sind in Glattputz mit hellem Ölwachsan-strich gehalten und erfahren lediglich durch die Logenbrüstungen eine Unterbrechung, die sich wirkungsvoll von dem Farbton der Wand abheben.
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Friedberg
Die Gemeinde Friedberg hat mit dem „Burg-Theater“ eine vorbildliche Kulturstätte erhalten. Aus einem ehemaligen Sommerkeller wurde ein in räumlicher wie künstlerischer Beziehung neues Filmtheater. Durch eine kurze, künstlerisch gestaltete „Allee“ wird der weite Vorplatz mit Kasse und Garderobe erreicht; bei dem Neubau wurde ein Luftschutzkeller eingebaut.
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- Anmerkung : Auch hier wurde der Einbau von Luftschutzräumen unter dem Kino explizit erwähnt ?? Warum wohl ?
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Mainz
Mainz ist um ein schönes, geschmackvoll eingerichtetes Filmtheater bereichert worden. Die früheren "Schiller-Lichtspiele", die mehrfach den Betriebsinhaber wechselten und längere Zeit stillagen, sind in völlig neuem Gewände als „Apollo-Theater“ neu erstanden.
Ein schönes Buntfenster, das besonders abends voll zur Wirkung kommt, gibt dem Vorraum einen warmen Ton. Sehr geschmackvoll sind die Beleuchtungsanlagen, anheimelnd ist die Kaminecke. Der Zuschauerraum selbst überrascht durch seine moderne und geschmackvolle Ausgestaltung.
Sorgsam ist die Farbenzusammenstellung. Die Wände sind lindgrün bespannt und mit blauer Leiste abgesetzt. Velvetstoff, der bei jeder Beleuchtung schön zur Wirkung kommt, verleiht dem Zuschauerraum einen würdigen Charakter.
Eine moderne Be- und Entlüftungsanlage sorgt für günstige Temperaturverhältnisse, außerdem ist es möglich, zu beiden Seiten Frischluft zuzuführen.
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Saarbrücken
Nach völliger Neugestaltung konnten die „Tivo-Lichtspiele“ Saarbrücken wieder in Betrieb genommen werden. Eine geräumige Halle mit Kasse und Schaukästen gibt den Weg zum Zuschauerraum frei.
Die Wände des Zuschauerraumes sind mit hellrotem Samt ausgeschlagen. Der goldfarbene Bühnenvorhang und die Beleuchtung vervollständigen den Gesamteindruck.
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Bezirk Südwest
Bad Cannstatt
In Bad Cannstatt sind die „Bad-Lichtspiele“ neu errichtet worden, ein architektonisch schöner, dabei gut durchdachter Zweckbau. Für Belüftung und Heizung sorgt eine Klimaanlage mit fünfmaliger Lufterneuerung in der Stunde.
Freiburg
1936 wurden die „Friedrichsbau-Lichtspiele" in Freiburg einem Umbau unterzogen. Das früher im Gebäude befindliche Haushaltungsgeschäft mußte den Platz frei machen für eine großräumige Eingangshalle. Die Raumgestaltung ist groß und hell. Sie wirkt durch gutes Material, Plastiken, kunsthandwerkliche Schmiedearbeiten, Flächenbehandlung und Beleuchtungseffekte.
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Heidelberg
Das bisherige „Schloß-Filmtheater“ in Heidelberg ist durch einen Umbau, der einem völligen Neubau gleichkommt, in einer Bauzeit von sechs Monaten umgewandelt worden. Kassen- und Garderobenraum sind in hellen Farben und brauner Holztäfelung gehalten. An diesem Vorraum schließt sich im rechten Winkel der eigentliche Neubau an.
