Die Vorgeschichte von "Bild und Ton" zum Verständnis .....
von Gert Redlich in 2012 und dann weiter im April 2016 - Es ging wieder aufwärts in Deutschland West nach dem Krieg. Die verheerenden Folgen des zweiten Weltkrieges nach 1945 haben sich bis etwa 1950 - wirklich nachhaltig - auf Wirtschaft und Leben ausgewirkt, auch wenn Andere das anders sehen. Erst danach ging es wirtschaftlich langsam wieder aufwärts.
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Es beginnt im Spätherbst 1950 in Wiesbaden
Als unser Vater Redlich samt dem Rest der kleinen Familie (unsere Mutter mit zwei kleinen Kindern) im Spätherbst 1950 in Wiesbaden auf dem "Vor-Vorort" Kohlheck (damals eine sehr einsame Ecke am hintersten Waldrand "am Ende der Welt") diese phantastische "Neubau-Wohnung" erhielten, konnten unsere Eltern ihr Glück kaum fassen.
Ich (Autor gr) war damals gerade mal etwas über 1 Jahr alt und wir hatten eine "phänomenale" Errungenschaft im Bad stehen, einen mit Kohle befeuerten Badeofen direkt neben der Badewanne.
Das hatten damals nicht so viele der alteingesessenen Wiesbadener Bürger, wie mir die Eltern meiner Frau erzählt hatten, wir waren offensichtlich schon etwas Besonderes.
Es waren zwar nur 47 mit Kohle beheizte Quadratmeter für uns 4 Personen, aber für ca. 45.- Deutsche (West-) Mark Miete in einem richtigen "Neubau" gab's auch einen trockenen Keller (für die Kohle-Briketts). Unser Vater verdiente bei der UFA Handel Frankfurt nämlich anfänglich (1950) bereits hervorragende ca. 350.- Mark !!! (oder mit Bonus sogar noch etwas mehr) pro Monat.
Und er bekam die Kundenzeitschrift Bild und Ton, um die es hier geht.
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"BILD UND TON" war die Firmenzeitschrift von Zeiss-Ikon
Und diese Hefte waren natürlich auch das Werbeblättchen für die Produkte des Hauses Zeiss-Ikon, die zeigten zwischen den Zeilen, was sich so bis etwa 1960 in der Branche und auch bundesweit abgespielt hatte. Laut einer Bibliothek wurde die "Bild und Ton" mit der Ausgabe 91 aus 1977 eingestellt.
Also, es ging brachial aufwärts, man hätte es damals auch Hype nennen können. In jedem kleinsten Kaff an Rhein, Main, Nahe, Lahn und Mosel wollten die "kleveren" Unternehmer ohne Rücksicht auf Befähigung oder Mut oder Verstand ein Kino besitzen.
Wer damals Kinobesitzer war, der war einem Arzt oder Apotheker oder Lehrer oder Bürgermeister "nahezu" gleichgestellt, selbst wenn er der letzte "Uiuiui" oder "Hallotri" war. Und selbst ich als kleiner Steppke habe später diese Typen kennen gelernt, die dann einen weißen Merceds 220 fuhren (das war damals völlig irre), meinem Vater aber die 150 Mark für die Reparaturen / Fahrtkosten über Monate abstottern mussten.
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Warum eine Kinotechnik (Firmen-) Zeitschrift hier im Fernsehmuseum ?
Nach dem gigantischen Aufschwung des Kino-Films in den 1950er Jahren mit einer Menge von Innovationen kam beim Film und Kino ab Anfang der 1960er Jahre die Resignation und der Stillstand gegenüber dem neuen Medium Fernsehen.
Die Berichte und Artikel in diesen Heftchen spiegeln den Stand der jeweiligen Technik und den Wandel der Technik sowie der (unserer) bundesdeutschen Gesellschaft mit neuen Ansprüchen.
In der Chronolgie der Artikel in den einzelnen Ausgaben gibt es viele Beispiele einer sehr gut erklärten Dokumentation technischer Zusammenhänge. Und das kluge Erklären technischer Zusammenhänge erscheint dem Autor gr wichtig.
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Es steht Alles (wie so oft) zwischen den Zeilen
und das wird von mir kritisch und teilweise ironisch kommentiert bzw. hervorgehoben.
Der grandiose Aufwärtsgang beim Bau und der Neueinrichtung von Kinos dauerte bis etwa 1958. Dann waren in so gut wie allen Städten, Dörfen, Käffern, Hallen, Turnhallen, Kneipen, Tanzsälen, Zelten und sonstigen Buden usw. irgendwelche Kinos von Luxuspalästen mit Plüschsesseln bis hin zu primitivsten Holzstuhl- Turnhallen versorgt.
Bereits Mitte 1960 "entschied" der Arbeit- geber unseres Vaters, die UFA- Handel Firmenleitung in Düsseldorf (inzwischen eine Bertelsmann Tochter), der "Laden" wird dicht gemacht. (Die Wahrheit war zwar etwas anders, nämlich die LEX-UFA - aber diese Wahrheit wußten wir damals nicht. Die Zerschlagung der alte Vorkriegs-UFA war von den Alliierten beschlossen worden und der Chef hatte das mit allen nur möglichen Tricks so lange wie möglich hinausgezögert.)
Es gab sowieso schon lange keine Neuaufträge mehr und die ersten Kinos wurden bereits wieder geschlossen. Vorher wurden sehr oft die Spieltage auf das Wochenende und evtl. zwei weitere Wochentage reduziert. Die Lage der Kino- Einrichter und Ausstatter war vermutlich genauso bedrückend - so, wie im Nov. 2008 (als Lehmann Brothers platzte) die Lage der deutschen und internationalen Autoindustrie.
