Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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Von der Kinotechnik im Ausland
aus KINOTECHNIK Heft 1 - Januar Berlin 1938 - von Herrn Görisch und anderen Autoren ohne Namensnennung
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Räumliche Wirkung im Film
Dem „International Projectionist“ (1937, Oktober, S. 27) zufolge haben auf der Tagung der "Society of Motion Picture Engineers" im Oktober 1937 in New York zwei Vorführungen räumlicher Bild- und Tondarstellung im Film stattgefunden.
In der einen Vorführung wurde ein (optischer) Stereofilm gezeigt mit Erzielung der räumlichen Wirkung in bekannter Weise durch polarisierende Filter. Über die Vorführung wird berichtet, daß die Filmhandlung auf zwei verschiedenen, synchron laufenden 16mm-Filmen aufgenommen war, und daß diese beiden Filme mitteils zweier Projektoren unter Vorsatz der polarisierenden Filter auf den gleichen Schirm synchron projiziert wurden. Diese Anlage unterscheidet sich also praktisch nicht von der „Olympia-Zieleinrichtung“, die auf der Olympiade 1936 zur Verbesserung der Zielphotographie aufgestellt war, und die schon mehrfach beschrieben worden ist *1).
*1) Kinotechnik 18 (1936), S. 248.
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Dann die (akustische) die stereophonische Tonwiedergabe
Die zweite Vorführung hatte (akustische) die stereophonische Tonwiedergabe zum Gegenstand. Auch diese Frage ist seit einiger Zeit vielfach erörtert worden. Das System, nach welchem bei der Versuchsvorführung (veranstaltet von der Western Electric) gearbeitet wurde, besteht in der sogenannten „Zweikanal-Methode".
Die Schallaufnahme erfolgte mittels zweier Mikrophone, und die beiden Schallvorgänge waren in zwei getrennten Tonspuren aufgezeichnet worden. Diese beiden Tonspuren wurden bei der Wiedergabe getrennt abgetastet und auf zwei, zu beiden Seiten der Bildwand aufgestellte Lautsprecher übertragen.
Jeder dieser Lautsprecher gab somit den Schallvorgang wieder, den das entsprechende Mikrophon aufgenommen hatte. Nähere technische Einzelheiten sind dem Bericht nicht zu entnehmen, sollen aber demnächst veröffentlicht werden. Die Wirkung dieser Vorführung wird als eindrucksvoll geschildert, doch wird gleichzeitig der praktische Nutzen, vor allem für Theater mittlerer oder geringer Breite, bestritten. Auch die Western Electric teilte mit, daß in absehbarer Zeit, nicht zuletzt wegen der großen Kosten, mit einer Einführung des Verfahrens nicht gerechnet werden kann. von Görisch.
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Tonfilm in Estland
Vor wenigen Tagen veranstaltete die Eesti-Kulturfilm-Gesellschaft in Tallinn im Kino „Gloria Palace“ vor geladenen Gästen eine Vorführung ihrer Arbeiten. Hierüber berichtet die Tallinner Zeitung „Uus Eesti“, deren Ausführungen hier auszugsweise wiedergegeben werden:
„Der Zweck der Vorführung war, eine Übersicht über die Arbeit der Gesellschaft in den letzten Monaten seit Übernahme der Aufnahmeapparatur zu geben, wie auch über die im Sommer gedrehten, nachträglich synchronisierten Filme. Zu der feierlichen Vorstellung erschien auch der Staatsverweser, um die Erzeugnisse der Eesti Kulturfilm kennenzulernen. Außerdem waren der Oberbefehlshaber der Truppen, General Laidoner sowie alle Regierungsmitglieder außer dem Wirtschaftsminister anwesend, sowie höheres Militär, Staatsbeamten, Journalisten, Persönlichkeiten des Theaters, der Kunst, der Literatur und der Gesellschaft.
Neben dem Film „Ein Tag in Wärska“ ist der Film „Das Vogelparadies Filsand" als der gelungenste zu betrachten. Dieser Film ist in vollem Umfang ein Lehr-und Kulturfilm. Der Film „Zum schöneren Heim" vermittelt Bilder von städtischen und ländlichen Wohnhäusern, Landwirtschafts- und Haushaltungsschulen sowie Heimstätten-Verschönerung. Er ist als Werbefilm gedacht. Es sei noch der Film „Erinnerungen aus der Schwedenzeit in Talinn“ genannt, in welchem besonders die Aufnahmen der Kirchen geglückt sind.
