60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1981 - 2250 Kanäle für 47 Länder
In Raisting am Ammersee entsteht mit fünf Parabolantennen die größte Erdefunkstelle mit 2250 Kanälen für 47 Länder. Die USA bereiten für 1985 ein Satellitenfernsehen für drei Programme vor.
In der FKT beginnt das Jahr mit einer eingehenden Darstellung des für die Schnittbearbeitung bei MAZ und Film benutzten Zeitcodes - 80-bit-Codierung nach SMPTE/EBU und 4- bit-Codierung nach IRT/EBU. Der 80-bit-Zeitcode arbeitet im Code bildgenau und findet bei allen magnetischen Informationsträgern Anwendung. Wegen des wesentlich geringeren zur Verfügung stehenden Speicherplatzes findet beim Film vor allem der 4-bit-Zeitcode seine Anwendung. Es werden die beiden Zeitcodes ausführlich behandelt und gegenübergestellt, um einige betriebliche Aspekte zu beleuchten.
Das digitale Fernsehen
Es folgte ein sehr ausführlicher Beitrag über das digitale Fernsehen. Tatsächlich begannen ja bereits mit der Gründung der Working Party C im Jahre im Rahmen der Europäischen Rundfunkunion intensive Bemühungen, einen gemeinsamen Standard für die digitale Bild- und Ton-Codierung zu finden. Dabei vertrat man in Frankreich den Standpunkt, dass in den "SECAM-Ländern" die Komponenten Y, U und V codiert werden sollten.
In England gelang es, das PAL-FBAS-Signal erfolgreich mit der doppelten Farbträgerfrequenz abzutasten und zu codieren. Das führte zur Auffassung, dass man beim "Composite Coding" mit zweifacher und vierfacher Farbträgerfrequenz als Abtastfrequenz arbeiten sollte. Im Laufe des Jahres 1979 stellte sich jedoch die Erkenntnis ein, dass es sehr schwierig ist, beide Vorschläge miteinander verträglich zu machen. Außerdem wurde deutlich, dass das "Composite Coding" in einigen wichtigen Fällen schwerwiegende Nachteile hat.
So kam man Ende 1979 zur gemeinsamen Auffassung, dass die Codierung im TV-Studio grundsätzlich mit den Komponenten Y, U und V erfolgen sollte. Dieser Auffassung schloss man sich Anfang 1980 auch in den USA an. Als fundamentaler Vorteil wurde angesehen, dass im Laufe der Jahre die Unterschiede zwischen den Farbcodierungen NTSC, PAL und SECAM im Fernsehstudio allmählich verschwinden werden - was ja dann auch tatsächlich der Fall wurde.
Da man sich über die nachteiligen Konsequenzen eines nicht einheitlichen Standards klar war, konnte man sich in einem zweiten Arbeitsgang auf einen gemeinsamen Vorschlag einigen. Er sah die Abtastfrequenzen für Y 13,5 MHz, U 6,75 MHz und V 6,75 MHz vor. Der Beitrag schilderte die Probleme und Hintergründe, die zu diesem heutigen Stand führten.
Die mit Videotext in der Bundesrepublik Deutschland und im Ausland laufenden Feldversuche und Testsendungen hatten auf nationaler und internationaler Ebene die Bemühungen intensiviert, zu möglichst übereinstimmenden oder zumindest kompatiblen Festlegungen für eine Videotext-Norm zu kommen. Grundlagen dieser Standardisierungsdiskussion waren die vier weltweit damals vorliegenden Videotextsysteme: das britische Teletext-System, das französische Antiope/Didon- System, das kanadische Telidon-System (Bild 152) und das japanische Videotextsystem. Während mit der codierten Übertragung alphanumerischer Zeichen insbesondere der lateinischen Buchstaben anstelle der sonst im Fernsehen üblichen bildpunktweisen Übertragung eine weitgehende Übereinstimmung der Systeme bestand, unterschieden sich die Systeme vor allem in ihren graphischen Darstellungsmöglichkeiten.
