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Zum Herbst 1948 kam in Berlin West eine neue Zeitschrift heraus - "Der Monat"

Luftwaffenhelfer Günther Bartosch 1944

von Gert Redlich im März 2025 - Diese Zeitschrift hatte ich noch nie irgendwo gesehen und fand sie in dem Nachlass des Günter Bartosch, eines alten ZDF Mannes. Günter Bartosch war zum Ende des 2. Weltkriegs ab August 1944 gerade mal 16 Jahre alt und hatte ein paar Monate noch in Maribor in Nord-Jugoslawien bei der Reichs-Flugabwehr als Flakhelfer "gedient".

Nach einer sehr schwierigen Anfangs-Zeit beim RIAS Berlin - es gab für junge Leute (Schüler) ohne Ausbildung anfänglich keine Jobs - kam er 1962 zum Fernsehen nach Frankfurt/Eschborn. Dann 1963 ins ZDF übernommen, engagierte er sich im Bereich Unterhaltung und Kultur und sammelte Zeitdokumente und Bücher aller Art, gigantische Mengen an Büchern. Und da war einiges dabei, das ich noch nie gesehen hatte - zum Beispiel ein originales Exemplar von "Der Monat" heft 02 aus 1948.
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Nach 3 Jahren Kriegsende und Besatzung - ein Umdenken .....

1945 - ein US Soldat parodiert den Hitlergruß

Nach der zweiten Wahl eines Donald Trump zum Präsidenten der USA in 2025 kann sich der geneigte Leser nur schwer vorstellen, daß es bei den Amerikanern mal so etwas wie Moral und Kultur gab. Doch die gab es, nachdem die Amerikaner das besiegte Hitler-Deutschland bereits über 3 Jahre besetzt hatten.

In diesen 3 Jahren hatte sich bei den Westmächten die Erkenntnis durchgesetzt, insbesondere in der geteilten Stadt Berlin, daß die 3 Westmächte von den Russen nur ausgetrickst werden sollten (und auch ausgtrickst wurden) und daß die Westzonen Deutschlands ebenfalls ein Vasall Moskaus werden sollten.

Es stellte sich bei den Amerikanern die Frage, wie kann man das 12-jährige indoktrinierte Denken der überhaupt "erreichbaren" deutschen Bevölkerung positiv beeinflussen - positiv in Richtung Demokratie sowie Verarbeitung der Vorkriegs- und der Kriegserlebnisse.

Nach dem April 1945 war nämlich niemand in der NSDAP und bei der GESTAPO und den anderen NS-Organisationen gewesen. Alle Nazis waren plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Genau das Gleiche passierte 1989 dann nochmal mit dem Ende dieser herabgewirtschafteten sowjetischen Besatzungszone (SBZ), die sich völlig überzogen "DDR" genannt hatte. Auch dort war niemand von den 2 Millionen IMs in der STASI und in der Volksarmee oder in den Betriebskampfgruppen gewesen.
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1948 - Die Amerikaner initiierten eine Zeitschrift - "Der Monat"

Die Zeitschrift war mit einem hohen geistigen und moralischen Anspruch angetreten und die Artikel waren auf hohem Niveau, wenn auch nicht ganz so "wertneutral". Fast alle Autoren hatten bereits Erfahrungen mit den Russen, allermeist negative Erfahrungen und so entsprach die argumentative Tendenz einer antikummunistischen christlich demokratischen Denkweise.

Da man in Berlin die von den Russen besetzte deutsche Ostzone jeden Tag vor Augen hatte, brauchte man nicht lange nach Beispielen antidemokratischer Veränderungen durch die Kommunisten (Russen) zu suchen. Die kommandierenden Marschälle und Generäle der Russen machten jeden Tag deutlich, daß immer nur die anderen die Verträge auf den Buchstaben genau einhalten müssten, sie selbst aber nie.
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Dennoch sind die Analysen der Autoren fundiert.

Die Autoren der langen Artikel waren geblldete Denker, die sich zwar Mühe mit der gesellschaftlichen Neutralität gaben, sich aber dennoch des öfteren einen richtigen Seitenhieb auf die Kommunisten und deren Traumideologien nicht verkneifen konnten.
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Insbesondere seit der Besetzung der Krim 2014 und seit des Einmarsches der russischen Armee in die 2022 Ukraine kommt den Betrachtungen der Autoren aus der Zeit ab 1948 wieder grössere Aufmerksamkeit zu. Die Inhalte einiger Artikel aus dem Heft Nr. 2 aus Nov. 1948 passen fast haargenau in die ersten Monate des Jahres 2025.

