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60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

1950/1951 - aus der Foto-Kino-Technik wird die Kino-Technik

Das Jahr 1950 ist von der Zeitschrift Foto-Kino-Technik her gesehen nicht darstellbar, weil es keine einzige Zeitschrift aus diesem Jahr mehr gibt. Allerdings hat der Berichterstatter schon vor vielen Jahren versucht, Hefte aus diesem Jahr zu bekommen, und es hat den Anschein, als ob es im Jahre 1950 keine Zeitschrift gegeben hat. Es ist dies allerdings nirgends vermerkt.

Ausgabe 1 der KT aus 1951
Der Chef von Zeiss Ikon, Alexander Ernemann
wieder ein deutsches Magnettongerät nach 1947, das AEG Magnetophon K8
Synchronisier- und Filmschneidetisch für Licht- und Magnetton von Union Film 1951

Im Jahre 1950 wurde im Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik die Zeitschrift "Phototechnik und Wirtschaft" ins Leben gerufen. Die Zunahme photographischer und kinotechnischer Entwicklungen führten jedenfalls 1951 dazu, dass diese beiden Zeitschriften parallel und getrennt liefen.

Im Jahre 1951 wurde aus der Foto-Kino-Technik die Kino-Technik mit zwölf Heften im Jahr und einem durchschnittlichen monatlichen Umfang von 24 Seiten.

Alexander Ernemann, der berühmte Leiter von Zeiss-Ikon in Stuttgart, schrieb zur Einführung "Für die Aufbauarbeit, für die Forschung und für die Sammlung und den Austausch der Erfahrungen ist das Forum einer Zeitschrift von Format notwendig, in dem die wissenschaftlichen und technischen sowie wirtschaftlichen Probleme leidenschaftslos und sachlich erörtert werden können. Diesem Zweck soll die Kino- Technik dienen." Es sei angemerkt, dass sie genau diesem Zweck auch heute noch ohne Änderung der Maxime dient.

1951 war ein riesenhafter kinotechnischer Leistungsfortschritt in der Bundesrepublik Deutschland zu verzeichnen. Vielen erschien es wie ein Wunder, wie schnell die deutsche Industrie nicht nur auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig (und damit Devisenbringer) wurde, sondern auch neue Lösungen gefunden wurden, die ganz allgemein Technik und Wirtschaft befruchteten.

Für die Aufnahme und Wiedergabe von Bild und Ton, die Synchronisierung, Entwicklung und das Kopieren standen schon 1951 wieder Spitzengeräte zur Verfügung, die weltweit Geltung fanden. Synchronisierungsversuche mit dem Magnettongerät waren zwar in Deutschland schon vor dem Krieg unternommen worden, die weitere Entwicklung sah verschiedene Bandgeschwindigkeiten von 77 cm/s auf 45,6 cm/s vor.

Durch entsprechende Entzerrglieder im Aufsprech- und Wiedergabeverstärker konnten die durch die Geschwindigkeitsherabsetzung entstehenden Frequenzverluste in befriedigender Weise ausgeglichen werden. Zum ersten Mal tauchte der Gedanke auf, anstelle des unperforierten Magnettonbands einen filmähnlich perforierten Tonträger zu schaffen, um einen absoluten Synchronismus von Bild und Ton bei der Aufnahme und Wiedergabe zu erreichen. Einen solchen Tisch stellte kurze Zeit später die Union Tonfilm Maschinenbaugesellschaft Karl Jost vor, der sowohl für Licht- als auch Magnettonwiedergabe eingerichtet war. (Bild 3)

Die photokina brachte, nur mal um einen allgemeinen Überblick zu geben, von den Askania- Werken in Berlin-Friedenau eine Weiterentwicklung der bereits früher entwickelten Askania-Z Kamera, und insbesondere für wissenschaftliche Zwecke einen neuen Universal-Tricktisch.

Die Firma Bauer aus Stuttgart zeigte ihre ersten Tonschmalfilmprojektoren "Selecton", die später im 16-mm-Bereich große Beachtung fanden. Gossen aus Erlangen entwickelte ein Farbtemperaturmessgerät mit der Bezeichnung Colorlux, das jahrzehntelang die Kameramänner begleitete.

Die optischen Werke Schneider brachten ihre neue Cinegon-Kino- Objektivreihe für Filmkameras auf den Markt, und für die Serienherstellung von 16mm- Tonkopien stellte Debrie ihre später berühmt gewordene Typro-1A- Kopiermaschine zur Umkopierung von 35mm auf 16mm vor, denn es schien damals so, als ob der 16mm- Schmaltonfilm immer stärker auch für die gewerbliche Wiedergabe in Filmtheatern kommen könnte.
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der erste nachkriegsfilmabtaster
1950 Fese Kamera mit Superikonoskop

Es gab in Deutschland, wie erwähnt, noch kein allgemeines Fernsehen, aber die Fernseh GmbH, die sich bereits vor dem Krieg durch eine Reihe von Entwicklungen auf dem fernsehtechnischen Gebiet hervorgetan hatte, stellte in einem Aufsatz ihre Bildspeicherröhren vor, damals das Ikonoskop und das Super-Ikonoskop.

