Die "Allgemeine Kriegszeitung" ab 1914
"Illustrierte Geschichte des Weltkriegs" ?
Diese uralten gedruckten Exemplare eingescannt und überarbeitet von Gert Redlich im Januar 2025. -
Von etwa 1914 bis etwa 1919 - oder war es bis 1922 ? - denn über die wirklichen echten Ausgabejahre der einzelnen Wochen-Ausgaben gibt es nur ganz wenige Unterlagen - wurde die Geschichte des 1. Weltkriegs neu und zwar anfänglich sehr patriotisch, populistisch und vor allem illustriert "aufbereitet".
Für anfänglich 25 "Deutsche Pfennige" konnte man sich jetzt ein "neues Bild" von der überall siegreichen deutschen Armee machen. Der doch so siegreiche und am Ende dennoch haushoch verlorene (1.Welt-) Krieg mit über 9 Millionen von Toten - Soldaten und Zivilisten aller Nationen - war erst zum Ende 1918 vorbei und fast alle Länder Europas leckten sich noch über Jahre die erheblichen Wunden.
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Anmerkung + eine eventuelle Korrektur
14. Jan. 2025 - Bislang habe ich nicht eindeutig herausgefunden, ab wann oder wann diese 234 Wochen-Hefte wirklich geschrieben, gedruckt und verbreitet wurden. Fast alle Datumsangaben im Internet - auch auf dortigen historischen Archiv-Seiten - sind widersprüchlich. In keinem unserer etwa 50 Hefte, die hier in der Redaktion vorliegen, ist ein echtes Ausgabe-Datum zu finden. In der Ausgabe 1 (im Titel steht = 1914) steht etwas von einem Copyright von 1914. Weiterhin wird auf die Kämpfe und die Einnahme von Lüttich "vor einigen Tagen" verwiesen. Doch wann dieser Artikel wirklich geschrieben bzw. erschienen ist, ist nach wie vor nicht belegt.
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Diese alten Texte sind natürlich in alter Fraktur- bzw. Serifen- Schrift gesetzt und das ist viel Korrektur-Arbeit
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So sind sie für die allermeisten jungen Leser fast nicht zu entziffern. Alleine im Gymnasium wird soetwas noch teilweise erlernt. In einem örterreichischen Archiv (und im webarchive.org gesichert) gibt es die bereits mit tesseract OCR Erkennung abgespeicherten lesbaren ascii Texte. Die Textblöcke und Artikel sind in manchen Ausgaben etwas arg zerfleddert aber mit unseren Augen durchaus lesbar. Unser Gehirn substituiert sogar Wortfragmente in Fraktur-Schrift zu sinnvollen Sätzen.
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Es sind / waren 234 Wochen-Hefte - später dann gebunden und in 9 Bänden / Büchern aufgehoben
"Jede Woche erscheint ein Heft" für 20 Pfennige steht überall oben drauf. Dann waren es 25 Pfennige, dann 30, dann 35 und irgendwann waren es 40 Pfennige. Alleine daran erkennt man, die Gesellschaft war auf dem Weg in die Inflation.
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Ab Heft 11 war die Cover-Seite nicht mehr farbig - warum ???
Das könnte ein einzelner Hinweis darauf sein, daß diese Hefte bereits in 1914 gedruckt wurden. Bestätigt ist das aber nicht. Die Material-Engpässe - auch bei der Druckerfarbe - wurden erst nach dem Kriegsende 1919 eklatant - übrigens fast genauso wie später 1946/49, als bei uns in Deutschland nicht mehr bunt gedruckt werden "durfte" - und das ging bis etwa 1952 so !!
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Beim Lesen der Texte der 1914er bis 1918er Ausgaben .....
