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60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007

Vorwort zu den jetzt kommenden Jahren ab 1983

Von den 60 Jahren FKT-Geschichte wurden nun 35 Jahre mit den wichtigsten Entwicklungen dargestellt, manches Mal ein bisschen länger im Text als vom Autor ursprünglich vorgesehen, aber das schien notwendig, weil doch viele Leser nur mit der Nennung der Entwicklungen allein weniger hätten mit anfangen können. Das soll nun für die letzten 25 Jahre nicht mehr in dieser Ausführlichkeit gelten, denn viele werden schon eigene Kenntnisse und Erinnerungen daran haben, außerdem ist die Fülle der technischen Entwicklungen so in die (vor allem fernsehtechnische) Breite gehend, dass auch die Auswahl darunter leiden müsste.

1983 - moderne 3-Röhren Studiokameras

1983 war auf entwicklungstechnischer Seite konkret geprägt durch zahlreiche Kamera- Neu- und -Weiterentwicklungen. In der Studiotechnik gab es für die 3-Röhren-Kameras praktisch keine Alternative. Die Entwicklungen konzentrierten sich dort mehr auf Automatisierungskonzepte in Verbindung mit Mikroprozessorsteuereinheiten.

Daraus ergab sich, dass die täglichen Justierzeiten stark reduziert werden konnten, durch die Zusammenschaltung mehrerer Kameras ein Pool-Betrieb möglich wurde, und die Justierung darüber hinaus weitgehend unabhängig von dem Urteilsvermögen des Ausführenden wurde, weil der Automat die Qualitätsgrenze bestimmte. Die damaligen sogenannten ENGFormate stellten sich mit sehr unterschiedlichen Konzeptionen dar (Bild 161). Das wurde zwar einerseits bedauert, auf der anderen Seite wollte man diese Entwicklung aber nicht durch eine Norm bremsen, denn ein Reportagesystem ist kein Format, mit dem Bandaustausch durchgeführt wird.

Wieder geht es um HDTV

Sehr beliebt waren immer die sehr fachlichen und hervorragenden Vorträge von Albert Kaufmann vom IRT, der über Jahrzehnte die Entwicklung der Fernsehkameras beobachtete und beschrieb. Entwicklungspunkte 1983 waren Maßnahmen zur Verringerung der Überbelichtungseffekte, das sogenannte Fackeln und Aufquellen.

Hier gab es viele Entwicklungen, die letztlich in eine automatische Strahlregelungsschaltung mündeten. Über Halbleiterkameras wurde schon ausführlich referiert, doch kam der Autor damals nach wie vor zu dem Schluss, dass Probleme wie störender Bildhintergrund (Fixed pattern noise) und Streifenbildung bei Überbelichtung noch derartig ungenügend gelöst sind, dass die Röhren im professionellen Bereich weiterhin eingesetzt werden müssen.

 Im gleichen Jahr fing es an, dassman sich zu dem Stichwort HDTV mehr Gedanken machte. Auslöser war das Montreux-Symposium, das neben der Verbesserung des bestehenden Fernsehbilds besonders spektakulär die Verbesserung im Hinblick auf neue Normen, also hochzeiliges Fernsehen, zum Inhalt hatte. Die japanischen Entwicklungsarbeiten daran wurden damals bereits mit der Verleihung der Montreux-Goldmedaille an den Japaner Takahashi gewürdigt.

In der FKT war es vor allem Prof. Helmut Schönfelder, der die Möglichkeiten der Qualitätsverbesserung beim heutigen Fernsehen im Hinblick auf HDTV sehr umfangreich beschrieb. Er behandelte auch die Zeitmultiplexverfahren (Timeplex, MAC) mit ihrer völlig getrennten Luminanz-Crominanz- Übermittlung. Das Wort HDMAC tauchte aber erst einige Jahre später auf.

Versuche mit stereoskopischen Fernsehsendungen

Die Fernsehtechnik war von jeher ein Ort von interessanten Experimenten. Wer glaubt, dreidimensionales Fernsehen wäre etwas Neues, der irrt. Rüdiger Sand vom IRT, ein weiterer sehr beliebter Fachautor der FKT, berichtete über bereits im Vorjahr durchgeführte stereoskopische Fernsehsendungen in Deutschland und Österreich, abgestrahlt über die dritten Fernsehprogramme.

Die Firmen Nordmende und Saba brachten unter der Bezeichnung "Apti-3D-Color" Fernsehempfänger mit einer Zusatzeinrichtung heraus, die "auf Knopfdruck dreidimensionale Bilder bringt". Auf der Funkausstellung im September 1983 in Berlin realisierten Rüdiger Sand und seine Mitarbeiter eine hervorragende auf Polarisationsbrillen basierende Übertragung von Stereofilmen, die dem Verfasser dieser Zeilen auch heute noch in bester Erinnerung ist (Bild 162).

Und der Autor des entsprechenden Artikels schrieb in der FKT "für die Zukunft wären schon mit weiteren Mitteln 3D-Systeme realisierbar, die eine ausgezeichnete Bildqualität ermöglichen. Der Aufwand für solche Systeme vom Studio bis zum Empfänger wäre allerdings nicht unerheblich."

In der FKT wurde auch stets ein Blick auf den Endverbraucher geworfen. So wurde über neue Farbfernsehempfängerkonzeptionen berichtet, die mit HF/ZF-Frontend, mit Standard- Farbdecoder für alle Farbfernsehsysteme usw. ausgestattet wurden. Zur Funkausstellung wurden weitere Schritte vollzogen in Richtung Bus-Steuerung zwischen den einzelnen Schaltungsabschnitten Tonteil, Videoteil und Textteil. Schließlich eröffnete die digitale Signalverarbeitung neue Möglichkeiten bei der Chassiskonstruktion.

Bilder aus dem Computer

Bereits 1983 gab es auf dem Sektor computergenerierter Bilder eine deutliche Weiterentwicklung, die unser damaliger Fachautor Hans-Joachim Andree beschrieb. Wesentliche Stichworte waren die "Polygonisierung" realer Objekte (Bild 163), die Erstellung von Volumenmodellen, Kugelmodellen und Raytracing- Massnahmen. Die ersten Filme, bei denen derartige Techniken zur Anwendung kamen waren "Tron" (Bild 164) und "Star Treck II".

1983 - die weltweit erste serienreife professionelle CCD-Kamera

Von RCA wurde 1983 in Montreux die weltweit erste Serienreife professionelle CCDKamera vorgestellt, die drei CCD-Chips enthielt und nach dem Frame-Transfer-Verfahren angesteuert wurde (Bild 167). (Anmerkung : Diesen RCA-Chip haben wir von Professor Dr. Hausdörfer übergeben bekommen.)

Ausführliche Informationen gab es über die kapazitiv abgetastete CID-Bildplatte von RCA, die außergewöhnlich interessant von der Technik her war, aber in Europa praktisch unbeachtet blieb.

Von Bell & Howell wurde ein elektronisches Maskenverfahren für Videotricks vorgestellt, das gegenüber den üblichen Blauwand- Anwendungen erhebliche Vorteile bot. Das "Ultimatte"-Verfahren war kein reines Stanz-, sondern ein Maskenverfahren, wobei die Maske voll differenzierte Grautöne zeigen konnte und das damit verarbeitete Bild damit auch die Möglichkeit bot, transparente Körper, Rauch, Glas usw. mit dieser Blauwandtechnik zu kombinieren (Bild 168).
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