Eine Heft-Seite aus dem Jahrbuch 1935 der "Berliner Illu."
Dies ist ein Einblick in die längst vergessenen 99 Heft-Seiten einer heroisch martialisch überzogenen Verdummungs- und Beschwichtigungs- Propaganda- Zeitschrift der NS Zeit 1935/1936 aus der Reichshauptstadt Berlin. Das AEG Magnetbandgerät "Magnetophon" und das Fernsehen waren bereits erfunden, und die 36. Olympiade warf ihre Schatten voraus. Die Arisierung und die Jundenverfolgung waren in vollem Gange sowie auch die heimliche Aufrüstung von Heer, Marine und Luftwaffe. (Dieses Heft wurde gescannt und überarbeitet im Jan. 2016 von Gert Redlich.)
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Heftseite 62 - Drei Feiertage fürs ganze Volk
"Drei Feiertage, an den das ganze Volk anteilnahm."
Am 10. April 1935 vermählte sich der preußische Minister- präsident Hermann Göring mit der Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann. Unser Bild zeigt das Brautpaar bei einem Festkonzert im Marmorsaal zu Berlin.
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- Anmerkung : Das ist natürlich publizistischer Unsinn, den ganzen Quatsch hatte außer in Berlin niemand so richtig mitbekommen. Und schaun Sie mal in das Gesicht der jungen Braut. Ihr kam sicher soeben die Erleuchtung, was sie sich mit diesem ordengeilen alternden Gockelhahn wohl angetan hatte. Also Begeisterung ob des neuen Ehemanns würde doch sicher ganz anders aussehen. Auch Görigs Blick - da war er sogar noch schlank - spricht Bände.
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Bild links : Am 22. Januar 1935 beging General der Infanterie Litzmann in Berlin seinen 85. Geburtstag. Der Führer gratulierte persönlich dem greisen Heerführer, der seit Jahren zu seinen getreuesten Mitkämpfern gehört. - Bild rechts : Am 9. April 1935 feierte General Ludendorff in Tutzing seinen 70. Geburtstag. Der Führer ordnete im Gedenken an die Leistungen Ludendorffs im Weltkrieg die Beflaggung aller Dienstgebäude an.
- Anmerkung : Beide Generäle hatten trotz aussichtsloser Lage hunderttausende deutsche Landser in Verdun verheizt - insbesondere die Jugend - genauso, wie es Hitler später in Russland - insbesondere im Februar 1943 in Stalingrad - angeordnet hatte.
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Weiter geht es mit Trivialitäten :
"Die Jugend singt über die Grenzen"
Die größte Ringsendung aller Zeiten wurde am 27. Oktober 1935 von Berlin aus übertragen. Ihr Motto hieß: Jugend singt über die Grenzen. Unsere Karte zeigt die Reihenfolge der Sender (die Ziffern über den Funktürmen), die Dauer der einzelnen Darbietungen und die Namen aller angeschlossenen Sender.
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Der gläserne Zug und das neueste Schilderhaus
Der gläserne Zug. - Der neuzeitliche Aussichtstriebwagen der Reichsbahn, der auf der Strecke München - Berchtesgaden - Bad Reichenhall in Dienst gestellt wurde. Jeder Fahrgast kann während der Fahrt - in der Sicht nicht behindert - die Schönheit des bayrischen Hochgebirges genießen.
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Das neueste Schilderhaus. - Die Form des Arbeitsdienst-Schilderhauses ist aus der breitbeinigen Hab-Acht-Stellung des Arbeitsmannes geboren. Die Farbe ist erdbraun mit signalroten Streifen an den inneren und äußeren Umrandungen.
- Anmerkung : Warum ist damals niemandem aufgefallen, daß man die doch freiwilligen Arbeitsdienstler nicht bewachen und schon gar nicht mit Stacheldraht umzäunen muß. (Nach einer Erzählung von Hoimar v. Ditfurth.)
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Heftseiten 64/65 - Die Politik ist hierin unsichtbar -
Zwei volle Seiten mit großen Horrobildern.
Inmitten der gewaltigen Aufbauarbeit des deutschen Volkes ereigneten sich im Jahre 1935 drei schwere Katastrophen. Unglücksfälle wird es bei der Arbeit der modernen Zeit, ihrem Tempo und der Größe der gestellten Aufgaben immer geben - die Macht der Elemente ist nicht völlig vom Menschen zu beherrschen.
Aber das nationalsozialiftische Deutschland kennt den vollen Wert des schaffenden Menschen, und seine Sorge gilt jenen, die auf dem Feld der Arbeit wirkten und "fielen" (also nicht "verstarben" oder "verunglückten", sondern - wie auf dem Schlachtfeld - "fielen"), wie ihren Frauen und Kindern, die so Deutschland ihr Opfer brachten. Die Nation trug sie zu Grabe, der Führer gab den Opfern der Arbeit das letzte Geleit, Partei und Staat sorgen für die Hinterbliebenen. Auch sie starben für Deutschland.
Bei dem Einsturzunglück im U-Bahn-Schacht am Brandenburger Tor in Berlin fanden trotz tagelanger Anstrengungen der Bergungsmannschaften 21 deutsche Volksgenossen den Tod auf dem Felde der Arbeit.
Am 13. Juni zerstörte eine schwere Explosion einen Teil der Westfälisch- Anhaltischen Sprengstoffabrik in Reinsdorf. 60 deutsche Arbeiter wurden tot aus den Trümmern geborgen.
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- Anmerkung : Es gab also bereits 1935 riesige Sprengstoff-Fabriken in Deutschland, das doch nur Frieden wollte ....... in einem Land nach dem verheerenden (ersten) Weltkrieg, der ja gerademal 17 Jahre vorbei war. (man beachte auch den "Parteitag des Friedens").
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19. August 1935 - Die Funkausstellung brennt
Drei Tage nach der Eröffnung der großen deutschen Funkausstellung in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm in Berlin brannte in der Nacht vom 19. zum 20. August 1935 die Halle IV völlig nieder. Glücklicherweise wurde das Feuer so eingedämmt, daß die Ausstellung ohne Unterbrechung fortgeführt werden konnte.
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- Anmerkung : Hier verbrannte wirklich etwas "Weltbewegendes", das einmal die Kultur des gesamten Erdballs friedlich verändern sollte. Hier verbrannten die weltweit sechs ersten bei der AEG gebauten K1 Magnetophone der Berliner Tonband-Entwickler der AEG .
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Und schon ist die Welt wieder in Ordnung : Letzte Lese.
"Deutsche Landfrauen sammeln die letzten Kartoffeln"
Und darunter ein heutzutage unverständlicher Reim :
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- Der Wind geht kühl, Altweiberfäden spinnen,
- Der Acker flirrt in gold’nem Licht,
- Das um die letzten der Kartoffelleserinnen
- Den Segengruß des Herbstes flicht.
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- Anmerkung : Und keiner kam (damals) auf die Idee, daß diese hier deutlich sichtbare völlig veraltete ineffiziente Landwirtschaft viel zuviel Handarbeit gebunden hatte.
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Und wieder kommt der Schwenk zur realen Politik
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