 

Allen war klar, dass trotz dieser Kameraentwicklungen bei der Einführung des Fernsehens für aktuelle Außenaufnahmen die Filmkamera im Vordergrund stehen wird. Und so stellte man auch bereits einen Filmabtaster mit Braunscher Röhre für einen solchen Einsatzzweck vor (Bild 4), und in den USA diskutierte man die Schnellverarbeitung von Kinofilmen, um den Zeitraum der Verarbeitung zwischen Aufnahme und Wiedergabe im Fernsehen zu verkürzen. Denn dort wurden bereits erste Versuchssendungen gefahren.

Filmkopien waren teuer und so standen dann verschiedene Themen zur Filmbeschichtung und Filmgenerierung in den kommenden Jahren in der Kino-Technik. Andere Themen betrafen die Film-Tricktechnik, die ja bereits in der Vorkriegszeit in Deutschland zu einer großen Blüte gelangte und zu einer Reihe interessanter technischer Entwicklungen führte. Besonders die sogenannten Maskenverfahren wurden weiterentwickelt, hier besonders das Prinzip der sogenannten Wandermaske, das grundsätzlich für farbige Bildkombinationen geeignet war.

Bei diesem Verfahren spielt die Szene vor einem selektiv IR-reflektierenden Hintergrund, der mit infrarot gefiltertem Licht beleuchtet wird. Die Szene selbst wird normal mit künstlichem Tageslicht beleuchtet. Die Aufnahme erfolgt mit einer besonders konstruierten Spezialkamera mit zwei parallaxfreien Kanälen, die es ermöglicht, die Szene normal auf Agfacolor-Negativfilm und den Hintergrund gleichzeitig auf Infrarot-Umkehrfilm aufzunehmen. Die Szenenaufnahmen (Hauptfilm) werden zunächst nicht entwickelt. Die Hintergrundaufnahme (Maskenfilm) wird dagegen zum Umkehrpositiv entwickelt.

So entsteht auf diesem Film der Vordergrund (Szene) als Maske, der Hintergrund bleibt vollkommen klar. Dieser Maskenfilm kommt nun ein zweites Mal in derselben Kamera vor die erste Szenenaufnahme, und nunmehr kann jeder gewünschte Hintergrund durch Zweitbelichtung des Hauptfilms durch den Maskenfilm hindurch erfolgen, wobei das Szenenbild durch das entsprechende Maskenbild abgedeckt wird. Das klingt und war auch sehr kompliziert, aber es ist gewissermaßen schon die ideelle Vorwegnahme der sogenannten Blue-Screen-Technik.

Der Sicherheitsfilm kommt

Sicherheitsfilm jetzt in Kartons

Nach wie vor gibt es eine Reihe von FKT Artikeln, die sich mit der Einführung des Sicherheitsfilms in der Kinoindustrie beschäftigen. Dazu war 1951 noch nicht das Gesetz über die Anwendung des Sicherheitsfilms ganz generell durch. Allerdings wurde mehr und mehr auf Sicherheitsfilm aufgenommen und kopiert, allein schon weil der Anteil des Films auf Nitrobasis in der Herstellung sank.

Ganz besonders wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass es wohl wiederholt dazu gekommen war, dass man Sicherheits- und Nitrofilm für die Filmtheaterprojektion auf einer Rolle zusammenklebte. War der Sicherheitsfilm als erster, so war für den Filmvorführer nicht klar, dass sich auch Teile von Nitrofilm auf der Rolle befanden, die besonderen Schutzmaßnahmen unterlagen. Allerdings gab es aufgrund der strikten Durchführung der Feuerschutzmaßnahmen nur relativ selten Filmbrände.


Arriflex 16, Neukonstruktion 1951

Schon seit einiger Zeit sprach man darüber, dass Arnold & Richter in München wohl ein 16-mm-Modell ihrer weltbekannten Spiegelreflex- Handkamera für Normalfilm, der Arriflex, vorbereitet. Auf der photokina 1951 wurde dieses Geheimnis nun gelüftet, und zum ersten Mal auf dem Konstruktionsprinzip der Arriflex 35 die Arriflex 16 vorgestellt (Bild 5). Allerdings bot sie gegenüber der 35-mm-Kamera ein anderes äußeres Bild. Bedingt durch die unterschiedliche Anordnung der Spulen mussten Außenkassetten angewandt werden, indessen waren bei der Schmalfilmkamera die 30-Meter-Tageslichtspulen im Innern des Gehäuses untergebracht. Diese 16-mm-Kamera sollte sich in den nächsten Jahren als das Standardmodell für die filmische Aufzeichnung von Reportagen und aktuellen Geschehnissen für das kommende Fernsehen erweisen.