Die Beleuchtung ist durchweg in allen Filmen gut, die Begleitmusik in manchen sogar verblüffend gut.“
Die letzte Feststellung ist besonders bemerkenswert, im Hinblick auf die Tatsache, daß die Eesti-Kulturfilm-Gesellschaft ihre Tonaufnahmen auf einer deutschen Aufnahme-Apparatur macht. Sie erhielt vor wenigen Monaten von der Klangfilm-Gesellschaft eine Eurocord-Apparatur und hat sie, wie man sieht, bereits mit großem Erfolg eingesetzt.
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Deutsche Aufnahmetechnik in Polen
Als mit dem Aufkommen des Tonfilms die internationale Verständlichkeit des Films durch die Hinzufügung der Sprache aufhörte, machte sich auch in produktionsmäßig bislang wenig hervorgetretenen Ländern das Bestreben bemerkbar, eine eigene nationale Tonfilmproduktion ins Leben zu rufen. Mitbestimmend für diesen Entschluß war der Wunsch des Publikums nach Tonfilmen in der heimischen Sprache.
Polen war eines der ersten Länder, die mit der Herstellung von Tonfilmen begannen. 1931 wurde das Falanga-Atelier in Warschau gegründet und entwickelte sich bald zu dem führenden Unternehmen des Landes.
In den Falanga-Ateliers werden von den zur Zeit etwa 20 bis 30 jährlich in Polen zur Herstellung gelangenden polnisch-sprachigen Spielfilmen etwa 70% gedreht. Im Gründungsjahr wurde eine Klangfilm-Aufnahme-Apparatur vom damals gebräuchlichen Typ a-l-b aufgestellt; dies zeigt das Bemühen der Atelierleitung, in technischer Hinsicht mit dem Qualitätsstaud anderer europäischer Länder Schritt zu halten.
Neben dieser Apparatur, die sich in 6 Jahren aufs beste bewährt hat, ist im Falanga-Atelier vor kurzem eine Eurocord-Aufnahme-Apparatur eingebaut worden. Dem zweckentsprechenden Einsatz der Apparatur wurde besondere Sorgfalt gewidmet. Zwei nebeneinanderliegende Räume nehmen Verstärker, Abhörvorrichtung und Tonkamera auf. Das Mischpult ist beweglich; es kann im Bedarfsfalle in die Ateliers gestellt werden, so daß der Tonmeister bei schwierigen Bewegungsaufnahmen die Szene einwandfrei beobachten kann. Für die Tonfilmbearbeitung werden Klangfilm-Abhör- und Schneidetische verwendet; Produktion und Kopieranstalt werden mit Hilfe einer im Vorführraum eingebauten „Europa-Junior“-Wiedergabeanlage mit Euro-M-Projektor laufend überwacht.
Polen neuestes Filmtheater
Vor kurzem hat die Hauptstadt Polens ein neues Filmtheater erhalten, das sowohl im Hinblick auf geschmackliche Einrichtung wie auch auf technische Ausrüstung jedem Vergleich mit anderen führenden Großtheatern Europas standhalten kann. Bisher besaß Warschau bei 1.200.000 Einwohnern nur 65 Filmtheater, bei der im Vergleich zu anderen Hauptstädten geringen Kinodichte (Berlin hat z. B. rund 400 Theater bei etwa 4.000.000 Einwohnern) ist für das neue Großtheater zweifellos eine günstige wirtschaftliche Grundlage vorhanden.
Der 1.000 Besucher fassende Theaterraum schafft in seinen hellen Farben eine heitere und unbeschwerte Atmosphäre; für Farbeffekte von eigenartiger Schönheit sorgt eine Lichtorgel.
Besondere Beachtung verdient neben der allgemeinen Bekleidung der Wände mit Akustikplatten noch die Abdämpfung des Vorführraumes. Das oft in seiner Nähe noch zu vernehmende und bei leisen Tonfilmszenen störende Maschinengeräusch ist gänzlich ausgeschaltet. Selbst auf den letzten Rangreihen unter dem Vorführraum wird die Vorführung durch kein Geräusch mehr beeinträchtigt.