In den Angeboten der Archivare und Antiquariate sind mehrere kurze einführende Bemerkungen zu den über 270 Ausgaben "Der Monat" zu finden, die wir hier tellweise wiedergeben. Nach ausführlichen Recherchen über "Der Monat" wird immer wieder angedeutet, daß die Zeitschrift immer defizitär gearbeitet hatte und aus verdeckten Quellen aus den USA finanziell "unterstützt" wurde.
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Eine internationale Zeitschrift für Politik und geistiges Leben.

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Der Monat erschien in Berlin-Dahlem (= Berlin West) und war antikommunistisch ausgerichtet. Als Herausgeber fungierte Melvin Lasky, später gemeinsam mit Hellmut Jaesrich. Die Zeitschrift erschien beim Office of Military Government for Germany (U.S.) (US-Militärregierung in Deutschland).
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März 2025 - Was ist so "aufregend" an diesen Artikeln ?

Im März 2025 eskalkierte der relativ friedliche langjährige Zusammenhalt "der Amerikaner" mit den westlichen Staaten Europas in Form der transatlantischen Staaten-Gruppe - der "NATO". Der greise Präsident Donald Trump (78 Jahre) kündigte alle vormaligen Zusagen und Versprechungen Kraft seines Amtes als gewählter Präsident der USA auf.

Und auf einmal war alles anders - für die meisten Europäer angeblich unerwartet. Weiterhin ließ er sich von seinem Gegner in Russland - also ganz bestimmt nicht von seinem "Freund" Wladimir Putin" (72 Jahre) - mit der versprochenen schnellen bzw. sofortigen Lösung des Ukraine Kriegs an der Nase herum führen und über den Tisch ziehen.

Verblüffend ist jetzt in diesen 1948er Artikeln, - es sind ja in 2025 immerhin 75 Jahre vergangen - einige der Autoren haben das taktische hinterlistige Prozedere des geschulten Geheimdienstlers Putin so viele Jahre vorher vorausgesagt.
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Ein weiterer Vergleich zeigt hier auf die schriftlich niedergelegten Erfahrungen des amerikanisch deutschen Presseoffiziers Curt Riess von 1957 - aber lesen Sie selbst : Berlin 1945 bis 1953

Wortlaut von 1953
: (Ein eigenartiger Vorschlag. "Einer" (Anmerkung : gemeint ist ein Politiker aus Bayern), der wirklich so tut, als könne man mit den Sowjets und den Kommunisten Verträge schließen, die auch eingehalten würden, als würden die auf der andern Seite aufhören, die Menschen zu terrorisieren, in ihre Armee zu pressen und in Zuchthäuser zu sperren, nur, weil die Menschen keine Fluchtmöglichkeiten mehr haben! ..........)

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Hier im Vorgriff auf das Heft 2 / 1948, das uns hier vorliegt

DIE AUTOREN DES MONATS

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BARBARA WARD

Die vierunddreißigjährige braunäugige Engländerin, die gemeinsam mit dem Herausgeber die Leitartikel einer der bedeutendsten Wochenschriften der Welt, des ernsthaften Londoner Economist, schreibt, hat mit Thomas E. Dewey gemein, daß sie das Gesangsstudium zugunsten der Politik aufgegeben hat. BARBARA WARD ist als außenpolitische Redakteurin allerdings vornehmlich Beobachterin des großen Spieles, doch ist die erste Seite der vor hundert Jahren gegründeten Zeitschrift auch ein Faktor der Meinungsbildung, der an der politischen Wirklichkeit mitgestalten hilft, auf ihrer letzten Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten hat die anziehende junge Nationalökonomin eine eminent politische Rolle im Rahmen der anglo-amerikanischen Beziehungen gespielt.

In diesem Herbst veröffentlichte sie bei "Allen and Unwin" eine Darstellung der gegenwärtigen Weltkrise, "The West at Bay" (etwa „Der Westen muß sich stellen"), deren Hauptgedanken sich mit denen unseres Aufsatzes decken. Das Buch ist schon der zweite große buchhändlerische Erfolg der Autorin, deren Erstling "The International Shave-Out" im Jahre 1938 große Beachtung fand. Barbara Ward ist in Felixstowe in England geboren, jedoch in Paris zur Schule gegangen; im Anschluß daran studierte sie an der Sorbonne und in Oxford, wo sie verschiedene akademische Auszeichnungen erwarb.
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JAMES BURNHAM