Nach vorausgegangenen CEPT-Konferenzen in Den Haag und Darmstadt und verschiedenen bilateralen Gesprächen zwischen den Fernmeldeverwaltungen einiger europäischer Länder war es bei dem im Mai in Innsbruck stattgefundenen Treffen der europäischen Fernmeldeverwaltungen gelungen, eine Rahmenvereinbarung für einen gemeinsamen europäischen Bildschirmtext-Basisdienst zu verabschieden, der sowohl das britische Prestel-System als auch das französische Antiope-System in ihren bisherigen Festlegungen einschloss. Ein mit diesen gegenwärtigen europäischen Bildschirmtext-Systemen weitgehend kompatibles System wurde insbesondere durch die gemeinsame Nutzungsmöglichkeit der seriellen und parallelen Bildmodifikationen erreicht.
14 Jahre Farbfernshen in Deutschland
Genau 14 Jahre nach Einführung des Farbfernsehens in der Bundesrepublik Deutschland bot das Medium Fernsehen eine weitere Attraktion: die Stereophonie oder die zweisprachige Übertragung. Als Übertragungsart für den zweiten Tonkanal wurde das Zweiträgersystem gewählt. Zu der Neuerung gehörte damit auch - alternativ zur Stereophonie - die Zweiton-Übertragung (Bild 153).
Zum Beispiel ließen sich damit erstmals ausländische Spielfilme auf einem Tonkanal im Originalton und auf dem zweiten Tonkanal synchronisiert in der Landessprache ausstrahlen. Der "Fernsehzuhörer" konnte sich dann für einen der Begleittöne entscheiden. Die Zweiton-Technik im Fernsehen wurde in Europa zunächst nur im Bereich des Zweiten Deutschen Fernsehens eingeführt, für das die Deutsche Bundespost das Sendernetz betreibt. Termin war September 1981 zur Internationalen Funkausstellung in Berlin.
Neue N-MOS-Techniken erlaubten die Realisierung schneller, hochintegrierter digitaler VLSI-Schaltungen für den Fernsehempfänger, mit denen sich Fernsehsignale in Echtzeit digital verarbeiten ließen. Die in der gleichen Technik gefertigten Mikroprozessoren ermöglichten die Implementierung komplexer, "intelligenter" Steuerungen.
Entwickelt wurden digitale Systeme für die lineare und nichtlineare Signalverarbeitung mit programmierbaren Filtern und adaptiven Entzerrern für den Farbfernsehempfänger. In der FKT wurde ein vollständiger, digitaler PAL-Decoder beschrieben, der die gesamte Video-Signalverarbeitung umfasste. Ferner ermöglichte die Technik Maßnahmen zur Bildschärfeverbesserung und Rauschreduktion.
High Definition Television, HDTV in Japan und den USA
Prof. Dr. Wendland berichtete als Autor über die in Japan und in den USA eingeleiteten Arbeiten für eine hochzeilige Fernsehbildwiedergabe (High Definition Television, HDTV). Die bisherigen Vorschläge hatten allerdings den Nachteil, nicht mit den damaligen Fernsehnormen kompatibel zu sein. Er stellte Strategien auf, wie ein kompatibles Hochzeilensystem im Markt eingeführt werden könnte, ohne sende- und empfangsseitig "zweigleisig" arbeiten zu müssen. In der gleichen Ausgabe wurde ein von Sony entwickeltes neuartiges, hochwertiges Videoaufnahme- und -wiedergabesystem mit der Bezeichnung "Sony High Definition Video System" vorgestellt. Der HDVS-Prototyp (HDVS: High Definition Video System) arbeitete mit 1125 Abtastzeilen und 60 Halbbildern je Sekunde bei einer Frequenzbandbreite von ungefähr 30 MHz.
Das Videosystem, mit dem breitbandige Videosignale aufgenommen und verarbeitet werden konnten, umfasste eine neu entwickelte Videokamera, einen Videorecorder, einen Monitor und andere videobezogene Geräte. Sony durfte damit für sich in Anspruch nehmen, die erste Firma derWelt zu sein, die einen solchen Prototyp der Öffentlichkeit vorstellt, was Rückschlüsse auf die intensiven Entwicklungen der Japaner in diesem Bereich zuließ.
