60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1989 - Ein sensationeller 4-Megapixel-Chip von Kodak
Anfang 1989 gelang es Kodak, einen sensationellen 4-Megapixel-Chip zu entwickeln. Das war ein bislang noch ein nie erreichtes Auflösungsvermögen und fast dreimal so hoch wie die bisher leistungsfähigsten verfügbaren Bildsensoren auf dem Weltmarkt. Gedacht war sie für eine Kodak-Megaplus-Kamera, die allerdings wohl nie auf den Markt kam, denn das Hightech-Produkt hatte damals schon seinen Preis.
Für einen einwandfreien 4-Megapixel-Sensor sollten 75.000 US-Dollar bezahlt werden. Die Entwicklung in diesem Bereich ist in der Tat extrem schnell abgelaufen. Was wir heute an Bildsensoren mit bis zu 12 Megapixeln Auflösung und bei nur wenigen 100 Euro liegenden Sensorpreisen aufweisen können, ist sensationell.
Nach und nach entwickelte man in Europa eine ganze Gerätekette für analoges 1250 HDTV, wenngleich nur überwiegend in Prototypen oder in Einzelmodellen, aber immerhin, die technischen Meisterleistungen waren enorm.
Die BBC produzierte erste HDTV-Filme mit dem von BTS entwickelten HDTV-Recorder BCH 1000, einem D1-Cluster, und zwei Kameras KCH 1000 waren im Einsatz. HDTV-Anlagen wurden in den europäischen Großstädten wie Paris, Brüssel, London und auch in Bonn für kurze Demonstrationen vorgestellt (Bild 184).
CCD-Sensoren ermöglichen voll digitale Kameras
1989 kann man sicherlich auch als das Jahr bezeichnen, bei dem der Durchbruch bei den CCD-Kameras gelang. Hatten sie im ENG-Bereich schon einige Vorteile gegenüber Röhrenkameras, so blieb ihre Qualität den höchstwertigen Studiokameras gegenüber unterlegen.
Nun war es aber sowohl den Japanern als auch den Europäern (Philips) gelungen, die CCD-Sensoren so zu modifizieren, dass sie im Hinblick auf Auflösung, Störabstand und Empfindlichkeit die Werte einer hochwertigen Röhrenkamera erreichen. Die nächste Stufe der Entwicklung ging in Richtung einer volldigitalen Kamera, das heißt also einer Kamera mit voller digitaler Signalverarbeitung auch im Preprocessingbereich (Bilder 185 und 186).
Der Film, BTS und der Filmabtaster Modell FDL 60
Nach wie vor war der Film natürlich sehr bedeutsam. Damit eine Arbeitsweise, die zumindest ähnlich einer Timecode-Bearbeitung war, möglich wurde, stellte Kodak im gleichen Jahr den so genannten Keycode vor. Darunter versteht man eine Codiertechnik, bei der die vom Rohfilmhersteller bei der Fabrikation aufbelichtete Randsignierung sowohl aus der Klarschrift-Information als auch einem maschinenlesbaren Strichcode besteht (Bild 187).
Auch bei den Abtastern gab es seit längerem wieder eine Neuheit. Rank Cintel setzte mit dem Abtaster Ursa neue Maßstäbe. Der Abtaster enthielt eine Flying-Spot-Abtaströhre. Das Neue daran war, dass eine Grauglasscheibe in die Frontglasscheibe mit der Emissionsschicht integriert wurde, so dass sowohl das Streulichtverhalten wesentlich verbessert wurde als auch die Lichtausbeute und damit der resultierende Störabstand deutlich gesteigert werden konnte (Bild 188). Die gesamte Signalverarbeitung erfolgte übrigens anschließend rein digital mit 14 bit Quantisierung.
BTS war ja Pionier bei den Filmabtastern mit CCD-Zeilensensoren und hatte mit dem Modell FDL 60 1989 großen Erfolg. Dieses Modell wurde nach und nach immer weiter verbessert und verfeinert, zum Beispiel mit Einrichtungen zur Verbesserung des Bildstands durch einen so genannten Electronic-Steadiness Optimizer (Bild 189) und vielem mehr.
