Achtung: Artikel und Texte aus NS/Hitler-Deutschland 1933-45
Nach der Gleichschaltung der reichsdeutschen Medien direkt nach der Machtübernahme in Februar/März 1933 sind alle Artikel und Texte mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten. Der anfänglich noch gemäßigte politisch neutrale „Ton" in den technischen Publikationen veränderte sich fließend. Im März 1943 ging Stalingrad verloren und von da an las man zwischen den Zeilen mehr und mehr die Wahrheit über das Ende des 3. Reiches - aber verklausuliert.
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1938 !! - Der Betrieb eines vollelektrischen Filmtheaters
aus KINOTECHNIK Heft 6 / Juni Berlin 1938
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Eider, H. u. Royce, H. M. W.: Operating an all-electric kinema (Der Betrieb eines vollelektrischen Filmtheaters). - Ideal Kinema 5 (1937), Nr. 58, S. 6.
Das Longford-Theater in Stretford zeichnet sich durch verschiedene Eigenheiten aus, unter denen besonders der voll-elektrische Betrieb hervorzuheben ist. Der elektrische Strom dient:
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- zur Heizung des ganzen Gebäudes, einschließlich Bühne, Zuschauerraum, Gängen, Garderoben, Cafe usw.,
- zum Kochen,
- zur Heißwasserversorgung für Küche und Waschräume,
- zur Innen- und Außenbeleuchtung,
- als Kraftquelle für alle Zwecke,
- zur Betätigung der Lüftung.
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2 Stromtarife - wir sind in 1938 !!
Den Strom liefert das Elektrizitätswerk von Stretford. Es bot während der Vorverhandlungen zwei verschiedene Tarife an, je nachdem, ob der Betrieb des Theaters voll oder nur zum Teil elektrisch durchgeführt werden sollte.
Im ersteren Falle berechnete sich die Vollast zu 550 kW, sie ermäßigte sich indessen auf 120 kW, wenn Raumheizung, Kocheinrichtung und Warmwasserversorgung in anderer Weise betrieben würden.
Das Angebot für den voll-elektrischen Betrieb war wesentlich günstiger als für Teilbetrieb: es lautete - einheitlich für Licht und Kraft - auf £4 je kW der gemessenen Maximalbelastung und 0,38 Pence je gelieferte kWh; demgegenüber wurden bei Teilversorgung gefordert: £7 bzw. 1,5 Pence je kWh Lichtstrom, 1,5 Pence kWh nach gleitender Skala entsprechend dem Jahresverbrauch für Kraftstrom.
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Zeitabhängige Verbrauchsfeststellung / Messung
Die Maximalbelastung sollte nur in Zeiten der Spitzenbelastung des Werks festgestellt werden, nämlich in den Monaten November bis Februar an allen Tagen der Woche mit Ausnahme des Sonnabend Nachmittag und des Sonntag, und zwar zwischen 7,30 und 9,30 und zwischen 15,30 und 17 Uhr.
Da es sich einrichten läßt, daß die Stromentnahme in diesen Zeiten eingeschränkt wird, so gestaltete sich das Angebot für voll-elektrischen Betrieb noch vorteilhafter, und man entschied sich für dessen Einführung.
Das Theater wird mit dreiphasigem Wechselstrom (Drehstrom) zu 6.600V, 50 Perioden, versorgt, der zunächst auf 400:230V (Drehstrom) herunter-transformiert wird. Von der Schalttafel des Umformerraumes gehen Sonderleitungen aus für die Versorgung von Bühne und Vorführraum, Küche usw.
Der Hauptunterschied gegenüber dem sonst üblichen Theaterbetrieb liegt in der elektrischen Raumheizung; für die Entscheidung zu ihrer Einführung waren folgende Gesichtspunkte maßgebend:
- Sparsamkeit des Betriebes, da die Bedienungskosten gering sind und bei Nichtgebrauch keine Kraft verbraucht wird;
- Leichtigkeit der Temperaturgestaltung, da die Heizkörper innerhalb etwa 15 Minuten auf Höchsttemperatur gebracht und ebenso schnell abgekühlt werden können;
- Möglichkeit der Teilbeheizung des Hauses, ohne daß hierzu die gesamte Anlage in Betrieb gehalten zu werden braucht;
- gestaffelte Aufstellung der Heizkörper, wodurch eine gleichmäßige Temperatur im ganzen Theaterraum erreicht wird;
- Geringe Amortisationsquote, da für die Heizkörper auf fünf Jahre Garantie geleistet wird;
- Möglichkeit zur Anbringung der Heizkörper an den wirksamsten Plätzen, ohne Beeinträchtigung der Raumschönheit, da sich das ganze Kabelwerk leicht unsichtbar machen läßt.
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Die Heizanlage
Wie oben ausgeführt, wird die für die Preisgestaltung maßgebliche Höchstbelastung nur während bestimmter Zeiten der Spitzenbelastung des Elektrizitätswerks gemessen. Um die Betriebskosten tunlichst herabzusetzen, schaltet man die Raumheizung in diesen Zeiten ganz ab; damit die Temperatur hierdurch nicht unzulässig abfallen kann, sind im Zuschauerraum ringsherum Wärmespeicher angebracht, die automatisch einen Temperaturausgleich herbeiführen.
Die Heizanlage umfaßt Heizrohren, Strahler und Wärmespeicher. Das Theater ist für die Heizung in 14 Abteilungen gegliedert; in jeder wird die Temperatur durch einen Thermostaten gesteuert (z. B. 5 im Parkett, 2 im Rang, 3 auf der Bühne, insgesamt 57).
Bei geeigneter Anordnung und Einstellung der Thermostaten kann nahezu gleichmäßige Temperatur im ganzen Zuschauerraum erzeugt und damit die bei andersartiger Heizung meist auftretende Unzuträglichkeit vermieden werden, daß gewisse Raumteile (z. B. das Parkett unter dem Rang) überheizt sind.
An Hand graphischer Darstellungen erläutern die Verfasser das Ergebnis eines der zahlreichen Versuche, die bez. Temperatur- und Stromverbrauch im Longford-Theater durchgeführt wurden; dieser Versuch ist insofern besonders interessant, als er an einem Tage durchgeführt wurde, an dem um 14,30 eine Matinee mit einer Besucherzahl von 250 Personen, ab 18,30 die übliche Abendvorstellung mit 2.800 Personen stattfand.
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Die laufenden Stromkosten
Die wöchentlichen Stromkosten betragen seit Beginn der Heizperiode £23 und 5s., vor dieser £11 0s. - Die Raumheizung ist während 30 Wochen im Jahre in Betrieb, so daß sich die Gesamtstromkosten für alle Zwecke auf £940 16s. belaufen, woraus sich ein Wochendurchschnitt von £18 2s. ergibt.
In gleichartigen Kinos derselben Gesellschaft, die keine elektrische Heizung besitzen, werden die wöchentlichen Stromkosten mit £18 veranschlagt, so daß die Stromkosten für Heizung bei voll-elektrischem Betrieb ein vernachlässigbar kleines Mehr ausmachen.
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