60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1966 - kein besonders bemerkenswertes Jahr
Es war wohl kein besonders bemerkenswertes Jahr, in Erinnerung bleiben wird es vor allem für die Fußball-Fans. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Juli gewann England gegen Deutschland mit einem sehr kontrovers beurteilten Tor 4:2. Und an besonderen Filmen gab es von Truffaut "Fahrenheit 451" und den in der Gegenwart schon lange zum Kultfilm stilisierten "Blow Up" von Antonioni.
Auch bei der Filmtechnik kehrte etwas Ruhe ein. Die Tonaufnahme, und hier besonders das Pilottonverfahren und die dafür entwickelten Geräte standen im Vordergrund vieler Beiträge dieses Jahres. Sicherlich mit die wichtigste Entwicklung war die Möglichkeit der phasenstarren Kopplung von mehreren Geräten im Studio und bei der Synchronisation. Hier entwickelte Siemens die elektronische "Rotosyn"-Anlage zum Erzeugen einer schlupflosen elektrischen Welle. Nun konnten mehrere Elektromotor-Antriebe benutzt werden, die über das Netz verkoppelt wurden. Eine wesentliche Erleichterung für die Studios.
Im Amateurbereich bemerkenswert war die aus Japan kommende Entwicklung des Single-8-Systems (Bild 70). Es entsprach wiedergabeseitig dem Super-8-Film: Es wurden in der Kamera jedoch andere Kassetten verwendet. Die Besonderheit war, dass die Filmandruckplatte bei diesem System Bestandteil der Kamera und nicht der Kassette war. Hinzu kommt, dass der Schichtträger Polyester war. Mit nur 0,09 mm Dicke war er gegenüber Acetatfilm damit etwa um 1/3 dünner, so dass sich auf Spulen gleichen Durchmessers etwa 50 % mehr Film als bei der Super- 8-Kassette unterbringen ließ. Sowohl die kameraseitige Filmandruckplatte als auch die geringere Dicke und die gute Schmiegsamkeit des Trägermaterials machten sich günstig auf die Planlage des Films (Bildschärfe) im Kamera- und Projektorfenster bemerkbar. Allerdings lässt sich Polyesterfilm nur mit Klebeband und nicht mit üblichem Filmkitt kleben.
1967 - war im höchsten Grade spannend
Im Gegensatz zum Vorjahr war 1967 im höchsten Grade spannend - nicht nur politisch. Der Schah war zu Besuch in Berlin. Es gab erste Auseinandersetzungen mit der damals noch nicht so genannten APO. Die erste Herzverpflanzung wurde in Kapstadt vorgenommen. Und - aus Schwarz-Weiß wurde bunt. Am 25. August 1967 schaltete Vizekanzler Willy Brandt auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin das Farbfernsehen ein. Damals bekam es aber nur ein kleiner Teil des Millionenpublikums mit. Denn in nur 6.000 westdeutschen Haushalten stand eines der teuren Farbgeräte.
In der Zeitschrift spiegelte sich das nicht so wieder, wie man vielleicht im Nachhinein glauben soll. Die Kino-Technik hatte zwar den Namenszusatz Film und Fernsehen bekommen, doch konzentrierte sich der Inhalt mehr auf die Anwendung des Films im Fernsehen und weniger auf die technischen Entwicklungen des Fernsehens.
Das kam erst 1969 bei der Umbenennung in Fernseh- und Kino-Technik. Trotzdem blieb das Farbfernsehen auch schon vor dem Knopfdruck nicht ohne Einfluss, denn der Farbfilm, abgetastet über den "Filmgeber", sollte eine vergleichbar gute Bildwiedergabe wie im Filmtheater, zumindest von der Farbigkeit her, bieten. Eine Reihe von Aufsätzen beschäftigte sich deshalb mit den verschiedensten Aspekten der Farbfilme in Bezug auf das Farbfernsehen hinsichtlich Farbwiedergabe, Übertragungskennlinie, Filmdichte, Kontrastübertragung und Störabstand.
