Eine Heft-Seite aus dem Jahrbuch 1935 der "Berliner Illu."
Dies ist ein Einblick in die längst vergessenen 99 Heft-Seiten einer heroisch martialisch überzogenen Verdummungs- und Beschwichtigungs- Propaganda- Zeitschrift der NS Zeit 1935/1936 aus der Reichshauptstadt Berlin. Das AEG Magnetbandgerät "Magnetophon" und das Fernsehen waren bereits erfunden, und die 36. Olympiade warf ihre Schatten voraus. Die Arisierung und die Jundenverfolgung waren in vollem Gange sowie auch die heimliche Aufrüstung von Heer, Marine und Luftwaffe. (Dieses Heft wurde gescannt und überarbeitet im Jan. 2016 von Gert Redlich.)
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Heftseite 25 - Schwachsinn über den Reichsarbeitsdienst :
"Zwischen Wecken und Zapfenstreich"
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- Das hier ist eine absolut verlogene und unwahre Darstellung und Glorifizierung des zwangsweisen Reichsarbeitsdienstes. Im Buch von Hoimar v. Dittfurth können Sie nachlesen, was das für eine Plackerei war. Der Vater des Autors gr konnte davon auch eine Menge nachdenkenswerter Geschichten erzählen. Auch wurde nie darüber diskutiert, warum die Lager der Arbeitsdienst-Kasernen mit Stacheldraht - teils elektrisch geladen - umzäunt waren.
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Zeichnungen aus dem Preisausschreiben ,,Rund um den Spaten« der Unterrichtsabteilung in der Reichsleitung des NS-Arbeitsdienstes
Zeiten, Landschaften, Stände und Berufe formen ihre Erlebnisse in Liedern, Gedichten, Bildern. ,,Wes das Herz voll ist, dem fließt der Mund über«. Und diese Formungen des Ausdrucks suchen nach Bildern und Zeichen - nach Sinnbildern. Das Schwert - Sinnbild der Wehrhaftigkeit, der Pflug - Sinnbild des Bauerntums, der Hammer - Sinnbild der Arbeit. So wurde das Werkzeug des Arbeitsdienstes, der Spaten, Sinnbild seines Wesens. Er ist ihm Waffe, Werkzeug, dient ihm zur Arbeit und zur Schau, zur Wache und zur Ehrenerweisung.
- Anmerkung : Wieso dient der Spaten als Waffe oder als Waffenersatz - und dann : Der Spaten dient zur Ehrenerweisung ? Was ist das für ein Quatsch bzw. Unsinn.
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weiter im originalen Text :
Das Verhältnis des Soldaten zu seinem Gewehr übertrug sich beim Arbeitsmann auf seinen Spaten. Kein Wunder, wenn er ihn bedichtet, besingt, beschreibt, um dieser Liebe Ausdruck zu geben. Das Lager selbst, das Leben mit den Kameraden, auf der Baustelle, ja selbst beim Kartoffelschälen, die Feierabendunterhaltung im Lager und die Veranstaltung im nahen Dorf fordern heraus zum Schaffen.
- Anmerkung : Nach dem Lesen von vielen Büchern über die Erinnerungen aus der Zeit nach 1933 geht hervor : Niemand konnte sich dazu aufraffen, seinen Spaten zu "lieben", weder um damit (später) Gräber für die gefallenen Kameraden auszuheben, noch, um damit große Löcher zu buddeln. Auch waren es nur ganz wenige Soldaten, die ihr Gewehr geliebt haben.
weiter im originalen Text :
Um einen Einblick zu bekommen in das, was draußen in den Lagern fröhlich wächst und wird, um zu sammeln und zu sichten, veranstaltete die Unterrichtsabteilung in der Reichsleitung des NS-Arbeitsdienstes im Januar 1935 einen Wettbewerb ,,Rund um den Spaten« und forderte auf, Lieder, Sprüche, Gedichte, Sprechchöre, Bilder über den Spaten und alles, was mit ihm zusammenhängt, einzusenden.
Thilo Scheller im Vorwort zu dem Büchlein ,,Rund um den Spaten«. Verlag: Der nationale Aufbau.
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Die Arbeitsdienstler konnnten darüber gar nicht lachen ...
Denn - was hatte der 25 Kilometer Gepäckmarsch mit dem Bauen von Unterkünften und Kindergärten und Straßen zu tun ? Das war doch ganz eindeutig vormilitärische Ausbildung für den Russlandfeldzug.
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Heftseite 26 - Und damit den obigen Schwachsinn keiner merkt, gehts weiter
"Verrückte Jahreszeiten"
Die nachfolgenden belanglosen Bilder auf einer ganzen Seite sollen dem oberflächlichen Leser von 1935 die allgemeine Normalität einer Familienzeitschrift vorspielen. Dazu gehört auch der Blick ins Ausland und auf den deutschen Kindersegen in Berlin.
Bild 1
1. Mai 1935 in Ostpreußen. Die Kraftpost Wartenburg-Land hatte acht Stunden Verspätung, weil sie aus hohen Schneeverwehungen ausgegraben werden mußte.
Bild 2
,,Mailüfterl« auf dem Maloja-Paß. Der Tee auf der Hotelterrasse mußte in die gut geheizte Gaststube verlegt werden.
Bild 3
Verschneite Baumblüte in Tokio. Auch in Japan wollte der Winter nicht endgültig das Feld räumen. In die Zeit der Kirschblütenfeste schickte er häßliche, mit Schnee durchfetzte Regenstürme.
Bild 4
Die allzu frühe Frühlingssonne. Schon am 7. Februar 1935 lockte eine schöne, aber trügerische ,,Frühlingssonne« ins Freie. Die Berliner Kleinkinder machten mit ihren Wagen eine kleine Frühlingsparade.
Bild 5
Schlechte Zeiten für Gondolieri. Bis weit in das südliche Italien hinein führte der Winter ein strenges Regiment. Auf dem Markusplatz in Venedig lag hoher Schnee, und schneebedeckte Gondeln ,,parkten« im Hafen.
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