Die Ausrüstung des Vorführraumes besteht aus zwei Euro-M-Maschinen mit Europa-I-Tonanlage, von der Klangfilm-Gesellschaft geliefert; die deutsche Tonfilmtechnik konnte dazu beitragen, der Eröffnung dieses maßgebenden polnischen Uraufführungstheaters mit einem großen Gesangsfilm zu einem vollen Erfolge zu verhelfen.
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Panorama-Filme
aus KINOTECHNIK Heft 2 - Februar Berlin 1938 - Posey, C. J.: Panoramic Motion Pictures - (Panorama-Filme). - State University, Jowa. J. Soc. Mot. Pict. Eng. 28 (1937), Nr. 6, S. 619 bis 621.
Der Verfasser beschreibt ein von ihm ausgearbeitetes Verfahren zur Erzeugung kinematographischer Darbietungen, bei denen der Zuschauer auf einem zylndrischen Projektionsschirm das Gesamtpanorama von 360° Umfang betrachten kann, wie es sich vom Aufnahmestandpunkt aus darbot.
Die Aufnahmekamera ist um eine senkrechte Achse drehbar; sie führt 16 Umdrehungen in der Sekunde aus. Der Film läuft horizontal durch die Kamera, und zwar kontinuierlich und mit derselben Geschwindigkeit, wie das vom Objektiv in der Filmkurve entworfene Bild. Die Belichtung erfolgt, wenn der Film an einem Vertikalschlitz im hinteren Kamerateil vorbeiläuft; die Belichtungszeit hängt von der Schlitzbreite und der Umdrehungsgeschwindigkeit der Kamera ab. Die senkrechte Achse der Kamera braucht nicht stillzustehen, kann vielmehr bewegt werden, wenn eine geeignete Anordnung vorgesehen ist.
Bei der Vorführung spielt sich das umgekehrte Verfahren ab: Ein Lichtstrahl fällt durch den Wiedergabefilm und entwirft auf dem zylindrischen Schirm ein Bild. Der Lichtstrahl führt auf der inneren Zylinderwand 16 Umdrehungen je Sekunde aus. Die Breite, in der der Lichtstrahl den Film durchsetzt, kann größer sein als die Schlitzbreite, durch welche die Aufnahme erfolgte. Ist die Projektionsentfernung groß, so kann es notwendig werden, mehr als ein Projektionsobjektiv vorzusehen, um ausreichende Bildhelligkeit zu erzielen.
Die Beschreibung der Apparatur läßt manche Frage offen. Bezüglich der zur Darbietung dieser Panoramabilder benötigten Räumlichkeiten führt der Verfasser aus, daß der Projektionsraum rund gestaltet und der Projektor an der Deckenmitte aufgehängt sein muß. Die Zuschauer sitzen unter dem Projektor in Drehstühlen, um ihre Blicke ganz nach Wunsch in alle Richtungen schweifen lassen zu können.
Diese Anordnungen lassen die Einrichtung des Panorama-Kinos dem Verfasser kostspielig erscheinen; er ist auch der Meinung, daß sie sich wahrscheinlich nur in geringem Umfange und nur in großen Städten einführen werden. Es wird aber bemerkt, daß durch Herstellung von Panorama-Filmen die Notwendigkeit entfallen würde, die Aufmerksamkeit immer nur auf einen Raumwinkel zu konzentrieren; freilich würde die Entwicklung einer vollkommenen neuen Technik erforderlich werden. Szenen folgender Art würden sich ohne Schwierigkeiten darstellen lassen: Reisebilder, gemächliche Betrachtung von Wolken und Berggipfeln, Karnevalszenen, Ausstellungen, Rennen auf runden oder ovalen Bahnen. Kb.
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Das RCA-Aufnahmesystem und seine Anwendung für verschiedene Tonschriften
aus KINOTECHNIK Heft 2 - Februar Berlin 1938 - Dimmick, G. L.: "The RCA recording system and its adaptation to various types of soundtrack" (Das RCA-Aufnahmesystem und seine Anwendung für verschiedene Tonschriften). - J. Soc Mot. Pict. Eng. 29 (1937), Nr. 3, S. 258/273.
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Da das RCA-Aufnahmesystem aus früheren Veröffentlichungen im großen und ganzen als bekannt vorausgesetzt werden darf, sollen im folgenden nur einzelne Punkte hervorgehoben werden.
