60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1948 - Die FKT hatte schon zwölf Ausgaben
Die technische Entwicklung der Kinotechnik im Jahre 1948 war natürlich sehr ähnlich wie ein Jahr davor. Die FKT indessen hatte schon zwölf Ausgaben im Jahr und eine große Palette an interessanten Informationen. Ein großes Thema war der Einsatz von Magnettonverfahren.
Es gab erst mal einen breiten Bericht über den Einsatz dieser Verfahren in den USA, wobei der damalige Berichterstatter übrigens zu der Auffassung gelangte, dass mit Magnettonverfahren eine nicht so hohe Übertragungsqualität erreicht wird wie mit hochentwickelten optischen Tonfilmverfahren.
Die Magnettonverfahren im Einsatz bei der Filmtechnik, ursprünglich von der deutschen Industrie um das Jahr 1935 realisiert und sogar in den Markt gebracht, wurde zumindest in den ersten Nachkriegsjahren nicht weiter verfolgt, Patente wurden zum Teil in die USA transferiert, sodass man in Deutschland eigentlich wieder von vorn beginnen musste.
- Anmerkung : Bei den deutschen Patenten und deren Verwertung bzw. Nutzung und Vergabe gab es bis weit nach 1950 hier bei uns sogar in Fachblättern ganz wilde Geschichten von Patentklau und Enteignung und Diebstahl usw. Doch das stimmte so gar nicht. Einen sehr ausfürhlichen Artikel über die patentrechtlichen Aspekte des verlorenen Krieges finden Sie hier in der (Patentrechts-) Historie von 1945.
Themen, die die Magnetfilmtontechnik betreffen, ziehen sich deshalb wie ein roter Faden durch die ganzen nächsten Jahre. Auch da wieder war das Problem, wie deutsche Patente zu handhaben sind. So wurde 1948 vorgeschlagen, ein bizonales deutsches Patentamt zu errichten (englische und amerikanische Zone) das Patent-, Gebrauchsmuster und Warenzeichenanmeldungen entgegennehmen sollte. Aber das war und blieb recht kompliziert.
Die ersten Amateurfilmvereine entstanden in Deutschland, und insofern gab es auch Interesse an der Entwicklung neuer Schmalfilmgeräte, wie ausführlich auf einer denkwürdigen DKG-Veranstaltung vorgetragen wurde. Die erste Leipziger Foto-Kino-Messe nach dem Kriege fand großes Interesse, doch die Kinoindustrie war relativ schwach vertreten. Es war vor allem Zeiss-Ikon, die Projektoren mit neuen Photozellen für die Lichttonwiedergabe zeigten, die in Dresden hergestellt wurden. Im Mittelpunkt standen Verstärker für die Kinotechnik, und es wurden elektroakustische Anlagen mit Kristall- und Kondensatormikrophonen angeboten.
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Erstmals wurde über den Einsatz des Magnetophons im Spielfilm 1947 berichtet für den Film "Wozzeck" (nach Büchners "Woyzeck", Regisseur Georg Klaren). Für die Aufnahmen wurde sogenanntes L-Band benutzt, bei dem die Eisenoxidteilchen in die Trägerschicht eingegossen waren. Später allerdings wurde dann für den Film das sogenannte C-Band verwendet, das auf dem Träger nur eine einseitige Eisenoxidschicht hat, wie wir es im Prinzip auch heute kennen.
Als einzige Mängel gegenüber der früheren Arbeitsweise wurden bei der Magnettonaufzeichnung Echo-Erscheinungen bei Verwendung des LBands als bemerkenswert empfunden, und es wurde der Wunsch laut, die apparativen Dinge in künftigen Entwicklungen zu vereinfachen. Das Leben begann, sich im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten zu normalisieren.
Der Film verlangt zwingend das Kopierwerk
Was den Film anbelangt, so verlangt es zwingend das Kopierwerk für die Bearbeitung. Es waren keineswegs die kriegerischen Zerstörungen, die die Kapazität der vorhandenen Kopierwerke nach unten gehen ließen, sondern die vorgenommene Demontage durch die Siegermächte, die die Leistungsfähigkeit der Kopierwerke stark einschränkte. Hier wird berichtet, wie alte aufgearbeitete Maschinen wieder vielfach eingesetzt wurden. "Von allen Seiten wurden Geräte herbeigeschafft", sodass im Jahre 1948 schon fast wieder mit einer jährlichen Leistungsfähigkeit von 85 Millionen Metern gerechnet werden konnte.