Auch JAMES BURNHAMs Laufbahn als politischer Schriftsteller ist durch zwei überaus erfolgreiche Bücher umschrieben: "The Managerial Revolution" („Die Revolution der Manager") 1941, und "The Struggle for the World" („Der Kampf um die Weltherrschaft"), das im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten und England erschien und dessen Kapitel über die Kampfmethoden des Kommunismus wir hier abgedruckt haben. Nach seinem Studium in Princeton und Oxford hat Burnham, der eine einzigartige Mischung von Literat, Gelehrtem und politischem Publizisten darstellt, zunächst lange Jahre hindurch die amerikanische Zeitschrift Symposium herausgegeben, die, solange sie erschien, zu den führenden literarischen Publikationen gehörte.

1932 bekannte er sich zum Marxismus und veröffentlichte das Organ der anti-stalinistischen Extremistengruppe. Er war in dieser Zeit mit Leo Trotzki befreundet und arbeitete mit ihm zusammen, bis er sich 1940 ganz von der marxistischen Bewegung löste. Von diesem Zeitpunkt an widmete er sich ausschließlich seiner schriftstellerischen wissenschaftlichen Arbeit. Er ist heute Professor der Philosophie an der New York University und kann als einer der führenden politischen Denker der Gegenwart gelten, obwohl seine schroffen Ansichten über die kommende Entwicklung mindestens ebenso viele leidenschaftliche Gegner wie Bewunderer gefunden haben.

Fast uneingeschränkte Anerkennung erweckte noch sein glänzender Versuch, die „Revolution der Manager", das heißt die Machtergreifung des Fachmannes im Räderwerk der kapitalistischen wie der sozialistischen Wirtschaftsordnung, zu beschreiben. Er hat damit eine begriffliche Vorstellungswelt geschaffen, die aus dem modernen soziologischen Sprachschatz nicht mehr wegzudenken ist und die sich, nachdem sie einmal formuliert worden ist, jedem Betrachter der wirtschaftlichen Entwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geradezu aufdrängt.
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SIDNEY HOOK

SIDNEY HOOK lehrt an der gleichen New York University als Direktor des philosophischen Seminars. Er ist ein Schüler des heute neunzigjährigen John Dewey und mit ihm ein Vertreter der großen pragmatischen Tradition der amerikanischen Philosophie, die bei ihm eine Verbindung mit dem historischen Materialismus eingegangen ist.

Er hat Bücher über Marx und Hegel veröffentlicht und kann als einer der besten Historiographien der sozialistischen Ideologie gelten. Professor Hook hat neben seiner Lehrtätigkeit und seinen wissenschaftlichen Büchern die Zeit gefunden, an vielen amerikanischen Wochen- und Monatsschriften mitzuarbeiten; er wird in Zukunft auch dem Monat regelmäßige Beiträge senden, nachdem er der Redaktion, vom Amsterdamer Philosophenkongreß kommend, kurz vor der Veröffentlichung des ersten Heftes einen Besuch abgestattet hat.

Damals war Professor Hook außerordentlich beeindruckt von der moralischen Haltung der Berliner. Er ging mit uns zu einer der Massendemonstrationen vor dem Reichstagsgebäude, bei denen sich ohne die geringste Organisation und ohne jeden Zwang viele Tausende von Berlinern zum Protest gegen die sowjetische Blockade und die Behinderung des Stadtparlaments eingefunden hatten.

„Ich ging als Zuschauer hin und blieb als Teilnehmer da", bekannte Hook am gleichen Abend im Kreise einiger Berliner Diskussionspartner. So gehörte er zu den vielen Besuchern, die über die Luftbrücke nach Berlin kamen und etwas von dem unnachahmlichen geistigen Klima des Blockadesommers und von der seelischen Widerstandskraft der von allen Seiten umbrandeten Bevölkerung Berlins erfuhren.
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BERTRAND RUSSELL

Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß auch BERTRAND RUSSELL in den letzten Oktobertagen in Berlin war und einige Vorträge hielt, zu denen sich viele Leser von „Der Weg zum Weltstaat" (vergleiche Heft Nr. 1 - das kommt bei uns noch) eingestellt hatten. Die These Lord Russells, daß die Bipolarität der gegenwärtigen Welt auf friedliche oder unfriedliche Weise durch einen der pax romana vergleichbaren Zustand abgelöst werden müsse, stieß in Berlin begreiflicherweise auf besonders lebhaftes Interesse, und die sokratische Ironie, mit welcher der englische Philosoph und Mathematiker seine Ansicht verfocht, erwarb ihm die Bewunderung seiner Hörer. Sie wußten ihm um so mehr Dank für diesen Besuch, als der Sechsundsiebzigjährige kurz zuvor an der norwegischen Küste um ein Haar das Opfer eines schweren Flugzeugunglückes geworden wäre, das viele Menschenleben gekostet hat und dem er nur durch Schwimmen im eiskalten Wasser entronnen war.
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NORBERT MÜHLEN

