60 Jahre Berichterstattung über Film und Fernsehen
Norbert Bolewskis gesammelte Rückblicke von 1947 bis 2007
1980 - BCN 5 - tragbarer Kassettenrecorder für 40 Minuten
Die Partei der "Grünen" bildet sich in der BRD; Ronald Reagan wird Präsident der USA und Lech Walesa ergreift die Führung bei der Bildung der parteiunabhängigen Gewerkschaft "Solidarität", die das politische Bild Polens grundlegend ändern wird. In Deutschland spricht man über den (viel zu dunkel belichteten) Fassbinder-Fernsehfilm "Berlin, Alexanderplatz" und über das "Das Boot" von Wolfgang Petersen. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Übertragung zusätzlicher Informationen über den Fernsehkanal (Videotext) oder über das Telefon (Bildschirmtext) offiziell eingeführt.
Mit der "BCN 5" stellte die Robert Bosch GmbH ein neues Produktionswerkzeug in Form eines leichten und tragbaren Kassettenrecorders für Electronic Field Production und Electronic News Gathering vor. Das 1-inch-Gerät arbeitet mit Studioqualität in allen Fernseh- Standards. Die Batteriekapazität war für eine Spielzeit von 40 Minuten ausgelegt. Die Aufzeichnung ist sofort abspielbar, entweder in der Kassette auf der "BCN 5" oder nach Entnahme des Spulenwickels auf allen anderen "BCN"-Maschinen. Die maximale Spielzeit beträgt 30 Minuten (Bild 149).
"High Definition Television" (HDTV) ist auf dem Weg
Zwar ist der Begriff "High Definition Television" (HDTV) schon seit der Bildung einer Arbeitsgruppe 1974 in der CCIR bekannt - aber kaum jemand interessierte sich dafür. Der erste Aufsatz zum Thema in der FKT kam von dem damals noch jungen Professor Dr. Broder Wendland von der Uni Dortmund mit dem Thema "Entwicklungsalternativen für zukünftige Fernsehsysteme". Wendland sollte auch einer der Protagonisten der künftigen HDTV-Entwicklung werden und hätte dafür am liebsten damals schon den Zeilensprung abgeschafft - etwas, was selbst heute noch kontrovers diskutiert wird, weil man progressiv mit weniger Bildpunkten einfach schlechter vermarkten kann, als die höhere Zeilenzahl mit dem das Bild verschlechternden Zeilensprung.
Aber Anfang 1980 diskutierte man das überhaupt nicht. Man könnte sagen, es erschien damals fast unseriös. Was wurde gefordert (natürlich analog): 1200 Zeilen Auflösung, Bildformat 5:3, kein Cross-Luminanz und kein Cross-Color. Am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der Universität Dortmund wurden einige wichtige Systemkomponenten konzipiert und aufgebaut, mit denen die Effekte der Auflösungserhöhung und der Flimmerreduktion demonstriert werden konnten. Zwei Ergebnisse damals - beide absolut richtig - waren: 1. Die ersten praktischen Erfahrungen sind sehr ermutigend.
Es ist allerdings noch eine Fülle von Untersuchungen zur erreichbaren Qualität und zur Kompatibilität (auch mit Studioeinrichtungen) erforderlich. 2. Die Entwicklung der VLSI-Technik lässt gerade bei den digitalen Speichern durch Hochintegration noch erhebliche Fortschritte erwarten, sodass in absehbarer Zeit mit preiswerten digitalen Bildspeichern gerechnet werden kann.
1980 kamen die CCD Chips in den Kameras
1980 war ein sagenhaft innovatives Jahr für die Entwicklung der Fernsehstudiotechnik. Die ersten CCD-Sensoren wurden als Bildempfänger in Fernsehkameras untersucht - natürlich mit ausführlicher Berichterstattung in der FKT. Und von wem kam der Beitrag, von den jungen wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU Braunschweig, Dr. Gerd Brand und Dr. Ulrich Reimers, heute wohl jedem, der in der Fernsehtechnik tätig ist, als Professor Reimers bekannt.
Sie berichteten über die technischen Vor- und Nachteile gegenüber der Röhre und gaben einen qualitativen Überblick über die damals verfügbaren Flächen-Sensoren. Sie kamen damals noch zu der Erkenntnis, "dass für hochwertige Kamerasysteme die zur Zeit mit Halbleitersensoren zu erreichende Auflösung im Bild nicht ausreichend ist".
Deshalb arbeiten die Verfasser an einer Zwei-Element- Farbkamera, in der die ausgezeichnete Auflösung konventioneller Bildaufnahmeröhren im Grünkanal ausgenutzt wird, während der rote und der blaue Farbauszug mit einem Halbleitersensor erhalten werden. Allerdings ging die technische Entwicklung dann wohl doch schneller voran als erwartet (Bild 150).
Ein Meilenstein in der Entwicklung der Magnetfilm-Laufwerke stellte der MB51 von Albrecht dar, der von dem Geschäftsführer und Technischen Leiter Günter Kieß in der FKT beschrieben wurde. Besonderheit dieser neuen Gerätegeneration war die Entwicklung eines mikroprozessorgesteuerten Capstan-Antriebs unter Fortfall sämtlicher bisher üblichen mechanischen Filtersysteme. Da keine Schwungmasse im System vorhanden war, ergaben sich extreme Beschleunigungs- und Bremseigenschaften. Die direkte synchrone Verkopplung mit Filmabtastern oder Videoaufzeichnungsanlagen war damit von 0 bis 750 B/s (16 mm) bzw. 300 B/s (17,5/35 mm) vorwärts und rückwärts möglich (Bild 151).