Mein Vater Gerhard Redlich wurde somit zum Ende 1961 entlassen. Die Firma Philips folgte diesem Trend erst etwa 1972 mit der Stillegung der Projektoren- herstellung, der Markt war eigentlich abgeräumt, die Zuschauerzahlen sanken ab 1960 unaufhaltsam mit der (allseits vermuteten) Tendenz gegen Null.
Von der Firma Eugen Bauer Kinotechnik in Stuttgart (auch inzwischen eine Bosch Tochter wie die Fernseh GmbH auch) habe ich (noch) keine Informationen, die hatten aber noch ein dickes Stand-Bein über die Schwester Bosch- Fernseh-Gmbh bei den Filmabtastern im Fernsehbereich der Rundfunkanstalten.
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Und das hier kommt etwas später :
1937 war die Zeiss Ikon AG 75 Jahre alt. - Und dazu gab es eine Festschrift:
75 Jahre Photo und Kino Technik Zeiss / Ikon - Festschrift zum 75 Jährigen Bestehens der Zeiss Ikon AG "1862 - 1937" auf 129 Seiten mit vielen Fotos. Doch irgend etwas stimmt da nicht, denn der Heinrich Erneman war 1862 erst 12 Jahre alt ??????
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Gefunden : die "Heinrich Ernemann" Biografie
Heinrich Ernemann wurde am 28. Mai 1850 in Gernrode (Eichsfeld) geboren. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, besuchte die einklassige Volksschule, ging anschließend auf Wanderschaft und erlernte in Stuttgart den Beruf eines Schlossers. 1873 besuchte er die Handelsschule in Pirna.
Später betrieb er in Dresden eine "Posamenten-, Strumpf-, Westen- und Weißwarenhandlung". Am 26. September 1889 wurde er Teilhaber der Tischlerwerkstatt von Wilhelm Franz Matthias in Dresden.
Die Tischlerei auf der Güterbahnhofstr. 10 wurde in einen kleinen Fotobetrieb umgewandelt. Der Bau und Nachbau von Kameras durch einen Meister und vier Gesellen in kleinen Serien bis zu 6 Stück begann.
Im April 1890 erfolgte der Umzug in ein größeres Gebäude auf der Kaulbachstr. 13 und es wurden "Großserien" mit 25 bis 100 Kameras im Manufakturbetrieb gefertigt. 1892 wurde mit einer Dampfmaschine und einem System von Werkzeugmaschinen industriell produziert.
Aus der "Dresdner photographischen Apparate-Fabrik Ernemann und Matthias" entstand die "Ernemann AG". Es folgten die ersten eigenen Konstruktionen einer Magazinkamera und der Amateurkamera "Alex" sowie das erste Patent für ein periskopisches Objektiv. 1897 wurde das "Stammhaus" in der Schandauer Str. 48 in Dresden bezogen.
1899 gründete sich der "Verschönerungsverein Hartha mit Spechtshausen", in dem Ernemann u. a. als Sponsor wirkt ("Ernemann-Hütte" im Triebischtal). 1900 entstand die Villa "Heinrichs-Eck" in Bad Hartha (seit 1933 Kurort Hartha) und die "Ernemann AG" präsentierte sich erstmals auf der Weltausstellung in Paris.
1900 - 1903 wurde die Amateurschmalfilmkamera mit Projektor "Ernemann-Kino" von der "Ernemann AG" entwickelt. 1904 widmete Ernemann als Ehrenmitglied dem 1899 gegründeten Königlich Sächsischen Militärverein "Wettin" Hartha und Umgegend zur Fahnenweihe eine Fahnenschleife.
Am 1. April 1908 wurde eine Professur und ein Institut für wissenschaftliche Photographie an der Technischen Hochschule Dresden auf Betreiben Heinrich Ernemanns im Auftrag von 13 Dresdner Fotounternehmen eingerichtet.
1909 kamen die Kinomaschine "Imperator" der "Ernemann AG" auf den Markt.
1912 verfügte die "Ernemann AG" über 825 Beschäftigte.
1913 waren 22 von 28 Pariser Kinos mit der Kinomaschine "Imperator" ausgestattet und die "Ernemann-Zeitlupe" des Jenaer Wissenschaftlers Dr. Lehmann erregte weltweit aufsehen. Heinrich Ernemann wurde 1913 der Titel "Königlich Sächsischer Kommerzienrat" verliehen.
1918 sprachen Rektor und Senat der Technischen Hochschule Dresden Heinrich Ernemann den Titel "Dr.-Ing. e. h." zu. 1921 verließ die eintausendste Kinomaschine "Imperator" das Werk.
1922-23 wurde der 48 Meter hohe "Ernemann-Turm" als Abschluß zahlreicher Betriebserweiterungen errichtet und die "Ernemann-Werke A.-G. Dresden" hatte 2.500 Beschäftigte. Stammbelegschaftsfördernde Maßnahmen waren vor allem "Betriebszugehörigkeitsprämien", "Gewinnbeteiligung", "Spar- und Unterstützungsverein" sowie "Verbesserungsprämien".
Die "Heinrich Ernemann AG Dresden" ging 1926 in der "Zeiss-Ikon AG" auf.
Am 16. Mai 1928 starb der Begründer der Dresdner Fotoindustrie Heinrich Ernemann. Er wurde in der Familiengrabstätte auf dem Tolkewitzer Johannisfriedhof beigesetzt.
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