Eine Heft-Seite aus dem Jahrbuch 1935 der "Berliner Illu."
Dies ist ein Einblick in die längst vergessenen 99 Heft-Seiten einer heroisch martialisch überzogenen Verdummungs- und Beschwichtigungs- Propaganda- Zeitschrift der NS Zeit 1935/1936 aus der Reichshauptstadt Berlin. Das AEG Magnetbandgerät "Magnetophon" und das Fernsehen waren bereits erfunden, und die 36. Olympiade warf ihre Schatten voraus. Die Arisierung und die Jundenverfolgung waren in vollem Gange sowie auch die heimliche Aufrüstung von Heer, Marine und Luftwaffe. (Dieses Heft wurde gescannt und überarbeitet im Jan. 2016 von Gert Redlich.)
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Heftseite 38/39 - Was es in Deutschland gibt :
Sozialismus der Tat - N.S. Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
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Das NS-Regime beschwört die schöne heile Welt. - Jetzt wird vom Vollen geklotzt. Denn Goebbels hatte einige Tricks auf Lager, von denen Europa damals hätte lernen können. Wie mache ich dem Volk die verschleierte NS-Propaganda schmackhaft. In seinem letzten Buch von 1989 beschreibt Hoimar von Ditfurth recht genau und sehr plastisch, wie das damals funktioniert hatte, das mit dem Zuckerbrot und der Peitsche oder der Gestapo und dem KZ und der aufkommenden Angst ab 1936, irgend etwas Falsches zu sagen.
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Die Beschreibung der schönen heilen Welt von 1937 :
"Einmal werden die Arbeiter auf eigenen Schiffen fahren, sie werden ferne Länder sehen und Reisen machen, was bisher nur die Kapitalisten können" - so lauteten einst vor dem (1.Welt-) Kriege die Versprechungen der Marxisten, wenn - ja wenn einmal der Zukunftsstaat unter der Diktatur des Proletariats ausgerichtet wäre. Als die Marxisten nach dem deutschen Zusammenbruch im Jahre 1918 die Macht hatten, wurde es still um diese glanzvollen Zukunstsvoraussagen. Statt eigener Schiffe für die Arbeiter kam die Arbeitslosigkeit, statt Reisen in ferne Länder kamen Not und Elend, statt Urlaub und Erholung kamen Tribute und Bürgerkrieg, Hunger und Kampf ums tägliche Brot. Der Nationalsozialismus hatte dem Arbeiter keine goldenen Berge versprochen.
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Anmerkung :
Das mit Madeira oder anderen sonnigen Gegenden südlich der Alpen war nach 1936 recht schnell vorbei. Dem 3. Reich gingen die Devisen aus, die zum Aufbau der Wehrmacht und der Kriegsmarine gebraucht wurden. Also waren Schiffsreisen auf deutschen KDF-Schiffen günstiger und die fuhren überwiegend auf der Ostsee und an der norwegischen Küste entlang.
Die Bilder von dem Segel-Urlaub im warmen Süden - also rund um Italien oder Spanien - waren weit hergeholt. Segel-Urlaub auf der Ostsee gab es nach wie vor ebenfalls nur für die betuchten Volksgenossen oder die von der Partei zu belohnenden Parteimitglieder. Der Vater des Autors Gerhard Redlich hatte in seinem Leben bis etwa 1955 noch nie etwas von "Urlaub" mitbekommen. Selbst sein Vater Max Redlich (unser Hamburger Opa), der in Hamburg der Chef eines großen Postamtes war, hatte im 3. Reich nur von Pflichten und Arbeit, aber nie etwas von einem Urlaub mit Frau und Kind - und schon gar nicht im Süden - erzählt.
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Aber es vergingen noch keine zwei Jahre, da konnten Millionen deutscher Volkogenossen, die bisher nur das trostlose Grau freudloser Mietskasernen kannten, in die bayrischen Berge fahren, da konnten die, die bislang nur die Räume der Stempelstellen sahen und die Parkbank, auf der sie ihren trübsinnigen Skat klopften, auf eigenen Schiffen nach Madeira fahren, in die geheimnisvolle Schönheit der norwegischen Fjorde, in die heiße Sonne deutscher Seebäder, in die verschwiegene Kühle thüringischer Wälder, da sahen sie den Rhein und den Harz, Ostpreußen und Helgoland, England, Schottland und Schweden, lernten sie segeln und bergsteigen, rudern und paddeln, schloß sich ihnen die Schönheit der Welt auf - ,,wie den Kapitalisten", wie die Marxisten einst gehöhnt hatten. Die Arbeitsfront und die nationalsozialistische Organisation ,,Kraft durch Freude" machten dies Wunder möglich.
Auf dem "Parteitag der Freiheit" konnte der Reichsorganisationsleiter Dr. Ley die stolzen Zahlen verkünden: 5 Millionen Urlauber, davon 3 Millionen für eine Erholungszeit von 7 bis 10 Tagen, 2 Millionen Volksgenossen auf "K. d. F."- Wochenendfahrten, zur See mehr Menschen auf "K. d. F."-Urlaub als die Reedereien Deutschlands und Englands zusammen Fahrgäste beförderten. Nach dieser Riesenleistung nehmen die neuen Pläne nicht Wunder: Eigene Seebäder für ,,Kraft-durch Freude"; neue eigene Dampfer mit je 1.500 Betten, neue Heime im Lande mit insgesamt 50.000 Betten! In der Organisation ,,Kraft durch Freude" ist wirklich ein sozialistisches Werk erster Ordnung entstanden. Deutschland ist wirklich nicht mehr nur für die Reichen da.
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