NORBERT MÜHLEN, der als Korrespondent des Monat in New York regelmäßig über politische und kulturpolitische Ereignisse berichten wird, ist ein deutscher Journalist, der bis 1939 in Frankreich und dann in den Vereinigten Staaten gelebt hat. Er ist der Autor einer Biographie Schachts (The Life and Loans of Hjalmar Horace Gveeley Schacht) und heute ein führender Mitarbeiter amerikanischer Zeitschriften.
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JULIUS EPSTEIN

Ebenfalls in den Vereinigten Staaten lebt der ehemals in Wien beheimatete Publizist JULIUS EPSTEIN, dem die Entdeckung der Denkschriften von Seeckt und Brockdorff-Rantzau unter den nach Washington gebrachten Dokumenten zu verdanken ist.
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EUGEN FISCHER-BALING

Vor dem ersten Weltkrieg noch kirchenhistorischer Privatdozent in Berlin, fand EUGEN FISCHER-BALING bald darauf seine Aufgabe in einer „zornigen" Geschichtsschreibung, die sich mit besonderer Leidenschaft auf die Zertrümmerung der Vorstellungswelt des militanten deutschen Nationalismus warf.

Sein eigentliches Forschungsgebiet wurde die Vorgeschichte des Juli 1914, die in "Die kritischen 39 Tage von Sevajewo bis zum Weltbrand" behandelt wird. Seine historischen Arbeiten mündeten organisch in seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Untersuchungsausschusses des Reichstages über die Schuldfrage des ersten Weltkrieges ein. Er schuf das fünfundzwanzig-bändige Dokumentenwerk des Ausschusses, von dessen Inhalt das deutsche Volk nur allzuwenig erfuhr. Die fast abgeschlossenen Arbeiten an den letzten noch ungedruckten Bänden des Werkes fielen in den letzten Kriegswochen den Flammen zum Opfer.

Die Aufgabe der Aufklärung und Warnung, der ein Historiker vom Schlage Fischer-Balings sich heute gegenübersieht, ist ebenso dringlich wie in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg, in denen die geschichtliche Schuld der Nationalisten und Militärs in allen Lagern entlarvt werden konnte.
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HERBERT PFEIFFER

HERBERT PFEIFFER wirkt seit 1946 als literarischer Mitarbeiter und Theaterkritiker am Berliner Tagesspiegel, wo er sich namentlich durch eine Reihe angelsächsischer Literaturporträts ausgezeichnet hat. Er ist einer der gründlichsten Kenner der deutschen, englischen und amerikanischen Literatur zwischen den Weltkriegen, außerdem ein ebenso begeisterungsbereiter wie kritischer Beobachter des Berliner Theaters seit den experimentierenden Jahren des Expressionismus.
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BORIS SHUB

BORIS SHUB ist ein amerikanischer Journalist, der heute zur Leitung des RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) von Berlin gehört. Er hat an der vor kurzem erschienenen neuen Lenin-Biographie seines Vaters, David Shub, mitgearbeitet, die in Amerika starken Beifall fand und aus der wir demnächst einen längeren Auszug abdrucken werden. Boris Shub schrieb uns für die erste Nummer des Monat die Buchbesprechung „Lüge und Illusion".
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EDOUARD RODITI

Der in Paris als Sohn amerikanischer Eltern geborene EDOUARD RODITI hat eine kosmopolitische Erziehung in Frankreich, England, Deutschland und den Vereinigten Staaten genossen. Außer zwei Bänden mit Versen hat er eine kritische Studie über Oscar Wilde, Dichter und Dandy (Herbert Kluger-Verlag, München, 1947, vorher in New York) veröffentlicht.