Die Aufnahmeoptik enthält unmittelbar vor und etwas unter dem reellen Spalt einen Spiegel, der einen Teil des modulierten Lichtes auf eine Kontrollfläche ablenkt, die Aussteuerung und Justage zu kontrollieren gestattet.
Verwendet wird eine 10V-7,5A-Lampe, deren Wendel eine Fläche von 4,45 x 1,94mm einnimmt und leicht gekrümmt ist. Das abbildende Objektiv hat 16mm Brennweite, eine numerische Apertur von 0,25 und ist korrigiert für 3650 und 5461 AE, um bei Ultraviolettaufnahmen mit grünem Licht die Schärfe einstellen zu können.
Besondere Schwierigkeiten ergaben sich bei der Aufgabe, eine einwandfreie Dämpfung des magnetischen Lichtsteuerorgans zu erreichen. Während früher einfach ein Gummipolster an dem Anker angebracht war, das mit den Polschuhen in Verbindung stand, wird neuerdings der Gummi nur am Anker mittels einer Bronzeklammer befestigt, so daß sich bei tiefen Frequenzen das ganze Dämpfungssystem mit dem Anker mitbewegt. Auf diese Weise ließen sich vor allem Hystereseerscheinungen wirksam beseitigen, die zu einer Verlagerung der Nulleinstellung führen und besonders beim Reintonverfahren gefährlich sind.
Leider hat der Gummi nicht nur dämpfende, sondern auch elastische Eigenschaften, so daß das elektrische Ersatzschaltbild für das Dämpfungssystem aus einer Parallelschaltung einer Induktivität (Masse der Bronzeklammer) und eines Ohmschen Widerstandes mit einer Kapazität (Dämpfungswiderstand und Elastizität des Gummis) in Reihe besteht. Unter Verwendung einer mit Wolfram beschwerten Gummisorte gelang es, eine Frequenzkurve zu erhalten, die an der Resonanzstelle bei 9000 Hz statt 12 nur 3db überhöht war. Eine weitere Verbesserung, vor allem die Beseitigung des vor der Resonanzstelle vorhandenen Einbruchs in der Frequenzkurve (bei 5000 Hz etwa -3db), verursacht durch die Induktivität der Sprechwindung, wurde durch Einschalten eines Kondensators von 0,035 uF parallel zu der Spule für die Nullinienverlagerung erreicht.
Mit der Optik lassen sich nach einigen Umänderungen Zackenschrift und Sprossenschrift aufnehmen, ferner Gegentakt A- und B-Verfahren. Von dem B-Verfahren ist man wieder abgekommen wegen der Einsteilschwierigkeiten bei der Wiedergabe Auch das Reintonverfahren mit Nullinienverlagerung wurde verlassen und nur noch das Abdeckverfahren verwendet. Nur für die Sprossenschrift wird das erstere noch angewandt, indem das Ruhelicht in Abhängigkeit von der mittleren Lautstärke gesteuert wird, da sonst ein Verstärkungsausgleich erforderlich wäre. Die Sprossenschrift selbst wird durch unscharfe Abbildung einer zur Spaltlänge parallelen Blendenkante erzeugt Es sei erwähnt, daß diese Anordnung bereits seit langem für bestimmte Zwecke in Deutschland Verwendung gefunden hat (vgl. A. Narath: Telefunken-Zeitung 18 [1937], Heft 75, S. 59/70), und daß hierbei erstmalig ein einwandfreier, von der Natur des Lichtsteuergerätes unabhängiger Vergleich der verschiedenen Schriftarten (Einzackenschrift, Vielzackenschrift und Sprossenschrift) durchgeführt wurde. Narath.
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Ein verbessertes Reintonsystem für Qualitätsaufnahmen
aus KINOTECHNIK Heft 2 - Februar Berlin 1938 - Hasbrouck, H. J., Baker, J. O., Batsel, C. N.: Improved noise-reduction system for high-fidelity recording (Ein verbessertes Reintonsystem für Qualitätsaufnahmen). - J. Soc. Mot. Pict. Eng. 29 (1937), Nr. 3, S. 310 316.
Die RCA ist nun ebenfalls dazu übergegangen, das Abdeckreintonverfahren, wie es in dem Eurocordgerät verwendet wird, auszuführen, im Gegensatz zur Nullinienverschiebung, die offenbar doch wegen der Schwierigkeit, den richtigen Arbeitspunkt einzuhalten, verlassen wurde.