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Bezirk Bayern
Schliersee
Filmtheater in Schliersee. Vorraum, Zuschauerraum, äußere Gestalt im oberbayerischen Stil
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Traunstein
In Traunstein wurde seit 23 Jahren unter dem Namen Goldnes Kino eine Filmvorführungsstätte von 218 Plätzen betrieben. An Stelle dieses Unternehmens ist 1936 ein neues Filmtheater „Kur-Lichtspiele“ von 600 Plätzen entstanden
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München
In fünfmonatiger Bauzeit wurde das neue „Theater am Karlstor“ in München mit 590 Plätzen errichtet. Eine dreiteilige Raumgruppe bilden die Eingangs- und Empfangsräume, offene Passage mit Schaukästen, Kassenraum und Vorraum. Zum Zuschauerraum erweitert sich der Vorraum beiderseits zu einem Gang, von dem Saalzugänge ausgehen und der eine bequeme Verteilung der Besucher nach den Plätzen ermöglicht.
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Nürnberg
Die „Luitpold-Lichtspiele“ in Nürnberg sind 1936 einem Umbau unterzogen worden. Der Kassenschalter wird jetzt durch eine helle, freundliche Vorhalle mit Schaukästen erreicht. Die Eingangshalle ist mit olivgrünen Keramikplatten verkleidet. Die Holzeinbauten des Vorraums wurden entfernt.
Im Zuschauerraum wurde ebenfalls alles überflüssige Beiwerk entfernt; die Wände wurden mit hellem Plüsch bespannt. Neue Bestuhlung, neuzeitliche Beleuchtung vervollständigen die Neugestaltung.
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Bezirk Rheinland-Westfalen
Hattingen Ruhr
Godesberg
Düsseldorf
Einer vollständigen Erneuerung wurde 1936 das „Alhambra-Theater“ Düsseldorf mit 900 Sitzplätzen unterzogen. Eine Überdachung des Eingangs hat der Außenfront einen geschlossenen Rahmen gegeben. Die früher zur Straße gekehrte Kasse wurde nach innen verlegt. Von dort führt eine Verbindung zum Zuschauerraum. Vollkommen neue Decken- und Wandbeleuchtung, neue Bestuhlung, moderne Be- und Entlüftung haben den Gesamtcharakter dieses Filmtheaters gewandelt.
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Essen
1937 ist an Stelle des ältesten Filmtheaters im Stadtgebiet Essen-Borbeck das „Residenz-Theater“ mit 289 Sitzplätzen erstanden. Der frühere schmale Eingang ist durch eine geräumige und geschmackvolle Vorhalle ergänzt worden. Der neue Vorführraum konnte weit günstiger als bisher untergebracht werden. Der Zuschauerraum wurde gründlich erneuert und mit neuem Gestühl sowie Be- und Entlüftungsanlage versehen.
Münster
Da die Straße, in der das neue Filmtheater „Apollo-Theater“ in Münster errichtet worden ist, unter Denkmalschutz steht, gab es für die Formgebung, Planung und Bauleitung besonders interessante Aufgaben, vor allem für den äußeren Rahmen.
- Anmerkung : In einem Artikel über Kinotechnik wird erstmalig der Begriff "Denkmalschutz" verwendet. Das habe ich so in noch keiner technischen Zeitschrift aus den Jahren vor 1945 (oder sogar 1960) gelesen bzw. vorgefunden.
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Um nach außen hin den öffentlichen Charakter des Unternehmens zu kennzeichnen, wurde für den Mittelbau klassizistische Form gewählt. Sie greift den Charakter der alten münsterischen Adelshöfe auf.
Das neue Filmtheater ist als Ziegelbau mit hellem Sandstein ausgeführt. Die neue Betriebsstätte gehört zu den Filmtheatern, bei denen bewußt auf Außenwerbung verzichtet ist.
Das „Apollo-Theater“ bietet Platz für 981 Zuschauer, die von sämtlichen Plätzen aus gute Sicht haben. Das Innere ist in den Grundfarben goldgelb, blau und grün in weichen warmen Tönen, die Seitenwände in Stoff-und Filzbespannung mit guter Hörsamkeit gehalten. Die Bildwand ist 6,20m breit.
Dr. jur. Paulheinz Diedrich - geschrieben im Spätherbst und Winter 1937
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