Eine Heft-Seite aus dem Jahrbuch 1935 der "Berliner Illu."
Dies ist ein Einblick in die längst vergessenen 99 Heft-Seiten einer heroisch martialisch überzogenen Verdummungs- und Beschwichtigungs- Propaganda- Zeitschrift der NS Zeit 1935/1936 aus der Reichshauptstadt Berlin. Das AEG Magnetbandgerät "Magnetophon" und das Fernsehen waren bereits erfunden, und die 36. Olympiade warf ihre Schatten voraus. Die Arisierung und die Jundenverfolgung waren in vollem Gange sowie auch die heimliche Aufrüstung von Heer, Marine und Luftwaffe. (Dieses Heft wurde gescannt und überarbeitet im Jan. 2016 von Gert Redlich.)
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Heftseiten 88/89 - zurück nach Deutschland :
Eine Seite ohne Überschrift mit einem Bild und viel Text:
Das ist schon die dritte Seite in diesem Jahrbuch, auf der die bereits bildlich dargestellten Ereignisse nochmal durchgekaut werden. Auch bei diesem Bild fällt auf, daß auch die Besucher der Kultur-Jahrestagung überwiegend in Uniform erschienen sind.
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Die "Reichskulturkammer" versammelt sich am 15. November 1935 zu ihrer großen Jahrestagung. Reichsminister Dr. Goebbels verkündet auf ihr die Errichtung des Reichskultursenats.
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Nun zu dem Text auf Seite 88 :
Anfang Oktober (1935) wird das Ergebnis der Memelwahlen bekanntgegeben. Sie konnten infolge des unsinnigen Wahlsystems nicht in einem Tage zu Ende gebracht werden; 10 Tage später muß die amtliche Stimmauszählung das glänzende Bekenntnis des Memellandes zum Deutschtum bestätigen: 5 litauischen Mandaten stehen 24 deutsche gegenüber.
Am 2. Oktober (1935) wird der Sarg des toten Generalfeldmarschalls von Hindenburg in die neu hergerichtete Gruft im Tannenbergdenkmal übergeführt. Der Führer nimmt selbst an der feierlichen Umbettung teil und erklärt das Tannenbergdenkmal zum Reichsehrenmal.
In Italien sammelt Mussolini in einem mächtigen Generalappell die ganze Nation um sich. Am nächsten Tage, dem 3. Oktober 1935, überschreiten italienische Truppen die abessinische Grenze der Krieg beginnt. Zwei Tage später fällt Adua. Im Laufe des Monats beschließt der Völkerbund Sanktionen gegen Jtalien. Vor allem ein Waffenausfuhrverbot, eine Kredit- und Anleihesperre sowie weitere Sanktionen wirtschaftlicher Natur.
Am 6. Oktober begeht Deutschland wieder auf dem Bückeberg seinen Erntedanktag. Eine Million Bauern sind herbeigeströmt. Eine große Angriffsübung zeigt der begeisterten Menge die Leistungen der neuen deutschen Wehrmacht.
Reichsminister Kerrl bildet einen Kirchenausschuß, der sogleich die Befriedung der evangelischen Kirche in Angriff nimmt. In einem Aufruf stellt sich der Kirchenausschuß eindeutig auf den Boden des nationalsozialistischen Staates.
- Anmerkung : Ob es absichtlich geschrieben wurde oder nicht, da kommt bereits zweimal das Wort "Angriff" vor. Die Wehrmacht übt den "Angriffskrieg" ! Und die Befriedung der evangelischen Kirche wird in Angriff genommen. Was war an der ev. Kirche zu befrieden, sie sollte einfach nur mundtot gemacht und gleichgeschaltet werden. Die katholische Kirche hatte sich bereits mit dem NS-Regime arrangiert. Und weiter oben drüber greifen die Italiener "an".
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Das dritte Deutsche Winterhilfswerk wird vom Führer in feierlicher Kundgebung eröffnet. Wieder wie in den beiden vorangegangenen Jahren gilt es, die noch notleidenden deutschen Volksgenossen in die Obhut der ganzen Nation zu nehmen.
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"Nachrichten" aus dem Ausland :
In Griechenland werden die Grundlagen für die Wiederherstellung der Monarchie geschaffen. General Kondylis übernimmt die Regentschaft. Am 3. November 1935 bekennt sich das griechische Volk mit 95 Prozent seiner Stimmen zur Monarchie.