Während seiner Anwesenheit in Deutschland als Dolmetscher beim Alliierten Kontrollrat hat Roditi nicht nur viele Vorträge über amerikanische Dichtung gehalten, sondern auch gemeinsam mit Alain Bosquet und Alexander Koval die Schriftenreihe "Das Lot" herausgegeben. Als ein Freund des farbigen Dichters Countee Cullen gehört er zu den Mitbegründern der Countee-Cullen-Memorial-Library an der Universität Atlanta, die der Erinnerung an den 1946 verstorbenen Dichter und der Geschichte und Literatur des amerikanischen Negers gewidmet ist.
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ERNEST HEMINGWAY

In einem Gespräch über seinen schriftstellerischen Werdegang hat der Erzähler ERNEST HEMINGWAY einmal verraten, daß er seine literarischen Sporen auf deutschem Boden, und zwar in den Spalten der Frankfurter Zeitung, erworben hat. Das Feuilleton der großen deutschen Zeitung ließ den jungen Amerikaner, der damals in Paris als ein entwurzelter Bohemien lebte, eher zu Worte kommen als selbst die avantgardistischen Zeitschriften seiner Heimat.

Das Krisenjahr 1929 bedeutete für Hemingway, der mit zwei Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten die Grundlage seines Ruhms gelegt hatte, den Wendepunkt. Er kehrte nach den Vereinigten Staaten zurück, und seine Arbeiten nahmen allmählich eine weniger nihilistische Tönung an, wenn auch die beiden Novellen aus dem afrikanischen Busch "The Snows of Kilimanjaro" und "The Macomber Affair" noch viel von der herben Bitterkeit seiner ersten Bücher besitzen.

In seinem bisher umfangreichsten Roman über den spanischen Bürgerkrieg steht er den Forderungen der Wirklichkeit fester und bestimmter gegenüber, wenn auch den Tatmenschen Robert Jordan, seinen Helden, gelegentlich Zweifel über den Frontverlauf des politischen und weltanschaulichen Kampfes innerhalb Spaniens überkommen, wie in dem von uns abgedruckten Kapitel des Romans.

Für die Gestalt des Bolschewisten Karkow, die hier auftritt, hat der ungewöhnlich begabte russische Journalist Michael Koltsow Modell gestanden, der sich während des Bürgerkrieges in Spanien aufhielt. Er wurde übrigens unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Sowjet-Rußland verhaftet und erschossen.
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SIEGFRIED KRACAUER

In der bedeutenden Filmabteilung des New Yorker "Museum of Modem Art" hat der ehemalige Feuilleton- Redakteur der Frankfurter Zeitung, SIEGFRIED KRACAUER, der vielleicht an Hemingways Debüt nicht unbeteiligt gewesen ist, einen neuen Kristallisationspunkt für seine Arbeiten gefunden, die schon früher im wesentlichen auf dem Gebiet der Filmkritik und dem Grenzbereich von Soziologie und Ästhetik lagen.

Er schrieb im Exil an Hand des umfangreichen Archivs von Filmen und literarischen Dokumenten, das ihm jenseits des Atlantiks zur Verfügung stand, die bisher beste Darstellung des deutschen Spielfilms. Sie wird allerdings etwas zu stark von dem Leitgedanken beherrscht, der schon der Titel "Von Caligari bis Hitler" zum Ausdruck bringt: daß eine psychologische Analyse der erfolgreichen deutschen Filme seit 1919 - auch der künstlerisch gelungenen Werke - unwiderleglich die seelische Disposition der deutschen Mittelklasse für die Despotie des nationalsozialistischen Regimes beweist.

Siegfried Kracauer verfaßte seine Filmgeschichte - einschließlich eines Anhangs über deutsche Dokumentarfilme aus dem ersten Jahr des letzten Krieges - ursprünglich in englischer Sprache und hat das hier abgedruckte Kapitel über den erfolgreichsten Film des Expressionismus selbst für uns ins Deutsche übertragen, ohne allerdings in vollem Umfang die stilistische Verfeinerung seiner früheren Schaffensepoche zu erreichen.
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CLAUDE MAURIAC - ROBERT HERRING - ALFRED KAZIN usw.

CLAUDE MAURIAC ist ein Sohn des bekannten französischen Romanciers Frangois Mauriac und Filmkritiker des Figaro Litteraire. ROBERT HERRING ist der Herausgeber der englischen Monatsschrift Life and Letters. Von ALFRED KAZIN stammte einer der Beiträge zu unserer Thomas Wolfe  Zusammenstellung in der vorigen Nummer. Er ist einer der führenden jungen Kritiker Amerikas. Im vergangenen Jahr leitete er ein literarisches Seminar in Salzburg; zur Zeit arbeitet er an einem Buch über seine Heimatstadt New York. NEIL MAC CALLUM ist ein englischer Journalist, der regelmäßig Reiseberichte in der Zeitschrift New Statesman and Nation veröffentlicht.

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