Das Super-VHS-System von JVC krempelt dem Markt um
Professionelles Fernsehen und professionelle Geräte waren teuer. Der Amateurmarkt wurde von VHS-Modellen bedient, die 1976 eingeführt wurden. Um einen Kompromiss zu schaffen, der weniger für den professionellen als für den institutionellen Markt gedacht war, entwickelte JVC das Super-VHS-System, in dem man dieses VHS-Verfahren gewissermaßen "aufbohrte". Im Einzelnen bedeutete das, dass der Luminanzträger heraufgesetzt wurde, dass der Modulationshub erweitert wurde und zusätzliche Maßnahmen zur nichtlinearen Entzerrung und zur Verbesserung des Störabstands eingeleitet wurden, so dass sich bei 5 MHz eine hohe zentrale Auflösung von 400 Linien bei S-VHS gegenüber 240 Linien bei VHS ergab.
Die 4 Bereiche der Fernsehstudiotechnik
Die Welt der Fernsehstudiotechnik teilte sich 1989 in vier Bereiche:
in analog und digital aber auch in PAL-Signale und Komponenten- Signale.
Jedem dieser vier Bereiche ließ sich ein repräsentatives Aufzeichnungsformat zuordnen: BCN, Beta-SP und D1. Im gleichen Jahr kam das digitale D2-System hinzu, bei dem nicht die Komponenten, sondern das FBAS-Signal aufgezeichnet wird. Das hatte zumindest zum damaligen Zeitpunkt einige Vorteile, insbesondere auch preisliche.
Der Computerfilm mit 3D-Graphik- und Animations-Software entwickelte sich mit enormer Geschwindigkeit und stellte eigentlich bald eine eigene Gattung innerhalb dieser gesamten Entwicklung dar (Bild 190).
1990 - immer noch HDTV
Das Jahr 1990 war ähnlich wie das vorangegangene gekennzeichnet durch viele Beiträge und Diskussionen rund um das Thema HDTV, wobei an dieser Stelle immer wieder angemerkt sei, dass es sich um die analoge Version von HDTV handelte. Ein zweiter großer Faktor in der Berichterstattung war das kommende 16:9-Format und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Rundfunkanstalten.
Bereits damals plädierte Horst Schachlbauer vom Institut für Rundfunktechnik dafür, dass die Forderung nach kompatibler 16:9-Übertragung für 4:3-Empfänger nur mit progressiver Abtastung im Studio sinnvoll durchgeführt werden könne. Das allerdings hat die Zukunft gezeigt ist bis zum heutigen Tag nicht vorhanden. Ein weiterer Schwerpunkt der Berichterstattung galt technischen Maßnahmen zur Verbesserung der Bildqualität, insbesondere am und für den häuslichen Fernseher. Hier ging es um die Verringerung von Cross-Color- und Cross-Luminanz- Störungen.
Im Filmtheater hatte sich das Dolby-Stereo- Verfahren ziemlich durchgesetzt, bei diesem System gibt es neben der Links-/Rechts- Information noch einen Mittenkanal und einen Surround-Kanal, insbesondere für die Atmosphäre. Der Mittenkanal diente dazu, auch Zuschauer, die außerhalb der Haupthörachse sitzen, mit dem unmittelbar zum Bild gehörenden Klangereignis tonlich zu verknüpfen. Neben der Anwendung im Kino wurden immer mehr Fernsehgeräte mit entsprechenden Decodern angeboten, die die Wiedergabe des Mitten- und Surround-Kanals auch im Heimbereich ermöglichten.
Für diese Consumeranwendung wurde der Name Dolby Surround verwendet, um Profi- und Heimanwendungen zu identifizieren. Es ergaben sich für die Fernsehanstalten deshalb auch besondere Anforderungen an die Filmabtastung derartiger Filme, die in der FKT ausführlich beschrieben wurden.