In Wien wird überraschend das Kabinett umgebildet. Der Führer der Wiener Heimwehr, Minister Fey, verläßt die Regierung. In einem Aufruf mahnt er seine Anhänger zur Ruhe und Ordnung. Die Wehrverbände werden vereinheitlicht und im Bestande verringert. Fey eröffnet bald danach eine betont habsburgische Propaganda.
"Nachrichten" wieder aus dem Inland :
Im Reich beginnen die studentischen Verbände, Korporationen, Sängerschaften, Burschenschaften und Corps sich aufzulösen und ihre Mitglieder in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund zu überführen, dem künftig allein die weltanschauliche Schulung der deutschen Studenten obliegt.
- Anmerkung : Solch eine freche Lüge. Die ganzen studentischen Vereinigungen wurden von ganz oben aufgelöst. Selbständiges Denken abseits der NSDAP bzw. der NS Regierung war unerwünscht, eigentlich war es verboten. Der Druck der NS-Ministerien war immens und dagegen konnte man sich auch mit hoher Intelligenz nicht widersetzen. Es war lebensgefährlich.
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Am 15. Oktober kann die deutsche Wehrmacht den 125. Jahrestag der Gründung der Kriegsakademie begehen. Der Führer selbst nimmt an der schlichten Gedenkfeier teil. Generalfeldmarschall v. Mackensen erhält aus der Hand des preußischen Ministerpräsidenten als Ehrengabe des deutschen Volkes - die Domäne Brüssow in der Uckermark.
Nach der Übergabe Reudecks an Generalfeldmarschall v. Hindenburg im Jahre 1933 ist dies die zweite derartige Ehrung, die das neue Deutschland einem der größten Heerführer des alten Heeres zuteil werden läßt.
Ende des Monats Oktober 1935 treffen zwei schwere Verluste Staat und Partei. Am 23. stirbt der Reichsstatthalter von Anhalt, Loeper, nach langem Leiden. Mit ihm verliert die Bewegung einen der ältesten Mitkämpfer, der schon lange vor der Machtergreifung das Land Anhalt zu einer Hochburg des Nationalsozialismus zu machen verstanden hatte.
Am 27. Oktober 1935 stirbt, gleichfalls nach langer Krankheit, der Präsident der Reichstheaterkammer, Ministerialrat Laubinger. Der deutsche Professor Hans Spemann-Freiburg erhält den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Der bisherige württembergische Wirtschaftsminister Dr. Lehnich wird Präsident der Reichsfilmkammer.
In München wird das Richtfest der Neubauten der Partei gefeiert, die der Hauptstadt der Bewegung ein neues Gesicht geben und, wie der Führer es ausdrückte, das ganze deutsche Volk in ihrer steinernen Schönheit verherrlichen sollen.
Am 9. November 1935 werden bei der großen Gedenkfeier die sechzehn vor 12 Jahren in München Gefallenen in die beiden Ehrentempel am Königsplatz übergeführt. Zwei Tage vorher erfolgt die feierliche Hissung der neuen Reichskriegsflagge. Gleichzeitig findet überall im Reich die Vereidigung der neuen Rekruten auf den Führer statt.
Am 8. November 1935 wird der NSFB (Stahlhelm) von seinem bisherigen Bundesführer Seldte aufgelöst.
- Anmerkung : Auch das ist eine Lüge. Das wurde von ganz oben entschieden. Auch hier war der Druck der NS-Ministerien immens.
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Rückblick auf den Münchner Putschversuch von 1923:
"12 Jahre nach dem Befreiungsmarsch"
Mitternachts-Feierstunde in München.
Am Abend des 8. November 1935 wurden die Särge der 1923 gefallenen ersten Blutzeugen der Bewegung von den Friedhöfen zur Feldherrnhalle geleitet.
Der Ehrensturm des national- sozialistischen Kraftfahrkorps, der an den Feierlichkeiten zur 12. Wiederkehr des Befreiungsmarsches teilnahm, marschiert durch das Isartor.
In den Ehrentempeln grüßte der Führer die Getreuen nach dem letzten Appell. In den neu geschaffenen Ehrentempeln auf dem "Königlichen Platz" in München bezogen die toten Kämpfer des Münchener Befreiungsmarsches die ewige Wache.
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Im Internet finden Sie eine Menge Informationen über den Putschversuch der Nationalsozialisten in München von 1923. Nach der Machtergreifung 1933 hatte Hitler dann aber dafür Sorge getragen, daß solch ein Desaster nicht ein zweites Mal vorkommt. Übrigens wird bereits hier auf diesen 100 Seiten mehrfach von der "Machtergreifung" gesprochen. Dieser Begriff ist also keine Wortschöpfung der Nachkriegszeit nach 1945.
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