Was fällt dem Leser heute in 2025 auf ? Aus unseren gymnasialen Geschichtsbüchern konnten wir entnehmen, daß alleine im kleinen Front-Bereich von Verdun über 1 Millionen (oder waren es "nur" 600.000 ?) Soldaten auf beiden Seiten völlig unnütz gefallen waren, also von ihren Offizieren in den Tod getrieben wurden - auf beiden Seiten mit unmenschlicher Brutalität. Insgesamt waren es bis Ende 1918 in diesem 1. Weltkrieg insgesamt über 6 Millionen Tote (oder noch mehr) - Soldaten aller Nationen. Stimmen da unsere Geschichtsbücher nicht mehr ?
Und in diesen populistischen Kriegs-"Berichts"- Blättern lese ich eine nie dagewesene Anzahl von Siegesmeldungen der deutschen Kriegsheere, also wie die Engländer und Russen und Australier und Rumänen und später auch die Amerikaner immer wieder vernichtend geschlagen wurden, die Franzosen immer weiter zurückgedrängt wurden und dann auf dem Balkan Berg um Berg freigekämpft wurde.
Von den Weltmeeren wurden jede Menge an versenkten Schiffen (sowohl neutrale als auch die der Feinde) gemeldet, und sogar daß ein deutsches U-Boot ein uraltes hölzernes englisches Segelschiff versenkt hatte - mit der entsprechenden foto- ähnlichen Handskizze dazu. "Was für ein toller Sieg" ..... wie der Autor stolz berichtet.
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Eigentlich wurde alles ähnlich wie später im 2. Weltkrieg dargestellt. Auch da haben sich die Deutschen - laut der Goebbels Propaganda - ab 1939 von Sieg zu Sieg gesiegt. Komischerweise haben sie ("wir") dann im April 1945 den zweiten Weltkrieg gleich nochmal - also auch wieder - haushoch verloren - mit noch mehr Toten auf allen Seiten.
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Die Frage kommt auf : Warum haben "wir" die beiden Kriege eigentlich verloren ?
In den Heften 1 bis 3 (Aufdruck auf dem Cover "1914") wird - weit ausholend - erklärt, warum das "Große heilige deutsche Reich" sein heiliges Territorium gegen die bösen ausländischen Agressoren (sie hätten Deutschland angegriffen) verteidigen mußte.
Eigentlich war doch in Sarajevo der österreichische Tronfolger und seine Frau erschossen worden, nicht der deutsche Kaiser oder Tronfolger. Und bislang kam niemand auf die ernsthafte Idee, deshalb in das Großdeutsche Reich einzumarschieren. Hier wird die Wahrheit bereits deutlich verdreht.
Auf der anderen Seite wird in den ersten Artikeln der ersten Hefte das Denken der indoktrinierten reichsdeutschen Bevölkerung recht genau - ab und zu aber leicht überzeichnet - dargestellt. Und das zeichnet ein sehr anschauliches durchaus wahrhaftes Bild der damaligen deutschen Gesllschaft.
In den Memoiren des deutschen Jorunalisten Hans Georg von Studnitz (Jahrgang 1907) erzählt er viel aus seiner persönlichen Jugendzeit und der kindlichen Bewunderung für Aufmärsche und die Bewunderung der kaiserlichen Reiterei, der Garde-Regimenter und sowie von der Hörigkeit des Kaiser-Wahns von 1914 sowie von seinen damaligen Gefühlen als kleiner Bub.
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Jetzt sind wir beim Thema angekommen :
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Die Gretchen-Frage : "Was ist Wahrheit ?"
