60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1956 - Verbesserungen beim Film
1955 kam die erste kombinierte Magnetton- Bildkamera von Arnold & Richter auf den Markt, die in der ersten Ausgabe 1956 der FKT ausgiebig besprochen wurde. Sie soll überall dort zur Anwendung kommen, wo auf Wendigkeit und Unabhängigkeit vom Lichtnetz bei gleichzeitig hoher Bild- und Tonqualität besonderer Wert gelegt wird. Im Wesentlichen stellte die neue Arricord 35 eine Kombination von Arriflex IIA und Magnettongerät innerhalb eines zweckmäßigen Schallschutzgehäuses dar (Bild 28). Mit einem Gewicht von nur etwa 40 kg zeichnete sie sich durch große Wendigkeit bei hoher Bild- und Tonqualität aus.
Die additive Farbmischung bei Kopiermaschinen wurde zwar schon verwendet, erfüllte allerdings selten die gestellten Ansprüche. Insbesondere die Reproduzierbarkeit der Einstellung machte große Probleme. Deshalb fand die neue konstruktive Lösung von der Firma Debrie für ihre Matipocolor-Kopiermaschine weltweit große Beachtung. Durch eine sinnreiche Konstruktion von Linsen und Prismen wurde das Licht einer einzigen Lichtquelle in drei Bereiche aufgespalten und nach der Filterung wieder vereint. Die grundsätzliche Konstruktion dieses optischen Blocks zeigt Bild 29. Bei dieser Konstruktion wurden die Schwankungen der einzelnen Lichtquellen ausgeschaltet, weil für alle Filter die gleiche Lichtquelle verwendet wird.
Der Sicherheitsfilm
Erste Versuche, den Sicherheitsfilm auf der Basis des üblichen Zellulose-Triazetats durch Kunststoffe zu ersetzen, brachten im Prinzip positive Ergebnisse. Nach achtjähriger Forschung und Entwicklung wurde von der Firma Dupont, USA, die Produktion einer neuen Filmunterlage aufgenommen, die sich "Chronar"- Polyester nannte. Die Leistungsfähigkeit dieser neuen Filmbasis war enorm, und insbesondere war es vorteilhaft, dass der Polyesterfilm erheblich dünner sein konnte und sich trotzdem durch höhere Knickfestigkeit, Reißfestigkeit und längere Lebensdauer bei der Projektion auszeichnete.
Allerdings hat er sich nicht durchsetzen können. Es war nämlich nicht nur das Problem, dass der Film mit herkömmlichen Mitteln nicht zu kleben war, sondern eine neue Klebepresse entwickelt wurde, um den Film gewissermaßen zu verspleißen, es war vor allem die (zu) hohe Reißfestigkeit, die letztlich als Grund für die Nichteinführung angesehen werden muss. Denn klemmte der Film an irgendeiner Stelle oder sprang aus irgendeiner Zahntrommel so riss der Film nicht, sondern wickelte sich um die Fehlerstelle herum so stark auf, dass teilweise die Projektoren oder Entwicklungsmaschinen Schaden nahmen.
Der 55-mm-Negativfilm
Ende 1955, also zwei Jahre nach der deutschen Erstaufführung des ersten CinemaScope- Films "Das Gewand", waren in der Bundesrepublik und West-Berlin bereits mehr als 2000 Theater für CinemaScope-Bilder eingerichtet, das waren nahezu 40 % der vorhandenen Theater. Es überraschte deshalb die Fachwelt, als Century-Fox ankündigte, dass man für dieses Verfahren einen neuen Film herausbringen will, der 55 mm breit ist. Aber es betraf, wie sich dann herausstellte, nur die Aufnahme. Das Bild auf dem 55-mm-Negativfilm ist genau doppelt so breit und doppelt so hoch, hatte also die vierfache Fläche wie das auf dem 35-mm-CinemaScope- Theaterfilm vorgesehene Verfahren.
Es wurde für die Vorführung im Filmtheater linear verkleinert, sodass auch das Korn des Negativfilms auf ungefähr den vierten Teil seiner ursprünglichen Größe verkleinert wurde, und dadurch Aufnahmen, die mit solchem Film aufgenommen wurden als fast kornfrei zu bezeichnen waren. Die Einführung anamorphotisch "gepresster" Filme stellte die Filmgeräteindustrie vor vollkommen neue Aufgaben.
So war zum Beispiel das Schneiden dieser Filme an normalen Schneidetischen nur schwer möglich. Aus diesem Grund entwickelte die Firma Steenbeck aus Hamburg ihren Schneidetisch ST500, der für die Bearbeitung von 35-mm-Film aller bekannten Formate geeignet war. Durch Umstellen eines einzigen Drehknopfes konnte man das Bildseitenverhältnis zwischen 1:1,37 und 1:2,55 (CinemaScope) umstellen.
Das Pilotton- Verfahren
Gab es im Jahr davor bereits erste Anfänge, so setzte sich 1956 ganz generell das Pilotton- Verfahren bei Reportagefilmen und insbesondere bei Filmen für das Fernsehen mit der 16-mm-Kamera durch (Bild 30). Der Synchronismus zwischen Bildfilm und unperforiertem Tonband wurde dadurch aufrechterhalten, dass von einem am Laufwerk der Bildkamera angebauten Pilottongeber eine Pilotfrequenz erzeugt wurde, die zusätzlich zum Nutzton auf das Magnetband aufgezeichnet wird.
Für den Schnitt muss dann später die Tonaufnahme auf perforierten 16-mm-Magnettonfilm umgespielt werden, wobei die Pilotfrequenz nach entsprechender Verstärkung zur Synchronhaltung des Magnettonfilms benutzt wird, sodass ein zum Bildstreifen synchron abspielbarer Tonstreifen entsteht.
Im Prinzip konnte für das Pilottonverfahren jede stumme Bildkamera verwendete werden, die mit einem Pilottongeber versehen war. Allerdings musste man beachten, dass durch die Übertragung der elektrischen Perforation auf den Tonstreifen nun der Motor der Bildkamera für den Gleichlauf des Magnettonfilms verantwortlich war. Und darin steckte zu Anfang die große Kritik. Da man Tonschwankungen sehr viel unangenehmer empfindet als kaum erkennbare Bildschwankungen muss man letztendlich natürlich doch entsprechende Anforderungen an die Stummfilmkamera, die für diese Aufnahmezwecke verwendet wurde, stellen.
Es zeigte sich aber, dass das Verfahren einen großen Fortschritt beim Reportagefilm darstellte. Bild- und Tonreporter konnten unabhängig voneinander Aufnahmen machen, sofern sie asynchron waren. Lediglich bei synchronen Szenen war die Verbindung über das Pilottonkabel erforderlich. Diese Technik wurde ausführlich behandelt.