Die Abdeckblende befindet sich zwischen Zackenblende und Spiegel. Sie besteht aus einer gabelartigen Vorrichtung, deren Arme mit den Abdeckblenden versehen sind und mit einer verhältnismäßig großen Übersetzung so bewegt werden, daß von jeder Seite der Tonspur eine Blende eintaucht. Ein-und Ausschwingzeit sind 12 bzw. 160 ms. Die Abstimmung der Blende liegt bei 140 Hz bei passender Dämpfung. Narath
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Neuere Fortschritte in der Akustik
aus KINOTECHNIK Heft 2 - Februar Berlin 1938 - Knudsen, V.O.: Recent progreß in acoustics (Neuere Fortschritte in der Akustik). - J. Soc. Mot. Pict. Eng. 29 (1937), Nr. 3, S. 233/247.
Der Verfasser bespricht einige neuere akustische Arbeiten, die vor allem am Institut für Schwingungsforschung in Berlin durchgeführt wurden, ferner eigene Arbeiten an der California-Universität in Los Angeles und eine russische Arbeit von Rschevkin.
1. Messung des Schluckgrades
Von E. Meyer wurden vergleichende Messungen über die Absorption von Licht bzw. Schall in abgeschlossenen Räumen durchgeführt. Mißt man in einer Ulbrichtkugel die mittlere Lichtintensität einmal mit und einmal ohne hereingebrachte Absorptionsmittel (z. B. Papier), so ist nur dann die Absorption unabhängig von der Größe und der Verteilung des Absorptionsmittels, wenn die Wände diffus reflektieren; bei gerichteter Reflexion erhält man dagegen außerordentlich verschiedene Werte. Das gleiche Ergebnis wurde akustisch bei 7000 Hz in einem Hallraum mit und ohne Schallschluckstoffe festgestellt. Will man daher nach dem Vorgehen von Sabine aus Nachhallmessungen das Schluckvermögen bestimmen, so sollten die Wände des Raumes möglichst diffus reflektieren, was für tiefe Frequenzen wegen der dann erforderlichen Größe der Oberflächenunregelmäßigkeiten schwer durchführbar ist.
2. Schalldurchlässigkeit von Doppelwänden
Cammerer und Dürhamer fanden, daß man ein Optimum an Schallisolation erhält, wenn die beiden Wände einen ganz bestimmten Abstand aufweisen, so für 547 Hz etwa 10 cm. Bei tiefen Frequenzen muß der Abstand vergrößert werden, auch kann man im Luftzwischenraum Schluckstoffe in bestimmter Weise anordnen.
3. Schalldurchlässigkeit durch kleine Öffnungen
Wintergerst und Knecht prüften die von Rayleigh für den Durchtritt von Schallenergie durch eine kleine Öffnung abgeleitete Beziehung experimentell nach. Bedeutet I die Schallintensität, A die Flächengröße der Öffnung, so sollte man zunächst annehmen, daß A x I hindurchgelassen wird; tatsächlich ist es jedoch k x A x I, worin k eine von der Größe und Gestalt der Öffnung und der Schallwellenlänge abhängige Konstante ist.
4. Regelung des Raumnachhalles durch Resonatoren
Es ist bekannt, daß die Griechen die Akustik ihrer Naturtheater durch Aufstellen einer Reihe bronzener Gefäße, die als Resonatoren wirkten, zu verbessern suchten. Die Wirkung solcher Resonatoren wurden neuerdings von Rschevkin theoretisch und experimentell nachgeprüft. Es ergab sich, daß sie eine Erhöhung des wirksamen Raumvolumens, aber auch eine Vergrößerung der wirksamen Absorption verursache und dmit dia Nachhalleigenschaften des Raumes zu beeinflussen gestatten.
5. Erzeugung künstlicher Vokale
K. W. Wagner konnte mit einem Frequenzgenerator, der Frequenzen mit beliebig einstellbarem Obertongehalt lieferte, künstliche Vokale herstellen, die sich akustisch von natürlichen nicht unterscheiden ließen.
Wesentlich größer waren die Unterschiede im Frequenzspektrum, wenn der Vokal von derselben Person mehrmals nacheinander oder an verschiedenen Stellen des Raumes gesprochen wurde. Die Untersuchungen ließen die Art der durch die Raumeigenschaften hervorgerufenen Verzerrungen erkennen, zeigten allerdings auch, daß das Ohr erst beträchtliche Verzerrungen dieser Art wahrzunehmen vermag.