Die erste Exportmesse Hannover 1948 zeigte auch Exponate der Kinotechnik. Es waren allerdings überwiegend Kinoverstärker, zum Beispiel der Firma Lorenz AG, die im Vordergrund standen. Es wird schon berichtet von einem neuen Filmprojektor der Firma Kunert in Wilhelmshaven, von der kaum heute irgend jemand etwas weiß. Man beschäftigte sich viel mit den Lampenhäusern, die für professionelle, also Kino-Lichtspielzwecke noch keine Xenon-Lampen enthielten, sondern Kohle-Spiegellampen für Hand-Kohlenachsteuerung, später dann auch Automatiksteuerung Kohlen zum Erhalt des Kohlebogens.
Als einen bemerkenswerten Beitrag zur Unterhaltung von "Beinbehinderten" sah man bei uns erste Meldungen über Autokinos in den USA an, und es ist vielleicht interessant, die Begründung zu lesen. Denn die Idee stammte von jemandem, der Hollingshead hieß und aufgrund einer psychoanalytischen Untersuchung der Mentalität seiner Landsleute zu der Ansicht gelangte, dass die Amerikaner in wirtschaftlich schlechten Zeiten von allen Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation zuletzt das Kino und das Auto aufgeben würden. Er beschloss, diese beiden Dinge darum zu vereinen. Somit kam er zum sogenannten Drive-In-Theatre, das in Deutschland damals mit Parkplatz-Theater bezeichnet wurde.
Ebenfalls aus den USA stammt ein übersetzter Bericht über die Magnettonverfahren auf Film. Dort wurden damals bereits Vierkanalaufzeichnungen auf 35-mm-Film vorgenommen, und es gab die verschiedensten Anordnungen von Magnetton auf Filmstreifen.
1949 - Deutschland wird geteilt und die Kinos wachsen
Durch die Teilung wird Deutschland in einen östlichen und einen westlichen Teil zerrissen und das hat zu einem gewissen Umbau der Fabrikationsstätten geführt. Während in Ostdeutschland die dort beheimatete und früher sehr vielgestaltige Industrie zu größeren landeseigenen (volkseigenen) Betrieben zusammengefasst wurden, haben viele angesehene alte Firmen Ersatzteilbetriebe im Westen aufgemacht und dadurch der dortigen Industrie ein neues Gesicht verliehen. Als Schwerpunkte haben sich Stuttgart und München entwickelt. (Hier fehlt das Ernemann Zeiss Ikon Werk in Kiel)
Anders als in den USA gibt es im Nachkriegsdeutschland noch kein Fernsehen. Zwar stammt die fernsehtechnische Entwicklung zum großen Teil aus Deutschland und wurde bereits vor und sogar im Krieg angewendet. Im Nachkriegsdeutschland mit seinen verschiedenen Besatzungszonen ist daran aber noch nicht zu denken. Trotzdem geht man in der FKT weiter und berichtet bereits über eine Filmkamera zur Aufnahme von Fernsehsendungen, denn selbst in den USA war zu dem damaligen Zeitpunkt das Aufzeichnungssystem auf Magnetbandbasis noch nicht entwickelt.
Bei den Filmmaterialien ist es noch keineswegs üblich, sogenannte Sicherheitsfilme zu benutzten, sondern man arbeitet sehr häufig noch auf dem herkömmlichen Nitromaterial, das sehr leicht brennbar ist. In der FKT wird berichtet, dass Kodak aufgrund ihrer Erfahrungen und Fabrikationseinrichtungen für das neue Sicherheitsfilmmaterial die ausschließliche Verwendung in allen Sparten propagiert.
Berichtet wird über eine neu entwickelte leichte Handkamera aus Frankreich, die Eclair Cameflex. Die Kamera hatte einen Objektivrevolver und als Besonderheit, dass der Kassettenwechsel während des Filmlaufs möglich war. Ein Vorzug, wie es hieß, der schon seit langen von allen Reportern für langanhaltende Szenen gewünscht wurde (Bild 1).
Als Neuheit kommt aus den USA das erste Filmschweißgerät, das anstelle einer Filmklebepresse Verwendung finden soll. Zwar wird der Vorgang der Filmklebung wesentlich verkürzt, doch kann sich das Gerät in Deutschland nicht durchsetzen, weil die beiden Filmenden untrennbar miteinander verschweißt sind, was auch nicht immer von Vorteil ist.
Die Anzahl der Filmtheater wird ständig größer und insofern besteht auch großer Bedarf an Filmvorführern.
In speziellen Lehrgängen von acht Wochen bei einer Arbeitszeit von täglich acht Stunden werden sie geschult und erhalten einen entsprechenden Tätigkeitsnachweis (Bild 2).
Glückspilze mit Verbindungen schaffen das an einem Vormittag.
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