Damalige Untersuchungen zeigten auf, dass beim Farbfernsehen der Einfluss der Raumbeleuchtung bei der Betrachtung von Farbfernsehbildern sehr wichtig ist. Dr. Großkopf vom Institut für Rundfunktechnik ermittelte, dass die zu wählenden Beleuchtungsstärken, die ein Optimum der Betrachtung bieten, bei gleicher Bildleuchtdichte beim Schwarzweiß- und beim Farbfernsehen identisch sind.
Es ergaben sich auch neue Ansätze für Farbfilmabtaster. So wurde von der Fese erstmals ein 16- mm-Farbfilmabtaster mit pneumatischem Schnellschaltwerk vorgestellt. Es handelte sich um einen Punktlicht-Farbabtaster. Dabei trat der Film durch eine Luftkammer in das Schaltwerk ein. Dort blies ein kräftiger Luftstrom auf den Film, beseitigte damit lose Teilchen, und er sorgte für einen gewissen Überdruck in der Kammer, der auch das Eindringen von Staub in das Werk verhinderte. Hinter der Schaltrolle wurde die übliche Vorschleife gebildet. Das Bildfensterteil enthielt den Ausschnitt für den Lichtdurchtritt sowie eine Saugkammer für die unteren Filmschleifen. Man kam so mit einem relativ kleinen Unterdruckerzeuger aus, der bei einem Unterdruck von etwa 1500 mm Wassersäule ein Fördervolumen von 6m3/h haben musste. Die Klemmung des Films wurde im Bildfenster besorgt, und zwar durch ein unter Federdruck stehendes Klemmfenster. Das Prinzip zeigt Bild 71.
1967 - Neu war der so genannte "Simultan- Eidophor"
Den Auftakt des Jahres bildete ein Beitrag über "Holographie und Hologramme", weitere Beiträge zur näheren Darstellung folgten im gleichen Jahr. Es wurden die physikalischen Grundlagen dieser Technik beschrieben und einige Anwendungen für holographische Einzelaufnahmen gegeben.
Eine Neuheit war der so genannte "Simultan- Eidophor". Projektoren nach dem Eidophor- Prinzip waren bereits seit langem bekannt. Der neue Projektor bot die Möglichkeit sowohl in direkter Verbindung mit einer Farbfernsehkamera als auch über ein entsprechendes Empfangsteil, die von den Sendern ausgestrahlten Farb- und Schwarz-Weiß-Sendungen zu projizieren. Er war damit ebenso kompatibel wie ein mit drei Projektionsbildröhren bestückter Fernsehprojektor, bot aber gegenüber diesem einen wesentlich höheren Lichtstrom und ermöglichte Projektionen bis zu 10 m Breite (Bild 72).
Damals noch Diplom-Ingenieur und nach Promotion dann später Prof. Dr. Manfred Krause von der TU Berlin behandelte in einem Beitrag den Aufbau von Studio-Mischpulten mit Elementen aus der Analog-Rechentechnik. Durch die Verwendung insbesondere von Operationsverstärkern ergaben sich neue Aspekte für den Aufbau von Mischpulten, insbesondere hinsichtlich der Mischtechnik mit Kreuzschaltfeldern. Und bei dem Ausblick in die Zukunft schrieb er: Der aktive Teil eines zukünftigen Mischpults wird ein kompakter Block sein, ähnlich dem Rechenwerk moderner elektronischer Rechner. Das war sehr vorausschauend.
Theo Nischwitz, der Leiter der Trickfilmabteilung der Bavaria, gab einen Überblick über die vielfältigen Trickarten beim Spielfilm. Insbesondere durch die Verwendung von Realfilmaufnahmen und Zeichnungen ergaben sich reizvolle Trickspielereien. Ausgeführt wurden diese und zum Beispiel Doppelgängeraufnahmen überwiegend am Oxberry-Areal- Image-Printer, einer Trickeinrichtung mit zwei Projektoren und Kamera (Bilder 73).