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6. Raumresonanzen
Untersuchungen von V.O. Knudsen aus dem Jahre 1932 zeigten, daß der Nachhall auf den gedämpften Eigenschwingungen eines Raumes beruht, für die Raygleigh eine Formel ableitete.
Sowohl die stationäre Schallverteilung als auch die Intensitätsabnahme der Schallenergie werden wesentlich durch die Eigenschwingungen bestimmt und den Ort und die Richtcharakteristik der Schallquelle. Leider nehmen die Formeln, die gewöhnlich zur Berechnung der Intensitätsverteilung und des Nachhalles Verwendung finden, hierauf keine Rücksicht, und so erhält man in der Praxis große Abweichungen gegenüber den gerechneten Werten.
Z. B. ergab ein Raum, 2,50 x 2,50 x 2,90m groß, bei 512 Hz eine Nachhallzeit von 1,54 s, wenn nur die Decke mit einem Schluckstoff belegt war im Gegensatz zu 0,61 s, die nach der Rechnung herauskommen sollten.
Brachte man jedoch zwei Drittel des die eine Fläche bedeckenden Schluckstoffes an zwei anliegenden Wänden an, so stimmten die gemessenen und die berechneten Nachhallzeiten überein. Zusammen mit R. Neil und C. Hendrickson untersuchte Knudsen die Schallintensitätsverteilung eines kubischen Raumes (Seitenlänge 1,85 m) bei Frequenzen die den niedrigsten Eigenschwingungen entsprachen und erhielt außerordentlich große Intensitätsunterschiede, wie aus den in der Arbeit gezeigten Abbildungen hervorgeht, die Meßwerte in sechs parallelen Ebenen des Raumes enthalten. Die Verhältnisse werden bei höheren Frequenzen günstiger, wenn nämlich die Wellenlänge klein gegen die Raumabmessungen wird. Jedenfalls muß bei der Planung von Aufnahme- und Wiedergaberäumen im Tonfilm oder Rundfunk auf die Wellennatur des Schalles und die dadurch bedingten Resonanzerscheinungen weitgehend geachtet werden.
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7. Auswirkung auf allgemeine musikalische Probleme
In einem letzten Abschnitt weist Knudsen auf die Möglichkeiten hin, die in der Anwendung unserer neuesten akustischen Erkenntnisse auf allgemeine musikalische Probleme liegen. Es bestehe nicht nur die Möglichkeit, die Wiedergabe eines Orchesters auf elektro-akustischem Wege zu verbessern, sondern man müsse auch die Verbesserung, ja sogar die Neuschöpfung von Musikinstrumenten anstreben, die, angepaßt an die physiologischen Gegebenheiten des Hörens, die Grenzen des bisher Erreichbaren wesentlich weiter zu stecken imstande wären.
Er erwähnt in diesem Zusammenhang, daß in den Bell-Laboratorien bereits ein Dreikanalverstärker entwickelt wurde, mit welchem man eine „Gehörperspektive“ bei der Tonwiedergabe erzielen oder die Lautstärke des ganzen oder von Teilen des Orchesters so beeinflussen kann, daß man mit einer Besetzung von 75 Mann ein Orchester von 2000 vorzutäuschen vermag.
Diese Apparatur wurde von Harvey Fletcher zusammen mit Leopold Stokowski und dem Philadelphia-Orchester praktisch mit Erfolg erprobt. Weiter sind raumakustische Verbesserungen zu erwähnen, die beispielsweise in der Verwendung von Räumen mit regelbarer Nachhallzeit bestehen können und Bandfilter in der Übertragungsanlage, die den Dirigenten instand setzen, die einzelnen Frequenzbereiche anzuheben oder abzuschwächen.
Bezüglich der Schaffung neuer Musikinstrumente vertritt Knudsen die Auffassung, daß die bisher allein verwendeten mechanischen Instrumente hinsichtlich Frequenzumfang, Lautstärke und Klangfarbe noch verbesserungsfähig sind, ja daß in vielen Fällen sogar offensichtliche Mängel bestehen, die sich bei der Herstellung elektroakustischer Instrumente vermeiden ließen. Narath
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