Aber die Redaktion stellte der Meldung den Nachsatz hintan: Liest man die Firmenmeldung intensiver, so findet man hingegen auch den Nebensatz, dass dieses System für den Einsatz im 21. Jahrhundert entwickelt wird, was den Experten recht gibt, die solche Systeme frühestens um das Jahr 2000 als marktreif ansehen.
Montreux 1981 und SONYs MAVICA
Auch den Begriff der Electronic Cinematographie gab es bereits 1981. Es war eine für die Filmindustrie von Ikegami entwickelte Videokamera mit der Bezeichnung "EC 35" (Bild 154), die auf der Fachtechnischen Tagung und Ausstellung in Montreux zu sehen war. Der Berichterstatter schrieb damals "Man meint auf den ersten Blick, eine 35-mm- Filmkamera vor sich zu haben, und das ist auch die Absicht von CBS, Hollywood, wo man langsam auf die "Electronic Cinematography" umstellt.
Ein Satz von fünf Festobjektiven und ein Spezialzoom mit Mikroprozessorsteuergerät, das nach dem Abgleich entfernt wird, hohe Bildqualität auch bei voller Öffnung, filmähnliche Kennlinienvorentzerrung und extreme "Knie"-Einstellung (600 % Signal am Eingang wird auf 100 % komprimiert, wobei der Aussteuerbereich bis 90 % normal bleibt), Strahlregelschaltung - eine Selbstverständlichkeit. Also das klingt auch heute noch sehr fortschrittlich, aber ganz so schnell wie gedacht kam die elektronische Kinematographie dann doch nicht.
Allerdings die elektronische Stehbildphotographie. Wenige Wochen vor der Internationalen Funkausstellung 1981 in Berlin sorgte Sony durch die Vorstellung einer Stehbildkamera mit magnetischer Aufzeichnung für Schlagzeilen in der gesamten Weltpresse. Man hoffte, dieses System auch auf der Funkausstellung demonstriert zu bekommen, was aber nicht der Fall war. Vorhanden waren zwei nicht funktionsfähige "Dummies". Die endgültige Vorstellung des Prototyps soll auf der photokina 1982 erfolgen.
Grundprinzip der "Mavica" (magnetic video camera) ist ein im Prinzip ähnlicher Aufbau wie bei einer 35-mm-Spiegelreflexkamera. Sie enthielt ebenso wie diese einen Spiegel, der das vom Objektiv erzeugte Bild in den Sucherstrahlengang ablenkt. Das vom Objektiv erzeugte Bild fällt auf einen Ein-Chip-CCD-Sensor mit aufgedampften Filtern. Er hatte 570 horizontale und 490 vertikale Elemente (etwa 280.000 Bildelemente). Seine Empfindlichkeit entsprach der eines 24-DIN-Films (Bild 155).
Die Signalverarbeitung und -aufbereitung erfolgte wie bei Home-Videorecordern, also YSignal in FM-Form, konvertierter Farbträger usw. Man konnte auch Videoaufnahmen ausführen. Konzipiert ist das Modell allerdings für die Aufzeichnung des Bildes auf eine spezielle Diskette, "Mavipak" genannt, eine Magnet- Speicherplatte, die in die Kamera eingeschoben wurde.
Das "VHD"-(Video High Density-) System ? Was war das ?
Die Japan Victor Company (JVC) stellte auf der Internationalen Funkausstellung 1981 in Berlin, das von ihr entwickelte "VHD"-(Video High Density-) System vor, das Mitte 1982 auf den britischen Markt und später auch auf die anderen europäischen Märkte kommen sollte. Die Übernahme des "VHD"-Systems hatten viele japanische und europäische Firmen angekündigt. Doch hat sich das System nicht durchsetzen und in Europa auch nicht einführen können.
Es handelte sich um ein rillenloses Kapazitätsaufnahmesystem. Die "VHD"- Platte bestand aus einer Vielzahl von Mikrovertiefungen auf der flachen Plattenoberfläche, die an- und nebeneinander gereiht spiralenförmig gewunden sind. Jede Spur (insgesamt 54 000 je Seite) bestand aus Video und Tonsignalen, und außerdem wurden Abtastsignale als Information zur Spurnachführung aufgenommen (Bild 156).