Warum wurden ab Herbst 1914 solche propagandistisch völlig verdrehten kriegsverherr- lichenden Pamphlete in Umlauf gebracht bzw. sogar verkauft ? (Es könnte vermutlich auch eher ab 1920 nachträglich geschrieben worden sein oder etwa doch zeitnah im jeweiligen Kriegs-Jahr ?) -
Dieser Weltkrieg war doch 1918 vorbei, aber mit über 9 Millionen von Toten und dann für Deutschland auch noch haushoch verloren. Wer war diese "Union Deutsche Verlagsgesellschaft" in Stuttgart, Berlin, Leipzig und Wien, die solche propagan- distischen Zeitschriften mit heroisch schön gefärbten Artikeln oder Aufsätzen oder noch besser "Storys" jede Woche herausbrachte ? Angeblich gab es diese Verlags-Gesellschaft sogar bis 1978. Laut Wikipedia (Jan. 2025) war das ein Verlag für Kinder- bücher ????? (und noch niemand hat das korrigiert) - Kann das alles wahr sein ?
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Die Originale: Wer lange und ausdauernd sucht, wird fündig.
Es gibt sie noch oder wieder, alle 234 eingescannten Wochen-Hefte - ehemals zu 9 dicken Büchern gebunden, fast alle, und weiterhin als neun riesige PDF- Dateien komprimiert und auch bereits als per OCR extrahierte Text-Dateien - natürlich mit jeder Menge an Lücken, Löchern, Fehlern und Schwächen bei der Fraktur-Texterkennung.
Wie bei uns in der Redaktion wurde auch hier (an der US-Universität Illinois) das freie OCR-Programm "tesseract" - vermutlich auch mit einer grafischen Oberfläche (FreeOCR) - verwendet, mit einigen bereits vorher "angelernten" Fraktur-Text- Erkennungs- Dateien. Klingt doch alles aufregend und scheinbar kompliziert, ist es aber gar nicht. Es lohnt die etwas holprige Installation und das Erlernen der Bedienung dieses OCR Programms - aber nur, wenn es eine Mindestmenge an zu wandelnden Fraktur-Text-Seiten gibt (und die haben wir hier).
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Erste Stichproben gelesen - in Buch 1-8 und weiter im Buch 9
Die 234 Hefte sind - vermutlich nach dem Ende der Serie in 1919 (wann es zuende ging, ist ebenfalls nirgendwo zu finden) - zu 9 Büchern mit jeweils über 500 Seiten gebunden -, in manchen Schränken, Regalen oder Archiven aufbewahrt worden.
In den Heften mit den jeweiligen Cover-Seiten- Aufdrucken von "1914" bis zum 4. Jahr "1914/1917" wurde heroisch gejubelt bzw. bejubelt, daß die deutsche Wehrmacht von Sieg zu Sieg geeilt war. Erst in den Heften mit den Aufdrucken "1914/1918" wurde anfänglich dezent, dann aber wahrheitsgemäß von Rückzugsgefechten und den sogenannten Frontbegradigungen und Gelände-Verlusten an allen Fronten geschrieben.
Wenn in manchen Artikeln oder Absätzen auf Ereignisse verwiesen wird, auch indirekt, die zu dem Zeitpunkt der jeweiligen Ausgabe noch gar nicht bekannt gewesen sein können, wird das in einer Anmerkung hervorgehoben.
In den letzten Heften vor der Einstellung des Erscheinens - aus dem Zeitraum 1918/1919 - kam dann - erstaunlicherweise - die ganze betrübliche Wahrheit ans Licht - und die wurde sogar erstaunlich wertneutral "analysiert" - wer immer das geschrieben hatte. In der Regel war bei jedem Artikel der Autor angegeben.
Zum Abgleich dieser "Wahrheit" habe ich immer noch die Erzählungen meiner Berliner Großmutter im Gedächtnis, die mir - auf meine Fragen, wie das mit Hitler passieren konnte - von damals erzählte, was in der Reichshauptstadt Berlin wirklich abgegangen war. Unsere Mutter wurde nämlich im Herbst 1919 geboren.
Die uns vorliegenden zusammengefassten PDF-Dateien dieser Hefte sind riesig und unverändert milchig vergilbt und zerfleddert eingescannt. Ein paar andere Scans von deutlich besserer Qualität sind später auch schon aufgetaucht.
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