 

Die Lichttonspur bei der Kinokopie war bis dato eine reine Silbertonspur. 1951 kamen die ersten Ideen, beim Farbfilm eine Farbstoff-Tonspur anzuwenden, aufgrund der neu entwickelten Blauphotozelle, die einen hohen Wirkungsgrad hatte. Das ergab die Konstruktion neuer Kopiermaschinen, vor allem aber Entwicklungsmaschinen, die mit getrennten Bleichschleim-Zusatzgeräten ausgestattet waren, um das noch vorhandene Silber aus den Filmen herauszubleichen.

 

Das Fernsehen kommt

der unerfüllte Traum von 1939
zeitgenössischer Ü-Wagen vom WDR
Filmtrupp des NWDR 1951
Fernsehbild-Großempfänger (Projektionsgerät) von Phlips 1951
Das Kino in der Eisenbahn

Endlich war es soweit: Das deutsche Fernsehen startete offiziell am 6. Oktober 1951 um 9.00 Uhr mit dem ersten deutschen Fernsehprogramm anlässlich der deutschen Industrieausstellung vom 6. bis 21. Oktober 1951 in Berlin. Es handelte sich zwar noch um einen Fernsehversuchsbetrieb in Berlin und Hamburg, der allerdings wie geplant dann langsam zu normalen Programmsendungen erweitert wurde.

 

Eine der Sensationen damals war der Fernseher mit dem größten Bild von 75 x 100 cm von Philips, der Typ EL5700 (Bild 6). Bei ihm wurde mithilfe einer besonderen Projektionsröhre über ein Spezialhohlspiegel, Flachspiegel und eine Schmidtoptik das Bild auf einen Spezialschirm projiziert. Dieses Gerät war vorzugsweise für Hotels und Gaststätten entwickelt worden. Insgesamt gab es aber damals auf der internationalen Industrie- Ausstellung in Berlin bereits 30 neue Fernsehempfänger von 16 Firmen, die man bewundern konnte.

 

Der Nordwestdeutsche Rundfunk Hamburg schickte seinen neuesten Fernseh-Übertragungswagen zur Industrie- Ausstellung nach Berlin. Dieses Fernsehstudio enthielt nicht nur drei Fernsehkameras, zwei Filmabtaster, Mischpulte für Bild und Ton, sondern auch Spezialfilmkameras, mit denen Fernsehfilme gedreht wurden. Bild 7 zeigt einen Filmtrupp des NWDR.

Der Film darf nicht sterben

Eine Sensation der Deutschen Industrie- Ausstellung in Berlin war auch der plastische Film. Stundenlang drängten sich die Besucher vor dem englischen Pavillon, um an einer Vorführung des plastischen Films teilnehmen zu können. Zur gleichen Zeit, als sie auf der Ausstellung innerhalb der aufgebauten Fernsehstraße ein gefährlicher Konkurrent für den Film in den Vordergrund rückte, bekam hier das Kino neue Impulse. Vielleicht - so hieß es - fällt ihm die gleiche Aufgabe zu wie einst dem Tonfilm, der bekanntlich auch gerade dann einsetzte, als der Besuch der Lichtspieltheater erschreckend nachließ.

 

Nun mit letzterem hat sich der damalige Berichterstatter wohl etwas geirrt. Aber das war wohl damals ein sehr wichtiges Thema: Die Ablösung des Films durch das Fernsehen, auch wenn es erst ganz wenige Menschen in der Bundesrepublik Deutschland gab, die sich einen Fernseher leisten konnten. In jedem Fall ist das Thema des 3D-Films auch in den nächsten Jahren in der FKT in außergewöhnlicher Breite behandelt worden.

 

Das Kino sollte nicht nur auf große Filmtheatersäle beschränkt bleiben, sondern auch in Versammlungsstätten und ganz anderen Orten Anwendung finden. So entwickelte die Eisenbahndirektion Wuppertal in Zusammenarbeit mit der Firma Paikert in Düsseldorf einen Kino-D-Zug-Wagen, der auf Bahn-Langstrecken eingesetzt werden sollte. Man baute einen 16-mm-Schmalfilmprojektor und die Schaltanlage in den früheren Toilettenraum des D-Zugs ein, die Projektion erfolgte von dort aus über einen einfachen Garderobenspiegel auf eine Kunststofffolie mit besonders hoher Lichtausbeute. Es handelte sich also um eine Durchprojektionswand. Bild 8 zeigt einen Blick in den D-Zug-Kinosaal.

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